RAF – Das war für uns Befreiung

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"RAF - Das war für uns Befreiung" ist der Titel eines 1997 in 1. und 1999 in 2. Auflage im konkret literatur verlag erschienenen Buches. Inhalt ist ein Gespräch des Journalisten Oliver Tolmeinmit Irmgard Möller.


Beteiligte Personen

Irmgard Möller (* 13. Mai 1947 in Bielefeld) wurde 1971 Mitglied der Rote Armee Fraktion (RAF). 1972 wurde sie festgenommen, 1976 verurteilte man sie wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Nach dem Tod Ulrike Meinhofs 1976 wurde sie in das Gefängnis Stuttgart-Stammheim verlegt und war mit anderen Gefangenen aus der RAF zusammengelegt. Als einzige der RAF-Gefangenen in Stammheim überlebte sie die so genannte Todesnacht von Stammheim. Am 18. Oktober 1977 waren Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe im Hochsicherheitstrakt der JVA Stuttgart tot aufgefunden worden, Irmgard Möller wurde mit zahlreichen Messerstichen in die Chirurgische Klinik Tübingen geflogen und notoperiert. Im Mai 1979 wurde sie zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Möller verbüßte 23 Jahre Haft und wurde 1995 aus der JVA Lübeck entlassen. Seit 2006 lebt sie in Hamburg.

Oliver Tolmein (* 1961 in Köln) ist ein deutscher Autor, Journalist und Rechtsanwalt. Er hat für den NDR und PREMIERE die ersten Fernsehinterviews mit Gefangenen aus der RAF gemacht und ist neben seiner anwaltlichen Tätigkeit bekannt durch zahlreiche Veröffentlichungen zu Medien, Bioethik, linker Politik und politisch motiviertem Terrorismus in der BRD.

Entstehungsgeschichte des Buches

Oliver Tolmein interviewte Irmgard Möller erstmals, als diese noch in der JVA Lübeck inhaftiert war. Nach diesem Interview für den NDR beschlossen sie, ein langes Interviewbuch herauszugeben.

Das in dem Buch veröffentlichte Gespräch ging über den Zeitraum von einem Jahr. In der Einleitung der 2. Auflage geht Tolmein auf die Schwierigkeiten der Entstehung ein. Erstens hätten "23 Jahre Haft ihre Folgen. (...) Die Auseinandersetzung mit dem Alltag kostet ein erhebliches Maß an Kraft, Zeit und Energie, die für ein Projekt wie dieses [Buch] dann fehlen". Weiter sei es ein gravierender Mangel, dass eine "offene, unzensierte Auseinandersetzung der Beteiligten" nach wie vor nicht möglich sei, dies sei aber für eine tiefer gehende Reflexion der Geschichte unabdingbar. (S. 10)

Inhalte

Das Buch untergliedert sich in fünf Teile.

Die Zeit der außerparlamentarischen Opposition

Im ersten Abschnitt (Die Zeit der außerparlamentarischen Opposition) geht Möller auf ihre Studienzeit und erste Kontakte zur RAF ein. Sie schildert ihre politischen Aktivitäten in Freiburg und später in München. Bereits 1966 kam ihr aufgrund der damaligen Großen Koalition "erstmals die Ahnung auf, daß Opposition hier fundamental sein muß. Von militanter Politik war ich damals zwar noch weit entfernt, aber das war eine entschiedende Erkenntnis, die alles, was danach gekommen ist, bestimmt hat" (S. 16). Später arbeitete sie eine Weile bei der Firma Agfa, um die Arbeiter dort zu organisieren, dies geschah aber "mehr aus Solidarität mit Freundinnen von mir als aus Überzeugung" (S. 24). Da sich die politische Arbeit in deutschen Betrieben als Sackgasse herausstellte, wurde "deswegen damals viel näher, was in Afrika, Lateinamerika und in Vietnam passierte. [...] Das waren genau die Erfahrungen und Entwicklungen, die uns mobilisiert haben" (S. 25).

