Drogenrecht und Kriminalität in Lateinamerika

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Einleitung: Prohibition

Warum Lateinamerika?

Nichts ist in Lateinamerika hundertprozentig anders als anderswo. Im Drogenrecht und in der Prohibition sind die Ähnlichkeiten sogar besonders frappierend. Die Drogengesetze gehören zu den Normensystemen mit dem weltweit höchsten Homogenisierungsgrad. Trotz der traditionellen Vielfalt historisch gewachsener Drogenkulturen in Meso- und Südamerika unterscheiden sich die aktuellen Anti-Drogen-Gesetze in den Ländern Lateinamerikas heutzutage allenfalls noch in Nuancen von denen in Nordamerika, Europa oder Asien. Logischerweise produziert die Ähnlichkeit der normativen Systeme eine vergleichbare Typologie strafbarer Handlungen: da gibt es die gesetzlich definierte Kriminalität der Konsumsphäre und des Handels, die mittelbaren Formen der Beschaffungskriminalität, die Phänomene des gewaltförmigen Wettbewerbs, der Korruption der Kontrollinstitutionen (von der Polizei über das Militär bis zur Politik) und schließlich die Delikte von Amtsträgern bei der Rauschgift-Bekämpfung. Dieser leicht erkennbare Grad der Ähnlichkeit wirft die Frage nach dem Sinn und Zweck der Befassung mit den Problemen dieser weit entfernten Weltgegend auf.

Zwei Gründe können diese Beschäftigung rechtfertigen:

  • Erstens ist es in Lateinamerika eindeutig "schlimmer" als in Mitteleuropa. Das wird von niemandem bestritten und wäre auch allein angesichts der mehr als 50 000 Toten, die man in Mexiko während der vergangenen sechs Jahre im Zusammenhang mit den Drogenkonflikten gezählt hatte, nicht zu widerlegen. Angesichts der Lage in Lateinamerika drängt sich deshalb stärker als anderswo die Frage nach den Ursachen der Grausamkeit und Häufigkeit der Taten auf: was lässt die Kriminalität in Lateinamerika so dominant werden - einschließlich ihrer Unkontrollierbarkeit und ihrer Tendenz, diejenigen, die mit ihr in Berührung kommen, zu kontaminieren, zu korrumpieren und/oder zu eliminieren?
  • Zweitens ist die Situation in Lateinamerika nicht von deren Entstehungsbedingungen - vor allem der Nachfrage aus den USA und aus Europa - zu trennen. Drogenrecht, Prohibition und Kriminalität in Lateinamerika sind ein Geschöpf des Nordens, dessen Folgen nach Lateinamerika ausgelagert wurden. Wirkungsweisen und Folgen der Prohibition - die ja auch hier gilt und wirkt - lassen sich nirgendwo klarer erkennen als dort, wo wie die meisten Opfer fordert: in Lateinamerika. Was sich dort zeigt, ist die zum klarsten Ausdruck getriebene Normalität der Prohibition selbst. Dies wiederum eröffnet eine Perspektive auf das Verhältnis zwischen Absichten und Ergebnissen (good intentions; collateral damage), Gutmenschen und Drecksarbeit (good people, dirty work) sowie schierer Verzweiflung und aktiver Suche nach Lösungen. Nirgendwo gibt es so viele stumme Opfer der Drogenbekämpfung - und nirgendwo haben sich auch so viele angesehene Politiker für ein Umdenken und Umlenken in der Drogenpolitik ausgesprochen wie in Lateinamerika. Es gibt also Anlass zum Blick zurück auf die Verhältnisse, die "wir" dort schaffen, dulden und reproduzieren.

