Crime Mapping: Unterschied zwischen den Versionen

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==Darstellungsformen==
==Darstellungsformen==
Für das Produkt der Kriminalitätskarte kennt ''crime mapping'' zwei unterschiedliche Grundformen der Darstellung:
Für das Produkt der Kriminalitätskarte kennt ''crime mapping'' zwei unterschiedliche Grundformen der Darstellung:
* ''pin maps'' (deutsch: Stecknadel-Karten), bei denen bestimmte punktuelle Orte (z.B. Adresse eines Tatortes) mit einem Punkt (z.B. für ein bestimmtes Delikt) auf der Karte markiert werden (vgl. Abbildung 2)
* ''pin maps'' (deutsch: Stecknadel-Karten), bei denen bestimmte punktuelle Orte (z.B. Adresse eines Tatortes) mit einem Punkt (z.B. für ein bestimmtes Delikt) auf der Karte markiert werden (vgl. Abbildung 2 und 3)
* ''choropleth maps'' (deutsch: Flächenkartogramme), bei denen bestimmte Gebiete (z.B. ganze Stadtteile) in einer bestimmten Farbe (z.B. für die Höhe der Kriminalitätsrate) markiert werden (vgl. Abbildung 4)
* ''choropleth maps'' (deutsch: Flächenkartogramme), bei denen bestimmte Gebiete (z.B. ganze Stadtteile) in einer bestimmten Farbe (z.B. für die Höhe der Kriminalitätsrate) markiert werden (vgl. Abbildung 4)


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==Historie==
==Historie==
===Anfänge im 19. Jahrhundert===
===Anfänge im 19. Jahrhundert===
Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in Frankreich Kriminalität auf Landkarten dargestellt. Als erste gilt eine 1829 von Adriano Balbi und André-Michel Guerry  erstellte Karte, in der die Verteilung von Eigentumsdelikten mit Daten über den Bildungsstand dargestellt wird.
[[Datei:Karte von Balbi und Guerry 1829.jpg|200px|thumb|right|'''Abbildung 1:''' Historische Karte von 1829 von Balbi und Guerry]]Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in Frankreich Kriminalität auf Landkarten dargestellt. Als erste gilt eine 1829 von Adriano Balbi und André-Michel Guerry  erstellte Karte, in der die Verteilung von Eigentumsdelikten mit Daten über den Bildungsstand dargestellt wird.


===Entwicklung zu Forschungszwecken Anfang des 20. Jahrhunderts===
===Entwicklung zu Forschungszwecken Anfang des 20. Jahrhunderts===
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===Entwicklung als praktisches Analysemittel von 1990 bis zur Gegenwart===
===Entwicklung als praktisches Analysemittel von 1990 bis zur Gegenwart===
Dies begann sich Anfang der 1990er Jahre rasant zu ändern. Die immer moderner werdende Computertechnik, kombiniert mit einer steigenden Anzahl an elektronisch verfügbaren Daten aus polizeilichen Vorgangsbearbeitungssystemen, brachte nicht nur einen Wandel in die Art der Erstellung, sondern veränderte auch den Nutzerkreis. Zusätzlich zur Wissenschaft bedienten sich immer mehr Sicherheitsbehörden der Methodik.
[[Datei:Screenshot crimemappingcom.png|thumb|'''Abbildung 2:''' pin map bei crimemapping.com]]
[[Datei:Screenshot Birmingham.png|thumb|'''Abbildung 3:''' pin map von Birmingham]]
[[Datei:Screenshot Metropolitan Police.png|thumb|'''Abbildung 4:'''Flächenkartogramm von London]]Dies begann sich Anfang der 1990er Jahre rasant zu ändern. Die immer moderner werdende Computertechnik, kombiniert mit einer steigenden Anzahl an elektronisch verfügbaren Daten aus polizeilichen Vorgangsbearbeitungssystemen, brachte nicht nur einen Wandel in die Art der Erstellung, sondern veränderte auch den Nutzerkreis. Zusätzlich zur Wissenschaft bedienten sich immer mehr Sicherheitsbehörden der Methodik.


