Militärische sexuelle Sklaverei

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Begriff

Der Begriff Militärische sexuelle Sklaverei (Military Sexual Slavery) bezieht sich meist - wie dieser Beitrag auch - auf die von Japan als "Trostfrauen" (Eng.:Comfort Women, Kr.: Wianbu, Jp.:Ianfu) bezeichneten Mädchen und Frauen, die vom japanischen Militär während der Besatzung asiatischer Länder im Zweiten Weltkrieg den japanischen Soldaten für sexuelle Zwecke zur Verfügung gestellt wurden. Das betraf Mädchen und Frauen aus Korea, China, von den Philippinen und aus weiteren japanisch kontrollierten Gebieten. Teilweise stammten die Frauen auch aus Japan, den Niederlanden und Australien. Das Phänomen betraf schätzungsweise 100000 - 300000 Opfer, von denen die meisten wohl aus Korea stammten. Genaue Angaben sind auch deshalb nicht bekannt, weil Japan die entsprechenden Archive noch nicht geöffnet hat. Die Opfer der Sklaverei wurden an die Fronten verschleppt und dort in Soldatenbordellen jahrelang reihenweise (vermutlich 10-30 mal pro Tag) vergewaltigt.


Zwangsprositution während des 2. Weltkriegs

„Wir verlangen von japanischer Regierung, die Verantwortung für die Zwangsprostitution zu übernehmen, sich bei den Opfern zu entschuldigen, rechtliche Entschädigungsmaßnahmen einzusetzen und die neue Generation so zu erziehen, dass keine solche Menschenrechtverletzung wieder passiert.“

- Statement von der 846. Mittwochsdemonstration am 31.12.2008 -


Seit 1992 demonstrieren die ehemaligen koreanischen Zwangsprostituierten jeden Mittwoch vor der japanischen Botschaft in Seoul mit der Unterstützung von Korean Council for the Women Drafted for Military Sexual Slavery by Japan. Die letzte Mittwochsdemonstration vom Jahr 2008 fand in Form einer Gedenkveranstaltung statt, für die 13 ehemaligen Trostfrauen, welche 2008 verstorben sind. Das Statement betonte die Bedeutung des Wahrheitsfindungsprozesses bzgl. der militärischen sexuellen Sklaverei durch Japan und die legale Schadenersatz für die nächste Generation.

Während des 2. Weltkriegs, zwischen 1932 und 1945, wurden Frauen und Mädchen aus Korea, China, Philippinen, Indonesien, Burma und Niederlanden entführt und zur Prostitution für japanische Soldaten gezwungen. Diese Frauen, die euphorisch „Trostfrauen“ genannt wurden, wurden mit dem Alter ab 12 Jahren systematisch jeden Tag von bis zu 50 Soldaten vergewaltigt, erniedrigt und gefoltert in sogenannter „Troststation“. Die Anzahl dieser Frauen wird für über 200,000 vermutet. Die Opfer sind teilweise während des Kriegs durch körperliche Belastungen verstorben, mit der japanischen Niederlage von den Soldaten ermordet und die Überlebten leiden noch unter ihrer traumatisierten Vergangenheit. Die Schäden, welche den Frauen zugefügt wurden, wurden nicht nur bei diesen Frauen beibehalten, sondern auch in verschiedener Art und Weise die nächste Generation beeinflusst. Außer der gewissen politischen Anspannung zwischen Japan und Korea aufgrund der Ablehnung der offiziellen Anerkennung und Verantwortung für dieses Geschehen seitens der japanischen Regierung, gibt es auch unsichtbare Konsequenzen, die noch nicht erleuchtet und aufgearbeitet wurde.

Nach der Niederlage des zweiten Weltkriegs wurden viele von der Frauen vom japanischen Militär ermordet und die Beweise wurden vernichtet. Viele Opfer schwiegen aus Scham über ihre Vergangenheit oder wurden stigmatisiert und an den Rand der Gesellschaft gedrängt.

Da bei den Kriegsverbrecherprozessen die Zwangsprostitution nicht thematisiert wurde, blieb das Thema bis zum Ende 80er Jahre im Dunkelfeld. Erst durch die Frauenbewegung in den 80er Jahren kam das Kriengsverbrechen wieder ans Licht und wurde im japanischen Parlament behandelt. Das Parlament entschied, dass eine Entschuldigung oder Entschädigung vom japanischen Staat nicht notwendig sei. Durch das "Internationalen Frauentribunal für Kriegsverbrechen" von Nichtregierungsorganisationen wurde die japanische Regierung am 04.12.2001 verurteilt, den Opfern eine angemessene Entschädigung zu zahlen, sich offiziell bei den Opfern zu entschuldigen und die japanische Bevölkerung über die Kriegsverbrechen aufzuklären. Da das Tribunal jedoch nicht als eine rechtliche Instanz anerkannt wird, ignorierte Japan das ganze Verfahren. Auch die USA unterstützten die Kampagne der Trostfrauen nicht.

Obwohl der japanische Premierminister Junichiro Koizumi 2001 sein "tiefes Bedauern" über das Schicksal jener Frauen ausgedrückt hat, meinte sein Nachgänger Shinzo Abe am 01.03.2007 "Es gibt keinen Beweis dafür, dass Zwang auf Frauen ausgeübt wurde, wie es zunächst geheißen hatte". Nach heftiger Kritik erneuerte Abe am 26.03.2007 die japanische Entschuldigung. Im April 2007 entschied das oberste Gericht Japans wieder, dass die Trostfrauen keinen Anspruch auf Entschädigung haben.