Die ersten Jahre der RAF

Im zweiten Abschnitt (Die ersten Jahre der RAF) wird die Zeit der früher 1970er Jahre geschildert. Zur Frage, weswegen manche ihrer Freunde in die RAF gegangen seien, und andere nicht, antwortet Möller:

"Ein ganz wichtiger Grund war, wie wir in die Situation eingreifen können. Unsere Vorstellung war, durch offensive strategische Aktionen die Konfrontation zwischen herrschender Mach, Imperialismus, Staat und uns, dem Widerstand, den Leuten, die Subjekt sein wollen, offen sichtbar und veränderbar zu machen. Dagegen haben diejenigen, die in ihren Projekten in den Städten bleiben wollten, sich eine revolutionäre Aufbauarbeit praktisch 'vor Ort' vorgestellt. Natürlich lässt sich das gar nicht so alternativ definieren. Aber es gab schon solche Debatten wie, na vereinfacht gesagt, wollt ihr gegen die Zentren der Macht vorgehen oder lieber für einen Kinderladen kämpfen. Ein anderer Streitpunkt war die Frage der Illegalität: Ist es richtig, wenn eine ganze Gruppe in die Illegalität geht?" (S. 34)

Die Ziele der Gruppe seien in dieser Anfangsphase hoch gesteckt gewesen:

"Erst mal wollten wir politisch was vermitteln. Das Ziel, möglichst nachhaltige materielle Schäden anzurichten, hatten wir auch im Auge, aber erst für später, wenn wir mehr sein würden, mehr Erfahrungen, mehr Möglichkeiten hätten. Die RAF sollte ja wachsen. Wir hatten da kühne Vorstellungen" (S. 40).

Später führt sie weiter aus:

"Und mit den großen wilden Streiks 1970/71 waren wir mit etwas Neuem konfrontiert: mit Arbeitern, die kämpfen – obwohl Regierung und Gewerkschaften zum Stillhalten aufgefordert haben. Es gab die große Rezession und einen enormen Kapitalexport – alles, was das vielgepriesene 'Wirtschaftswunder' in den fünfziger und sechziger Jahren ausmachte, schien ins Wanken zu geraten. Und wir dachten deswegen, daß vielleicht doch möglich sein könnte, was uns bis dahin ausgeschlossen erschien: militante Arbeitskämpfe. [...] Uns kam es darauf an, den Klassenbegriff nicht ökonomistisch, also aus der Stellung im Produktionsprozess, sondern weiter zu fassen als die meisten anderen Linken. Unsere Praxiswar im Grunde weiter und viel stärker internationalistisch orientiert. Gehandelt haben wir aus der Vorstellung von weltweitem Klassenkrieg und daß sich die Klasse im Krieg gegen den Imerialismus neu zusammensetzt" (S. 47f.)

Dazu weiter:

"Wir wollten keine Unabhängigkeit der BRD. Diese Vorstellung unterstellt, es ginge um Nationalstaaten – es ging uns aber immer um die Zerrüttung von imperialistischen Machtstrukturen, die Destabilisierung, um die Widersprüche zur Macht zu vertiefen" (S. 64).

Zur Frage, weswegen in den Prozessen nicht versucht wurde, sich juristisch gegen die "oft kaum zu belegenden" Anklagevorwürfe zu wehren, führt sie aus:

"Auf einem niedrigen Level haben wir durchaus klargemacht, daß die Anklagen wenig stichhaltig sind. [...] Wenn du mal liest, wieviel Sachen wir zum Beispiel in U-Haft unternommen haben, um akzeptable Haftbedingungen zu bekommen und dieses System von Sonderrechten, die gegen uns eingeräumt worden sind, wegzubekommen – nichts davon hatte Erfolg. [...] Wie wir die Prozesse geführt haben, war also nicht das Ergebnis einer abstrakten Entscheidung, die wir mal getroffen haben, sondern es war das Resultat unserer konkreten Erfahrungen mit der Justiz" (S. 83).

