Minihandbuch des Stadtguerilleros

Aus Krimpedia – das Kriminologie-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Minihandbuch des Stadtguerilleros stammt von Carlos Marighella, der das Manuskript im Juni 1969 abschloss.

Geplant war auch ein Minihandbuch des Landguerilleros; zur Zeit seines Todes (04.11.1969) trug er Konzeptpapiere für dieses Minimanual do guerrilheiro rural bei sich (C.M.: 515).

C.M. 502: "O paradoxo de Marighella é que seu objetivo central era se estabelecer no campo, mas densenvolveu o know how da cidade. Seu texto de maior sucesso derivou da demora em implantar o projeto prioritario. Permaneceria como roteiro para empreendimentos revolucionarios, a despeito da desventura do seu mestre. O barulho do Minimaual decorreu mais do seu carater de preca tonitruante de propaganda do que de inventario de macetres apra o bom combatente.

Den Intellektuellen maß Marighella eine besondere Bedeutung bei:

"Die Intellektuellen stellen die zentrale Säule des Widerstandes gegen die Willkür und gegen die gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten dar. Sie geben der Revolution ständig neue Impulse und sie haben ein riesiges Kommunikationspotential und einen grossen Einfluss auf das Volk. Der Intellektuelle Stadtguerillero oder der Künstler- Stadtguerillero sind die Neueste Bereicherungen des revolutionären Krieges."

Inhalt

Handbuch des Stadtguerillero

   Was ist ein Stadtguerillero?
   Persönliche Eigenschaften des Stadtguerillero	
   Wie lebt und erhält sich der Stadtguerillero?
   Die technische Ausbildung des Stadtguerillero	
   Die Waffen des Stadtguerillero
      Das Schießen: Die Existenzbasis
      Die »Feuergruppen«	
   Die Logistik der Stadtguerilla
   Die Technik des Stadtguerillero
   Merkmale der Technik des Guerillakampfes
   Die ursprünglichen Vorteile des Stadtguerillero
      Die Überraschungstaktik
      Die Kenntnis des Terrains	
      Mobilität und Schnelligkeit
      Die Information
      Die Entscheidungsfreudigkeit	
   Aktionsziele des Stadtguerillero
   Aktionsformen des Stadtguerillero
      Überfälle
      Der Banküberfall, populärste Art des Überfalls
   	   Eindringen in feindliche Objekte ("Invasionen")
      Besetzungen
      Hinterhalte
      Straßenkämpfe
      Streiks und Arbeitsunterbrechungen
      Desertion, Erbeutung von Waffen und Sprengstoffen
      Die Befreiung verhafteter Stadtguerilleros
      Die Hinrichtung
      Die Entführung
      Die Sabotage
      Der Terrorismus
      Die bewaffnete Propaganda
      Der Nervenkrieg
   Wie Aktionen durchzuführen sind
   Einige Bemerkungen über die Methode
   Die Rettung der Verwundeten
   Die Sicherheit des Guerillero
   Die sieben Sünden des Stadtguerillero	
   Die Unterstützung des Volkes
   Die Stadtguerilla, Auswahlschule des Guerillero


In der Einleitung verteidigt Marighella "Gewalt" und "Terrorismus" als Aktivitäten, die einem Revolutionär in der aktuellen Situation (Juni 1969) im Kampf gegen die Militärdiktatur gut anstehen:

A acusação de "violência" ou "terrorismo" sem demora tem um significado negativo. Ele tem adquirido uma nova roupagem, uma nova cor. Ele não divide, ele não desacredita, pelo contrário, ele representa o centro da atração. Hoje, ser "violento" ou um "terrorista" é uma qualidade que enobrece qualquer pessoa honrada, porque é um ato digno de um revolucionário engajado na luta armada contra a vergonhosa ditadura militar e suas atrocidades.

Das Berufsmilitär und die Polizei, die der Regierung dient, verfügen über moderne Waffen und Fahrzeuge und können sich frei zu jedem beliebigen Ort bewegen, wobei sie alle Mittel der bestehenden Staatsmacht zur Verfügung haben. Der Stadtguerillero verfügt nicht über solche Mittel seine Praxis ist die des Untergrunds. Oft liegt ein Haftbefehl gegen ihn vor, oder er ist schon verurteilt und daher gezwungen, gefälschte Ausweise zu benutzen. Der Stadtguerillero hat dennoch einen Vorteil gegenüber dem Berufsmilitär und der Polizei. Militär und Polizei handeln auf der dem Volk verhaßten Seite des Feindes, während der Stadtguerillero eine gerechte Sache, nämlich die des Volkes, vertritt. An Waffen ist der Stadtguerillero dem Feind unterlegen, vom moralischen Standpunkt aus besitzt er aber eine nicht zu leugnende Überlegenheit. Diese moralische Überlegenheit ist die Stütze des Stadtguerillero, mit der er seine wichtigste Pflicht erfüllen kann, nämlich anzugreifen und zu überleben.

