Kriminologie an der Universität Hamburg (Weimarer Republik)

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In der Weimarer Republik war die Kriminologie an der Universität Hamburg von nationaler und internationaler Bedeutung. Nicht Berlin, wie noch zur Kaiserzeit, sondern Hamburg war nunmehr die intellektuelle Hochburg der weit über die Grenzen der Stadt und der Republik hinaus wirkenden Strafrechtsreformbewegung. Aus Hamburg kam der energischste Widerstand gegen reaktionäre Tendenzen in der Kriminalpolitik.

Die Geschichte beginnt wie eine große Liebesgeschichte. Hamburg ging aus dem Ersten Weltkrieg mit den besten Absichten hervor. Man wollte eine neue Gesellschaft, man hatte eine neue Regierung und man wollte eine neue Hochschule. Man wollte eine bessere Justiz, bessere Kriminalpolitik, bessere Gesetze und einen besseren Strafvollzug. Und für all das holte man sich den Besten, den es überhaupt gab und der zufällig schon in der Nähe war, nämlich in Kiel.

Das war Moritz Liepmann. Während der meisten Jahre der Weimarer Republik - nämlich von 1919 bis 1928 - waren Liepmann und die Kriminologie an der Universität Hamburg fast identisch: Liepmann war die Kriminologie, die Kriminologie war Liepmann. So sahen das auch viele gute junge Leute, die wegen der Kriminologie zu Liepmann und wegen Liepmann zur Kriminologie kamen.

Wer war dieser Moritz Liepmann und was war an ihm dran?

Als Liepmann zum 1. August 1919 seine Arbeit aufnahm, war er in der Fachwelt schon als Kämpfer für die Humanisierung und Liberalisierung des Strafrechts bekannt. Vor allem war er das Idol aller Gegner der Todesstrafe. Auf dem Juristentag von 1910 hatte er dafür gesorgt, dass das Thema auf die Tagesordnung für 1912 kam. Und dort, in Wien, auf dem 31. Deutschen Juristentag in der prunkvollen kaiserlich-königlichen Hofbibliothek, hatte er dann eine flammende Rede gehalten, deren Glanz auch nicht dadurch geschmälert wurde, dass die Abstimmung, die am letzten Tag der Konferenz, am 6. September 1912, stattfand, gegen ihn ausging. Die Gegner der Todesstrafe hatten nur knapp verloren und waren zuversichtlich, ihr Ziel vielleicht auf dem nächsten, sonst eben auf dem übernächsten Juristentag erreichen zu können. Moritz Liepmann jedenfalls hatte seinen Mut, sein Charisma, seine Begeisterung für die Vermenschlichung des Strafens unter Beweis gestellt und selbst viele der eher pragmatisch-konservativen Kollegen zutiefst beeindruckt. Und um so mehr natürlich all jene, die dem autoritären Staat eh nicht viel abgewinnen konnten.

So war es denn für Liepmann auch ein Leichtes, in Hamburg schnurstracks die besten Geister um sich zu scharen. Der zum 1. August 1919 berufene Jurist Liepmann kooperierte mit der Psychologie und der Sozialpädagogik und dies nicht zuletzt in der von ihm gegründeten Arbeitsgemeinschaft für die Reform des Strafvollzugs (mit dem Ziel eines Vollzugs, der der psychischen Situation der Bestraften gerecht würde). Bemerkenswert war neben der Tatsache, dass sich Liepmann ebenso wie Franz Exner mit kriminologischen Aspekten des Ersten Weltkriegs auseinandersetzte, auch seine Kritik des Paragraphen 218 des Strafgesetzbuchs (Abtreibung) und des politischen Strafrechts einschließlich der politischen Justiz. Mit Liepmann begründete die Hamburger Universität während der Weimarer Zeit ihren Ruf als Hort einer liberal und sozial orientierten Kriminologie.

