Rosa Luxemburg

Rosa Luxemburg (*5.03.1871 im "kongresspolnischen", damals russ. Zamość; † 15.01.1919 in Berlin) war eine viel bewunderte und viel gehasste Marxistin, Antimilitaristin und Vertreterin des proletarischen Internationalismus. Schon 1913 engagierte sie sich gegen den drohenden Ausbruch eines europäischen oder weltweiten Krieges. 1914 wandte sie sich gegen die Kriegsunterstützung durch die SPD (der sie angehörte). Vom Militarismus und Nationalismus der SPD tief enttäuscht, wandte sie sich der linken Opposition zu, war Mitbegründerin des Spartakusbunds, der USPD und der KPD, deren Gründungsprogramm sie noch kurz vor ihrer Tötung (durch Freikorps-Soldaten) verfasste.

Leben

Das fünfte Kind der wohlhabenden Holzhändler-Familie - Rozalia - hieß mit Nachnamen zunächst Luksenburg, noch zu Lebzeiten ihres Vaters jedoch (durch Beibehaltung eines behördlichen Schreibfehlers) Luxemburg; sie war von kleiner Statur und zeitlebens gehbehindert, engagierte sich noch vor ihrem mit Auszeichnung bestandenen Abitur (1888) in einer verbotenen sozialistischen Partei und entging durch Übersiedlung nach Zürich der Verhaftung. Dort wurde sie schon Jahre vor ihrer Promotion (1897) zu einer geachteten Theoretikerin der polnischen Intelliganz. Im Kampf gegen Monarchie und Kapitalismus wurde sie zur Mitbegründerin der Sozialdemokratie des Königreiches Polen (1893).

27jährig kam Rosa Luxemburg am 16. Mai 1898 nach Berlin. Um in Deutschland in der SPD aktiv sein zu können, erwarb sie die preußische Staatsbürgerschaft per Scheinehe mit dem Schriftsetzer Gustav Lübeck ein (Scheidung 1903).

Ihr damalige Lebensgefährte war der polnische Revolutionär Leo Jogiches (1867-1919), den sie 1890 in der Schweiz kennengelernt hatte.

Sie wurde zu einer der Wortführerinnen der Linken in der SPD (1898-1914). 1912 reiste sie als Vertreterin der SPD zu europäischen Sozialistenkongressen, u. a. in Paris. Mit Jean Jaurès erreichte sie die Selbstverpflichtung der europäischen Arbeiterparteien, bei Ausbruch eines Krieges zum Generalstreik aufzurufen, um auf diese Weise durch die grenzüberschreitende Solidarität der Arbeiter die Durchführung eines Krieges zu verhindern. Als 1913 anlässlich des Balkankriegs schon fast der Weltkrieg drohte, organisierte sie Demonstrationen gegen den Krieg. In Fechenheim (heute Ortsteil von Frankfurt a.M.) rief sie am 25.09.1913 eine Menge von Hunderttausenden zu Kriegsdienst- und Befehlsverweigerung auf: "Wenn uns zugemutet wird, die Mordwaffen gegen unsere französischen oder anderen ausländischen Brüder zu erheben, so erklären wir: ‚Nein, das tun wir nicht!‘." Den Ersten Weltkrieg verbrachte sie weitgehend in Haft. Wenige Wochen nach ihrer Freilassung im November 1918 wurde sie (am 15.01.1919) mit Karl Liebknecht in Berlin-Wilmersdorf festgenommen und der Garde-Kavallerie-Schützen-Division übergeben. Nachdem sie im Hotel Eden verhört und schwer misshandelt worden war, gab der Kommandant Waldemar Pabst den Befehl, sie zu ermorden. Der am Seitenausgang bereitstehende Jäger Otto Wilhelm Runge schlug Rosa Luxemburg mit einem Gewehrkolben nieder. Der Freikorps-Leutnant Hermann Souchon sprang bei ihrem Abtransport kurz auf den Wagen auf und erschoss die schwerverletzte Frau mit einem aufgesetzten Schläfenschuss. Ihre letzten Worte waren: „Nicht schießen!“ Die Erschießung sollte als spontanes Attentat aus der vor dem Hotel versammelten Menge heraus wirken. Ihre Leiche wurde in den Berliner Landwehrkanal geworfen.

Straftaten

Begehung

Rosa Luxemburg beging im Laufe ihres Lebens viele Straftaten und wurde auch wegen Straftaten verurteilt. Während des Ersten Weltkriegs verbrachte sie drei Jahre und vier Monate im Gefängnis. Mathilde Jacob schmuggelte und rettete viele Schriften von Rosa Luxemburg aus ihrer Haftzeit.

