Frankenstein

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Der frühe Tonfilm (1931) Frankenstein handelt von einem Wissenschaftler, dessen Forscherdrang ihn auf Abwege bringt. Er erschafft aus toter Materie menschliches Leben. Doch sein Geschöpf richtet Unheil an und wendet sich schließlich auch gegen ihn selbst, bevor es von der Bevölkerung gejagt wird und unter Qualen zu Tode kommt. Es handelt sich um einen Klassiker des Horrorfilms, in dem so gut wie alles vorkommt, was dieses Genre ausmacht: neben dem "mad scientist" gibt es auch eine schöne Frau, ein Monster, eine Abweichung vom Pfad der Tugend, gruselige nächtliche Szenen, zerfallene Gemäuer, schwere Unwetter und eine entsprechende musikalische Untermalung. Merkwürdigerweise wird heute in aller Welt mit dem Namen Frankenstein nicht der eigentliche Namensträger (der junge und gut aussehende Wissenschaftler Dr. Henry Frankenstein), sondern das von Boris Karloff gespielte (und im Film namenlos bleibende) Monster assoziiert.


Der junge Wissenschaftler Dr. Henry Frankenstein erschafft aus toter Materie menschliches Leben. Nachdem das namenlose Geschöpf drei Menschen umgebracht hat (nämlich den Gehilfen und den Lehrer Frankensteins sowie ein unschuldiges siebenjähriges Mädchen), wird es von der Dorfbevölkerung gejagt und flüchtet in eine leerstehende Mühle, wo es zu einem Kampf auf Leben und Tod zwischen Frankenstein und seinem Monster kommt. Frankenstein überlebt schwer verletzt (nachdem ein Testpublikum die ursprüngliche Version, in der er ums Leben kam, nicht goutiert hatte), während sein Geschöpf in der vom Mob in Brand gesteckten Mühle qualvoll ums Leben kommt. Obwohl Frankenstein (1931) allgemein bis heute als Meilenstein der Filmgeschichte gilt, übertrafen der Regisseur James Whales und sein Monster-Darsteller Boris Karloff ihr eigenes Original noch einmal mit der Forsetzung des Films im Jahre 1935 unter dem Titel Frankensteins Braut.

In der de.wikipedia heißt es:

  • Obwohl Boris Karloff nur dreimal die Rolle des Ungeheuers spielte, in Frankenstein, Frankensteins Braut und Frankensteins Sohn, ist seine Darstellung und vor allem die Maske eine Ikone und ein Markenzeichen für unzählige Nachahmungen geworden. Fast alle folgenden Filme setzten auf das kantige, grüne Gesicht und die Elektroden am Hals. Jedenfalls soweit die Produzenten in der Lage und willens waren, die Lizenzgebühren an Universal zu zahlen. Universal hatte sich die Copyrights auf ihre Horrorfiguren gesichert. Diese Bestimmungen schützten nicht nur das Aussehen, sprich Kleidung und Make-up von Dracula, Frankensteins Monster oder dem Wolfsmenschen, auch bestimmte Gesten waren geschützt. Der Name Frankenstein ist ein Synonym für den Horror schlechthin geworden, so dass viele Filme, die mit dem Thema nur marginal oder überhaupt nichts zu tun haben, Frankenstein im Titel führen.
  • Ein weiterer Archetyp, der in Frankenstein, aber auch in Metropolis auftritt, ist der des Mad Scientist, des verrückten Wissenschaftlers, dessen Forschungen jedes Maß vermissen lassen, der sich nach einem gelungenen Experiment den Göttern gleich fühlt, der aber dann die Geister, die er erschuf, nicht mehr los wird, die sich seiner Kontrolle entziehen und sich verselbstständigen. Dabei benutzt er moderne oder sogar leicht in die Zukunft reichende Wissenschaften, die seinen Zeitgenossen wie Zauberei erscheinen müssen.

Kriminologie

Das Gehirn des von Frankenstein geschaffenen Monsters stammte aus der Präparatesammlung von Frankensteins Lehrer Professor Waldmann. Das Glas, in dem es aufbewahrt war, trug ein Etikett mit der Aufschrift "abnormal brain". Frankensteins Gehilfe, der missgebildete Fritz, hatte dieses Glas auf Geheiß von Dr. Frankenstein eines Nachts aus der Sammlung entwedet, nachdem ihm das Glas, nach dem er zuerst gegriffen hatte ("normal brain"), aus Versehen aus den Händen gefallen und auf dem Boden zerschellt war. Diese Szene kam weder in dem Theaterstück vor, auf dessen Grundlage das Robert Florey das Drehbuch geschrieben hatte, noch in dem ursprünglichen Roman Mary Shelleys aus dem Jahre 1818. Florey dachte wohl, dass sich das merkwürdige Verhalten des Monsters auf diese Weise einleuchtender erklären ließe. In dem Film erläutert Professor Waldmann in einer Vorlesungsszene, dass es sich bei dem "abnormal brain" um das Gehirn eines Mörders handelt.

