Reisende Täter-Gruppen

Aus Krimpedia – das Kriminologie-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Begriff Reisende Täter-Gruppen (RTG) oder auch mobil organised crime groups (MOCG) bezeichnet Gruppierungen, die mit der Begehung von Straftaten, außerhalb ihres Heimatlandes insbesondere im Bereich der Eigentumskriminalität, ihren Lebensunterhalt bestreiten. Im Fokus der Polizei und der Politik stehen aktuell vor allem Gruppierungen aus Südost- und Osteuropa. Insbesondere das Deliktfeld des Einbruchdiebstahls wird mit Reisenden Tätergruppierungen in Verbindung gebracht und hat somit in den letzten Jahren an Brisanz und öffentlichem Interesse gewonnen.

Etymologie

Der deutsche Begriff des Reisenden Täters setzt sich aus den beiden Worten „reisend“ und „Täter“ zusammen.

Das Wort „reisend“ leitet sich aus dem mhd. Verb „risen“ ab, was so viel bedeutet, wie „sich von unten nach oben bewegen, sich erheben, steigen; sich von oben nach unten bewegen, fallen“. Das Verb geht auf denselben Wortstamm zurück, wie das mhd. Substantiv „reise“, was „Aufbruch, Unternehmen, Zug, Fahrt; Heerfahrt“ meint.

Das Wort „Täter“ leitet sich von dem mhd. Substantiv „tat“ ab. Die Derivation „taeter“ existierte zunächst nur in der Zusammensetzung „übel-taeter“. Erst im 15. Jh. trat das Wort „taeter“ eigenständig auf. Zunächst wurde dem Begriff keinerlei negative Bedeutung zugemessen, lediglich in der Kombination mit dem Wort „übel“ war das Wort Täter negativ konnotiert. Über die Jahre hinweg fand jedoch eine Bedeutungswandlung statt, sodass inzwischen der Begriff des Täters, auch für sich alleine stehend, nahezu ausschließlich eine Person meint, die verwerfliche Taten begeht.


Definition

Im Rahmen eines Forschungsprojektes definiert das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) den Begriff der Reisenden Täter wie folgt: „Personen, die ihren Wohnsitz außerhalb Deutschlands haben und kurzfristig einreisen, um möglichst viele Wohnungseinbrüche zu begehen und danach das Land wieder zu verlassen.“ (http://kfn.de/forschungsprojekte/reisende-taeter-des-wohnungseinbruchs/)

Das Bundeskriminalamt (BKA) ergänzt diese Definition mit dem Zusatz, dass die sogenannten Reisenden Täter häufig aus Südost- und Osteuropa stammen. (https://www.bka.de/DE/UnsereAufgaben/Deliktsbereiche/Wohnungseinbruchdiebstahl/wohnungseinbruchdiebstahl_node.html)

Die RTG zeichnen sich jedoch nicht nur durch ihre Mobilität in ganz Europa aus, sondern auch durch organisierte kriminelle Strukturen, die auch als "Vorfeld Organisierte Kriminalität" (Vorfeld-O.K.) bezeichnet werden. Zumeist verfügen die Tätergruppierungen über einen Hauptorganisator im Heimatland und einen Residenten im Tatort-Land, der dort amtlich gemeldet ist, den mobilen Tätern Unterschlupf gewährt, bei der Beschaffung von Fahrzeugen zur Begehung von Straftaten behilflich ist und teilweise Kontakte zu Tippgebern herstellt. (http://www.zeit.de/2015/09/diebstahl-krefeld-einbruch-serie)