Die Ausgangssituation 1919

  • Die Todesstrafe war noch nicht abgeschafft. Die Hinrichtung findet um diese Zeit in einem umschlossenen Raum statt. Teilnahmeverpflichtung bestand für zwei Personen des Gerichts der ersten Instanz, einen Gerichtsschreiber, einen Gefängnisbeamten und einen Vertreter der Staatsanwaltschaft. Der Ort, in dem die Hinrichtung stattfand, konnte zwölf ehrenwerte Bürger abstellen, die freiwillig an der Hinrichtung teilnehmen konnten. Diese sollten die früher übliche Öffentlichkeit darstellen, die jedoch mit vielen unangenehmen Begleiterscheinungen einhergegangen war. Der Verteidiger und andere Personen (Geistliche, Verwandte) konnten auf Antrag ebenfalls der Hinrichtung beiwohnen. Über den Vorgang war stets ein Protokoll aufzunehmen.
  • Nach dem Ende des Kaiserreichs und nach dem verlorenen Weltkrieg ging es um die Schaffung einer neuen Republik und eines neuen Gesellschaftssystems, zu denen naturgemäß auch ein neues Strafrecht, eine neue Jugendpolitik und eine neue Kriminaljustiz und ein neuer Strafvollzug gehörten. Der Krieg und seine kriminellen Begleiterscheinungen gaben zudem Anlass, neu über die Ursachen des Verbrechens nachzudenken. Und es war zu untersuchen, ob und inwiefern es möglich wäre, an die internationale Strafrechtsreformbewegung aus der Vorkriegszeit anzuknüpfen (IKV). Es gab also genug zu tun.
  • Was war mit dem Strafvollzug? 40 Jahre zuvor hatte man Fuhlsbüttel eingeweiht. Das Gefängnis war schnell voll geworden. Vor allem war es ein "steingewordener Riesenirrtum" wie all die anderen riesigen Zellengefängnisse jener Zeit (Eberhard Schmidt). Wie sollte es weitergehen? Öffnung, Resozialisierung, Übergangshäuser ....
  • Was war mit der Polizei? Sie hatte seit dem Ende des 19. Jahrhunderts eine beeindruckende technische Innovationswelle durchgemacht. Verbrecheralben von 1889-1912 (mit 900.000 Fotografien). Fingerabdrücke. Aber die Polizei war der Stadtoligarchie mehr verpflichtet als den Bürgern und vor allem den Massen der Besitzlosen. Politische Polizei (Evans).
  • Wie dringend eine Demokratisierung erforderlich war, das wusste man seit der Cholera in Hamburg. Das Jahr 1892 war gerade mal 27 Jahre her. Damals, Ende August, Anfang September, waren in kürzester Zeit 16.956 Personen erkrankt und 8.605 gestorben. "Das der Elbe entnommene Leitungswasser wurde unzureichend gereinigt, weil man sich zwischen Senat und Bürgerschaft nicht über die Finanzierung einer Sandfiltrationsanlage einigen konnte. (...) . Statt der unspektakulären Filtrieranlage befürworteten Senat und Bürgerschaft zur selben Zeit den Ausbau des für den Handel wichtigen Zollhafens und die Errichtung eines repräsentativen Rathauses. Der vom preußischen Gesundheitsminister nach Hamburg entsandte Robert Koch äußerte, geschockt von den dortigen Verhältnissen: 'Meine Herren, ich vergesse, daß ich in Europa bin.' In dem Zeitungsartikel „Hamburg, der Seuchenherd in Deutschland" kam er zu dem Fazit: 'Ich habe hier gelernt, wie man einer Cholera-Epidemie nicht begegnen darf.' Erst auf Vorhaltungen Kochs entschloß man sich zu Seuchenbekämpfungsmaßnahmen, die auf seinen Postulaten der Verbreitung des Choleraerregers beruhten. Mit Hilfe der Hamburger Sozialdemokratie, die sich in der Krise als die einzig halbwegs handlungsfähige Organisation erwies, wurde ein Flugblatt mit Vorsichtsmaßregeln an alle Haushalte verteilt."
  • Der Anschluss an das Zollgebiet des Deutschen Reiches und die Eröffnung des Freihafens brachten der Stadt in den folgenden Jahren einen unerwarteten Aufschwung. Im Jahre 1912 steht Hamburg mit seinem seewärtigen Güterumschlag nach London und New York an dritter Stelle in der Rangordnung der größten Welthäfen; im gleichen Jahr werden erstmals auf der Erde in Hamburg Taxirufsäulen aufgestellt. Anfang 1913 zählt die Hansestadt rund eine Million Einwohner.
  • Der Erste Weltkrieg hatte 40.000 Hamburger Männer das Leben gekostet, die Handelsblockade hatte Hamburg vom Weltverkehr abgeschnitten und einen schweren Schlag hatte der Stadt auch die im Versailler Vertrag geforderte Ablieferung fast der gesamten Handelsflotte versetzt. 1919 ging es darum, eine neue Handelsflotte aufzubauen.
  • Am 24. März 1919 eröffnete die Frauenrechtlerin Helene Lange das erste demokratisch gewählte Parlament Hamburgs. In der Bürgerschaft verfügt die SPD über die absolute Mehrheit. Nach langem Widerstand seitens der Bürgerschaft erfolgt auch die Gründung der Universität.