Eine Schlüsselfunktion kam ''crime mapping'' ab 1994 bei der Polizeistrategie in New York zu. Bei der unter dem Namen [[Broken Windows#Brattons Zero-Tolerance-Modell|zero tolerance]] bekanntgewordenen Strategie, die durch Polizeichef William Bratton und Bürgermeister Rudolph Giuliani vorangetrieben wurde, waren Evaluierungen der verschiedenen getroffenen Maßnahmen von Bedeutung. Bei wöchentlich stattfindenden „Crime Control Strategy Meetings“ wurden unter der Bezeichnung COMPSTAT (computerized statistics) Daten zur Kriminalstatistik wie Fall- und Verhaftungszahlen aufbereitet und auf Karten dargestellt. Anhand der gewonnen Erkenntnisse wurden die Maßnahmen an die neuen Kriminalitätsentwicklungen angepasst (weiterführend dazu Binninger & Dreher 1998).
Eine Schlüsselfunktion kam ''crime mapping'' ab 1994 bei der Polizeistrategie in New York zu. Bei der unter dem Namen [[Broken Windows#Brattons Zero-Tolerance-Modell|zero tolerance]] bekanntgewordenen Strategie, die durch Polizeichef William Bratton und Bürgermeister Rudolph Giuliani vorangetrieben wurde, waren Evaluierungen der verschiedenen getroffenen Maßnahmen von Bedeutung. Bei wöchentlich stattfindenden „Crime Control Strategy Meetings“ wurden unter der Bezeichnung COMPSTAT (computerized statistics) Daten zur Kriminalstatistik wie Fall- und Verhaftungszahlen aufbereitet und auf Karten dargestellt. Anhand der gewonnen Erkenntnisse wurden die Maßnahmen an die neuen Kriminalitätsentwicklungen angepasst (weiterführend dazu Binninger & Dreher 1998).
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In letzter Zeit verbreitet sich ''crime mapping'' zudem als Mittel der Öffentlichkeitsarbeit. Kommerzielle Unternehmen bereiten in den USA die Informationen der Polizei auf und veröffentlichen diese auf frei zugänglichen Karten. Hier kann jeder im Internet Informationen für seinen Wohnort über Delikt, Tatort, Tatzeit und Aktenzeichen einsehen. Ein Großteil der Polizeibehörden veröffentlicht ihre Daten über die seit 2007 existierende Plattform von The Omega Group<ref> [http://www.crimemapping.com/ Homepage von crimemapping.com] </ref>.
In letzter Zeit verbreitet sich ''crime mapping'' zudem als Mittel der Öffentlichkeitsarbeit. Kommerzielle Unternehmen bereiten in den USA die Informationen der Polizei auf und veröffentlichen diese auf frei zugänglichen Karten. Hier kann jeder im Internet Informationen für seinen Wohnort über Delikt, Tatort, Tatzeit und Aktenzeichen einsehen. Ein Großteil der Polizeibehörden veröffentlicht ihre Daten über die seit 2007 existierende Plattform von The Omega Group<ref> [http://www.crimemapping.com/ Homepage von crimemapping.com] </ref>.


In Großbritannien stellt die Polizei selbst aktuelle Informationen zu Delikten, ungefähren Tatorten und Stand der Ermittlungen im Internet auf Karten dar<ref> [http://www.police.uk/ Portal zu Kriminalitätskarten des Home Office] </ref><ref> [http://maps.met.police.uk/ Kriminalitätskarte der Metropolitan Police London] </ref>.  
 
In Großbritannien stellt die Polizei selbst aktuelle Informationen zu Delikten, ungefähren Tatorten und Stand der Ermittlungen im Internet auf Karten dar<ref> [http://www.police.uk/ Portal zu Kriminalitätskarten des Home Office] </ref><ref> [http://maps.met.police.uk/ Kriminalitätskarte der Metropolitan Police London] </ref>.
 


In Deutschland sind regelmäßig und aktuell durch die Polizei in Internet gestellte Kriminalitätskarten noch nicht zu finden. Einige Behörden beginnen, detaillierte Kriminalitätskarten für die einzelnen Stadtteile in einem Kriminalitätsatlas zu veröffentlichen (z.B. Berlin<ref> [http://www.berlin.de/imperia/md/content/polizei/kriminalitaet/pks/k_atlas2011.pdf: Kriminalitätsatlas Berlin 2011] </ref>).
In Deutschland sind regelmäßig und aktuell durch die Polizei in Internet gestellte Kriminalitätskarten noch nicht zu finden. Einige Behörden beginnen, detaillierte Kriminalitätskarten für die einzelnen Stadtteile in einem Kriminalitätsatlas zu veröffentlichen (z.B. Berlin<ref> [http://www.berlin.de/imperia/md/content/polizei/kriminalitaet/pks/k_atlas2011.pdf: Kriminalitätsatlas Berlin 2011] </ref>).


==Kriminologische Relevanz==
==Kriminologische Relevanz==
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