Überwachen und Strafen (Zusammenfassung): Unterschied zwischen den Versionen

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==Einleitung==
==Einleitung==


Das Buch behandelt die Entstehung des Gefängnisses und des damit verbundenen Strafsystems. Er durchleuchtet dabei den historischen Prozess vom Spätmittelalter, der Zeit des Ancien Régime, bis hin zur Neuzeit und wie sich Art der Bestrafung und Vollstreckung des Urteils in dieser Zeitspanne geändert haben. Dabei unterteilt er sein Werk in vier große Kapitel, die ich in dieser Einleitung kurz erläutere, bevor ich im Hauptteil genauer auf das vierte Kapitel „Gefängnis“ eingehe. Das erste Kapitel trägt den Titel „Marter“ und ist noch einmal unterteilt in „Der Körper der Verurteilten“ und „Das Fest der Martern“. Foucault beginnt mit der Darstellung einiger Marterszenen, um die Grausamkeit, aber auch den Sinn und Zweck derselben für den Leser zu erläutern. Dann gibt er einen Überblick über die Entwicklung der Strafen, sowie über deren Ziele und Vollstreckungen, im Laufe der Zeit, vom 18. Jahrhundert bis heute. So wurde Ende des 18. Jahrhunderts die Marter abgeschafft. Die Strafe, die bis dahin nur auf den Körper zielte, sollte fortan auf Kopf und Seele wirken. Damit verschwindet die Bestrafung auch aus der Öffentlichkeit; sie wird einem Verwaltungsapparat übergeben. Bis etwa 1848 schließt sich diese Entwicklung ab. Weiterhin ändert sich die Art der Bestrafung dahingehend, dass man dann versuchte zu „heilen“ und den Bestraften zu „bessern“. Der Körper wird nicht mehr gequält und gemartert, sondern in ein System von Verpflichtungen und Verboten gesteckt. Das Verbrechen bleibt weiterhin das, was vom Gesetzbuch als solches definiert ist, allerdings urteilt man nun über den Willen und die Leidenschaft der Unangepasstheit. Der Anteil des eigenen Willens am Verbrechen und sind sehr wichtig für das Urteil. Das Ziel der Strafe ist nun der eventuell weiterhin gehegte Wille des Angeklagten, gegen die Gesetze zu verstoßen. Dadurch entstehen neue Strafformen, wie beispielsweise die „überwachte Freiheit“, ein „Aufenthaltsverbot“, und ähnliches. Der Ursprung der Tat wird gesucht, um Prognosen und Abschätzungen hinsichtlich der Zukunft des Täters zu machen und ihn auch klassifizieren zu können. Gleichzeitig entwickeln sich neben der richterlichen Tätigkeit sehr viele Instanzen, die auch über die Behandlung und das Strafmaß urteilen. Es sind Psychologen, Sozialarbeiter, alle Aufsichtspersonen der Strafanstalten und mehr, die Beurteilungen abgeben und damit maßgeblich eine Verlängerung oder eine Verkürzung des Urteils beeinflussen. Foucault stellt vier Regeln auf, die die Geschichte der Seele im Urteil beschreibt: 1. Bestrafung muss als komplexe gesellschaftliche Funktion gedacht werden. 2. Bestrafungen sind in der Perspektive der politischen Taktik zu betrachten. 3. Technologie der Macht beruht auf Erkenntnis des Menschen. 4. Die Art und Weise wie der Körper von den Machtverhältnissen besetzt wird, hat sich verändert und die Frage ist, ob das aufgrund des Eintritts der Seele in die Gerichtspraxis geschehen ist? So versucht der Autor die Entwicklung der Strafmethoden von einer politischen Technologie der Körper her zu untersuchen. Das setzt voraus, dass Herrschaft keinen anderen Zweck verfolgt, als sich selbst um ihrer selbst Willen zu reproduzieren. Allerdings glaubt Foucault an eine politische Ökonomie der Körper, die es erlaubt, die Fähigkeiten nach ihrer Unterwerfung nutzbar zu machen. Dies nennt er die „Mikrophysik der Macht“.
Das Buch behandelt die Entstehung des Gefängnisses und des damit verbundenen Strafsystems. Er durchleuchtet dabei den historischen Prozess vom Spätmittelalter, der Zeit des Ancien Régime, bis hin zur Neuzeit und wie sich Art der Bestrafung und Vollstreckung des Urteils in dieser Zeitspanne geändert haben. Dabei unterteilt er sein Werk in vier große Kapitel, die ich in dieser Einleitung kurz erläutere, bevor ich im Hauptteil genauer auf das vierte Kapitel „Gefängnis“ eingehe.