Die gespaltene Universität

Die Universität wurde am 10. Mai 1919 mit einem Festakt in der Musikhalle eröffnet. Alle wollten etwas anderes von ihr. Die von SPD und DDP regierte Stadt wollte etwas Neues, eine „Volksuniversität im wahrsten und edelsten Sinne des Wortes“. Hamburg sollte im Demokratisierungsprozess der deutschen Hochschulen eine Vorreiterrolle spielen. Und tatsächlich galt die Universität damals bald als vergleichsweise fortschrittlich. Dies lag in erster Linie an der Berufung herausragender liberaler Gelehrter, die maßgeblich das Bild der jungen Universität prägten und ihre frühe Blütezeit begründeten: neben dem Psychologen William Stern, der schon seit 1916 in Hamburg lehrte und entscheidend am Zustandekommen der „Universitätskurse“ Anfang 1919 mitgewirkt hatte, vor allem der Philosoph Ernst Cassirer, der Kunsthistoriker Erwin Panofsky, der Strafrechtler Moritz Liepmann, der Jurist Albrecht Mendelssohn Bartholdy sowie der Physiko-Chemiker und spätere Nobelpreisträger Otto Stern. Mit dem Völkerrechtler Rudolf Laun und dem 1925 berufenen Sozialökonomen Eduard Heimann gab es unter den Hamburger Ordinarien auch zwei Wissenschaftler, die Mitglied der SPD waren. Laun wurde für die Amtsjahre 1924/25 und 1925/26 zum Rektor der Universität gewählt; ihm folgten mit dem Nationalökonomen Heinrich Sieveking (1928/29) und Ernst Cassirer (1929/30) zwei weitere Befürworter der Republik in diesem Amt. Rückblickend urteilte Toni Cassirer, die Witwe des Philosophen, die Hamburgische Universität sei – ähnlich der Neugründung in Frankfurt am Main – „noch nicht so verstaubt und reaktionär wie die übrigen Bildungsanstalten Deutschlands“ gewesen. Für eine relative „Fortschrittlichkeit“ der Hamburgischen Universität sprechen weitere Indizien: Der Anteil jüdischer Mitglieder am Lehrkörper war, wie an anderen Großstadtuniversitäten, vergleichsweise hoch. Der Prozentsatz studierender Frauen lag in Hamburg stets über dem Reichsdurchschnitt (1932: 25,7 Prozent gegenüber 18,5 Prozent), ebenso der – allerdings sehr geringe – Anteil von Arbeiterkindern unter den Studierenden (1930/31: 6,8 Prozent gegenüber 3,2 Prozent). Eine Pionierrolle spielte die Hamburgische Universität mit der Ende 1926 in der Bürgerschaft beschlossenen Integration der Volksschullehrerausbildung in die Universität: ein für deren soziale Öffnung fundamentaler Schritt, der außer in Hamburg nur in Thüringen (1922), Sachsen (1923) und Braunschweig (1927) vollzogen wurde.

