Traffic

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'Traffic – Macht des Kartells (Film)'


Traffic - Macht des Kartells ist ein Film aus dem Jahr 2000, von dem Regisseur Steven Soderbergh; das Drehbuch wurde geschrieben von Stephen Gaghan.

Der Film zeigt den illegalen Drogenverkehr an der mexikanisch-amerikanischen Grenze in drei verschiedenen Handlungssträngen. Dabei geht der Film auf die Ebene der Konsumenten, der Drogendealer, der mexikanischen sowie der amerikanischen Drogenfahnder und auf die politische Ebene der Drogenbekämpfung ein.

Handlung

Handlungsstrang Mexiko/ Rodriguez

In Mexiko stoppen Polizist Javier Rodriguez (del Toro) und sein Partner Manolo Sanchez (Vargas) einen Drogentransport und verhaften die Kuriere. Ihre Festnahme wird von General Salazar (Milian), einem hochrangigen Beamten, unterbrochen. Salazar ist von den Methoden und dem Wissen Rodriguez‘ fasziniert und beauftragt ihn und Sanchez, den Auftragskiller Francisco Flores (Collins) zu fassen. Dieser arbeitet für das Tijuana-Kartell, das von den Brüdern Obregón geleitet wird.

Der ausgelieferte Flores gibt unter Folter die Namen der wichtigsten Mitglieder des Obregón Kartells an Salazar weiter, der so das Obregón Kartell an entscheidenden Stellen zerschlagen kann. Bald bemerken Rodriguez und Sanchez aber, dass Salazar für das Juárez Kartell, das rivalisierende Kartell zu dem der Brüder Obregón, arbeitet. Salazar wird vom Juárez Kartell geschmiert und arbeitet somit nicht gegen dieses Kartell.

Manolo Sanchez versucht, die Informationen über die wahre Zugehörigkeit Salazars an die DEA (Drug Enforcement Administration) zu verkaufen, wird jedoch für den versuchten Verrat von Handlangern Salazars getötet. Rodriguez, der, nach Sanchez‘ Tod nicht mehr für Salazar arbeiten möchte, beschließt, einen Deal mit der DEA zu machen. Im Gegenzug für seine Aussage möchte Rodriguez Zugriff auf das Stromnetz in seiner Nachbarschaft haben, damit die Kinder Baseball in der Nacht spielen können, um ihnen damit eine Alternative zu Straßengangs und Kriminalität zu bieten. Salazars Geheimnisse werden von Rodriguez für die Öffentlichkeit enthüllt. Salazar wird verhaftet und stirbt schließlich im Gefängnis.

Rodriguez erklärt gegenüber den Medien, dass es eine weit verbreitete Korruption in der Polizei und Armee gebe. Der Handlungsstrang endet damit, dass Rodriguez den Kindern beim Baseball spielen in der Nacht zuguckt.

Handlungsstrang Ohio/ Wakefield

Robert Wakefield (Douglas), ein konservativer Richter aus Ohio, wurde ernannt, um das Büro der Office of National Drug Control Policy zu leiten. Wakefield wird von seinem Vorgänger (Brolin) und mehreren einflussreichen Politikern gewarnt, dass der Krieg gegen die Drogen nicht zu gewinnen sei. Seine Tochter Caroline (Christensen) wird zur gleichen Zeit drogenabhängig. Ihr Freund Seth (Grace) hatte ihr Heroin angeboten. Caroline und Seth werden verhaftet, als ein Kommilitone auf einer Party auf Grund einer Überdosis an Drogen zusammenbricht und sie ihn vor der Notaufnahme eines Krankenhauses zurücklassen. Als Wakefield und seine Frau Barbara (Amy Irving) beginnen, sich mit der Drogenabhängigkeit ihrer Tochter auseinanderzusetzen, entdeckt Wakefield, dass seine Tochter schon seit mehr als sechs Monaten Drogen konsumiert.

Wakefield ist zwischen seiner anspruchsvollen neuen Position und der schwierigen familiären Situation hin und her gerissen. Bei einem Besuch in Mexiko bespricht er mit Salazar, nach dessen Erfolgen gegen die Obregón Brüder, Schläge gegen den Drogenverkehr zwischen Mexiko und den USA. Als er nach Ohio zurückkehrt, bemerkt Wakefield, dass die Bemühungen, Caroline zu rehabilitierten, gescheitert sind. Inzwischen hat sie Geld von ihren Eltern gestohlen und prostituiert sich, um sich Geld für Drogen zu beschaffen.