Die RTG treten in nahezu allen europäischen Ländern in Erscheinung. Vornehmlich jedoch in mitteleuropäischen Ländern, wie den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Österreich, der Schweiz und in Deutschland. Der Minister für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen, Ralf Jäger, wird in einer Pressemitteilung des Bundesministerium des Inneren (BMI) vom 31.10.2016 wie folgt zitiert: "Die Strafverfolgung muss genauso beweglich sein, wie die Einbrecher es längst sind. Das sind oft Kriminaltouristen, die durch ganz Europa ziehen. Deshalb ist es wichtig, dass wir eng zusammenarbeiten." Das von Jäger plakativ verwendete Wort Kriminaltouristen beinhaltet ebenfalls die Komponente der Mobilität, also des Reisens. Vor allem in den Sommermonaten soll eine Verlagerung der durch Reisende Tätergruppierungen begangenen Taten von Mittel- und Westeuropa in Richtung Südeuropa feststellebar sein. Dies soll auf Touristenströme zurückzuführen sein und mit einer gleichzeitigen Deliktverschiebung, vom Wohnungseinbruchdiebstahl zum einfachen Diebstahl, Trick- und Taschendiebstahl, einhergehen. Das heißt, die Täter folgen ihren Opfern im Sommer in Urlaubsregionen, um dort Straftaten zu begehen. Dies kann jedoch nur als einer von vielen Erklärungsansätzen für den Rückgang von Einbruchszahlen in den Sommermonaten und einen Anstieg der Einbruchszahlen in den Wintermonaten betrachtet werden.


Deliktfelder

Der Begriff der Reisenden Täter bezieht sich vornehmlich auf Gruppierungen, die Straftaten im Deliktfeld der Eigentumskriminalität begehen. Hierbei insbesondere im Bereich des Wohnungseinbruchdiebstahls (WED) und des Tageswohnungseinbruchdiebstahls (TWED). Das Phänomen der RTG ist jedoch auch in Zusammenhang mit anderen Eigentumsdelikten zu beobachten, nämlich

  • KFZ-Einbruchdiebstahl (Zielrichtung z. B.: Festnavigationsgeräte, Lenkräder)
  • KFZ-Diebstahl und Fahrzeugschieberei (u. a. auch Homejacking)
  • Taschen- und Trickdiebstahl (z. B. durch sogenannte „falsche Polizeibeamte“ oder Enkeltrickbetrüger).

Auf Grund steigender Fallzahlen im Bereich des WED, wird seitens der Politik ein besonders großer Handlungsbedarf gesehen.


Aktuelle Forschungsprojekte

Das Phänomen der RTG ist bislang kaum erforscht. Vor allem in Bezug auf die Organisationsstrukturen solcher Gruppierungen und damit dem Zusammenhang zur Organisierten Kriminalität (OK), liegen bislang erst wenige Erkenntnisse vor. Viele der existierenden Theorien und scheinbaren Fakten zu dem Phänomen der Reisenden Täter leiten sich aus den Polizeilichen Kriminalstatistiken (PKS) der Länder ab, die aber nur einen kleinen Teil des Gesamtphänomens beleuchten können. Dies liegt an der in diesem Deliktfeld sehr geringen Aufklärungsquote und dem dadurch kleinen Hellfeld. Insbesondere im Bereich des Wohnungseinbruchdiebstahls hat das Interesse an den RTG politisch stark zugenommen. Die RTG werden zunehmend als Problem wahrgenommen. Die Polizeibehörden der Länder stoßen aufgrund überregional agierender Täter an ermittlungstaktische und -technische Grenzen. Um Konzepte zur Bekämpfung dieser Art von Kriminalität erarbeiten zu können bedarf es umfangreicher Informationen zu dem tatsächlichen Auftreten, dem Verhalten und der Arbeitsweise solcher Gruppierungen. Am Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachen e.V. (KFN) werden derzeit zwei Forschungsprojekte betrieben, die sich mit dem Forschungsfeld des Einbruchsdiebstahls und hier explizit den Reisenden Tätern bzw. deren Verbindung zu und deren Übereinstimmung mit der organisierten Kriminalität befassen:

„Reisende Täter des Wohnungseinbruchs - Ein Forschungsprojekt zu verurteilten reisenden Tätern“.

