Zero Tolerance: Unterschied zwischen den Versionen

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Dem US-Psychologen P.G. Zimbardo waren in den 1960er Jahren Vandalisierungsverläufe an abgestellten Autos aufgefallen und diese Beobachtung begann er ab 1969 anhand einiger Experimente zu untersuchen. Dazu stellte er ein Auto in der Bronx ab, das andere in einer kalifornischer Kleinstadt namens Palo Alto.  Er montierte die Kennzeichen der Fahrzeuge ab, öffnete die Motorhauben und beobachtete die Reaktionen auf die so präparierten Fahrzeuge. Das Resultat, bei dem Auto das in der Bronx parkte wurden die ersten Kfz Teile bereits innerhalb der ersten 10 Minuten abmontiert (durch einen Vater mit Sohn) und innerhalb eines Tages war das Auto völlig ausgeschlachtet. Einige Stunden später begann dann die Zerstörung des Pkw und nach drei Tagen war der Pkw ein völliges Wrack, indem weitere Passanten ihren Müll abluden. Das Auto in Palo Alto hingegen wurde eine Woche gar nicht beachtet, mit der Ausnahme, dass ein besorgter Passant vorsorglich die Motorhaube schloss. Als Zimbardo jedoch begann die Scheiben des Fahrzeuges einzuschlagen, wurden die Zerstörer bereits kurze Zeit später durch Passanten angefeuert die sich umgehend an den Zerstörungen beteiligten. In der darauf folgenden Nacht wurde das Zerstörungswerk fortgeführt und am nächsten Morgen lag das Autowrack letztendlich sogar auf dem Dach. Das Ergebnis dieser Versuche sah Zimbardo darin, dass Vorbeschädigungen eines Objektes Diebstahl und weitere Vandalismen nach sich ziehen. Das gelte jedoch grundsätzlich nur dann, wenn das soziale Umfeld Schäden aufweist, also in verwahrlosten Teilen der Stadt.
Dem US-Psychologen P.G. Zimbardo waren in den 1960er Jahren Vandalisierungsverläufe an abgestellten Autos aufgefallen und diese Beobachtung begann er ab 1969 anhand einiger Experimente zu untersuchen. Dazu stellte er ein Auto in der Bronx ab, das andere in einer kalifornischer Kleinstadt namens Palo Alto.  Er montierte die Kennzeichen der Fahrzeuge ab, öffnete die Motorhauben und beobachtete die Reaktionen auf die so präparierten Fahrzeuge. Das Resultat, bei dem Auto das in der Bronx parkte wurden die ersten Kfz Teile bereits innerhalb der ersten 10 Minuten abmontiert (durch einen Vater mit Sohn) und innerhalb eines Tages war das Auto völlig ausgeschlachtet. Einige Stunden später begann dann die Zerstörung des Pkw und nach drei Tagen war der Pkw ein völliges Wrack, indem weitere Passanten ihren Müll abluden. Das Auto in Palo Alto hingegen wurde eine Woche gar nicht beachtet, mit der Ausnahme, dass ein besorgter Passant vorsorglich die Motorhaube schloss. Als Zimbardo jedoch begann die Scheiben des Fahrzeuges einzuschlagen, wurden die Zerstörer bereits kurze Zeit später durch Passanten angefeuert die sich umgehend an den Zerstörungen beteiligten. In der darauf folgenden Nacht wurde das Zerstörungswerk fortgeführt und am nächsten Morgen lag das Autowrack letztendlich sogar auf dem Dach. Das Ergebnis dieser Versuche sah Zimbardo darin, dass Vorbeschädigungen eines Objektes Diebstahl und weitere Vandalismen nach sich ziehen. Das gelte jedoch grundsätzlich nur dann, wenn das soziale Umfeld Schäden aufweist, also in verwahrlosten Teilen der Stadt.


=Broken Windows Theorie=
 
Die aus den o.g. Ansätzen entstandene Theorie von Wilson und Kelling basiert auf der eingängigen Metapher des eingeschlagenen Fensters, das für mehr als nur den unmittelbaren Schaden steht, den es als einzelnes darstellt. Der Ansatz geht davon aus, dass äußere Zeichen von Unordnung in einer Umgebung, wie zerbrochene Fensterscheiben, unbenutzte Häuser, Graffiti an den Wänden, herumliegende Abfäl-le, zerstörte Straßenlampen, Autowracks etc., die Quartierverbundenheit aushöhlen und die primäre Kontrolle schwächen. Bewohner solcher Gebiete neigen dazu, sich in ihre Häuser zurückzuziehen und für den öffentlichen Raum keine Verantwortung mehr zu übernehmen. Gleichzeitig wirkt die Vernachlässigung des öffentlichen Raums als Einladung für zwielichtige Subkulturen, wie Prostitution, Obdachlosensze-ne, Drogenhandel, öffentlicher Alkoholgenuss, etc. Die „physische Unordnung“ wird zunehmend zur „sozialen Unordnung“. Die Identifikation der ursprünglichen Bewoh-ner mit ihrem Quartier nimmt ab, ihre Zufriedenheit mit dem Wohnumfeld schwindet. Viele wandern in der Folge ab, ihr Platz wird zunehmend von dissozialen oder krimi-nalitätsgeneigten Personen eingenommen. Die selektive Abwanderung ist zuletzt der Grund für den Zerfall der Wohngegend. Die äußere Vernachlässigung einer Stadtge-gend führt somit nicht nur zur sozialen Verwahrlosung, sondern auch zu einem krimi-nellen Umschlag und damit zur Zunahme schwerer Kriminalität. Die betroffenen Be-zirke werden dadurch zu „Zonen mit Aufforderungscharakter zu Normbrüchen.“ Wer das verhindern will, sollte nach dem Prinzip „wehret den Anfängen“ bereits bei den ersten Symptomen der Vernachlässigung ansetzen. Das ist der Grundgedanke der sog. zero-tolerance-Konzeption, die in der US-amerikanischen Kriminalpolitik und Kriminalprävention eine große Bedeutung erlangt hat. Danach werden bereits die ersten, früher noch als vernachlässigbar eingeschätzten Zeichen von disorder mit praktischen, verwaltungsrechtlichen, polizeilichen und repressiven Mitteln entschie-den bekämpft.


=Übertragung des Modells=
=Übertragung des Modells=
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