Wakefield findet Caroline schließlich, nachdem er Seth zu einen Hotelzimmer gefolgt ist, fast bewusstlos mit einem Freier und nimmt sie mit sich. Als Wakefield nach Washington, D.C. fährt, um seine Antrittsrede mit einem "10-Punkte-Plan", gegen den mexikanischen Drogenkrieg, vorzustellen, bricht er ab und sagt, dass ein Krieg gegen die Drogen auch einen Krieg auf persönlicher Ebene impliziert, den er nicht mittragen kann. Er verlässt die Pressekonferenz und nimmt ein Taxi zum Flughafen.

Wakefield und seine Frau gehen mit ihrer Tochter zum Treffen der Narcotics Anonymous (NA) um sie bei ihrem Kampf gegen die Sucht zu unterstützen.

Handlungsstrang San Diego/ Ayala, DEA

Der dritte Handlungsstrang spielt in San Diego, in dem zwei Polizisten der DEA, Montel Gordon (Cheadle) und Ray Castro (Guzmán), in einem Undercover-Einsatz Eduardo Ruiz (Ferrer) verhaften. Ruiz entscheidet sich, als Kronzeuge im Prozess gegen seinen Chef, den Drogenhändler Carlos Ayala (Bauer), der für die Brüder Obrégon arbeitet, auszusagen. Erst als der Prozess gegen Carlos Ayala beginnt, erfährt seine schwangere Frau Helena (Catherine Zeta-Jones) den wahren Beruf ihres Mannes. Da die Aussicht auf eine lebenslange Haft für ihren Mann besteht und Morddrohungen gegen ihr einziges Kind ausgesprochen werden, beschließt Helena den Auftragskiller Flores zu engagieren, um Eduardo Ruiz, den Kronzeugen im Prozess gegen ihren Mann, zu ermorden. Flores platziert eine Autobombe unter einem DEA Auto, um Ruiz zu töten. Kurz nachdem die Bombe explodiert ist, wird Flores von einem Scharfschützen der Brüder Obregón, ermordet, um seine Zusammenarbeit mit General Salazar zu vergelten. Bei der Explosion der Autobombe wird Castro getötet, aber Gordon und Ruiz überleben.

Helena macht einen Deal mit Juan Obregón (Bratt), dem Chef des Drogenkartells der Brüder Obregón, wohl wissend, dass Ruiz bald gegen ihren Mann aussagen wird. Ruiz wird vergiftet und Ayala kommt frei, sehr zur Unzufriedenheit von Gordon, der immer noch wütend über den Tod seines Partners ist. Gordon platzt in eine Party in der Residenz Ayala und platziert heimlich ein Mikrofon unter einem Tisch, um verwertbare Informationen gegen Ayala zu gewinnen.

Personen

Handlungsstrang Mexiko/ Rodriguez

  • Benicio del Toro: Javier Rodriguez, ein Polizist in Tijuana
  • Jacob Vargas: Manolo Sanchez, Javier Rodriguez’ Partner
  • Tomás Milián: General Arturo Salazar, Chef der mexikanischen Drogenbekämpfungspolizei

Handlungsstrang Ohio/ Wakefield

  • Michael Douglas: Robert Wakefield, Direktor des Office of National Drug Control Policy
  • Amy Irving: Barbara Wakefield, Robert Wakefields Frau
  • Erika Christensen: Caroline Wakefield, Tochter der Wakefields
  • Topher Grace: Seth Abrahams, Caroline Wakefields Freund

Handlungsstrang San Diego/ Ayala, DEA

  • Steven Bauer: Carlos Ayala, Drogenhändler des Obregón Drogenkartells
  • Catherine Zeta-Jones: Helena Ayala, Carlos Ayalas Frau
  • Dennis Quaid: Arnie Metzger, Helen Ayalas Anwalt und Carlos’ Partner
  • Clifton Collins, Jr.: Francisco Flores, ein Auftragskiller des Obregón Drogenkartells
  • Don Cheadle: Montel Gordon, ein DEA-Agent
  • Luis Guzmán: Ray Castro, Montel Gordons Partner
  • Miguel Ferrer: Eduardo Ruiz, Carlos Ayalas Unterhändler
  • Benjamin Bratt: Juan Obregón, Drogenbaron des Obregón Kartells