Die Projektarbeit findet im Zeitraum vom 01.04.2016 – 31.03.2017 statt. Geleitet wird das Projekt von Prof. Dr. Thomas Bliesener. Finanziert wird es über das Deutsche Forum für Kriminalprävention und die Polizeiliche Kriminalprävention. Im Rahmen des Projektes sollen, im oben angegebenen Zeitraum, 30 qualitative Interviews mit Tätern durchgeführt werden, welche in Deutschland inhaftiert sind und die zur Tatzeit ihren Wohnsitz im Ausland hatten. Ziel des Forschungsprojektes soll es sein, die Forschungslücke in Bezug auf die Vorgehensweise, die Tatortsuche, den Stehlgutverbleib und –absatz und den biographischen Hintergrund reisender Täter zu schließen. Zudem soll erforscht werden, ob die angestiegenen Fallzahlen im Bereich des Wohnungseinbruchsdiebstahls mit einem veränderten Verhalten reisender Täter in Verbindung stehen. (http://kfn.de/forschungsprojekte/reisende-taeter-des-wohnungseinbruchs/)

„Organisierte Kriminalität im Bereich des Wohnungseinbruchdiebstahls“.

Diese Projektarbeit soll im Zeitraum vom 01.10.2016 bis 31.03.2019 durchgeführt werden. Frau Gina Rosa Wollinger leitet das Projekt. Es wird aus Mitteln des Fonds für die Innere Sicherheit der Europäischen Union kofinanziert. Der Inhalt und das Ziel des Projekts werden wie folgt beschrieben: Ausgangspunkt für das Forschungsprojekt sind vorangegangene Forschungsarbeiten des KFN zum Thema Wohnungseinbruchdiebstahl, welche ergeben, dass bei einem starken Anstieg der Fallzahlen in den letzten zehn Jahren, eine konstant niedrige Aufklärungs- und Verurteilungsquote bestehen bleiben. Diese sind u.a. auf fehlende Spuren und Zeugen zurückzuführen. Weiter konnte festgestellte werden, dass ein Teil der Wohnungseinbrüche von ausländischen Tätern begangen werden. Das Wissen bezüglich dieser Täter, insbesondere in Bezug auf deren Organisation und mögliche organisierte Kriminalitätsstrukturen, ist aktuell gering. Ebenso besteht eine Forschungslücke im Bereich wirksamer Ermittlungsmaßnahmen und effektiver internationaler Zusammenarbeit. Das Forschungsprojekt des KFN will versuchen diese Forschungslücke zu schließen. Hierzu sollen vorhandene Erkenntnisse des KFN mit einbezogen werden. Weiterhin werden umfangreiche nationale und internationale Expertenbefragungen, insgesamt 27 Interviews, herangezogen. Zudem findet eine systematische Aktenanalyse sämtlicher OK-Verfahren von 2012 bis 2015 statt, die einen Bezug zum Wohnungseinbruchsdiebstahl aufweisen. (http://kfn.de/forschungsprojekte/organisierte-kriminalitaet-im-bereich-des-wohnungseinbruchdiebstahls/)


Polizeiliche und innenpolitische Handhabe

In der aktuellen polizeilichen und innenpolitischen Diskussion geht man von der Annahme aus, dass zwar ein Großteil der in Deutschland begangenen Einbrüche von örtlich-regional agierenden Tätern begangen werden, dass jedoch die Anzahl an Taten, die auf Reisende Täter zurückzuführen sind, stetig wächst. Diese Annahmen sind jedoch, bei dem aktuellen Forschungsstand, nur schwer überprüfbar. Der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsens, Thomas Bliesener, begründet dies damit, dass die Polizei nur einen Bruchteil der Tatverdächtigen kenne. Vor allem beim Wohnungseinbruchdiebstahl liegt dies daran, dass es nur sehr selten Tatzeugen gibt und die Täter meist keine oder wenige Spuren hinterlassen, die zu deren Identifizierung beitragen können. (http://www.zeit.de/gesellschaft/2014-06/einbrueche-kriminalstatistik-kriminalitaet-polizei)

