Carlos Marighella

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Der brasilianische Politiker und Revolutionär Carlos Marighella (5.12.1911, Salvador de Bahia - † 4.11.1969, São Paulo), Sohn eines norditalienischen Einwanderers (Augusto) und einer von sudanesischen Haussa abstammenden Afro-Brasilianerin (Maria Rita do Nascimento) wurde in den 1970er Jahren als Autor des Minihandbuchs des Stadtguerilleros bekannt.


Haftzeiten

1932: Vom 22.-24.8.1932 inhaftiert; ohne Verfahren entlassen. Marighella bricht sein Ingenieurs-Studium in Bahia ab und schließt sich der illegalen KP (PCB) an. Das Disziplinarverfahren wegen eines kritischen Gedichts über den nicht-gewählten Gouverneur (Interventor) von Bahia und die als ungerecht empfundene Haft stellen die Weichen. Die PCB hatte bis dahin nur zwei kurze Phasen der Legalität erlebt :03-07/1922; 01-08/1927 (MM 68).

Er war von Anfang an ein mitreißender Aktivist, der z.B. selbst Propagandaraketen baute, die 200 Meter hoch flogen und Flugblätter (und Fähnchen an kleinen Fallschirmen) niederschweben ließen (foguetao extremista). Er geht von Bahia nach Rio (wo er Armenio Guedes kennenlernt: 73) und reorganisiert dort die KP. Von der von der KP geplanten Militärrevolte (27.11.35) hatte die Partei nichts verlauten lassen. Die Revolte scheitert desaströs und die Folgen haben alle zu tragen: 15.000 politische Gefangene erfordern u.a. die Einrichtung einer neuen Gefängnisinsel: Ilha Grande im Staate Rio de Janeiro.

1936-37: Zweite Haft unter der Diktatur von Getúlio Vargas vom 1.5.36-27.7.37 (Macedada, erneut ohne Verfahren entlassen). Während dieser Zeit Folter durch Filinto Müller, den "Paten der Folterer" in Brasilien. Als er 4 Wochen später zu 2,5 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt wird, ist er untergetaucht.

1939-1945: Dritte Haftzeit zusammen mit der Parteispitze; Folter in der Delegacia de Ordem Política e Social (DOPS) von São Paulo; bleibt standhaft. Ein Zeuge sagt einer späteren Untersuchungskommission, nie habe er jemanden gesehen, der Misshandlungen mit so viel Mut getrotzt hätte. Sechs Jahre auf den Gefängnisinseln Fernando de Noronha und Ilha Grande, die er mit der Bildung seiner Kameraden verbringt.

1964: Marighella steht von Anfang an für den bewaffneten Kampf gegen die Diktatur: Vierte Verhaftung: im Mai 1964 wird er von Agenten der Abteilung für Politische und Soziale Ordnung (DOPS: Departamento de Ordem Política e Social) in einem Kino in Rio angeschossen und verhaftet. Ohne Anklage in Haft, wird der auf Betreiben des Anwalts Sobral Pinto am 31.07.64 von einem Gericht befreit. Erstmals hatte er das Gefängnis 1936 betreten müssen. 83 Tage. Summe 2691 seit 1932. perto de 7 anos e meio. (325).

