Max Bondy

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Der ältere Bruder von Curt Bondy, Max Bondy (* 11.05.1892 in Hamburg-Blankenese; † 13.04.1951 in Boston, Massachusetts) war ein deutscher Reformpädagoge jüdischer Herkunft und Mitbegründer der Landerziehungsheime. Nach Zwangsenteignung und Flucht im Jahre 1937 wurde er US-amerikanischer Staatsbürger. Verbittert über die Nichtrückerstattung seines Erbes - des Landerziehungsheims Marienau bei Lüneburg in Niedersachsen - starb er in Boston.

Kindheit und Jugend

Der Sohn einer Kaufmannsfamilie machte 1910 das Abitur, studierte Kunstgeschichte und Geschichte in Freiburg, Erlangen und Italien, wurde Mitglied in der der Deutschen Akademischen Freischar, war jugendbewegt und national gesinnt und nahm freiwillig am Ersten Weltkrieg teil und interessierte sich für Pädagogik.

Reformpädagoge

Zusammen mit Ernst Putz gründete er 1919/20 im Sinntalhof in Brückenau seine erste Schule. 1923 gründete er gemeinsam mit seiner Frau Gertrud eine Schule in Gandersheim in Niedersachsen. Diese Schule zog 1929 nach Marienau bei Lüneburg um. Zusammen mit seiner Frau, einer Wiener Psychoanalytikerin, die Sigmund Freud persönlich kannte, formte er die „Schulgemeinde“ des Landerziehungsheims Schule Marienau. Lehrer und Schüler sollten freundschaftlich verbunden sein und so mithelfen sozial engagierte, verantwortliche Menschen „im starken Eingehen auf ihre Individualität“ zu formen.

Verfolgter des Nationalsozialismus

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde das schulische Leben schwerer. Die „Judenschule“, wie die Schule Marienau von außen auch genannt wurde, geriet unter den Einfluss der Repression deutscher Nationalsozialisten. 1937 entzogen sie dem jüdischen Schulleiter Max Bondy die Erlaubnis, die Schule zu führen. Bondy sollte für die Schulgemeinde Marienau 108.000 Mark erhalten, ein Zwangsgeld, das er jedoch nicht bekam. 58.000 Mark dienten der Zwangstilgung von Hypotheken und 50.000 Mark waren auf einem „Sperrkonto“ der Dresdner Bank vor dem Zugriff durch den jüdischen Eigentümer Bondy festgesetzt. Das Ehepaar ging mit seinen beiden Kindern über die Schweiz (Gland) 1939 ins Exil in die USA, wo er zusammen mit seiner Frau und seinem späteren Schwiegersohn die Leitung der Windsor-Mountain-School in Lenox übernahm.

Nach der Shoa

1945, nach dem Ende der Schoa versuchte Bondy, als Verfolgter des Nationalsozialismus sein ehemaliges Eigentum, die Schule in Marienau wieder zu erhalten, um sich der „Reeducation“ der Deutschen zu widmen und seine Schule zukünftig einem internationalen pädagogischen Verbund anzuschließen. Das wurde ihm aber verwehrt. Er habe, so hieß es,inzwischen die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen. Und zu dieser Zeit habe er kein Eigentum in Deutschland erwerben dürfen. Verbittert über diese Entscheidung erlebte er das Ende der Wiedergutmachungsverhandlungen nicht mehr. 1951 starb Max Bondy in Boston an Blutkrebs.

Max Bondys Reformpädagogik bis heute

Die Nachfolge der Schulleitung hatte Bernhard Knoop. In der Folgezeit geriet die Entstehungsperiode des Internats Schule Marienau durch den jüdischen Schulleiter Max Bondy, unter dem Einfluss der Jugendbewegung, weitgehend in Vergessenheit. Erst Mitte der 1980er Jahren, mit dem damals neuen Schulleiter Wolf-Dieter Hasenclever, einem Gründungsmitglied der baden-württembergischen Grünen, befasste man sich mit der Schulgeschichte. 1989 entstand ein Archiv im neugebauten Max-Bondy-Haus. Es kam zu einer vorübergehenden Hinwendung zur Ökologie (Schulgarten "Ökotopia"; "ökologischer Humanismus" etc.) und einem Austauschprogramm mit Israel, das auch heute noch existiert. Die Reformpädagogik spielt heute (2010) keine Rolle mehr.

Werke

Baiersdorf, eine kunstgeschichtliche Untersuchung. Erlangen 1923 Das neue Weltbild in der Erziehung. Diederichs, Jena 1922 „Ich muß mich dann immer damit beschäftigen, bis ich es Euch gesagt habe.“ Reden an junge Deutsche (1926–1947). Schule Marienau, Dahlem-Marienau 1998

Literatur

Barbara Kersken: Gertrud und Max Bondy - Wegbereiter der modernen Erlebnispädagogik?. Neubauer, Lüneburg 1991. Einzelnachweise Wolf-Dieter Hasenclever (Hrsg.): Reformpädagogik heute. Wege der Erziehung zum ökologischen Humanismus. Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 1993

Weblinks

Webpage der Schule Marienau Barbara Kersken: Archiv Schule Marienau Jens Bergmann: Das Lebenswerk des Max Bondy

Adaptiert von „http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Bondy“ - und waiting for criminologization