Liwat: Unterschied zwischen den Versionen

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== Hadithen ==
== Hadithen ==


In den Hadithen gesammelt finden sich die Überlieferungen über Mohammed, aus denen vor allem viele Verbote und religiös-moralische Warnungen abgeleitet werden, die im Koran selbst keine Erwähnung finden oder kein explizites Strafmaß geäußert wird. Jedoch ist bei vielen Hadithen zweifelhaft, ob sie tatsächlich von Mohammed stammen oder aus verschiedenen Interessen heraus nachträglich gefälscht wurden. <ref name="Schmitt"></ref>
In den Hadithen gesammelt finden sich die Überlieferungen über Mohammed, aus denen vor allem viele Verbote und religiös-moralische Warnungen abgeleitet werden, die im Koran selbst keine Erwähnung finden oder kein explizites Strafmaß geäußert wird. Jedoch ist bei vielen Hadithen zweifelhaft, ob sie tatsächlich von Mohammed stammen oder aus unterschiedlichen Interessen heraus nachträglich gefälscht wurden. <ref name="Schmitt"></ref>


Sie sind die gängigerweise zugezogenen Quellen für die verschiedenen Auslegungen zur Bestrafung von Liwat <ref name="Klauda"></ref>. Verschiedene Gelehrte wie Ibn Al-Jawzi und [http://en.wikipedia.org/wiki/Sunan_al-Tirmidhi Sunan al-Thirmidi] bezeugen die Verurteilung von Liwat durch Mohammed und dessen Forderung einer Todesstrafe<ref name="Schmitt"></ref>. Des Weiteren soll der erste Kalif [http://de.wikipedia.org/wiki/Abu_Bakr Abu Bakr], Mohammeds Stiefvater und Nachfolger, einen Mann wegen liwat lebendig begraben haben lassen, während der vierte Kalif, [http://de.wikipedia.org/wiki/%CA%BFAl%C4%AB_ibn_Ab%C4%AB_T%C4%81lib 'Ali ibn Abi Talib], einen Mann wegen liwat von einem Minarett stürzte <ref name="pellat">Pellat, Charles, ''Liwat'' in: Schmitt und Sofer (Hrsg.), ''Sexuality and Eroticism Among Males in Moslem Societies'', New York: Haworth, 1992</ref>. Dabei ist unklar, ob es sich bei diesen Urteilen um Auslegungen gängigen Rechts handelte oder um souveräne Herrscherentscheidungen, die erst rückwirkend rechtlich legitimiert wurden <ref name="Klauda"></ref>.
Analkverkehr wird in diversen Hadith explizit abgelehnt:
 
<blockquote>"He who has intercourse with his wife through her anus is accursed"—Narrated by [[Sunni view of Abu Huraira|Abu Hurairah]], Book of Marriage, [[Sunan Abu Dawood]] 2157<ref>{{cite web|url=http://www.searchtruth.com/book_display.php?book=11&translator=3&start=0&number=2155 |title=Hadith (Hadis) Books (Sahih Al-Bukhari, Sahih Muslim, Sunan Abu-Dawud, and Malik's Muwatta) |publisher=Searchtruth.com |date= |accessdate=2012-07-26}}</ref></blockquote>
<blockquote>"If anyone [resorts to a diviner and believes in what he says (according) to the version of Musa) or] has intercourse with his wife (according to the agreed version) when she is menstruating, or has intercourse with his wife through her anus, he has nothing to do with what has been sent down to Muhammad."—Narrated by [[Sunni view of Abu Huraira|Abu Hurairah]], Book of Divination and Omens, [[Sunan Abu Dawood]], 3895.<ref>{{cite web|url=http://www.searchtruth.com/book_display.php?book=29&translator=3&start=0&number=3895#3895 |title=Hadith (Hadis) Books (Sahih Al-Bukhari, Sahih Muslim, Sunan Abu-Dawud, and Malik's Muwatta) |publisher=Searchtruth.com |date= |accessdate=2012-07-26}}</ref></blockquote>
 
Verschiedene Gelehrte wie Ibn Al-Jawzi und [http://en.wikipedia.org/wiki/Sunan_al-Tirmidhi Sunan al-Thirmidi] bezeugen die Verurteilung von Liwat durch Mohammed und dessen Forderung einer Todesstrafe<ref name="Schmitt"></ref>. Des Weiteren soll der erste Kalif [http://de.wikipedia.org/wiki/Abu_Bakr Abu Bakr], Mohammeds Stiefvater und Nachfolger, einen Mann wegen liwat lebendig begraben haben lassen, während der vierte Kalif, [http://de.wikipedia.org/wiki/%CA%BFAl%C4%AB_ibn_Ab%C4%AB_T%C4%81lib 'Ali ibn Abi Talib], einen Mann wegen liwat von einem Minarett stürzte <ref name="pellat">Pellat, Charles, ''Liwat'' in: Schmitt und Sofer (Hrsg.), ''Sexuality and Eroticism Among Males in Moslem Societies'', New York: Haworth, 1992</ref>. Dabei ist unklar, ob es sich bei diesen Urteilen um Auslegungen gängigen Rechts handelte oder um souveräne Herrscherentscheidungen, die erst rückwirkend rechtlich legitimiert wurden <ref name="Klauda"></ref>.


Eine Erklärung für den scharfen Kontrast dieses Strafmaßes zu dem des Korans wird u.A. durch den zunehmenden Einfluss oströmischer Rechtsprechung und der Einflussnahme christlicher und jüdischer Konvertiten aus der Oberschicht erklärt <ref name="greenberg">Greenberg, David F., ''The Construction of Homosexuality'', Chicago: University of Chicago Press, 1993, S.173</ref>.  Eine weitere Interpretation ist, dass die [http://de.wikipedia.org/wiki/Ulama islamischen Rechtsgelehrten](''ulamā'') durch die Aufnahme eines Strafmaßes für Liwat in die religiöse Rechtswissenschaft die Willkür der Herrscher zügeln wollten <ref name="Klauda"></ref>.
Eine Erklärung für den scharfen Kontrast dieses Strafmaßes zu dem des Korans wird u.A. durch den zunehmenden Einfluss oströmischer Rechtsprechung und der Einflussnahme christlicher und jüdischer Konvertiten aus der Oberschicht erklärt <ref name="greenberg">Greenberg, David F., ''The Construction of Homosexuality'', Chicago: University of Chicago Press, 1993, S.173</ref>.  Eine weitere Interpretation ist, dass die [http://de.wikipedia.org/wiki/Ulama islamischen Rechtsgelehrten](''ulamā'') durch die Aufnahme eines Strafmaßes für Liwat in die religiöse Rechtswissenschaft die Willkür der Herrscher zügeln wollten <ref name="Klauda"></ref>.
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