Forschungs- und Wissensstand

Das Thema Zwangsprostitution wurde durch einen Bericht der Professorin Jeong-Ok Yoon von der Ewha Womans University in Seoul im Jahr 1987 zum ersten Mal zur internationalen Kenntnis gebracht. Darauf hin klagte ein ehemaliges Opfer der Zwangsprostitution, Hak-Soon Kim, 1999 die japanische Regierung mit einer öffentlichen Aussage an. 1992 berichtete Professorin von der Chuo University in Nagoya, Yoshimi Yoshiaki, über eine Dokumentation aus der Kriegszeit, welche im National Institute for Defense Studies in Japan gefunden wurde und die Existenz der “Troststation” bestätigte. Dieser Bericht wurde zunächst 1995 als ein Buch mit dem Titel „Jugun ianfu (Comfort Women)“ erschienen und 2000 ins Englisch übersetzt (Yoshiaki, 2000). 1996 publiziert die U.N. zwei Spezialberichte: The U.N. Special Rapporteur on Violence Against Women und The Special Rapporteur on Contemporary Forms of Slavery, Systematic Rape, Sexual Slavery and Slavery-Like Practices during Armed Conflict, die militärische sexuelle Sklaverei berichtete und der japanischen Regierung empfiehl, die rechtliche Verantwortung für den Verstoß gegen internationales Recht zu übernehmen. Die Intervention der U.N. wurde größer und 1998 kritisierte die UN Human Rights Commission Japan und forderte das Land auf, eine offizielle Wiedergutmachung für die Frauen und ein Gerichtsverfahren gegen die Verantwortlichen durchzuführen. Darauf hin fand 2000 Women’s International War Crimes Tribunal on Japanese Military Sexual Slavery statt. Seitens Japans wurde auch die Stimme erhoben, so dass die Mitglieder der Japan Federation of Bar Associations sammelten die relevanten Informationen von den Ländern, von denen die Frauen missbraucht wurden, und veröffentlichten das Ergebnis im Jahre 2007. Anhand dieses Forschungsergebnisses forderte die Föderation den japanischen Ministerpräsident auf, sich bei den Opfern öffentlich zu entschuldigen und offizielle Entschädigungsmaßnahmen anzustreben. Des Weiteren erstattete The Foreign Affairs Committee im Parlament von Großbritannien einen Bericht mit dem Titel; „Global Security: Japan and Korea". Hier berichtete die Committee, dass die Anerkennung des Schmerzens der Frauen zur besseren Kooperation bzgl. der nordkoreanischen Atomkraftresolution zwischen den beiden Ländern führen kann. Darüber hinaus forderte amerikanische und kanadische Regierung wiederum Japan auf, sich bei den Opfern zu entschuldigen.

Aus dem oben genannten Wissensstand wird dennoch sichtbar, dass bislang keine einizige Forschung vorliegt, die Schäden der Frauen untersucht hat, bis auf einen Bericht der UN Committee Against Torture (2007), in dem kurz erwähnt wurde, dass die Frauen aufgrund der inadäquaten, bzw. mangelhaften Anerkennung und Wiedergutmachung des Japans unter unheilbaren Wunden und wiederkehrenden Re-Traumatisierungserlebnissen leiden.


Literatur

Ambos, K. (2006) Die Rolle des Internationalen Strafgerichtshofs. Aus Politik und Zeitgeschichte, 42, 10-17.

Braithwaite, J. (2002) Setting Standards for Restorative Justice. British Journal of Crimnology, 42, 563-577.

Campbell, R., Wasco, S., Ahrens, C., Sefl, T., Barnes, H. (2001) Preventing the "Second Rape": Rape Survivors' Experiences With Community Service Providers. Journal of Interpersonal Violence, 16, 1239-1259.

Eckert, J. (2007) Gesprächspsychotherapie. In C. Reimer et al. (Hrsg.), Psychotherapie : ein Lehrbuch für Ärzte und Psychologen, 3. Aufl., Heidelberg, Springer Verlag.

Hess, H. (1978) Das Karriere-Modell und die Karriere von Modellen. In H. Hess, H. Störzer, F. Streng (Hrsg.), Sexualität und soziale Kontrolle: Beiträge zur Sexualkriminologie. Heidelberg, Kriminalistik Verlag.

Koreanische Frauengruppe in Deutschland (1996) (Hrsg.) In die Prostitution gezwungen: Koreanische Frauen erinnern sich. Zeugenaussagen aus dem japanischen Asien-Pazifikkrieg. Osnabrück, Secolo Verlag.

Koss, M., Bachar, K., Hopkins, C., Carlson, C. (2004) Expanding a Community’s Justice Response to Sex Crimes Through Advocacy, Prosecutorial, and Public Health Collaboration: Introducing the RESTORE Program. Journal of Interpersonal Violence, 19, 1435-1463.

Tomuschat, C. (2004) Ein umfassendes Wiedergutmachungsprogramm für Opfer schwerer Menschenrechtsverletzungen. Blaue Reiehe, 89, 177-184.

Van der Kolk, B., Roth, S., Pelcovitz, D., Sunday, S., Spinazzola, J. (2005) Disorders of Extreme Stress: The Empirical Foundation of a Complex Adaptation to Trauma. Journal of Traumatic Stress, 18(5), 389–399.

Yoshiaki, Y. (2000) Comfort women: sexual slavery in the Japanese military during world war II. New York, Columbia University Press.


Web Links

The Korean Council for the Women drafted for Military Sexual Slavery by Japan [[1]]

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