Korruption: Unterschied zwischen den Versionen

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Wo immer unter den geschichtlichen Bedingungen herrschaftlich organisierter Vergesellschaftung deren Modalität kritisch reflektiert wurde, findet sich durchgehend die Thematisierung pflichtvergessener, korrupter Herrscher und Beamter und man problematisierte den Ämterkauf. (Vgl. Schuller 1982; Gebhardt 2003, S.17) Sowohl in der Antike (Thukydides, Platon, Aristoteles), in der römischen Republik (Cicero), im westlichen lateinischen Christentum (Augustinus) als auch im italienischen Humanismus charakterisierte man Korruption darüber hinaus als übergreifenden Prozess des moralischen Niedergangs und als Krise des institutionellen Ordnungsgefüges (Gebhardt 2003).<br>
Wo immer unter den geschichtlichen Bedingungen herrschaftlich organisierter Vergesellschaftung deren Modalität kritisch reflektiert wurde, findet sich durchgehend die Thematisierung pflichtvergessener, korrupter Herrscher und Beamter und man problematisierte den Ämterkauf. (Vgl. Schuller 1982; Gebhardt 2003, S.17) Sowohl in der Antike (Thukydides, Platon, Aristoteles), in der römischen Republik (Cicero), im westlichen lateinischen Christentum (Augustinus) als auch im italienischen Humanismus charakterisierte man Korruption darüber hinaus als übergreifenden Prozess des moralischen Niedergangs und als Krise des institutionellen Ordnungsgefüges (Gebhardt 2003).<br>


===Zusammenhänge mit anderen Begriffen===
[[Anomie]], [[Subkultur]], Occupational Crime, Corporate Crime, [[White-Collar Crime]], [[Makrokriminalität]], [[Kriminalität der Mächtigen]].<br>
Angesichts zahlreicher Beispiele fuer den Einfluss der Mafia auf Politik und Verwaltung (USA, Prohibitionszeit, Italien: nach dem 2. Weltkrieg) herrscht unter KriminologInnen eine erstaunliche Einigkeit darüber, dass Korruption selten im Zusammenhang mit [[Organisierte Kriminalität|Organisierter Kriminalität]] auftritt. (BKA 2004, S.43; Bannenberg 2002, S.111f.; Besozzi 2001, S.53f.)
== Geschichte ==
== Geschichte ==
In der europäischen Politik des 17. bis 19. Jahrhunderts allerdings gehörte Korruption, verstanden als Ämterkauf und Privilegienhandel, zum politischen Alltag, sie war normaler Bestandteil der politischen Kultur, und von einem diesbezüglichen Unrechtsbewusstsein konnte keine Rede sein. Man spricht in Bezug auf diese Epoche deshalb von „Proto-Korruption“ (Noack 1987, S.44ff.). Erst mit dem Aufkommen einer Beamtenschaft, der Herausbildung von Parteien im modernen Sinn sowie mit der Etablierung einer kritischen Öffentlichkeit (Presse) im Zusammenhang mit einem gewissen puritanischen Zeitgeist wurden diese Vorgänge in Europa skandalisiert.<br>
In der europäischen Politik des 17. bis 19. Jahrhunderts allerdings gehörte Korruption, verstanden als Ämterkauf und Privilegienhandel, zum politischen Alltag, sie war normaler Bestandteil der politischen Kultur, und von einem diesbezüglichen Unrechtsbewusstsein konnte keine Rede sein. Man spricht in Bezug auf diese Epoche deshalb von „Proto-Korruption“ (Noack 1987, S.44ff.). Erst mit dem Aufkommen einer Beamtenschaft, der Herausbildung von Parteien im modernen Sinn sowie mit der Etablierung einer kritischen Öffentlichkeit (Presse) im Zusammenhang mit einem gewissen puritanischen Zeitgeist wurden diese Vorgänge in Europa skandalisiert.<br>
In der soziologischen Tradition, vor allem bei Max Weber und Emile Durkheim, wurde Korruption als struktureller sozialer Tatbestand identifiziert. (Schmidt 2003) Sie erscheint hier zugleich als pathologische Erscheinung des Sozialen und als Integrationsmoment für Gesellschaften.
In der soziologischen Tradition, vor allem bei Max Weber und Emile Durkheim, wurde Korruption als struktureller sozialer Tatbestand identifiziert. (Schmidt 2003) Sie erscheint hier zugleich als pathologische Erscheinung des Sozialen und als Integrationsmoment für Gesellschaften.


== Korruption als Kriminalität ==
== Korruption als Kriminalität ==
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Es wird von einer Vielzahl unterschiedlicher Rechtsgüter (zum Beispiel Lauterkeit des öffentlichen Dienstes, freier Wettbewerb oder Prinzip der demokratischen Gleichheit) ausgegangen. Die Frage nach dem Kern aller Straftatbestände bleibt damit unbeantwortet.
Es wird von einer Vielzahl unterschiedlicher Rechtsgüter (zum Beispiel Lauterkeit des öffentlichen Dienstes, freier Wettbewerb oder Prinzip der demokratischen Gleichheit) ausgegangen. Die Frage nach dem Kern aller Straftatbestände bleibt damit unbeantwortet.


==Zusammenhänge mit anderen Begriffen==
[[Anomie]], [[Subkultur]], Occupational Crime, Corporate Crime, [[White-Collar Crime]], [[Makrokriminalität]], [[Kriminalität der Mächtigen]].<br>
Angesichts zahlreicher Beispiele fuer den Einfluss der Mafia auf Politik und Verwaltung (USA, Prohibitionszeit, Italien: nach dem 2. Weltkrieg) herrscht unter KriminologInnen eine erstaunliche Einigkeit darüber, dass Korruption selten im Zusammenhang mit [[Organisierte Kriminalität|Organisierter Kriminalität]] auftritt. (BKA 2004, S.43; Bannenberg 2002, S.111f.; Besozzi 2001, S.53f.)


==Empirie==
==Empirie==
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