1945-1963

  • Nach der Wiederzulassung des PCB und seiner Amnestierung im April 1945 wird er Kongressabgeordneter für Bahia und arbeitet an der Verfassung von 1946 mit. Als einer der engagiertesten Politiker hält er in nicht einmal zwei Jahren rund 200 Reden.
  • 1948 beginnt eine neue Periode der Unterdrückung. Ihm wird sein Mandat weggenommen. Von Januar 1946 bis Januar 1951 wurden unter der Regierung Dutra mehr Kommunisten ermordet (55) als während der Diktatur von 1964-85 (38). Er muss wieder in die Klandestinität - in der er bis zu seiner Ermordung 1969 bleiben wird. Er leitet den PCB von Sao Paulo (erlaubt die Ehe von Zuleika Alambert und Armênio Guedes, Leiter der Propaganda; 218).
  • 1952 Mitglied des ZK der PCB.
  • 1953 Besuch in Moskau (218, Stalin-Verehrung 215); Treffen mit Mao in Peking
  • 1956-1961: Entspannung in der Ära Kubitschek. Sohn Carlos Augusto (Carlinhos) Marighella erinnert sich an das Gedicht "O rinoceronte"; 215, 242).
  • Die Präsidentschaft von Janio Quadros vom 31.1.61-25.8.61. 19.8.: Empfang für Che Guevara (254).
  • Problem Joao Goulart. Bis 1963 Konflikt. 1963 Referendum. Spitzt sich zu. Pläne für Putsch. Pläne für Widerstand.

1964-1969

Der Militärputsch in Brasilien 1964 trifft die Partei in einer Phase der Apathie. Die großen alten Männer der Partei verlieren dadurch insbesondere in der Jugend und bei den Militanten wie Marighella an Ansehen. An den Rändern und außerhalb der Partei bilden sich bewaffnete Gruppen.

Marighella steht von Anfang an für den bewaffneten Kampf gegen die Diktatur:

  • Vierte Verhaftung: im Mai 1964 wird er von Agenten der Abteilung für Politische und Soziale Ordnung (DOPS: Departamento de Ordem Política e Social) in einem Kino in Rio angeschossen und verhaftet. Ein Gericht sorgt für seine Entlassung.
  • 1966 begründet er in seiner Schrift The Brazilian Crisis die Notwendigkeit eines bewaffneten Kampfes gegen die Militärdiktatur und tritt danach von seiner Leitungsfunktion in der Partei zurück. Brief an die Exekutivkommission vom 10.12.1966 (CM: 335)
  • Trotz eines Verbots der Parteiführung besucht er im August 1967 einen Kongress für Lateinamerikanische Solidarität in Havanna, wo er Some Questions About the Guerillas in Brazil schreibt. Der Beitrag ist dem Andenken Che Guevaras gewidmet und wird am 5.9.1968 im Jornal do Brasil gedruckt.
  • Im Herbst 1967 wird Marighella aus der PCB ausgeschlossen, nachdem der VI. Kongress sich gegen den bewaffneten Kampf und für eine breite demokratische Bewegung zur Überwindung der Diktatur ausgesprochen hatte. Diese breite Bewegung nannte sich zu Beginn MDB und transformierte sich später in die Partei PMDB.

Seine Ideen fallen im studentischen Protestmilieu auf fruchtbaren Boden. Immer mehr schließen sich dem Marighella-Flügel (= Ala Marighela = Agrupamento Comunista = AC/SP) an. Seit 1967 bereitete sich das Comitê Metropolitano do PCB de Brasilia (CM/ PCB/Bsb) auf den bewaffneten Kampf vor. Unter der Supervision des ZK übte man sich in der Guerillataktik in Paracatu/MG (Marschieren, Schießen, Bombenherstellung). Nach dem VI. Parteitag entfernte sich diese Gruppe unter der Führung der Anwälte Thomas Miguel Pressburger und Raimundo Nonato dos Santos von der Partei und näherte sich dem Marighella-Flügel an. Im Februar 1968 gründet Marighella die Nationale Befreiungsaktion, die Ação Libertadora Nacional (ALN), eine Sammlungsbewegung aller revolutionären Kräfte Brasiliens. Er kooperiert mit der VPR (Vanguarda Popular Revolucionaria) und dem MR-8 (Movimento Revolucionario 8 de Outubro).