Es wird zudem angenommen, dass die überregional agierenden RTG Strukturen und Vernetzungen aufweisen, die denen der organisierten Kriminalität ähneln oder gar entsprechen. Dem Innenminister der BRD, Thomas de Maiziére, nach, sollen die Gruppierungen vornehmlich aus Südost- und Osteuropa stammen. Politischer Handlungsbedarf wird daher insbesondere in der länderübergreifenden und der europaweiten Zusammenarbeit der Polizei gesehen. Mit der wachsenden räumlichen Mobilität der Täter, wachsen die Schwierigkeiten bei der Aufklärung von Straftaten. In einer Pressemitteilung des Bundesministerum des Inneren (BMI), vom 31.10.2016, wird der Minister für Sicherheit und Justiz der Niederlande, Ard van der Steur, wie folgt zitiert: "Reisende Einbrechergruppen halten sich nicht an Landesgrenzen. Für eine wirksame Bekämpfung brauchen wir daher ebenfalls grenzüberschreitende Zusammenarbeit." In Deutschland wurden sowohl auf Länderebene, im jeweiligen Landeskriminalamt, als auch auf Bundesebene, beim Bundeskriminalamt und im Bundespolizeipräsidium, Koordinierungsstellen mit dem Schwerpunkt "Reisende Täter Eigentum" etabliert. Diese sollen zu einer effektiveren Zusammenarbeit der einzelnen Behörden beitragen.

Das BKA initiierte ein international operatives EU-Projekt zur Bekämpfung der Eigentumskriminalität durch reisende Täter. Am 02.06.2016 kam es anlässlich dieses Projektes zu einer Pressemitteilung, in der die Ergebnisse des Projektes zusammengefasst wurden. Die Maßnahmen dieses Projekts liefen seit 2014 und wurden durch das BKA koordiniert. Involviert waren Europol, das BKA, das LKA Berlin und Polizeibehörden aus Lettland, Litauen, Estland, Rumänien, Polen, Schweden, Frankreich und Österreich, zudem weitere 50 nationale Polizeidienststellen. Auf Grundlage, der im Rahmen des Projektes ergriffenen Maßnahmen, sollen im In- und Ausland mindestens 72 MOCG zerschlagen worden sein.

Am 31.10.2016 erfolgte eine Pressemitteilung des BMI zur Aachener Erklärung. Anlass hierfür war ein Treffen der Innenminister der Niederlande, Belgiens und Deutschlands, sowie der Landesinnenminister aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsens, welches der besseren Bekämpfung der grenzüberschreitenden Eigentumskriminalität diente. In der Aachener Erklärung, die von den zuvor genannten Innenministern unterzeichnet wurde, wurden acht Maßnahmenpakete zur besseren Bekämpfung der grenzüberschreitenden Eigentumskriminalität vereinbart. In der Pressemitteilung werden folgende Maßnahmen und Ziele als Bestandteil der Aachener Erklärung genannt:

  • Ein intensivierter und kontinuierlicher Informationsaustausch;
  • gemeinsame Auswerte- und Analyseprojekte sowie operative Aktivitäten;
  • unter Leitung und in Absprache mit den zuständigen Justizbehörden, streben die Polizeibehörden eine enge Kooperation für die Durchführung paralleler Ermittlungen oder gemeinsamer Ermittlungsverfahren an;
  • die Initiierung und Umsetzung grenzüberschreitender Präventionsaktivitäten sowie der Austausch von "Best-Practice-Konzeptionen", um den Einbau von Sicherheitstechnik sowie ein sicherheitsbewusstes Verhalten des Einzelnen zu fördern;
  • durch den koordinierten Informationsaustausch zwischen Strafverfolgungs- und Verwaltungsbehörden sollen Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung reduziert und das Investieren inkriminierter Gelder in legale Handels- und Unternehmensstrukturen sowie deren Nutzung für kriminelle Zwecke erschwert werden (sogenannter "administrativer Ansatz");
  • durch eine gemeinsame Beteiligung an nationalen und internationalen Projekten der Sicherheitsforschung, wie z. B. zu Predictive Policing, sollen u. a. neue Präventions- und Bekämpfungskonzepte entwickelt werden.