Der bewaffnete Kampf des Stadtguerillero hat daher zwei wesentliche Ziele, die mit unaufhörlicher Verschärfung zu verfolgen sind: a) die physische Beseitigung von Führern und untergeordneten Personen innerhalb der Streitkräfte und der Polizei; b) Enteignung der Regierung, der großen Kapitalisten, Großgrundbesitzer und Imperialisten. Die kleineren Enteignungen dienen der individuellen Unterhaltung des Stadtguerillero, die großen der Unterhaltung der Revolution.

Er kann kein guter Kämpfer sein, wenn er nicht die Kunst des Kämpfens erlernt hat. Er muß mehrere Formen des Kampfes, des Angriffes und der Selbstverteidigung erlernen und üben. Weitere sinnvolle Formen physischen Trainings sind Wanderungen, Zelten, Übungen im Dschungel, Besteigen von Bergen, Rudern, Schwimmen, Tauchen, Training als Froschmann, Fischen, Tiefseejagd, Jagd von Vögeln und anderer größerer und kleinerer Tiere. Wichtig ist, ein Auto fahren, ein Flugzeug führen und Schiffe steuern zu können, sowohl Motor als auch Segelschiffe; weiter Kenntnisse der Kraftfahrzeugmechanik sind der Elektrotechnik zu besitzen, um z. B. Radios und Telefone reparieren zu können. Von gleicher Wichtigkeit sind elementare Kenntnisse der Topographie sowie die Fähigkeit, sich mit Instrumenten und praktischen Mitteln orientieren, Entfernungen abschätzen, Landkarten und Lagepläne herstellen, eine Skala benutzen, Zeitrechnungen herstellen, mit dem Kompaß usw. umgehen zu können. Kenntnisse der Chemie, die Mischung von Farben, die Herstellung von Stempeln, das Beherrschen der Schreibtechnik und Schriftfälschung sowie andere Fähigkeiten bilden einen Teil der technischen Vorbereitung des Stadtguerillero, der gezwungen ist, Dokumente zu fälschen, um in einer Gesellschaft leben zu können, die er zerstören will. Auf dem Gebiet der medizinischen Hilfe übt natürlich ein Arzt eine fundamentale Rolle aus, dennoch sind Kenntnisse der Medizin, der Krankenversorgung, der Apothekerkunst, Kenntnisse über Drogen, über Elemente der Chirurgie und der Ersten Hilfe unerläßlich. Das Wichtigste bei der technischen Vorbereitung des Stadtguerillero ist jedoch das Erlernen der Waffenhandhabung, z. B. des Maschinengewehrs, des Revolvers, der automatischen Gewehre, des FAL, der verschiedenen Typen von Gewehren, Stutzen und Mörsern. Die Kenntnis der verschiedenen Waffenarten und Sprengkörper ist ein Punkt, der berücksichtigt werden muß, erfordert doch der Gebrauch von Feuerbomben, Rauchbomben und Bomben anderer Art notwendig Vorkenntnisse. Unter den Sprengstoffen muß besonders der Umgang mit Dynamit bekannt sein. Ein Stadtguerillero muß Waffen herstellen und reparieren, Molotowcocktails, Granaten, Minen und Eigenbau-Plastikbomben bauen können. Er muß Brücken zerstören und Eisenbahnschienen entfernen oder unbrauchbar machen können, da er diese Arbeiten nicht auf eine untergebene Ebene delegieren kann.

Verbreitung, Rezeption

Manuskript 51 Schreibmaschinenseiten, Juni 1969. 100 mimeografierte Kopien durch die ALN. Oktober 1969: eine dieser Kopien in den Archiven des CIE. Oktober 1969: ein Exemplar nach Kuba mit Zilda Xavier Pereira. März 1970 Éditions du Seuil, Paris; Verbot in Frankreich. 24 Verlage bringen eine neue Ausgabe heraus. April 1970: Kuba, Tricontinental, ganzer Text. November 1970: Time Magazine informiert über englische Ausgaben Black Panther etc. 1971: in England Handbook of urban guerrilla warfare. In der zweiten Septemberhälfte 1969 führte der belgische Journalist Conrad Detrez ein Interview mit Carlos Marighella. In der dritten Ausgabe der französischen Zeitschrift Front wurde es im November 1969 veröffentlicht. Im November 1969 veröffentlichen Les Temps Modernes fünf Dokumente Marighellas und der ALN. Sartre hatte die von Ana Corbisier übersetzten Texte in Rom erhalten. Sartre lobte die "direkte Sprache" und versicherte Oswaldo Rezende und Aloysio Nunes Ferreira Filho, dass sie mit ihm rechnen könnten (500).

