Abschreckung: Unterschied zwischen den Versionen

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Die lange Verwendungsgeschichte und die häufige empirische Prüfung des Abschreckungskonzeptes legen die Vermutung nahe, dass es auch in der allgemeinen Theoriebildung noch Verwendung findet.
Die lange Verwendungsgeschichte und die häufige empirische Prüfung des Abschreckungskonzeptes legen die Vermutung nahe, dass es auch in der allgemeinen Theoriebildung noch Verwendung findet.


Zunächst einmal ist es ein integraler Bestandteil der kriminologischen Rational Choice Perspektive. Diese befasst sich mit den Strukturen der Entscheidungsfindung, welche zu einer ‚kriminellen’ Handlung führt, besonders unter Berücksichtung der Situation, in welcher sie stattfindet.
Zunächst einmal ist es ein integraler Bestandteil der kriminologischen [[Rational Choice]] Perspektive. Diese befasst sich mit den Strukturen der Entscheidungsfindung, welche zu einer ‚kriminellen’ Handlung führt, besonders unter Berücksichtung der Situation, in welcher sie stattfindet.


„It is assumed, in other words, that crime is purposive behaviour designed to meet the offender’s commonplace needs for such things as money, status, sex and excitement, and that meeting these needs involves the making of (sometimes quite rudimentary) decisions and choices, constrained as these are by limits of time and ability and the availability of relevant information.” (Clarke/Felson 1993, 6)
„It is assumed, in other words, that crime is purposive behaviour designed to meet the offender’s commonplace needs for such things as money, status, sex and excitement, and that meeting these needs involves the making of (sometimes quite rudimentary) decisions and choices, constrained as these are by limits of time and ability and the availability of relevant information.” ([[Clarke]]/[[Felson]] 1993, 6)


Der »kriminell« Handelnde strebt einen Nutzen an und um diesen bestmöglich zu erreichen, berechnet er unter Einbeziehung der zur Verfügung stehenden Informationen und Mittel die beste Wahl als Grundlage der Handlung. Diese analytische Perspektive wird mit der Annahme zur negativen Antizipation von Strafen kombiniert, findet der Abschreckungsgedanke in einer situationsbezogenen und deliktspezifischen Fassung seine Anwendung als ein Teil des kriminologischen RC –Ansatzes (vgl. Cornish/Clarke 1987, 934).
Der »kriminell« Handelnde strebt einen Nutzen an und um diesen bestmöglich zu erreichen, berechnet er unter Einbeziehung der zur Verfügung stehenden Informationen und Mittel die beste Wahl als Grundlage der Handlung. Diese analytische Perspektive wird mit der Annahme zur negativen Antizipation von Strafen kombiniert, findet der Abschreckungsgedanke in einer situationsbezogenen und deliktspezifischen Fassung seine Anwendung als ein Teil des kriminologischen RC –Ansatzes (vgl. [[Cornish]]/[[Clarke]] 1987, 934).


Es gibt jedoch auch theoretische Überlegungen, welche von einer genau umgekehrten Wirkung von Strafen auf den Einzelnen ausgehen. Die grundlegenden Thesen des labelling approach nach Lemert und Becker gehen davon aus, dass Strafen sekundäre Devianz bzw. eine kriminelle Karriere bedingen und daher nicht abschreckend, sondern amplifizierend wirken. Nach Beckers Konzeption ist auch die Möglichkeit gegeben, dass antizipierte Strafen zu versteckt abweichendem Verhalten leiten, was in der gesellschaftlichen Häufung letztendlich zur Bildung von Subkulturen führt (vgl. Becker 1996).
Es gibt jedoch auch theoretische Überlegungen, welche von einer genau umgekehrten Wirkung von Strafen auf den Einzelnen ausgehen. Die grundlegenden Thesen des labelling approach nach [[Lemert]] und [[Becker]] gehen davon aus, dass Strafen sekundäre Devianz bzw. eine kriminelle Karriere bedingen und daher nicht abschreckend, sondern amplifizierend wirken. Nach Beckers Konzeption ist auch die Möglichkeit gegeben, dass antizipierte Strafen zu versteckt abweichendem Verhalten leiten, was in der gesellschaftlichen Häufung letztendlich zur Bildung von Subkulturen führt (vgl. [[Becker]] 1996).


===materielle Realitäten===
===materielle Realitäten===