Intensivtäter: Unterschied zwischen den Versionen

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*biografische Belastungen, wie die Herkunft aus besonders problematischen sozialen und ökonomischen Verhältnissen
*biografische Belastungen, wie die Herkunft aus besonders problematischen sozialen und ökonomischen Verhältnissen
==Zusammenhänge mit anderen Begriffen==
==Zusammenhänge mit anderen Begriffen==
===Rückfalltäter===
===Schwellentäter===
„Schwellentäter“ werden solche Kinder und Jugendliche genannt, bei denen sich spätere intensivkriminelle Karrieren schon frühzeitig im Kindergarten oder in der Grundschule abzeichnen, auch sogenannte Risikokinder (ausführlich Winterhoff 2008). Erfasst werden hier Auffälligkeiten wie Disziplinverstöße, Unpünktlichkeit, regelmäßiges Schwänzen des Schulunterrichts, geringe Selbstbeherrschung, Gewalttätigkeiten und die Einbindung in sozial negativ auffällige Jugendgruppen- und Banden.
Als Schwellentäter werden aber auch solche erwachsenen Straftäter bezeichnet, die erst an der Schwelle zum Intensivtäter stehen. Es reicht noch nicht für eine Eingruppierung als Intensivtäter (vgl. die Ausführungen zu den einzelnen Länderprogrammen: Pkt. 6.3 ff.).
===Hangtäter===
===Hangtäter===
§66 StGB, Sicherungsverwahrung: "...so ordnet das Gericht...die Sicherungsverwahrung an, wenn...die Gesamtwürdigung des Täters und seiner Taten ergibt, dass er infolge eines Hanges zu erheblichen Straftaten...für die Allgemeinheit gefährlich ist."
Mit Hangtäter wird ein Straftäter bezeichnet, der schon mindestens dreimal straffällig geworden ist und infolge eines Hanges zu erheblichen Straftaten, namentlich zu solchen, durch welche die Opfer seelisch oder körperlich schwer geschädigt werden oder schwerer wirtschaftlicher Schaden angerichtet wird, für die Allgemeinheit gefährlich ist (§ 66 Abs. 1 StGB).  
===Serientäter===
===Sicherungsverwahrung===
Von Sicherungsverwahrung spricht man, wenn ein Täter nach Verbüßen seiner Straftat nicht entlassen wird, sondern zur Verwahrung in eine entsprechende Anstalt verbracht wird. Die Sicherungsverwahrung zählt zu den Maßregeln zur Besserung und Sicherung, und ist in §§ 61 Nr. 3, 66 StGB geregelt. Sie dient in erster Linie dem Schutz der Allgemeinheit vor weiteren Taten.
===schädliche Neigungen===
===schädliche Neigungen===
"Unter schädlichen Neigungen sind gemäß der Definition der ständigen Rechtsprechung erhebliche, seien es anlagebedingte, seien es durch unzulängliche Erziehung oder Umwelteinflüsse bedingte Mängel zu verstehen, die ohne längere Gesamterziehung die Gefahr der Begehung weiterer Straftaten in sich bergen, die nicht lediglich gemeinlästig sind oder den Charakter von Bagatelldelikten haben" (BGH, Beschluss vom 17. November 1987, Az. 1 StR 382/87
"Unter schädlichen Neigungen sind gemäß der Definition der ständigen Rechtsprechung erhebliche, seien es anlagebedingte, seien es durch unzulängliche Erziehung oder Umwelteinflüsse bedingte Mängel zu verstehen, die ohne längere Gesamterziehung die Gefahr der Begehung weiterer Straftaten in sich bergen, die nicht lediglich gemeinlästig sind oder den Charakter von Bagatelldelikten haben" (BGH, Beschluss vom 17. November 1987, Az. 1 StR 382/87
===Incapacitation===
===Incapacitation===
So wird das gezielte Inhaftieren zur "Unschädlichmachung" der Intensivtäter genannt.
So wird das gezielte Inhaftieren zur "Unschädlichmachung" der Intensivtäter genannt.