(http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2016/10/drei-laendergipfel-wohnungseinbruchdiebstahl.html)


Kriminologische Relevanz

Aus kriminologischer Perspektive stellt sich die Frage, ob tatsächlich ein Problem mit und durch Reisende Täter besteht und wenn ja, ob sich das Verhalten dieser Gruppierungen in den letzten Jahren entsprechend gewandelt hat und ob dies zu einem Anstieg der Fallzahlen geführt haben könnte. Bezugnehmend auf das aktuell in der Politik und den Medien präsente Deliktfeld des WED, stellt sich die Frage, wer die Täter des Wohnungseinbruchs tatsächlich sind. Ein Grundproblem bei der Erörterung dieser Frage ist, dass alle hierzu vorhanden Daten, in Form von Akten und der PKS, sich auf die Täter im Hellfeld beziehen. Da es jedoch nur in 2,6% der Fälle, welche bei der Polizei registriert sind, zu einer rechtskräftigen Verurteilung der Täter kommt, kann man demnach bei 97,4% der Fälle keine oder eine nur vage Aussage zu den Tätern treffen. Der überwiegende Teil der Täter bleibt somit im Dunkelfeld.

Zu dem Hellfeld der Täter des Wohnungseinbruchs lässt sich feststellen, dass dieses von Bundesland zu Bundesland und von Stadt zu Stadt stark variiert. Bartsch, Dreißigacker und Blauert verglichen u. a. die Einbruchs-Aufklärungsquoten der PKS 2013, für die Städte Bremerhaven, Hannover, Berlin, Stuttgart und München. Die Aufklärungsquote lag zwischen 7% (in Berlin) und 24% (in Hannover).

Die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen stieg von im Durchschnitt 23% im Jahr 2009, auf 31% im Jahr 2013, an. Bei der Tatort-Wohnsitz-Beziehung war ebenfalls ein Anstieg der ortsfremden Täter zu verzeichnen. Im Jahr 2009 kamen noch 55% der ermittelten Täter aus der Tatortgemeinde selbst, im Jahr 2012 waren es nur noch 49% der ermittelten Täter. Die Zahl der Täter aus dem Ausland stieg von 3% im Jahr 2009, auf 6% im Jahr 2012, an. Die Zahl der Täter ohne festen Wohnsitz in Deutschland, wuchs von 8% im Jahr 2009, um 4%, auf 12% im Jahr 2012.

Eine Täterstrukturanalyse, auf Basis von PKS-Einzeldatensätzen aus NRW (2008-2011), ergab, dass es sich bei den professionellen Tatverdächtigen überwiegend um Täter handelt, die:

  • keine deutsche Staatsangehörigkeit haben,
  • Taten mit einer Schadenshöhe größer als 1000 Euro begehen,
  • nicht alleine handeln,
  • keinen Wohnsitz in Deutschland haben, bzw. unbekannten Wohnsitzes sind.

Auf diesen Tätertypus fiel insgesamt ein höherer Anteil an Tageswohnungseinbrüchen, ein höherer Anteil an Versuchen, eine Tathäufung in den Wintermonaten, eine höhere Delikt-Perseveranz und eine Verlagerung auf Diebstähle in den Sommermonaten.