Filmanalyse

Die verschiedenen Handlungsstränge sind mit unterschiedlichen Filtern gefilmt worden. Der in Mexiko spielende Teil, ist in einem Gold-Sepia Ton gehalten, der einerseits den Ort des Geschehens, das heiße Tijuana und die Wüste widerspiegeln soll. Andererseits hebt der Farbfilter die Hautfarben der Protagonisten dieses Stranges hervor. Die meiste Zeit sprechen die Schauspieler Spanisch, aus Respekt Soderberghs den Schauspielern gegenüber und zur Förderung der Authentizität der Handlung. Der in Ohio spielende Handlungsstrang ist in einem kalten Blau gehalten. Es soll die Natur der Charaktere dieses Stranges unterstützen. Diese sind fast ausschließlich wohlhabende Weiße, die als selbstgerecht und kalt dargestellt werden. Der dritte Handlungsstrang, in San Diego, soll durch warme Filter und teilweise überlichtete Szenen die Stimmung widerspiegeln, in der sich die Familie Ayala und die DEA befinden [1].

Bezug zur Realität

Einige Inhalte des Films orientieren sich an realen Personen und Ereignissen. Der Charakter General Arturo Salazar ist dem mexikanischen General Jesús Gutiérrez Rebollo, der insgeheim auf der Gehaltsliste von Amado Carrillo Fuentes, dem Leiter des Juarez Kartell stand, nachempfunden. Die Figuren der Brüder Obregón basieren auf den Arellano Felix Brüdern, die 1989 das Tijuana-Kartell gründeten.

Kriminologie

In dem Buch „Criminology Goes to the Movies: Crime Theory and Popular Culture”, gehen die Autorinnen Nicole Rafter und Michelle Brown in Bezug auf den Film Traffic im Besonderen auf die Anomietheorie von Robert K. Merton ein. In seiner Anomietheorie hebt Merton die Diskrepanz zwischen den Zielen einzelner Personen und deren Zugang zu legitimen Mitteln, zur Verwirklichung dieser Ziele, hervor. Die Basis der Anomietheorie Mertons sind hierbei die Beobachtungen, dass es in der amerikanischen Gesellschaft, insbesondere in den unteren sozialen Schichten, der farbigen Bevölkerung und neu zugewanderten ethnischen Minderheiten, eine hohe Kriminalitätsrate gibt. Es gibt von der Gesellschaft verinnerlichte Ziele oder Ansprüche, die aber in der Realität nicht von jedem erreicht werden können. Diejenigen, denen es an den benötigten Ressourcen zur Verwirklichung der Ziele mangelt, greifen manchmal auf unerlaubte Mittel zurück, z.B. auf kriminelle oder von der Norm abweichende Handlungen, um die von der Gesellschaft festgelegten Ziele zu erreichen. Um mit dieser Diskrepanz fertig zu werden, gibt es nach Merton fünf Verhaltensmuster, auf die Personen zurückgreifen:

  1. Konformität: gesellschaftliche Ziele werden bejaht, Mittel zur Erreichung stehen zur Verfügung.
  2. Innovation: Kulturelle Ziele werden akzeptiert, aber mit illegalen Mitteln zu erreichen versucht, z.B. mit Kriminalität.
  3. Ritualismus: Kulturelle Ziele werden heruntergeschraubt, die legalen Mittel beibehalten.
  4. Rückzug: Kulturelle Ziele sowie die legalen Mittel werden abgelehnt. Folge: Flucht in gesellschaftliche Scheinwelten (z.B. Alkohol, Rauschgift, Sekten).
  5. Rebellion: Ziele und Mittel werden aufgegeben und durch neue ersetzt. Revolution oder alternative Lebensformen sind Beispiele für diese Handlungsform. Hier können auch kriminelle Aktivitäten wie Attentate, Bombenanschläge oder gewaltsame Krawalle ebenfalls durch Rebellion hervorgerufen werden [2].