  • Ihre Rede in Fechenheim (1913) erfüllte den Tatbestand der Aufforderung zum Ungehorsam gegen Gesetze und Anordnungen der Obrigkeit. Dafür erhielt sie 1914 ein Jahr Gefängnis. Ihre Rede vor der Frankfurter Strafkammer wurde später unter dem Titel Militarismus, Krieg und Arbeiterklasse veröffentlicht. Erst am 18.02.1915 musste sie (im Berliner Weibergefängnis) die Haftstrafe für ihre Rede antreten.
  • Im Juli 1915 kommt es zu einem Hoch- und Landesverratsverfahren gegen Rosa Luxemburg in Düsseldorf.
  • Rosa Luxemburg wird im Februar 1916 nach Verbüßung ihrer einjährigen Haftstrafe aus dem Berliner Frauengefängnis entlassen.
  • Drei Monate nach ihrer Entlassung wird Rosa Luxemburg im Mai 1916 erneut zu einer Haftstrafe verurteilt (2,5 Jahre Zuchthaus).
  • Am 10.07.1916 beginnt die gelegentlich als "Sicherheitsverwahrung" bezeichnete "Schutzhaft" in Berlin. Verlegung in die Festung Wronke in der Provinz Posen, dann nach Breslau. In der Haft verfasst sie einige Aufsätze und zahlreiche Briefe, die vor allem von Mathilde Jacob hinausgeschmuggelt und illegal veröffentlicht, bzw. gerettet werden. Darunter auch "Die Krise der Sozialdemokratie" (Pseudonym: Junius) - eine Abrechnung mit der Rolle der SPD im Krieg. - Ihre Briefe aus dem Gefängnis an ihre Freundinnen Mathilde Jacob und Sonja Liebknecht fanden später in der Weimarer Republik eine breite Leserschaft. - In einem erst postum (1922) von ihrem Freund Paul Levi veröffentlichten Aufsatz, in dem sie sich mit der russischen Oktoberrevolution auseinandersetzte, formulierte sie ihren berühmtesten Satz: Freiheit ist immer Freiheit des Andersdenkenden.
  • Am 8.11.1918, unmittelbar nach Ausbruch der Novemberrevolution, wurde Rosa Luxemburg aus der Haft in Breslau entlassen. Sie begab sich nach Berlin, wo sie am 10.11.1918 eintraf und mit Karl Liebknecht zusammen die "Rote Fahne" herausgab. In einem ihrer ersten Artikel forderte sie die Amnestie für alle politischen Gefangenen und die Abschaffung der Todesstrafe.

Viktimisierung

  • Nachdem Rosa Luxemburg der neugegründeten KPD, deren Parteiprogramm sie verfasst hatte, vergeblich die Beteiligung an den Reichstagswahlen empfohlen hatte - und nachdem der Spartakusaufstand im Januar 1919 blutig niedergeschlagen worden war, machte man Jagd auf Rosa Luxemburg und andere überlebende Spartakisten. - Finanziert und organisiert wurde die Jagd durch Eduard Stadtlers „Antibolschewistische Liga“, die ihrerseits wiederum am 10.01.1919 zu eben diesem Zweck jeweils 5 Mio. Reichsmark von mehreren vermögenden Industriellen wie z.B. Hugo Stinnes erhalten hatte. - Am 15.1.1919 wurde Rosa Luxemburg mit Karl Liebknecht festgenommen, der Garde-Kavallerie-Schützen-Division übergeben und im Hotel Eden verhört und schwer misshandelt. Nachdem Kommandant Waldemar Pabst den Befehl zu ihrer Tötung erteilt hatte, schlug der am Seitenausgang bereitstehende Jäger Otto Wilhelm Runge sein Opfer mit dem Gewehrkolben nieder. Als sie abtransportiert wurde, sprang der Freikorps-Leutnant Hermann Souchon kurz auf den Wagen auf und erschoss die Schwerverletzte, die gerade noch sagen konnte "Nicht schießen", mit einem Schuss in die Schläfe. Ihre Leiche wurde in den Berliner Landwehrkanal geworfen.
  • Die Niederschlagung der Unruhen, zu denen es danach deutschlandweit kam, forderte einige tausend Menschenleben (darunter im März 1919 das von Leo Jogiches, der die Aufklärung der Morde an Luxemburg und Liebknecht vorangetrieben hatte). - Kriegsgerichtsprozesse gegen Runge und Souchon endeten aufgrund einer Intervention Noskes im Mai 1919 mit geringen Haft- bzw. Geldstrafen; beteiligte Offiziere wurden freigesprochen. Pabst wurde nicht angeklagt; mögliche Auftraggeber wurden nicht gesucht. 1935 gab Eduard Stadtler in seinen Erinnerungen zu, dass es sich um Auftragsmorde gehandelt habe. Pabst notierte in seinem 1970 entdeckten Tagebuch, er habe vor den Morden mit der Reichskanzlei telefoniert und Noskes Rückendeckung dafür erhalten.

Publikationen von Rosa Luxemburg

Publikationen über Rosa Luxemburg

  • Haffner, Sebastian (2004) Die deutsche Revolution 1918/19. Reinbek: Rowohlt Taschenbuch, ISBN 3-499-61622-X (Auszug „Der Mord an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg“)
  • Pfäfflin, Friedrich, Hg. (2009) Karl Kraus – Rosa Luxemburg: Büffelhaut und Kreatur. Die Zerstörung und das Mitleiden des Satirikers. Berlin: Friedenauer Presse.

Weblinks