Posttraumatische Verbitterung

Die Pathologisierung macht aus der Verbitterung eine offiziell als psychische Störung definierte, bzw. anerkannte "Posttraumatische Verbitterung". Anders als bei der posttraumatischen Belastungsstörung genügt als Vor-Ereignis die Verletzung grundlegender Wertannahmen, die als so tiefgreifend (d.h. ungerecht und einschneidend) erlebt wird, dass sie eine "Grundskepsis gegenüber der Harmonisierbarkeit der Dinge" nach sich zieht: "Es bildet sich in der Folge eine Befindlichkeit heraus, die der Depression nicht unähnlich ist, doch es sind nicht alle Affekte und Handlungsimpulse vereist. Der Rachegedanke kann ein Lächeln in die Gesichtszüge zurückbringen. - Dem Verbitterten bleibt eine Quelle der Überhebung: Wie der Wahnsinnige, der sich konventionellem Urteil, das ihn belächelt, überlegen sieht, meint auch er aus einer tieferen, skeptischen Einsicht zu urteilen. Er sieht das Versagen nicht bei sich, was ihn oft therapieunwillig macht, und er schließt, dass nicht er, sondern alle anderen sich ändern sollten. Er bleibt mit dieser Einstellung ein hilfloser Streiter. Mit der Verbitterung ist meist eine resignative Haltung verbunden, die sich in alle Erlebnisse einfärben und zum umfassenden Lebensgefühl ausweiten kann, bis hin zur Arbeitsunfähigkeit und Selbstmordabsichten. Hobbys werden freudlos aufgegeben, Freunde zu Mitschuldigen an der Misere erklärt" (Thiel 2009).

Quellen

  • Thiel, Thomas (2009) Als die Bitterkeit ihre Unschuld verlor. FAZ 04.11.09: N5.