Das war jedoch nur die halbe Wahrheit. Der weitgehend aus den Vorläuferinstituten übernommene Lehrkörper wollte eigentlich lieber den Kaiser wiederhaben oder zumindest doch so weitermachen wie bisher. Insofern unterschieden sich Sozialprofil und Altersaufbau nicht von den älteren deutschen Universitäten. Die meisten Mitglieder der Universität wollten nicht durch Reformen, sondern gerade durch möglichst große Übereinstimmung mit dem traditionellen Hochschulwesen den Wert ihrer Institution begründen. Im Sommer 1919 versuchte der Universitätssenat die im „Notgesetz“ vorgesehene Zulassung von seminaristisch ausgebildeten Volksschullehrerinnen und -lehrern zu unterlaufen. 1920 wurde die ebenfalls dort festgeschriebene Verpflichtung der Professoren, an der mit gleichem Gesetz errichteten Volkshochschule mitzuarbeiten, ausgehebelt. Nachdem am 9. Januar 1921 eine neue parlamentarisch-demokratische Verfassung verkündet wurde, trat am 4. Februar 1921 das „richtige“ Hochschulgesetz in Kraft. Es gab heftigste Abwehrreaktionen der Universitätsgremien gegen die Errichtung einer „Hochschulbehörde“, weil diese als kollegiales Aufsichtsorgan für die Universität fungieren sollte (nicht von einem einzelnen Regierungsmitglied beaufsichtigt zu werden, sondern von einem sechzehnköpfigen Gremium, darunter sechs von der Bürgerschaft gewählten Personen, wurde als „Politisierung“ gebrandmarkt).

Vor allem aber wirkte die Liberalität der Universität nicht identitätsstiftend für die gesamte Institution. Viele bewerteten die Neuerungen als schlechtes Zeichen und als Zeichen eines geringen Niveaus. Wie die Gesellschaft in der Weimarer Republik insgesamt zerrissen war in Befürworter und Gegner der Demokratie, so gab es auch an der Hamburgischen Universität ein spannungsgeladenes Gegeneinander von demokratischen und restaurativen Kräften, wobei Letztere gegen Ende der Republik deutlich in der Mehrheit waren. Symbolhaft verdichtete sich diese Haltung im Kampf der Professoren um die Talare, die in Hamburg 1927 eingeführt wurden, um fortan auch hier das im Lehrkörper verbreitete Bedürfnis nach sozialer Abgrenzung zu befriedigen.

Als im Sommersemester 1919 auf einer Studentenvollversammlung Flugblätter rechtsextremer Vereinigungen verteilt wurden, die zum Boykott jüdischer Professoren aufforderten, versagte der Universitätssenat dem angegriffenen William Stern seine Unterstützung.

Bei den Studierenden dominierten ebenfalls antirepublikanische und nationalistische Positionen, wenn auch weniger ausgeprägt als anderswo.

Ende Oktober 1923 schlägt die Polizei einen von dem Hamburger Kommunistenführer Ernst Thälmann organisierten Putschversuch nieder.

1927 und 1928 konnten republikanische und sozialistische Studenten rund 40% der Stimmen auf sich vereinen.

Der 1928 erstmals angetretene Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund gewinnt 1931 die AStA-Wahlen.

Trotz politischer Polarisierung und ökonomisch ständig angespannter Lage wies die neue Hamburger „Arbeitsuniversität“ eine imponierende Leistungsbilanz auf. Die Zahl der Studierenden (ohne Gasthörer), die im Eröffnungssemester 1.729 betragen hatte, stieg schon bis 1923 auf über 4.500 und pendelte sich Anfang der 1930er Jahre auf etwa 3.700 ein; die Anzahl der Lehrenden verdoppelte sich im gleichen Zeitraum von 145 auf knapp 300, dabei stieg die Zahl der ordentlichen Professoren von 39 auf 69. In allen Fakultäten gab es Fachrichtungen, mit denen sich die junge Universität rasch überregionales, zum Teil internationales Ansehen erwarb: Dazu zählten Philosophie und Kunstgeschichte, Psychologie und Pädagogik, Physik und Mathematik, Völkerrecht, Kriminologie und Sozialökonomie, Neurologie und Chirurgie. Bahnbrechend für die Entwicklung der Kulturwissenschaften bis heute wirkten die Sammlungen und interdisziplinären Forschungen der von Aby Warburg begründeten Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg. Diese private „Problembibliothek“, Zentrum gelebter Geistigkeit und Liberalität, war durch Gelehrte wie Cassirer und Panofsky eng mit der Universität verbunden. Warburg selbst war dort – bis zu seinem Tod 1929 – Honorarprofessor.