Bei diesen Feststellungen ist zu beachten, dass es sich um Zahlen aus dem Hellfeld handelt und die ermittelten Tatverdächtigen aus der PKS, nicht mit den rechtskräftig verurteilte Täter gleichzusetzen sind. Wie hoch der tatsächliche Anteil reisender Täter an allen begangenen Einbrüchen ist, lässt sich daher nur vermuten. (http://www.praeventionstag.de/dokumentation/download.cms?id=1861&datei=Bartsch-Dreissigacker-Blauert-DPT19_201_F2671-1861.pdf)

Sollten zukünftige Forschungsergebnisse bestätigen, dass tatsächlich ein Problem durch RTG besteht, stellt sich die Frage nach den Ursachen dieses Phänomens. Diese könnten beispielsweise in wirtschaftlichen und sozioökonomischen Zusammenhängen zu finden sein. Hieraus ergibt sich ein breites Forschungsfeld, welches von hoher Relevanz für zukünftige politische Entscheidungen ist; insbesondere in Bezug auf länderübergreifende Zusammenarbeit der Polizei, den Stellenwert und die Funktion von Europol innerhalb Europas, den Umgang mit dem Datenschutz (Vorratsdatenspeicherung) und bundesweite bzw. europaweite Sicherheitspolitik.


Quellenangaben

Literatur

• Bartsch, Tillmann; Blauert, Katharina; Dreißigacker, Arne: Wohnungseinbruch – akt. empirische Befunde. In: Kerner, Hans-Jürgen u. Marks, Erich (Hrsg.), Internetdokumentation des Deutschen Präventionstages. Hannover 2014.

• Dreißigacker, Arne; Baier, Dirk; Wollinger, Gina R.; Bartsch, Tillmann (2015): Die Täter des Wohnungseinbruchs: Sind es die „Osteuropäer“, die „professionellen Banden“ oder die „Drogenabhängigen“? In: Kriminalistik 69 (5), S. 307–311.

• Duden: Das Herkunftswörterbuch, Etymologie der deutschen Sprache. 5. Auflage, Berlin, Dudenverlag 2014.

• Kersting, Stefan; Kiefert, Julia (2012): Wohnungseinbruch. Eine hypothesenprüfende Strukturanalyse (Teil I). Hg. v. Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen.

• Kersting, Stefan; Kiefert, Julia (2013): Das Deliktspektrum von Wohnungseinbrechern. Eine Fortsetzung der hypothesenprüfenden Analyse zur Tat- und Tatverdächtigenstruktur. In: Kriminalistik 67 (7), S. 468–472.

• Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Straßburg, Karl von Trübner Verlag, 1899, S. 425.

• Willing, Sonja; Brenscheidt, Nadine; Kersting, Stefan (2015): Forschungsprojekt Wohnungseinbruchdiebstahl. Erste Ergebnisse der Aktenanalyse. In: Kriminalistik 69 (10), S. 576– 586.


Weblinks

https://www.bka.de/DE/UnsereAufgaben/Deliktsbereiche/Wohnungseinbruchdiebstahl/wohnungseinbruchdiebstahl_node.html

http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2016/10/drei-laendergipfel-wohnungseinbruchdiebstahl.html

https://www.cilip.de/2012/12/05/auf-dem-weg-zur-europol-verordnung-das-eu-polizeiamt-weiterhin-auf-wachstumskurs/

http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/090/1709085.pdf

https://www.europol.europa.eu/crime-areas-and-trends/crime-areas/mobile-crime-areas-and-trends-groups

http://kfn.de/forschungsprojekte/reisende-taeter-des-wohnungseinbruchs/

http://kfn.de/forschungsprojekte/organisierte-kriminalitaet-im-bereich-des-wohnungseinbruchdiebstahls/

http://www.praeventionstag.de/dokumentation/download.cms?id=1861&datei=Bartsch-Dreissigacker-Blauert-DPT19_201_F2671-1861.pdf

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/einbrueche-mobile-banden-bereiten-ermittlern-sorge-a-1093673.html

http://www.zeit.de/gesellschaft/2014-06/einbrueche-kriminalstatistik-kriminalitaet-polizei

http://www.zeit.de/2015/09/diebstahl-krefeld-einbruch-serie