Jemen

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Im Jemen, der Heimat von Osama bin Ladens Familie (sein Vater stammt aus dem Hadramaut), operiert "Al Qaida auf der Arabischen Halbinsel". Die Organisation profitiert vom zerrütteten Verhältnis der Zentralregierung zu den Stämmen. Ein Pakt mit Al Qaida ist oft nur ein Verhandlungsinstrument, um die Finanzierung einer Schule, einer Bewässerungsanlage oder ähnliches durchsetzen zu können. Wird das Geforderte gewährt, trennt man sich auch wieder von Al Qaida (Hermann 2010).

Im Jemen lebte von 2002 bis zu seiner Tötung durch einen Drohnenangriff, seit seiner Rückkehr aus den USA, wo er in der Moschee von Falls Church in der Nähe von Washington, D.C., gepredigt hatte, der Imam Anwar al Aulaki.

Diese Moschee hatten zwei der Attentäter vom 11.09.2001, aber auch der muslimische Heeresmajor und Militärpsychologe Nidal Malik Hasan (dessen Eltern aus Palästina in die USA gekommen waren) besucht, der im November 2009 in Fort Hood (Texas) 13 Personen erschossen hatte. Hasan hatte per e-mail Kontakt zum Imam über ethische Fragen wie die, ob es Pflicht eines Moslems in den US-Streitkräften sein könne, Kameraden zu töten.

Der Jemen galt als ungefährlich, nachdem die CIA im November 2002 den damaligen Führer Abu Ali al Harithi mittels einer Drohne getötet und der Jemen seinen Nachfolger ein Jahr später verhaftet hatte.

Mit dem Ausbruch von zwei Dutzend El Kaida Kämpfern (darunter Nassir al Wahaishi und Kassim al Raimi, die an der Seite Osama bin Ladens in Afghanistan gekämpft hatten) aus einem Gefängnis im Februar 2006 änderte sich die Lage wieder.

Im Jemen (wo sich rund 1500 El Kaida Kämpfer aufhalten sollen) hielt sich auch der Nigerianer Umar Faruk Abdulmutallab - der verhinderte Detroit-Attentäter - auf, bevor er versuchte, im Dezember 2009 das Flugzeug, das sich im Landeanflug befand, abstürzen zu lassen. "El Kaida auf der Arabischen Halbinsel" hatte ihn nach eigenen Angaben ausgebildet und ausgerüstet.

US-Medien berichteten nach dem Detroit-Vorfall, also Ende Dezember 2009, die CIA habe bereits ein Jahr vorher mehrere Anti-Terror-Experten in den Jemen geschickt. Geheim operierende US-Spezialkräfte hätten damals begonnen, die jemenitische Regierung für den Anti-Terror-Kampf auszubilden und auszurüsten (Pentagon-Etat dafür: 70 Millionen Dollar). Sowohl der Leiter der entsprechenden Kommandozone, General Petraeus, als auch der Präsidenten-Beauftragte für den Anti-Terror-Kampf, John Brennan, hielten sich im Spätsommer 2009 in Sanaa auf, um Vereinbarungen zu treffen.

Am 17. und 24.12.09 töteten Luftangriffe ca. 60 (Angaben aus Sanaa) Personen. Bei der Zielerfassung und der Ausführung sollen die USA wichtige Hilfe geleistet haben. Die El Kaida Erklärung vom 28.12.09 erklärte, der Detroit-Anschlag sei Vergeltung für die US-Angriffe auf Kämpfer im Jemen. Ob der Imam Aulaqi getötet wurde, stand zunächst nicht fest.

In Guantanamo Bay, wo sich im Dezember 2009 noch rund 200 Gefangene befanden, waren zu der Zeit 91 aus dem Jemen. Sechs Jemeniten waren zuvor in den Jemen ausgeliefert worden.

Den ehemaligen Demokraten und Republikaner und heute (2009) parteilosen US-Senator Joseph Liebermann ficht das Völkerrecht nicht an: "Der Irak war der Krieg von gestern, Afghanistan ist der Krieg von heute. Wenn wir nicht präemptiv handeln, wird der Jemen der Krieg von morgen sein" (Rüb 2009).

Im September 2014 garantierte ein Abkommen den aufständischen Houthis (die zur 30%.-Minderheit der für 100 Jahre im Norden herrschenden Zaidi Shia Gemeinschaft gehören) eine Beteiligung an der Regierungsgewalt. Sie hatten sich über Marginalisierung seit dem Putsch gegen den letzten König der Zaidi Shia (1962) beschwert.


Quellen


  • Hermann, Rainer (2010) Dschihadisten im Schutz der Stämme. Al Qaida im Jemen galt 2003 schon fast als besiegt - nun ist die Organisation gestärkt und sogar im Ausland aktiv. FAZ 05.01.10: 3.
  • Rüb, Mathias (2009) Im Jemen gegen Al Qaida. FAZ 29.12.09: 3.