Wesentlich für die Rezeption des Buches waren Passagen, die sich mit den Umständen der Tode verschiedener Mitglieder der RAF auseinandersetzen. Möller erklärt bspw. zum Tod von Ulrike Meinhoff:

"Es hat zur Untersuchung ihres Todes eine unabhängige Untersuchungskommission gegeben, die sich aus internationalen Persönlichkeiten zusammengesetzt hat. In ihrem Abschlussbericht kommen sie zu dem Schluß: Ein über alle Zweifel erhabener Beweis dafür, daß Ulrike Meinhof bei ihrer Erhängung noch lebte, ist nicht erbracht worden. Dagegen kann der Nachweis erbracht werden, daß sie zum Zeitpunkt, als sie aufgehängt wurde, nicht mehr lebte" (S. 85).
"Wir haben, als wir in Stammheim zusammen waren, ausführlich über Ulrikes Tod gesprochen – auch über die Möglichkeit, daß es vielleicht doch ein Selbstmord war. Wir haben dabei auch die Lage diskutiert, in der ein Gefangener nur im Sterben die Möglichkeit sieht, sich und seine revolutionäre Identität gegen die langsame Zerstörung des Willens in der Agonie der Isolation zu behaupten. Wir waren uns sicher, daß Ulrike, wenn sie sich so gefühlt hätte, es vorher gesagt hätte. Andreas und uns anderen. Es gab auch keinen Grund, aus so einer Situation und solchen Gefühlen ein Geheimnis zu machen – im Gegenteil" (S. 86)

Der Deutsche Herbst und seine Folgen

Im dritten Abschnitt (Der Deutsche Herbst und seine Folgen) werden ausführlich die Geschehnisse im Jahr 1977 behandelt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Haftbedingungen in der JVA Stuttgart-Stammheim, die Entführung von Hanns-Martin Schleyer sowie die sogenannte "Todesnacht von Stammheim". Zu ihren Erinnerungen an die "Todesnacht" führt Möller aus:

"Ich habe dann nachts ziemlich spät noch mal nach Jan [Anm: Jan Carl Raspe] gerufen. [...] Und er hat mich auch gehört und reagiert. Ich hab gesagt: He, um einfach auch zu wissen, was ist. Und danach hab ich mich unter die Decke gelegt und bin dann irgendwie eingeschlafen. Wann, hab ich natürlich nicht geguckt, das war irgendwann im Lauf der nächsten Stunden...
Tolmein: Wie ging's dann weiter?
Meine erste Wahrnehmung war ein starkes Rauschen im Kopf, während mir im Umschlußflur unter ganz grellem Neonlicht jemand meine Lider hochzerrte; viele Gestalten standen um mich herum und haben mich irgendwie angefasst. Und dann hab ich eine Stimme gehört, die sagte: 'Baader und Ensslin sind tot. Anschließend hab ich wieder das Bewusstsein verloren. Das nächste Mal bin ich erst Tage später, im Krankenhaus in Tübingen, wieder richtig zu mir gekommen."(S. 112).

Laut Irmgard Möller bestand zu diesem Zeitpunkt kein Kommunikationssystem mehr zwischen den Gefangenen. Zu früheren Zeitpunkten hätte es ein solches Kommunikationssystem über die Leitungen des Anstaltsrundfunks gegeben, da den Gefangenen aber klar geworden sei, dass dieses abgehört würde, hätten sie es bereits "viele Monate" zuvor aufgegeben, das System bestand also in dieser Nacht nicht mehr. (S. 124ff.) Dass die Gefangenen über Waffen verfügt hätten, bestreitet Möller:

"Wir hatten keine Waffen. Die Vorstellung, daß wir Waffen in den Zellen versteckt hätten, ist auch deswegen kurzsichtig, weil wir im Verlauf der Kontaktsperre mehrfach umziehen mußten – und vorher nicht wußten, wann und wohin. (...) Solche Szenarien sind angesichts der realen Verhältnisse, die wir da erlebt haben, völlig unrealistisch. Wir sind ständig durchsucht worden, alles wurde überwacht. Und: Wir hatten eben keine Waffen. Wie auch?" (S. 128)

Nach Ansicht von Möller waren die Tötungen von Baader, Ensslin und Raspe vielmehr eine "Geheimdienstaktion" des BND, in die aber auch die Bundesregierung involviert gewesen sei. Zudem gehe sie davon aus, dass das "auch innerhalb der NATO irgendwie abgesprochen war". (S. 134f.)