Lehrstühle

Ordentlicher Lehrstuhl für Gerichtsverfassungs-, Strafprozess- und Strafrecht

Errichtet durch Gesetz vom 31.3.1919 Inhaber: Liepmann 1919-1928 (1.8.19-26.08.28) Lehrstuhl für Strafrecht und Kriminologie; Eberhard Schmidt 1929-1935 (1.20.29-30.09.35); Tesar, Ottokar 1935-1951 (1.11.35 - 31.10.51; emeritiert 31.3.51). Der Lehrstuhl von Tesar wurde umgewidmet in "Strafrecht und Rechtsphilosophie" (Heinrich Henkel ab 1951/52).

Neuer Lehrstuhl für Strafrecht und Kriminalpolitik

1963: Eberhard Schmidhäuser 1983-1995: Kurt Seelmann (Strafrecht und Rechtsphilosophie)

Lehrstuhl für Strafrecht und Strafprozessrecht

Errichtet durch Beschluss der Bürgerschaft vom 9.12.1928. Nachdem Gustav Radbruch den Ruf auf diesen Lehrstuhl ablehnt, kommen Ernst Delaquis (1.7.1929-31.3.1934), dann Rudolf Sieverts (1934-1972) (1.8.34 - 31.3.72, emeritiert 30.9.71).

1919-1928: Moritz Liepmann Lehrstuhl für Kriminologie, Gerichtsverfassung, Prozess- und Strafrecht 1929-1932: Ernst Delaquis 1943-1971: Rudolf Sieverts Lehrstuhl für Strafrecht, Kriminologie, Jugendrecht, Jugendfürsorge sowie Rechtsvergleichung 1971-1975: Horst Schüler-Springorum 1977-1980: Hans-Jürgen Kerner (ab April 1977: Lehrstuhl für Kriminologie, Jugendrecht und Strafvollzug; Direktor des Seminars für Jugendrecht und Jugendhilfe). 1982-2002: Klaus Sessar 2002-  : Peter Wetzels

Vorboten des Unheils

  • 1928: Tod Liepmanns; der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund beginn seinen Siegeszug an der Universität.
  • 1929: Ernst Cassirer wird einer der ersten jüdischen Universitätsrektoren in Deutschland
  • 1930: Der Sturm auf die Republik beginnt. Die Weltwirtschaftskrise verschärft auch die politischen Spannungen. Die Universität ist von der Schließung bedroht. Im Innern der Universität wachsen die antirepublikanischen Ressentiments. Im Juli 1930 kann Rektor Cassirer eine Feier zur Würdigung der Weimarer Reichsverfassung nur gegen erbitterten Widerstand durchsetzen. Sie blieb auch die einzige ihrer Art, denn nach Cassirer wurden nur noch republikfeindliche Rektoren gewählt.
  • 1931: Rechtsruck an der Universität. Verbrüderung zwischen Unileitung (und dem 1931 beginnenden Rektorat des Meteorologen und Hitler-Sympathisanten Albert Wigand) und (seit 1931 vom NS-Studentenbund dominierter) Studentenschaft. Der AStA forderte vor allem eines: Vorlesungen über Wehrwissenschaft! Das, so dachte sich der Rektor, dürfte eigentlich kein Problem sein. Und so setzte er dieses Fach bereits für das Wintersemester 1932/33 auf den Lehrplan. Wer Wehr sagt, meint Krieg, und wer Wehrwissenschaft sagt, meint nicht Kriegswissenschaft, sondern Kriegsvorbereitung. Denn das war es, was die jungen Männer dieser Zeit antrieb: der Krieg, die Tapferkeit, der Tod, notfalls, für die Wiederherstellung der Ehre des Vaterlands. Verblendet, betrunken, verführt? Mal dies, mal das, mal jenes, mal alles zusammen.
  • 1932:
  • 1933:

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