Pop Dschihadismus

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Der Begriff Pop-Dschihad oder Pop-Dschihadismus ist eine Wortneuschöpfung, welcher insbesondere durch die Medien, nach den Anschlägen vom 11.September.2011, geprägt wurde, damals wurde der Begriff noch mit Al-Qaida in Verbindung gebracht. Spätestens ab dem Jahre 2013, mit dem Aufblühen des Islamischen Staates (Islamischer Staat (IS)), beschreibt der Pop-Dschihad nun das Phänomen, dass mit Stilmitteln der Popkultur westlichen Jugendlichen der Dschihad nahe gebracht werden soll. Hierzu werden hauptsächlich Onlinemedien wie Musikstücke, Bilder und Videos verwendet.

Definition und Zusammensetzung zweier gegensätzlicher Begriffe

Die Zusammenführung der Popkultur und des Dschihads ist so konträr wie keine andere, so ist der Pop seit dem 20. Jahrhundert in sämtlichen Bereichen des kulturellen Lebens anzutreffen. In sämtlichen Gegenständen der westlichen Alltagspraxis, wie Werbung, Musik, Literatur oder Kunst, propagiert die Popindustrie uns die größtmögliche Erfüllung durch Konsum, Spaß und intensiven Erlebnissen[1] :

Unter dem Dschihad wird kurz zusammengefasst der Kampf der Muslime zur Vereidigung und Verbreitung des Islams verstanden, es geht um die Errichtung eines Gottesstaates und dieser soll auf der Grundlage des islamischen Rechts geführt werden. Regelmäßig wird dieser Kampf auch als „Heiliger Krieg“ bezeichnet, und wird damit in der westlichen Welt mit religiösem Fanatismus und Selbstmordattentätern in Verbindung gebracht. Desweiteren beschreibt der Dschihad religiöse und ethische Pflichten zur Selbstbeherrschung und Vollkommenheit und belegt damit einige der muslimischen Pflichten [1].

Wenn Grundinhalte beider Begrifflichkeiten nicht weiter auseinander gehen können, so wird jedoch gerade in der Verbindung beider Wörter deutlich, was genau dieser neu geschaffene Begriff beschreiben soll. Die Radikalität des „Heiligen Krieges“ soll unter dem Mantel der Popkultur, welche Spaß und Erlebnis suggeriert dem Konsumenten nahegebracht werden.

Historie des Begriffs

Der Begriff Pop-Dschihad tauchte zunächst in den Medien nach den Anschlägen vom 11.September.2001 in den Vereinigten Staaten auf. An dieser Stelle war die Sprache von sogenannten Pop-Dschihadisten, hierunter verstand man Personen welche sich in sozialen Netzwerken und Internetforen offenkundig als Sympathisanten von Osama Bin Laden und seinen Anhängern von Al-Qaida ausgaben. Man nutzte die romantischen Bilder von gewaltigen Bergketten in der Afghanischen Einöde im Sonnenuntergang und designte so Plakate, welche den Terroristen Osama Bin Laden wie einen Popstar erscheinen lassen [2].

Die aktuelle Verwendung des Begriffs Pop Dschihad hat sich gewandelt und wird heute eher mit dem Islamischen Staat und der salafistischen Szene in Verbindung gebracht. Immer wieder warnen Onlineartikel vor der gefährlichen Wirkung der Propaganda des Islamischen Staates und seinen salafistischen Anhängern mit Überschriften wie: „Salafisten nutzen den Pop-Dschihad als Köder im Internet“.

Der Begriff steht in seiner Aktualität also eher für die Rekrutierung und die Suche nach Anhängern und Unterstützern des Islamischen Staates. Dazu werden Bilder und Videos genutzt, welche sich der Ästhetik und Bildsprach der Popkultur bedienen.

Der große Unterschied in der Verwendung des Begriffs kurz nach dem 11.September.2001 und der aktuellen Verwendung liegt also bei den Protagonisten, mit welchen dieser in Zusammenhang gebracht wird, nach 2001 ging es um Osama Bin Laden und die Terrororganisation Al-Qaida, in den vergangenen Jahren rückten der Islamische Staat und seine Anhänger immer weiter in den Fokus. Desweiteren wurde das Internet im Zusammenhang mit Osama Bin Laden genutzt, um diesem seine Sympathien auszusprechen, beim Islamischen Staat bzw. durch die salafistische Szene hingegen sollen Internetnutzer gezielt durch Filme und Bilder angesprochen werden und von der eigenen Sache überzeugt werden [3].

Beispiele für das Phänomen Pop-Dschihadismus im Internet

Genutzt werden Bilder und vor allem Videos, welche mit ihrem zugeschnittenen Design und der Hintergrundmusik immer wieder einen westlich-popkulturellen Bezug durchscheinen lassen.

