Albino: Unterschied zwischen den Versionen

360 Bytes entfernt ,  13:59, 14. Sep. 2009
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Als Albino bzw. als einen "Menschen mit Albinismus" bezeichnet man ein Individuum, bei dem aufgrund eines genetischen Defekts die Melaninproduktion nicht oder nur sehr begrenzt funktioniert und das deshalb weiss-rosa Haut, weißblonde Haare und blaue oder graue Augen hat. Da dieses Aussehen in Europa auch bei nicht-albinotisch veranlagten Menschen vorkommt, fallen insbesondere Personen mit schwächer ausgeprägtem Albinismus in dieser Weltgegen weniger auf. Auch ist die soziale Diskriminierung von Albinos hier weniger stark.
Ein Mensch mit dem als Albinismus bekannten genetischen Defekt, der zu weiss-rosa Haut, weißblondem Haar und blauen oder grauen Augen führt, wird auch als Albino bezeichnet. Während ein solches Aussehen in Europa auch bei nicht-albinotisch veranlagten Menschen vorkommt, fallen Albinos hier nicht sonderlich auf. Das ist in Afrika anders. Dort ist die Prävalenz des Albinismus höher (1 Albino auf 10.000 Geburten; Weltdurchschnitt: 1 Albino auf 20.000); dort leben z.B. in der Gegend des Viktoriasees bis zu 300.000 Albinos - und dort werden Albinos intensiv diskriminiert und verfolgt. Gegenmaßnahmen gegen die Verfolgung werden in letzter Zeit von der tansanischen Regierung eingeleitet, die um das Ansehen des Landes und um den Fremdenverkehr in der Touristenstadt Mwanza am Viktoriasee, 200 km vom Serengeti-Nationalpark, fürchtet.  
Im Durchschnitt kommt ein Albino auf 20.000 Geburten. In Afrika kommt ein Albino auf 10.000 oder weniger Geburten. Bis zu 300.000 wird die Anzahl der Albinos in der Gegend um den afrikanischen Viktoriasee geschaetzt. Sie leben nicht nur wegen des bei Albinos besonders hohen Hautkrebsrisikos zurueckgezogen, sondern vor allem wegen ihrer Furcht vor Diskriminierungen, die bis zu Toetungen reichen. Denn in Afrika ist Albinismus nicht nur haeufiger und auch sichtbarer, sondern in seinen sozialen Folgen auch wesentlich dramatischer als sonstwo.  


== Glaubensvorstellungen in Bezug auf Albinos in Afrika ==
 
== Albino-Glauben ==
 
Weitverbreitete Glaubensvorstellungen in Bezug auf Besonderheiten der Albinos bilden die ideologischen Grundlagen für Diskriminierung und Verfolgung:


*Albinos werden in Afrika weithin nicht als Menschen, sondern als Geister angesehen, die Unglueck bringen (Sudan, Mali, Tansania).
*Albinos werden in Afrika weithin nicht als Menschen, sondern als Geister angesehen, die Unglueck bringen (Sudan, Mali, Tansania).


*In Simbabwe kursierte der Glaube, dass sich eine HIV-Infektion durch den reinigenden Geschlechtsverkehr mit einer Albino-Frau heilen liesse.
*In Simbabwe gibt es den Glauben, dass sich eine HIV-Infektion durch den reinigenden Geschlechtsverkehr mit einer Albino-Frau heilen liesse.


*In Tansania und Burundi herrscht seit einigen Jahren der Glaube, dass Blut und die Koerperteile von Albinos als Zaubermittel grossen Reichtum bewirken koennen - offiziell werden dort seither jedes Jahr zwei bis drei Dutzend Ritualmorde bekannt.
*Albino-Körperteile werden in Tansania und Burundi im Zusammenhang mit Reichtums-Zauberei benutzt.


== Praktiken ==
== Praktiken ==


Vor allem in Tansania und Burundi benutzen maennliche und weibliche Zauberer (witch-doctors) Koerperteile von Albinos, um ihre Zauberkraft zu staerken und ihren Klienten schnell zu riesigem Reichtum zu verhelfen. Die malerische tansanische Touristenstadt Mwanza am Viktoriasee, 200 km vom Serengeti-Nationalpark entfernt, ist zugleich Zentrum der zu diesem Zweck begangenen Albino-Toetungen. Wer einen toten Albino an Zauberer verkauft, kann viel Geld verdienen. Schon ein einziges abgehacktes Bein bringt unter Umstaengen mehr als 10.000 Euro.  
Vor allem in Tansania und Burundi benutzen maennliche und weibliche Zauberer (witch-doctors) Koerperteile von Albinos, um ihre Zauberkraft zu staerken und ihren Klienten schnell zu riesigem Reichtum zu verhelfen. Jährlich wird von zwei bis drei Dutzend Morden an Albinos berichtet. Die Tötung von Albinos ist ein einträgliches Geschäft. Schon ein abgehacktes Bein bringt mehr als 10.000 Euro. Zentrum der Albino-Morde, die zu diesem Zweck erfolgen, ist Mwanza am Viktoriasee.  


*Beispiel fuer einen Albino-Mord: am 21.02.2008 wird die 5 Jahre alte Mariam Fimbo des nachts von zwei Nachbarn in Anwesenheit ihrer 12 Jahre alten Schwester aus dem Schlaf gerissen. Die Nachbarn schlagen ihr mit der Machete den Kopf ab, hacken ihr dann gleich unterhalb des Gesäßes erst das rechte und dann das linke Bein ab; nachdem sie das Blut in einer Schale aufgefangen und ausgetrunken haben, packen sie Kopf und Beine des Opfers in einen Sack und verschwinden (Scheen 2009).
*Beispiel: am 21.02.2008 wird die 5 Jahre alte Mariam Fimbo des nachts von zwei Nachbarn in Anwesenheit ihrer 12 Jahre alten Schwester aus dem Schlaf gerissen. Die Nachbarn schlagen ihr mit der Machete den Kopf ab, hacken ihr dann gleich unterhalb des Gesäßes erst das rechte und dann das linke Bein ab; nachdem sie das Blut in einer Schale aufgefangen und ausgetrunken haben, packen sie Kopf und Beine des Opfers in einen Sack und verschwinden (Scheen 2009).


===Verwendung von Albino-Koerperteilen===  
===Verwendung von Albino-Koerperteilen===  
*Goldgräber schuetten in der Hoffnung auf reiche Goldadern gerne gemahlene Albino-Knochen in ihre Erdgruben.
*Goldgräber schuetten in der Hoffnung auf reiche Goldadern gemahlene Albino-Knochen in ihre Erdgruben.
*Fischer nageln Albinohaut an ihre Schiffe oder weben Albinohaare in ihre Netze, weil sie glauben, dass sie auf diese Weise Barsche fangen können, deren Bäuche mit Gold gefüllt sind.
*Fischer nageln Albinohaut an ihre Schiffe oder weben Albinohaare in ihre Netze, weil sie glauben, dass sie auf diese Weise Barsche fangen können, deren Bäuche mit Gold gefüllt sind.
*Interesse an Albino-Körperteilen (Armen, Beinen, Augen, Lippen, Geschlechtsteilen, Knochenpulver, Haut, Haaren etc.) haben auch Politiker, Sportler und andere Prominente.
*Interesse an Albino-Körperteilen (Armen, Beinen, Augen, Lippen, Geschlechtsteilen, Knochenpulver, Haut, Haaren etc.) haben auch Politiker, Sportler und andere Prominente.
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