Ein Mensch mit dem als Albinismus bekannten genetischen Defekt, der zu weiss-rosa Haut, weißblondem Haar und blauen oder grauen Augen führt, wird auch als Albino bezeichnet. Während ein solches Aussehen in Europa auch bei nicht-albinotisch veranlagten Menschen vorkommt, fallen Albinos hier nicht sonderlich auf. Das ist in Afrika anders. Dort ist die Prävalenz des Albinismus höher (1 Albino auf 10.000 Geburten; Weltdurchschnitt: 1 Albino auf 20.000); dort leben z.B. in der Gegend des Viktoriasees bis zu 300.000 Albinos - und dort werden Albinos intensiv diskriminiert und verfolgt. Gegenmaßnahmen gegen die Verfolgung werden in letzter Zeit von der tansanischen Regierung eingeleitet, die um das Ansehen des Landes und um den Fremdenverkehr in der Touristenstadt Mwanza am Viktoriasee, 200 km vom Serengeti-Nationalpark, fürchtet.


Albino-Glauben

Weitverbreitete Glaubensvorstellungen in Bezug auf Besonderheiten der Albinos bilden die ideologischen Grundlagen für Diskriminierung und Verfolgung:

  • Albinos werden in Afrika weithin nicht als Menschen, sondern als Geister angesehen, die Unglueck bringen (Sudan, Mali, Tansania).
  • In Simbabwe gibt es den Glauben, dass sich eine HIV-Infektion durch den reinigenden Geschlechtsverkehr mit einer Albino-Frau heilen liesse.
  • Albino-Körperteile werden in Tansania und Burundi im Zusammenhang mit Reichtums-Zauberei benutzt.

Praktiken

Vor allem in Tansania und Burundi benutzen maennliche und weibliche Zauberer (witch-doctors) Koerperteile von Albinos, um ihre Zauberkraft zu staerken und ihren Klienten schnell zu riesigem Reichtum zu verhelfen. Jährlich wird von zwei bis drei Dutzend Morden an Albinos berichtet. Die Tötung von Albinos ist ein einträgliches Geschäft. Schon ein abgehacktes Bein bringt mehr als 10.000 Euro. Zentrum der Albino-Morde, die zu diesem Zweck erfolgen, ist Mwanza am Viktoriasee.

  • Beispiel: am 21.02.2008 wird die 5 Jahre alte Mariam Fimbo des nachts von zwei Nachbarn in Anwesenheit ihrer 12 Jahre alten Schwester aus dem Schlaf gerissen. Die Nachbarn schlagen ihr mit der Machete den Kopf ab, hacken ihr dann gleich unterhalb des Gesäßes erst das rechte und dann das linke Bein ab; nachdem sie das Blut in einer Schale aufgefangen und ausgetrunken haben, packen sie Kopf und Beine des Opfers in einen Sack und verschwinden (Scheen 2009).

Verwendung von Albino-Koerperteilen

  • Goldgräber schuetten in der Hoffnung auf reiche Goldadern gemahlene Albino-Knochen in ihre Erdgruben.
  • Fischer nageln Albinohaut an ihre Schiffe oder weben Albinohaare in ihre Netze, weil sie glauben, dass sie auf diese Weise Barsche fangen können, deren Bäuche mit Gold gefüllt sind.
  • Interesse an Albino-Körperteilen (Armen, Beinen, Augen, Lippen, Geschlechtsteilen, Knochenpulver, Haut, Haaren etc.) haben auch Politiker, Sportler und andere Prominente.


Gegenmassnahmen

  • Die tansanische Regierung machte Al-Shaymaa John Kwegyir zu ihrer Albino-Beauftragten. Ihr zufolge hatte bis Mitte 2009 noch keines der zahlreichen Ermittlungsverfahren wegen Albino-Morden zu einer Verurteilung gefuehrt (Scheen 2009).
  • Eine Albino-Vereinigung (Albino Association of Tanzania; AAT) engagiert sich fuer die Interessen der Albinos.
  • Die tansanische Regierung entzog den Witch-Doctors die Erlaubnis zur Ausuebung des Heilberufs.
  • UNO-Generalsekretaer Ban rief zur Bekaempfung der Albino-Morde auf.


Beispiel

Weblinks

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