März 1968: Kontakte zwischen AC/SP und der Gruppe Corrente aus Minas Gerais (ebenfalls Parteidissidenten), Expansion bis in das zentrale Hochland. In Brasília schließen sich zwei weitere Gruppen zusammen, dazu noch die Guerrilha do Triângulo Mineiro. Unterstützung durch die Dominikaner von São Paulo. Erkundungen in Gegenden mit Landkonflikten: Formosa, Posse, Niquelândia und Unaí. Guerilla-Training mit Revolvern und Maschinenpistolen, Explosivstoffen. Immer mehr Leute wechseln vom PCB zur Militanz. In der zweiten Jahreshälfte kommt Edmur Péricles de Camargo nach Brasilia. Er soll verantwortlich sein für die ländliche Guerilla in Goiás und Minas Gerais, zusammen mit den Leuten von der früheren CM/PCB/Bsb.

Anfang 1969 wartet Edmur auf weitere Befehle. Bei einem Treffen mit Marighella in Formosa (Goiás) stellt sich heraus, dass die Gegend nicht geeignet ist. Edmur schlägt vor, die Stadt Unai in Minas zu besetzen. Marighella lehnt ab und lässt im Februar die Nachricht durch José Gomes da Silva (" Ricardo") überbringen:

Desgastado, por considerar-se o comandante da área de Goiás, Edmur dirigiu-se a São Paulo para pedir explicações a Marighela. Em São Paulo no primeiro encontro com Marighela, não foi possível tocar no assunto considerado secreto, pela presença de dois estudantes na reunião. Edmur ficou aguardando um novo encontro com o chefe da ALN, durante dois meses, mantendo contatos semanais com "Toledo". Contrariado com o que considerava pouco caso de Marighela, Edmur entregou a "Toledo" uma carta pedindo desligamento da ALN.
Na terça-feira de carnaval de 1969, foi realizado um assalto ao posto de identificação da Asa Norte de Brasília, de onde foram roubadas mais de cem cédulas de identidade, uma máquina de escrever e carimbos. Foi a primeira ação da organização em Brasilia, a qual, em seguida, provocaria as primeiras "quedas" da ALN na capital federal. Desencadeada uma operação, foram presos quatorze militantes, a maioria oriunda do antigo CM/PCB/Bsb. Rearticulado, o grupo assaltou, no dia 7 de maio, o Cine Karin em Brasília e, passado algum tempo, um posto de gasolina. - A integração do soldado do Exército Paulo Cesar Lopes da Silva Rodrigues no grupo rendeu dividendos preciosos para a ALN.
O Movimento Armado Revolucionário (MAR) libertou 9 presos do Presídio Lemos de Brito, no Rio de Janeiro.

August 1969: ficou decidido o deslocamento de pessoal para a área de Goiânia e Anápolis. A idéia inicial era formar uma rede de apoio para a futura guerrilha rural. Jeová recebeu dinheiro de Marighela e arrendou a Fazenda Embira, no município de Goiânia, na rodovia Goiânia-Nerópolis. Fazia freqüentes contatos com José Carlos Vidal em Brasília e recebia recursos para manter o grupo em Goiânia. Na Fazenda Embira, o grupo realizava treinamentos de tiro e de guerrilhas.

  • September 1969: Entführung des US-Botschafters Charles Burke Elbrick durch ALN und MR-8 (Movimento Revolucionário 8 de Outubro).

Em setembro e outubro de 1969, em função das investigações sobre o desaparecimento do estudante menor Carlos. Gustavo do Nascimento, em Brasília, ficou configurada a trama subversiva que provocou o desmantelamento da ALN em Brasília e em Goiânia.

Na ocasião, ficou constatado que na casa do diplomata Marco Antonio de Salvo Coimbra que estava servindo na embaixada do Brasil na Romênia -, funcionava um "aparelho" da ALN. Lá foram presos Marcos Estelita Lins de Salvo Coimbra, Gastão Estelita Lins de Salvo Coimbra, o menor 'desaparecido" Carlos Gustavo do Nascimento, Benedito José Cabral e Ricardo Moreira Pena. O grupo preso tinha em seu poder uma metralhadora INA e dez revólveres de diversos calibres, que eram utilizados nos treinamentos.