Oswaldo, Aloysio und Itoby Juhior koordinierten die Aktionen der ALN in Europa ab 1969. Der Journalist Jirges Ristum unterstützte sie in Italien. Aloysio war schon seit 1968 in der Achse Rom-Paris tätig.

Como o PCB se opunha à resistência armada contra a Ditadura Militar que se instalara desde 1964 no Brasil, Aloysio Nunes, assim como vários jovens da época que tinham ideais de esquerda, ingressou na Ação Libertadora Nacional (ALN), organização guerrilheira liderada por Carlos Marighella e Joaquim Câmara Ferreira, o Toledo1 3 .

Assumiu na clandestinidade o pseudônimo Mateus. Durante muito tempo foi motorista e guarda-costas de Marighella. As ações da Aliança Libertadora Nacional incluíram assaltos para angariar fundos que sustentariam a resistência armada. Em agosto de 1968, Aloysio Nunes participou do assalto ao trem pagador da antiga Estrada de Ferro Santos-Jundiaí. Segundo relatos da imprensa da época, a ação ocorreu sem que houvesse o disparo de qualquer tiro. Aloysio Nunes foi o motorista do carro no qual os assaltantes fugiram do local com os malotes que continham NCr$ 108 milhões(US$ 21.600), dinheiro suficiente para o pagamento de todos os funcionários da Companhia Paulista de Estradas de Ferro1 4 . Em outubro do mesmo ano, participou do assalto ao carro-pagador da Massey-Ferguson interceptando o veículo na praça Benedito Calixto, no bairro paulistano de Pinheiros5 6 7 8 .

Sofrendo um processo penal em que já havia um pedido de prisão preventiva e com a possibilidade de que descobrissem algo sobre suas ações armadas, foi enviado a Paris por Marighella utilizando um passaporte falso1 . Foi posteriormente identificado como guerrilheiro e condenado com base na extinta Lei de Segurança Nacional. Pretendia realizar um treinamento de guerrilha em Cuba, mas a gravidez de sua mulher o fez desistir. Tornou-se representante da Ação Libertadora Nacional no exterior e coordenou as ligações desta com movimentos de esquerda de todo o mundo1 2 9 10 .


Marighella ließ ihnen einen "Brief an die europäischen Revolutionäre" zukommen und bat um Unterstützung. Bei Filmemachern wie Luchino Visconti, Glauber Rocha und Gianni Amico fanden sie Gehör. Oswaldo ging im Juli 1969 in die Schweiz. Als immer mehr Militante in Europa ankamen und dolce vita machten, ließ Marighella ihnen über Zilda im Oktober 1969 den Befehl zukommen, dass sie (fast) alle nach Kuba zur Ausbildung sollten.

Von Mai 1970 bis 1996 erschien der Text in mindestens fünf selbständigen deutschsprachigen Ausgaben als Untergrundschrift. Eine Übersetzung unter dem Titel Minihandbuch des Stadtguerilleros erschien in: Sozialistische Politik. Hg: Otto Suhr Institut Berlin. 2.Jg., Nr. 6/7 1970, S. 143–166.


Im Juni 1969 auf Portugiesisch geschrieben. Ein Vorläufer des Mini-Handbuchs war Abraham Guilléns Estrategia de guerilla urbana (Montevideo, 1966; engl.: 1973).

In der kuba-orientierten Zeitschrift Tricontinental wurde das Mini-Handbuch in englischer Sprache in der Nr. 16, Jan./Feb. 1970, in vollem Wortlaut abgedruckt.

Englische Ausgabe 1970 auch: Stockholm;Eneryda: Ordfront.

Die Schrift - eines der ersten derartigen Anleitungsbücher, das Flugzeugentführungen als Aktion der bewaffneten Propaganda aufführte - hatte maßgeblichen Einfluss auf westeuropäische Stadtguerillagruppen, darunter auch die Rote Armee Fraktion.

Das Werk fand Verwendung u.a. bei der Irish Republican Army (IRA) und den Roten Brigaden in Italien.

Auf Englisch wurde das Handbuch zuerst in der amerikanischen (kubaorientierten) Zeitschrift Tricontinental Nr. 16, Jan./Feb. 1970 in vollem Wortlaut abgedruckt. Im Juli 1970 erschien es auch in The Berkeley Tribe.

Weblinks und Literatur

  • Les Temps modernes : n° 280 (nov. 1969): La lutte armée au Brésil.



  • Mário Magalhães (2012) Marighella - o Guerrilheiro que Incendiou o Mundo. S.P.: Companhia das Letras, 499-512.