Was bedeutet und was bewirkt Prohibition? Beispielsfall Alkoholverbot in den USA

  1. Alkoholverbot in den USA (1919-1933): Ursachen (Anomie; Industrialisierung; Umbrüche; Stress; Coping-Mechanismen; Kulturkonflikt und sozialer Konflikt; Lobbyismus der WCTU), Wirkungsweise (manifeste Ziele: Konsumrückgang?; latente Ziele: Dominanz der WASPs?; Nebenfolgen: wichtiger als die Hauptfolgen. Entstehung der Mafia: Al Capone; Handel und Händler: legale Wirtschaft wird illegal; andere Unternehmer, andere Personalrekrutierung, andere Wettbewerbsmethoden; Waren: bootlegging, moonshining; die Qualität der Ware, der Verheimlichungsaufwand: Jamaican Ginger Epidemic; die Konsumorte; vom Bier zum Whiskey: warum? Die Korruption der sozialen Kontrolle: Polizei, Sondereinheiten, Politik, Gewerkschaften
  2. Filmbeispiel: das Valentinstag-Massaker. Film von Roger Corman, 1967, dt.: Chicago Massaker; engl. The St. Valentine’s Day Massacre. Angeblich einer der besten Prohibitionsfilme aller Zeiten
  3. Abstraktion: Besonderheiten des Schwarzmarktes im Vergleich zur rechtmäßigen Ökonomie (Auswirkungen auf Produzenten, Händler, Käufer, Art, Kosten und Qualität der Güter, Arbeitsmarkt, Personalmanagement, Karrieremuster, Konkurrenz zwischen Unternehmen und Individuen, Kriminalitätsentwicklung, Homizidraten, Integrität der Polizei und des Militärs, der Staatsanwaltschaft, der Informanten; auf die Sozialisationsbedingungen von Kindern und Jugendlichen, auf die Kultur und das Rechtsbewusstsein - Stichwort "Gewaltkultur" - auf Menschenrechte und auf die Politik nach Hobbs und Mena)
  4. Wissenschaft: Gifford Jr., Adam (1999) The unintended consequences of regulating addictive substances. Cato Journal, Vol. 19, No. 2 (Fall 1999) 301-311.
  5. Anschauungsmaterial: Videos oder Schaubilder oder pdf Dateien mit Übersichten zur Wirkungsweise von Prohibition: Stuff You Missed In History Class: How Prohibition Works, Podcast
  6. Lateinamerikanische Filme: Notícias de uma Guerra Particular (IMDb) (wohl nur auf Port.)
  7. Klaus Werner-Lobo über Falcao - Kinder des Drogenkrieges

Geschichte des Drogenrechts

  1. Wiederholung 1. Sitzung
  2. Das Drogenrecht als Prohibitionsregime (Entstehung; Haager Konvention)
  3. Eine Substanz (Alk.) - viele Substanzen (Cannabis etc.); ein Land (USA) - viele Länder (Welt)
  4. Institutionen: INCB
  5. Konflikt zwischen Recht auf kulturelle Identität (Menschenrecht) und globaler Homogenisierung durch Strafzwang
  6. Global Prohibition Regimes (Nadelman)
  7. Anschauungsmaterial: Ayahuasca-Verfolgung?

Drogenrecht in Lateinamerika

  • Wiederholung: Die völkerrechtlichen Grundlagen und ihr wirtschafts- und sozialhistorischer Hintergrund
Rechtsentwicklung vom Haager Opiumabkommen (1912) bis zur Wiener Konvention (1988)
Historischer Hintergrund: Opiumkriege; Spanisch-Amerikanischer Krieg; Philippine Opium Commission (Bischof Brent), Shanghai Commission
Soziologische Theorie: Die Entstehung des Drogenproblems um die Wende zum 20. Jahrhunderts (Theorie sozialer Probleme; Kokonmodell).
Rechtssoziologie: Globale Prohibition:sregime und die Rezeption der Drogengesetzgebung in Lateinamerika (Beispiel Brasilien)
  1. Globale Initiative
  2. Uruguay
  3. Brasilianische Strafrechtsreform 2012
Gefängnissituation Crack Paraná
Hobbs, Mena
Folha de Sao Paulo

Prohibitions-Kriminalität in Lateinamerika

  • Dennis Pauschinger (Gastvortrag)
  1. Film: Cidade de Deus / City of God?
  2. Vergleich zu Chicao Massaker?
  • Luiz Eduardo Soares, Cabeça de Porco
  • Konsum und Kleinhandel (Kinder und Jugendliche; Cannabis, Crack, mezclado)
  • Banden (pandillas, Maras)
  • Kartelle (Kolumbien: Cali und Medellín; Mexiko: Zeta, Sinaloa, Golfo, Familia ...)
  • Korruption von Polizei und Militär (Geschichte der und Geschichten über Los Zetas; Verhältnis Militär und Polizei in Mexiko; bekannte Einzelfälle korrupter Polizeichefs; Verhaftungen ... Film "Traffic" u.a.)
  • siehe auch: Crack in Brasilien

Amexica

Mexiko

  • Massaker: Erscheinungsweisen, Häufigkeit, Akteure (Täter, Opfer, Zuschauer, Profiteure)

Polizeikorruption

Militärkorruption und Demokratie

Arias-Book

Journalisten

Klassenhass und Ruhe

  • La Zona

Gefängnisse

  • Brasilien

Filme

Weblinks und Literatur

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