Ein Albino ist ein Lebewesen (Tier oder Mensch) mit einer angeborenen Pigment-Störung, die sich in einer besonders hellen ("weissen") Haut-, Haar- und Augenfarbe manifestiert. Menschen mit Albinismus sind einem hohen Hautkrebsrisiko ausgesetzt. Zudem werden sie in Teilen Afrikas auch häufig schon unmittelbar nach der Geburt getötet, weil sie als "Geister" und nicht als Menschen gelten. Andererseits sind Körperteile von Albinos aufgrund der ihnen zugeschriebenen Zauberkräfte auch ein Handelsgegenstand von hohem Wert, so dass es vorkommt, dass Albinos z.B. von geldgierigen Nachbarn oder darauf spezialisierten Banden getötet, zerteilt und verkauft werden.


Tansania und Burundi

In Tansania ist der Albinismus besonders verbreitet; die Zahl der dort lebenden Albinos wird auf 170.000-300.000 geschätzt. Die malerische tansanische Touristenstadt Mwanza am Viktoriasee, 200 km vom Serengeti-Nationalpark entfernt, ist zugleich Zentrum von Albino-Morden (2007-2009: rund 50 bekannt gewordene Toetungsdelikte).

Männliche und weibliche Zauberer kaufen Körperteile von getöteten Albinos, um ihre Zauberkraft zu stärken. Vor allem werden Albinoteile mit Reichtum assoziiert. So schütten Goldgräber in der Hoffnung auf reiche Goldadern gerne gemahlene Albino-Knochen in ihre Erdgruben. Fischer nageln Albinohaut an ihre Schiffe oder weben Albinohaare in ihre Netze, weil sie glauben, dass sie auf diese Weise Barsche fangen können, deren Bäuche mit Gold gefüllt sind. Interesse an Albino-Körperteilen (Armen, Beinen, Augen, Lippen, Geschlechtsteilen, Knochenpulver, Haut, Haaren etc.) haben auch Politiker, Sportler und andere Prominente.

Für Albino-Körperteile werden deshalb hohe Preise gezahlt. So kann ein einziges abgehacktes Bein schon einen Preis von umgerechnet 10.000 Euro erbringen. Manche Albinos wurden getötet, weil man den Tätern für den Leichnam bis zu einer halben Million Euro versprochen hatte.

Die Albino-Beauftragte der tansanischen Regierung, Al-Shaymaa John Kwegyir, berichtet allerdings, dass von den 178 Ermittlungsverfahren der letzten Jahre kein einziges zu einer Verurteilung geführt habe (Scheen 2009).

Beispiel

"Sie hat sie nicht kommen hören; nicht das Aufstemmen der windschiefen Tür und auch nicht das Tappen ihrer Füße, als sie den Schlafraum der armseligen Hütte betraten. Wach geworden sei sie erst, als sie vom Schein einer Taschenlampe geblendet wurde und ihr gleichzeitig jemand mit einer Machete auf die Schulter klopfte. "Sei ruhig", habe jemand gezischt, "sonst stirbst du." Das Nächste, was die zwölf Jahre alte Mindi Fimbo wahrnahm, waren die Schatten von zwei Männern, die sich auf ihre fünf Jahre alte Schwester Mariam stürzten, die neben ihr auf einer Matte schlief - ihre kleine Schwester, die Mindi stets vor den Hänseleien der anderen Kinder beschützt hatte. "Zeru Zeru" hatten sie Mariam gerufen, was heißen soll, sie sei ein Geist. Das Mädchen litt an Albinismus.- Mindis Erzählung stockt, das Mädchen schaut sich hilfesuchend um, findet den Blick ihres Großvaters, dem jetzt ebenso wie der Enkelin Tränen in den Augen stehen. Der Alte nickt dem Mädchen zu. "Der eine Mann hat Mariam gepackt", flüstert Mindi, "und der andere hat sofort zugeschlagen." Mit einem Machetenhieb, dessen trockenes Geräusch sie niemals vergessen wird, schlugen die Männer Mariam den Kopf ab. Im Schein der Taschenlampe sah Mindi, wie die Männer Mariam danach das linke Bein gleich unterhalb ihres Gesäßes abhackten, dann das rechte. "Sie haben ihr Blut in einer Schale aufgefangen und es getrunken. Dann haben sie den Kopf und die Beine in einen Sack gepackt und sind verschwunden." Mindi war derart geschockt, dass es Minuten gedauert hat, bis sie in der Lage war, in den Nebenraum der Lehmhütte zu stürzen, in der ihr Großvater schlief. "Opa hört nicht gut", sagt Mindi Fimbo. Ihr Großvater hatte nichts mitbekommen. Die Täter wussten das nur allzu gut. Genauso wie sie wussten, dass das kleine Albino-Mädchen nie bei seinen Eltern, sondern immer bei seinem Großvater übernachtete. Die Mörder waren Nachbarn des alten Mabula Fimbo" (Scheen 2009).


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