So wird beispielsweise ein Rekrutierungsvideo im Stil des US-Computerspiels „Grand Theft Auto“ gehalten, einziger Unterschied, der ursprüngliche Protagonist des Spiels, ein „Gangster oder auch „Underdog“ in den USA, tauscht seine Rolle mit einem Dschihadisten welcher in der syrisch-irakischen Wüste kämpft.

Die genutzten stilistischen Mittel können jedoch noch viel einfacher sein, so werden Markensymbole wie der Nike-Schriftzug beispielsweise für den Aufruf zum "Heiligen Krieg" missbraucht, Figuren wie Spongebob oder Transformers werden Hassbotschaften in den Mund gelegt. Aus dem Computerspiel „Call of Duty“ wird „Call of Jihad“, in dem die Spieler „Ungläubige“ töten müssen [4].

Zudem werden alte religiöse Lieder neu aufbereitet und durch salafistische Gruppierungen als Rapsongs neu aufgenommen. Eher altmodische Lieder bekommen so eine „hippe“ und „coole“ Neuinterpretation, so trifft man den Geschmack der Jugend weil man Instrumente ihrer Sprache nutzt [5].

Im Laufe der Zeit entwickelte sich im Netz zudem eine Art „Fan-Art“ für den Islamischen Staat. Westliche Jugendliche bearbeiten Videos und Bilder von terroristischen Handlungen aus Syrien mit enormen künstlerischen Fähigkeiten und laden diese im Internet hoch, diese zeigen dann nicht mehr die Kriegshandlungen in all ihrer Grausamkeit und Brutalität sonder sind mit beschönigenden Schnitten und Hintergrundmusik aufgearbeitet worden [6].

Ziel ist es den Islamischen Staat in hollywoodähnlichen Videoclips wie ein Paradies zu inszenieren, in dem es den Menschen an nichts mangele. Vermehrt werden islamische Kämpfer in sozialen Netzwerken als Heldenikonen stilisiert, welchen den Märtyrertod sterben und damit den „Dienst an Gott“ geleistet haben.

Deso Dogg vom Rapper zum Popstar der dschihadistischen Szene

Denis Mamadou Gerhard Cuspert wurde am 18.10.1975 in Berlin-Kreuzberg geboren und wuchs bei seiner alleinerziehenden Mutter in Charlottenburg, Moabit und Schöneberg auf. Der Vater von Denis Cuspert, ein gebürtiger Ghanaer, wurde vor seiner Geburt abgeschoben. Sein Stiefvater mit dem er regelmäßig Konflikte hatte, war angehöriger der US-Armee [7].

Im Jahre 2004 wurde Cuspert in Berlin als Rapper bekannt, die Idee sich am Hip Hop zu versuchen, kam ihm während eines Gefängnisaufenthaltes, Denis Cuspert hatte eine Haftstrafe wegen Körperverletzung und Drogendelikten zu verbüßen. Die Karriere verlief nur schleppend, unter dem Künstlername „Deso Dogg“ inszenierte er sich als Gangster-Rapper. Seine Texte beschäftigten sich meist mit Kleinkriminellen, Zuhältern und Schlägern, einen erwünschten Plattenvertrag erhielt Cuspert nie (www.tagesspiegel.de).

Nach diversen weiteren Gefängnisaufenthalten wandte sich Cuspert immer mehr dem islamischen Glauben zu, nach Angaben eines Bekannten von Denis Cuspert wurde dieser nach jeder Inhaftierung gläubiger [8].

Anfang 2010 besuchte Cuspert regelmäßig die Neukölner Moschee Al-Nur, dort hatte er seine ersten Kontakte zur Salafistenszene. Hier lernte er auch den radikalen Prediger Pierre Vogel kennen, welcher damals schon eine Berühmtheit in der Szene war [9].

Letztlich distanziert sich Denis Cuspert immer deutlicher, von seiner ursprünglichen musikalischen Orientierung, der Rapmusik. Auch das äußere Auftreten des jetzigen Konvertiten verändert sich, alte Tätowierungen wurden chirurgisch entfernt, es werden arabische Gewänder getragen und die Barttracht nimmt eine für die Salafistenszene typische Gestalt an.

Cuspert radikalisiert sich nun immer weiter, bis er letztlich im Jahre 2012 über Ägypten nach Syrien auswandert, um sich dort dem Islamischen Staat anzuschließen und für diesen zu Kämpfen. Nun ruft Cuspert immer wieder über Videos im Internet zum „Heiligen Krieg“ auf und versucht so um neue Rekruten für den Islamischen Staat in Europa zu werben.

Im Oktober 2015 wurde Deniz Cuspert durch das US-Verteidigungsministerium für tot erklärt, diese Meldung wurde jedoch durch das Bundesinnenministerium nicht bestätigt. Durch verschiedenste Medien im Internet wird der Tod von Cuspert bestritten, ein offizielles Lebenszeichen existiert jedoch nicht [10].

Quellen/ Weblinks

Einzelnachweise