== Marter ==
Das erste Kapitel trägt den Titel „Marter“ und ist noch einmal unterteilt in „Der Körper der Verurteilten“ und „Das Fest der Martern“.
===Der Körper des Verurteilten===
Foucault beginnt mit der Darstellung einiger Marterszenen, um die Grausamkeit, aber auch den Sinn und Zweck derselben für den Leser zu erläutern. Dann gibt er einen Überblick über die Entwicklung der Strafen, sowie über deren Ziele und Vollstreckungen, im Laufe der Zeit, vom 18. Jahrhundert bis heute. So wurde Ende des 18. Jahrhunderts die Marter abgeschafft. Die Strafe, die bis dahin nur auf den Körper zielte, sollte fortan auf Kopf und Seele wirken. Damit verschwindet die Bestrafung auch aus der Öffentlichkeit; sie wird einem Verwaltungsapparat übergeben. Bis etwa 1848 schließt sich diese Entwicklung ab. Weiterhin ändert sich die Art der Bestrafung dahingehend, dass man dann versuchte zu „heilen“ und den Bestraften zu „bessern“. Der Körper wird nicht mehr gequält und gemartert, sondern in ein System von Verpflichtungen und Verboten gesteckt. Das Verbrechen bleibt weiterhin das, was vom Gesetzbuch als solches definiert ist, allerdings urteilt man nun über den Willen und die Leidenschaft der Unangepasstheit. Der Anteil des eigenen Willens am Verbrechen und sind sehr wichtig für das Urteil. Das Ziel der Strafe ist nun der eventuell weiterhin gehegte Wille des Angeklagten, gegen die Gesetze zu verstoßen. Dadurch entstehen neue Strafformen, wie beispielsweise die „überwachte Freiheit“, ein „Aufenthaltsverbot“, und ähnliches. Der Ursprung der Tat wird gesucht, um Prognosen und Abschätzungen hinsichtlich der Zukunft des Täters zu machen und ihn auch klassifizieren zu können. Gleichzeitig entwickeln sich neben der richterlichen Tätigkeit sehr viele Instanzen, die auch über die Behandlung und das Strafmaß urteilen. Es sind Psychologen, Sozialarbeiter, alle Aufsichtspersonen der Strafanstalten und mehr, die Beurteilungen abgeben und damit maßgeblich eine Verlängerung oder eine Verkürzung des Urteils beeinflussen.
Foucault stellt vier Regeln auf, die die Geschichte der Seele im Urteil beschreibt:
*1. Bestrafung muss als komplexe gesellschaftliche Funktion gedacht werden.
*2. Bestrafungen sind in der Perspektive der politischen Taktik zu betrachten.
*3. Technologie der Macht beruht auf Erkenntnis des Menschen.
*4. Die Art und Weise wie der Körper von den Machtverhältnissen besetzt wird, hat sich verändert und die Frage ist, ob das aufgrund des Eintritts der Seele in die Gerichtspraxis geschehen ist? So versucht der Autor die Entwicklung der Strafmethoden von einer politischen Technologie der Körper her zu untersuchen. Das setzt voraus, dass Herrschaft keinen anderen Zweck verfolgt, als sich selbst um ihrer selbst Willen zu reproduzieren. Allerdings glaubt Foucault an eine politische Ökonomie der Körper, die es erlaubt, die Fähigkeiten nach ihrer Unterwerfung nutzbar zu machen. Dies nennt er die „Mikrophysik der Macht“.
===Das Fest der Martern ===
Im zweiten Teil des ersten Kapitels beschreibt Foucault noch einmal die vormodernen Strafsysteme, bei denen jede ernsthafte Strafe etwas von einer peinlichen Strafe haben musste. Dabei war die Marter die Kunst des Schmerzens und brandmarkend für das Opfer. Die Gerichtsurteile waren zu dieser Zeit geprägt vom Wahrheitsmonopol der Richter, außerdem waren die Verfahren geheim. Dieser dennoch regulierte Teil des Strafsystems und der öffentlichen Vollstreckung hatte mehrere Aspekte: Der Verurteilte musste am Pranger seine Schuld bezeugen, dieses Geständnis wird in der Abbitte erneuert. Durch die Vollstreckung der Strafe am Ort des Verbrechens wird eine Beziehung hergestellt und durch die Länge der Hinrichtung sollen die Qualen der Marter bereits auf das Jenseits vorgreifen. In dieser Zeit war die Souveränität des Königs ausschlaggebend, da sie auch als von Gottes Gnaden gegeben betrachtet wurde. So sollten die Martern auch die Souveränität des Königs wieder herstellen, der seine Macht an die Richter verliehen hatte.
Im zweiten Teil des ersten Kapitels beschreibt Foucault noch einmal die vormodernen Strafsysteme, bei denen jede ernsthafte Strafe etwas von einer peinlichen Strafe haben musste. Dabei war die Marter die Kunst des Schmerzens und brandmarkend für das Opfer. Die Gerichtsurteile waren zu dieser Zeit geprägt vom Wahrheitsmonopol der Richter, außerdem waren die Verfahren geheim. Dieser dennoch regulierte Teil des Strafsystems und der öffentlichen Vollstreckung hatte mehrere Aspekte: Der Verurteilte musste am Pranger seine Schuld bezeugen, dieses Geständnis wird in der Abbitte erneuert. Durch die Vollstreckung der Strafe am Ort des Verbrechens wird eine Beziehung hergestellt und durch die Länge der Hinrichtung sollen die Qualen der Marter bereits auf das Jenseits vorgreifen. In dieser Zeit war die Souveränität des Königs ausschlaggebend, da sie auch als von Gottes Gnaden gegeben betrachtet wurde. So sollten die Martern auch die Souveränität des Königs wieder herstellen, der seine Macht an die Richter verliehen hatte.


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