===Resozialisierung===
Der Begriff Resozialisierung bedeutet im Allgemeinen die Wiedereingliederung in das soziale Gefüge der Gesellschaft. Im kriminologischen Bezug bezieht sie sich insbesondere auf die Wiedereingliederung von Straftätern in das gesellschaftliche Leben außerhalb der Gefängniswelt und die Befähigung durch Integration und Rehabilitation straffällig gewordener Personen zu einem Leben ohne Straftaten.
===Gesetzliche Bestimmungen===
===Gesetzliche Bestimmungen===
==Kriminologische Relevanz==
==Kriminologische Relevanz==
Intensivtäter treten immer wieder pressewirksam durch sehr gewalttätige Straftaten in Erscheinung. Auch die Erkenntnis, dass ein kleiner Anteil an Kriminellen für einen großen Anteil an Straftaten verantwortlich ist und dass die [[Resozialisierung]] dieser Gruppe von Intensivtätern die verschiedenen beteiligten Professionen vor eine große Herausforderung stellt, macht das Thema kriminologisch relevant.
Intensivtäter treten immer wieder pressewirksam durch sehr gewalttätige Straftaten in Erscheinung. Auch die Erkenntnis, dass ein kleiner Anteil an Kriminellen für einen großen Anteil an Straftaten verantwortlich ist und dass die [[Resozialisierung]] dieser Gruppe von Intensivtätern die verschiedenen beteiligten Professionen vor eine große Herausforderung stellt, macht das Thema kriminologisch relevant.
===Grenzen und Risiken===
===Grenzen und Risiken===
Es gibt bisher keine verbindliche bzw. allgemein anerkannte Definition für Intensivtäter. Auch gibt es keine einheitlichen Kriterien zur Eingrenzung des Begriffs "Intensivtäter". Diese unterscheiden sind in den Bundesländern innerhalb Deutschlands bereits, aber auch im weltweiten Ländervergleich. In fast allen Budesländern ist die Anzahl der begagngenen Straftaten entscheidend und meist werden bei der Beurteilung weitere Faktoren wie Art und Weise der Begehung, Art des Delikts oder eine Negativprognose des Sachbearbeiters hinzugezogen.  
Es gibt bisher keine verbindliche bzw. allgemein anerkannte Definition für Intensivtäter. Auch gibt es keine einheitlichen Kriterien zur Eingrenzung des Begriffs "Intensivtäter". Diese unterscheiden sich sowohl in den Bundesländern Deutschlands als auch im weltweiten Ländervergleich. In fast allen Bundesländern ist die Anzahl der begangenen Straftaten entscheidend und meist werden bei der Beurteilung weitere Faktoren wie Art und Weise der Begehung, Art des Delikts oder eine Negativprognose des Sachbearbeiters hinzugezogen.  
Meist sind die Probleme, die zu einer delinquenten Entwicklung bis hin zum Intensivtäter führen multikausal und mmüssen multistrategisch angegangen werden. Es herrscht Konsens darüber, dass bei der Entstehung von delinquentem Verhalten einer ungünstig verlaufenden familiären Sozialisation in der Kindheit ein wichtiger Platz eingeräumt werden muss. Fehlende oder negative Bindungen an wichtige Bezugsbpersonen, Verluste von Bezugspersonen, ungünstiger Erziehungsstil, Erleben von familiärer Gewalt etc, ingesamt eine [["Broken home"-Situation]] führen zu individuellen Problemen und können den Weg in eine delinquente Karriere ebnen. Je früher Deliniquenz im Kindesalter auftritt, umso wahrscheinlicher ist eine negative Entwicklungsprognose. Frühe Intervention ist hier gefragt, was bedeutet, dass Mitarbeitende aus Bereichen der Grsundheitsversorgung und der Betreuung (Kindergarten, Schule, Jugendhilfe) gut geschult sein müssen, um gg. frühe Warnsignale zu entdecken. Auch [[Marginalisierung]], ein Ausschluss an Teilhabe und Bildung, führt zu gesellschaftlichen Verlierern.  