Neukonstituierung und Kampf um Zusammenlegung

Im vierten Abschnitt (Neukonstituierung und Kampf um Zusammenlegung) werden die Geschehnisse der 1980er Jahre besprochen, insbesondere die Neukonstituierung der RAF, der Hungerstreik 1984/85 und das Verhältnis der "älteren Generation" zu nachfolgenden Generationen der RAF. Die Tötung des US-Soldaten Edward Pimental wurde laut Möller von den Gefangenen als "unmöglich" und "völlig inakzeptabel" empfunden:

"Wir waren damals froh, daß es draußen viel Kritik an der Aktion gab, auch von anderen militanten Gruppen. Wir selber wollten nichts sagen, weil wir dachten, das würde so wirken, als fielen wir ihnen in den Rücken. Das hätte als Aufkündigung der Solidarität verstanden werden können, und das wollten wir auf keinen Fall. Das war eine, wie ich heute denke, ziemlich verrückte Überlegung, und ich würde das nie wieder so machen. Aber damals schien es uns nicht anders zu gehen." (S. 179f.)

Weiter schildert Möller die Unsicherheiten der Gefangene hinsichtlich der politischen Änderungen Ende der 1980er Jahre, die Entscheidung zur Forderung, als Kriegsgefangene angesehen zu werden und eine teilweise Entfremdung von Aktionen der RAF in den 1980er Jahren.

Auseinandersetzung um die Zäsur

Im fünften und letzten Abschnitt (Auseinandersetzung um die Zäsur) beschreibt Möller die Zeit vor und nach ihrer Entlassung 1994. Im Mittelpunkt steht dabei die Auseinandersetzung damit, dass viele Menschen aus der RAF in dieser Zeit von der Kronzeugenregelung Gebrauch gemacht haben. Dabei bezeichnet sie es als "gravierenden Fehler", dass offenbar Leute "zu schnell und zu unüberlegt in die Illegalität und dann zu RAF gegangen" seien, die sei ein"gravierender Fehler" gewesen. (S. 197).

Am am 10. April 1992, drei Monate nachdem der damalige Justizminister Klaus Kinkel im Rahmen der Kinkel-Initiative einen Schritt auf die RAF zu getan hatte, sendete diese Brief der in der Nachrichten Agentur Agence France-Press (AFP). In diesem Brief erklärt die RAF die vorläufige Rücknahme der Eskalation und somit den Verzicht auf "Angriffe auf führende Repräsentanten aus Wirtschaft und Staat" um den "jetzt notwendigen Prozess" zu unterstützen. Auf Grund der Kinkel-Initiative kamen zwischen Januar und September 1993 neun Häftlinge vorzeitig frei: Günther Sonnenberg, Bernhard Rößner, Karl-Friedrich Grosser, Claudia Wannersdorfer, Thomas Thoene, Angelika Goder, Bärbel Hofmeier, ein weiterer und Christian Kluth. Die Anträge für bekanntere Inhaftierte wie Karl-Heinz Dellwo, Lutz Taufer und Hanna Krabbe werden abgelehnt, weil diese sich nicht der für erforderlich gehaltenen psychiatrischen Untersuchung unterziehen wollten, sich stattdessen aber einer Begutachtung durch einen Sozialwissenschaftler stellen würden.

1993 wurde in Bad Kleinen Birgit Hogefeld festgenommen und Wolfgang Grams von der Polizei erschossen, aus Sicht von Irmgard Möller eine "Hinrichtung". (S. 201). Ein Jahr später wurde Irmgard Möller aus der Haft entlassen. Sie schildert, wie sie sich nach über 20 Jahren in weitgehender Isolation nach und nach an das Leben außerhalb der Gefängnismauern gewöhnte, und wie "seltsam" es sei, andere im Gefängnis zu besuchen und dann wieder nach draußen zu können. (S. 209). Auf die Frage, ob der Buchtitel "RAF – Das war für uns Befreiung" angesichts des hohen Preises mit vielen Toten und den vielen Jahren Haft nicht unzutreffend sei, antwortet Möller:

"Du kannst nicht sagen: Der Preis war hoch. Das lässt sich nicht berechnen. Entweder man findet eine Entscheidung richtig, oder man findet sie falsch. Ich fand es richtig, in die Illegalität zu gehen und zu kämpfen. Und ich denke auch heute, obwohl ich weiß, daß wir nicht durchgekommen sind, nicht, daß es falsch war, es zu versuchen. Das heißt nicht, daß wir keine Fehler gemacht hätten, aber es war eben nicht von Grund auf falsch, es versucht zu haben." (S. 213)

Rezeption

Bruno Schrep nannte das Buch im Spiegel ein "Dokument ideologischer Versteinerung". Irmgard Möller sei "für die extreme Linke und deren Umfeld [...] wohl für immer eine geheimnisumwitterte Legende, eine unbeugsame Schutzheilige des bewaffneten Kampfes gegen die verhaßte Republik, ein Opfer unerbittlicher Staatsräson. Die meisten Deutschen sehen in ihr jedoch eine Fackelträgerin terroristischer Gewalt, die aus ihrer Vergangenheit nichts gelernt hat." Hinsichtlich der Tatsache, dass Irmgard Möller im Buch weiter daran festhält, dass Andreas Baader, Jan-Carl Raspe und Gudrun Ensslin in Stammheim ermordet worden seien, schreibt Schrep: ""Das war Mord", behauptet Möller damals wie heute. Ein vom Staat beauftragtes Kommando sei nachts in die Zellen eingedrungen. Ihre Version, an der sie unerschütterlich festhält, ist zum Glaubensbekenntnis der militanten Ultra-Linken geworden, sie selbst eine Art Gralshüterin."

Iris Radisch schrieb in der Zeit, Möller "poliere die alten Kampfparolen". Es handele sich um "Revolutionäres Domino mit ein paar Leichen, ein paar Fehlern und vielen akkuraten Feindbildern - der Weg einer bewaffneten Germanistin zur Lady Siegelbewahrerin verstaubter RAF-Mythen. Möllers Rückblick ist ein Testament der RAF-Gründergeneration, er erzählt ohne Distanz von der Anmaßung, die Welt mit Waffen retten zu wollen, von der Überheblichkeit, über Tod und Leben zu richten, und auch davon, wie man aus Träumen erst Floskeln, dann Bomben und zuletzt Beton macht. Ein Dokument der Erstarrung, ein Triumph der versteinerten Illusionen. "

Irmgard Möller wolle "sich nicht erinnern", stand in der FAZ, die Süddeutsche Zeitung erkannte die "gefrorene Ideologie der ehemaligen RAF-Terroristin".

Im Vorwort zur 2. Auflage kommentierte Oliver Tolmein die Presseberichte:

"Die Medien haben auf unser Gespräch in ihren Rezensionen einheitlich ablehnend reagiert. Sie haben das Buch weniger gelesen, als nach Stellen gefahndet, in denen Irmgard Möller Abbitte leistet und bereut, sie waren, ausweislich ihrer Artikel, nicht an der Auseinandersetzung und Reflektion interessiert, sondern an einem klaren Ergebnis: Die eigene Geschichte sollte verdammt werden. Daß die Fragen nicht die eines Staatsanwalts waren, daß trotz der Positionen von Irmgard Möller kein Verhör, sondern ein Gespräch geführt wurde, war einigen professionellen Kritikern ebenfalls schwer erträglich. Die Reaktionen haben insofern bestätigt, wie notwendig dieses Buch ist, um einen Blick in die Geschichte der militanten Linken in der Bundesrepublik zu ermöglichen, der nicht durch die starre, selektive Optik der großen Medien gefiltert ist."

Juristisches Nachspiel

Nach Erscheinen des Buches leitete die Hamburger Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen Irmgard Möller wegen des Verdachts der Verunglimpfung des Staates (Paragraph 90a StGB) sowie der Billigung von Straftaten (Paragraph 140 StGB) ein. Der Staat würde verunglimpft, da Irmgard Möller in dem Buch weiter behauptet, die RAF-Häftlinge in Stammheim seien ermordet worden. Die Billigung von Straftaten sollte darin liegen, dass Möller im Buch sagt, die Ermordung von Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer durch Mitglieder der RAF sei "kein Fehler" (S. 144) gewesen.

Weblinks