Professor Waldmann ist beim Schöpfungsakt seines eigenwilligen Schülers Frankenstein zugegen. Er befürchtet Schlimmes wegen des Mördergehirns in dem zum Leben erweckten Monster. Er meint kategorisch, dass man das Monster töten müsse wie ein wildes Tier, kann sich aber nicht durchsetzen und ist schließlich von dem Erfolg des Experiments so fasziniert, dass er selbst Untersuchungen an ihm anstellt. Das Monster bringt ihn während dieser Untersuchungen um.

Die vom Film suggerierte Nähe zum kriminalanthropologischen Erklärungsmodus vom "geborenen Verbrecher" (Cesare Lombroso, Enrico Ferri, Raffaele Garofalo) wird insofern gebrochen, als die Tatmotive keine aggressiv-sadistische Komponente im Sinne einer Hangs zu Tötungsdelikten aufweisen, sondern mit Notwehr (Tötung des Gehilfen Fritz), Putativnotwehr (Tötung von Professor Waldmann) oder Naivität (Tötung des jungen Mädchens) zusammenhängen.

Das damalige Publikum hatte im Gegensatz zu heutigen Zuschauern wenig Sympathie für das Monster empfinden können. Das hat vor allem mit der in der Uraufführung entfernten Szene mit dem kleinen Mädchen Maria zu tun. Das Monster spielt mit dem kleinen Mädchen in kindlich naiver und herzlicher Freude. Das Mädchen wirft Blumen ins Wasser, die auf dem Wasser treiben. Nachdem das Mädchen dem Monster einige Blumen abgegeben hat, wirft das Monster diese auch ins Wasser, und freut sich darüber. Als aber keine Blumen mehr da sind, wirft das Monster das Mädchen ins Wasser, in dem Irrglauben, es würde ebenso wie die Blumen an der Wasseroberfläche treiben. Als das Monster seinen Irrtum erkennt, läuft es schließlich verzweifelt weg. In der damals gezeigten Fassung sieht man hingegen nur, wie das Monster auf das Mädchen zuläuft, und nach einem Schnitt, wie es vom aufgewühlten Wasser wieder wegläuft. Dadurch entsteht ein völlig verändertes Bild des Monsters. Wer den gesamten Film sieht, begreift, dass das Monster die drei Menschen nicht aus Bosheit umbringt, sondern dass es wegen seiner Körperkräfte bei gleichzeitiger Furchtsamkeit und sozial-kommunikativer Unerfahrenheit für seine Umwelt einfach ohne alle böse Absicht sehr gefährlich ist.

Zitat

"Whales Frankenstein-Inszenierung ist eine spezifisch barocke Form des amerikanischen Expressionismus, der sein Vorbild, die fantastischen deutsche Filme wie Das Cabinet des Dr. Caligari oder Der Golem, nicht verleugnen kann." – in David Pirie: A Heritage of Horror: The English Gothic Cinema. Tauris I B; Auflage: New Ed, 2007, ISBN 978-1845114824 (englisch).

Literatur

  • Borrmann, Norbert (200) Frankenstein und die Zukunft des künstlichen Menschen. Diederichs, ISBN 3-7205-2187-7.
  • Everson, William K (1982) Klassiker des Horrorfilms. Goldmann, München (Originaltitel: Classics of the Horror Film), ISBN 3-442-10205-7.
  • Rafter, Nicole & Michelle Brown (2011) Criminology Goes to the Movies: Crime Theory and Popular Culture. New York: NYU Press (Chapter 3).
  • Shelley, Mary (2000) Frankenstein. Edited by Johann M. Smith. Boston: Bedford/St. Martin's.
  • Wollstonecraft Shelley, Mary (2001) Frankenstein. Lernmaterialien Easy readers (englisch). Klett, ISBN 3-12-537850-8.
  • Wollstonecraft Shelley, Mary (2004) Frankenstein oder Der moderne Prometheus. Insel, Frankfurt ISBN 3-458-34801-8.
  • Schmid, Hans (2005) Frankenstein. Ein Filmführer. Belleville, München ISBN 3-923646-19-4.
  • Tabbert, Thomas T. (2006) Frankensteins Schöpfung. Künstliche Menschen im Romanwerk Mary Shelleys. Artislife Press, Hamburg ISBN 3-938378-12-3.

Weblinks


Dieser Beitrag bestand zunächst aus einer Übernahme des Beitrags Frankenstein (1931) aus der de.wikipedia und befindet sich im Prozess der kriminologisch orientierten Emanzipation von der Vorlage.