Meist sind die Probleme, die zu einer delinquenten Entwicklung bis hin zum Intensivtäter führen, multikausal und müssen multistrategisch angegangen werden. Es herrscht Konsens darüber, dass bei der Entstehung von delinquentem Verhalten einer ungünstig verlaufenden familiären Sozialisation in der Kindheit ein wichtiger Platz eingeräumt werden muss. Fehlende oder negative Bindungen an wichtige Bezugspersonen, Verluste von Bezugspersonen, ungünstiger Erziehungsstil, Erleben von familiärer Gewalt etc.- ingesamt eine [["Broken home"-Situation]]- führen zu individuellen Problemen und können den Weg in eine delinquente Karriere ebnen. Je früher Deliniquenz im Kindesalter auftritt, umso wahrscheinlicher ist eine negative Entwicklungsprognose. Frühe Intervention ist hier gefragt, was bedeutet, dass Mitarbeitende aus Bereichen der Gesundheitsversorgung und der Betreuung (Kindergarten, Schule, Jugendhilfe) gut geschult sein müssen, um ggf. frühe Warnsignale zu entdecken. Auch [[Marginalisierung]], ein Ausschluss an gesellschaftlicher Teilhabe und Bildung, führt zu gesellschaftlichen Verlierern.  
Jedoch sind auch Risiken wie Fachkräftemangel in vielen beteiligten Berufsgruppen wie Polizei und Jugendhilfe, aber auch Kinderbetreuung und Schule ein wichtiger Faktor. Diese Berufsfelder haben kein gutes Ansehen in der Gesellschaft und zeichnen sich auch nicht durch überdurchschnittliche Bezahlung aus.  
Jedoch sind auch Risiken wie Fachkräftemangel in vielen beteiligten Berufsgruppen wie Polizei und Jugendhilfe, aber auch Kinderbetreuung und Schule ein wichtiger Faktor. Diesen Berufsfeldern fehlt die Anerkennung in der Gesellschaft und zeichnen sich nicht durch überdurchschnittliche Bezahlung aus.  
Daneben ist ein weiteres Risiko die [[Ettiketierung]], das Abstempeln zum delinquenten Intensivtäter, was die Entwicklungsmöglichkeiten und ggf. spätere Ausbildungs- und Berufschancen verändert, zumindest aber das Ansehen und die Akzeptanz in der Gesellschaft, in der Nachbarschaft, schmälert.  
Daneben ist ein weiteres Risiko die [[Etikettierung]], das Abstempeln zum delinquenten Intensivtäter, was die Entwicklungsmöglichkeiten und ggf. spätere Ausbildungs- und Berufschancen verändert oder gar verschlechtert, zumindest aber das Ansehen und die Akzeptanz in der Gesellschaft, z.B. in der Nachbarschaft, schmälert.  
===Länderspezifische Mehrfach/Intensivtäterprogramme===
===Länderspezifische Mehrfach/Intensivtäterprogramme===
Seit Beginn der 90er Jahre werden zunehmend polizeiliche "Intensivtäter-Programme" eingeführt. Ziele sind die Steigerung der Effektivität udn Effizienz in der Kriminalitätsbekämpfung, die Erhöhung des Sicherheitsgefühls und die Begegnung des öffentlichen Drucks. Die einzelnen Konzepte weisen hinsichtich Zielgruppe, Umfang und Art der vorgesehenenden Maßnahmen und präventive und repressive Ausrichtung große Heterogenität auf. Häufige Massnahmen sind die  
Seit Beginn der 90er Jahre werden zunehmend polizeiliche "Intensivtäter-Programme" eingeführt. Ziele sind die Steigerung der Effektivität udn Effizienz in der Kriminalitätsbekämpfung, die Erhöhung des Sicherheitsgefühls und die Begegnung des öffentlichen Drucks. Die einzelnen Konzepte weisen hinsichtich Zielgruppe, Umfang und Art der vorgesehenenden Maßnahmen und präventive und repressive Ausrichtung große Heterogenität auf. Häufige Massnahmen sind die  
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