As "quedas" prosseguiram, inclusive com a prisão de José Carlos Vidal, e foi constatado que grande maioria de estudantes presos era de secundaristas do Centro Integrado de Ensino Médio e do Colégio Elefante Branco, que haviam sido cooptados por experientes comunistas.

No final de outubro, em conseqüência das prisões em Brasilia, iniciou-se o·desmantelamento da organização em Goiânia, com a prisão de diversos universitários egressos da UnB e de um repórter do Correio Braziliense, José Anibas de Moraes. A excessão dos dois últimos, que eram, respectivamente, jornalista e pedreiro, todos os demais eram estudantes universitários.

Foi preso, em 12 de novembro, Jeová Assis Gomes, o coordenador da implantação da área estratégica em Goiás. O plano do grupo, de acordo com orientação recebida de Marighela em São Paulo, era desencadear ações de guerrilha no norte de Goiás, enquanto São Paulo era mantida como área prioritária para ações de guerrilha urbana.

  • Nach einer Serie erfolgreicher Raub- und Entführungsaktionen entschließt sich die Polizei, Marighella zu eliminieren. Am 4.11. 1969 wird er von Sérgio Paranhos Fleury in einen Hinterhalt (in der Alameda Casa Branca 800 in São Paulo) gelockt und dort um 20 Uhr erschossen.
  • Während das halbe Dutzend bewaffneter Gruppen, die zum Zeitpunkt des Todes von Marighella existierten (darunter das Comando de Libertação Nacional) bald aufgerieben wurden, existierte die ALN noch bis 1974.

Rezeption in Deutschland

Literatur von und über Carlos Marighella

  • Freudenberg, Dirk (2011) Die Universalität der Methoden Irregulärer Kräfte am Beispiel der Konzepte Hans von Dachs und Carlos Marighellas, in: Thomas Jäger/Ramus Beckmann (Hg.): Handbuch Kriegstheorien, Wiesbaden 2011: 310-322.
  • Halperin, Ernst (1976) Terrorism in Latin America. Beverly Hills u.a.: Sage 1976 (The Washington Papers Vol. 4, 33
  • Huberman, Leo (1970) Focus und Freiraum. Debray, Brasilien. Linke in den Metropolen, Berlin: Wagenbach.
  • Marighela, Carlos (1911-1969), in: Ian F. W. Beckett (2001) Encyclopedia of Guerilla Warfare, New York: 150f.
  • Nova, Christiane/Jorge Nóvoa (1999) Carlos Marighella. O homem por trás do mito, São Paulo (Ed. UNESP – Univ. Estadual Paulista)
  • Nunn, Frederick (1992) The time of the generals. Latin American professional militarism in world perspective, Lincoln/London (University of Nebraska)
  • Portela, Fernando (1979) Guerra de guerrilhas no Brasil, São Paulo: Global Ed.
  • Vannucchi Leme de Mattos, Marco Aurélio (o.J. 2002?) Carlos Marighella, in: Rebeldes brasileiros. Homens e mulheres que desafiaram o poder, Vol. 2 São Paulo: Casa Amarela Ed.: 402-415.
  • Vannucchi L. de Mattos, Marco Aurélio /Walter Cruz Swensson jr. (2003) Contra os inimigos da ordem. A repressão política do regime militar brasileiro, Rio de Janeiro: Ed. DP & A.

Das Mini-Handbuch

siehe auch: Minihandbuch des Stadtguerilleros

Persönliches

Aus seiner ersten Ehe mit Elza Sento Sé stammt sein Sohn (Carlinhos); seine zweite Frau (von 1945 an) war Clara Charf; in der ALN hatte er eine enge Beziehung zu Zilda Paula Xavier Pereira.

Weblinks

Filme