Nach Nicole Rafter und Michelle Brown kann man verschiedene Figuren des Films Traffic diesen Verhaltensmustern zuordnen.

  • Handlungsstrang Mexiko/ Rodriguez
  1. Konformität: Ana Sanchez: Ist arm, arbeitet hart, hat sich aber mit ihrer Situation abgefunden.
  2. Innovation: General Arturo Salazar: Salazar nutzt illegale Mittel, um an mehr Macht und Geld zu gelangen.
  3. Rebellion: Javier Rodriguez: Ersetzt den beruflichen Erfolg, den Salazar ihm ermöglicht, durch eigene Ziele. Sein Ziel ist Zugang zur Elektrizität, um den Kindern in seiner Nachbarschaft nächtliches Baseball spielen zu ermöglichen, damit dieses sie von Drogen und Gangs fernhält.
  • Handlungsstrang Ohio/ Wakefield
  1. Konformität: Barbara Wakefield: Missbrauchte als Jugendliche in kleinem Ausmaß Drogen, inzwischen ist sie konventionelle Hausfrau, und empfindet diese Aufgabe als das, was die Gesellschaft für sie bereithält.
  2. Innovation: Seth: Der Freund Carolines, verkauft Drogen um an Geld zu kommen.
  3. Ritualismus: Robert Wakefield: Hat eigentliche eine traditionelle Definition von Erfolg, muss diese aber revidieren, um wieder zu seiner Familie zu finden.
  4. Rückzug: Caroline Wakefield: Gerät schnell in die Drogenabhängigkeit, da sie das Gefühl hat, ihr gesellschaftlicher Zusammenhang und ihre Ziele seien nichtig und weltfremd.
  • Handlungsstrang San Diego/ Ayala, DEA
  1. Innovation: Helena Ayala: Hatte zunächst mit konventionellen Mitteln Erfolg (reich geheiratet), übernimmt aber die Drogengeschäfte ihres Mannes, als es scheint, dass sie alles verlieren wird[3].

Kritik

Desson Howe schrieb in seinem Filmreview in der Washington Post: "Soderbergh and screenwriter Stephen Gaghan, who based this on a British television miniseries of the same name, have created an often exhilarating, soup-to-nuts exposé of the world's most lucrative trade [4].". In seiner Filmkritik für die New York Times schrieb Stephen Holden: "If Traffic illustrates how the underfunded, red-tape-bound good guys are no match against the enemy's superior resources, what makes the film more than a powerful thriller is its unflinching contemplation of human frailty.[5]". Philip French schrieb in seiner Filmkritik für den Guardian: "Great acting, greater set-pieces and a grippingly told story. Steven Soderbergh's Traffic is a masterpiece from first to last. But the superstructure of documentary detail and nuanced performances give the film a vibrant feeling for life at different social levels in different places [6].".

Auszeichnungen

Der Film Traffic erhielt 2001 vier Oscars: „Beste Regie“, „Bestes adaptiertes Drehbuch“, „Bester Schnitt“, und als „Bester Nebendarsteller“ wurde Benicio Del Toro ausgezeichnet. Außerdem gewann der Film weitere 64 Preise und wurde 59-mal nominiert.


Weblinks

(Traffic im deutschen Wikipedia)

(Traffic in der englischen IMdB)

(Auszeichnungen Traffic, in der englischen IMdB)

http://en.wikipedia.org/wiki/Traffic_%282000_film%29 (Traffic im englischen Wikipedia)]

[2](Anomie-Theorie)

(R. Merton)

[4]"Green Light for 'Traffic'". The Washington Post. (Filmkritik Desson Howe, The Wash-ington Post 05.Januar 2001) (15.06.2012)

[5](Filmkritik S. Holden New York Times 27.Dezember, 2000) (25.06.2012)]

[6](Filmkritik Philip French, The Guardian, 28.Januar 2001) (25.06.2012)

Literatur

[1][3]Rafter, Nicole & Michelle Brown (2011) Criminology Goes to the Movies: Crime Theory and Popular Culture. New York: NYU Press (Chapter 6:83-100)., ISBN: 978-0814776513, 2011.