Zwei Gesetze der Strafentwicklung: Unterschied zwischen den Versionen

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== Originaltext ==
== Originaltext ==
Im Original heißt das erste Gesetz "la loi des variations quantitatives" und wird vom Autor folgendermaßen ausgedrückt:
Im Original heißt das erste Gesetz "la loi des variations quantitatives" und wird vom Autor folgendermaßen ausgedrückt:  
'''L'intensité de la peine est d'autant plus grande que les sociétés appartiennent à un type moins élevé — et que le pouvoir central a un caractère plus absolu.'''  
 
*''L'intensité de la peine est d'autant plus grande que les sociétés appartiennent à un type moins élevé — et que le pouvoir central a un caractère plus absolu.''  


Das zweite Gesetz ist "la loi des variations qualitatives" und heißt:  
Das zweite Gesetz ist "la loi des variations qualitatives" und heißt:  
'''Les peines privatives de la liberté et de la liberté seule, pour des périodes de temps varia-
*''Les peines privatives de la liberté et de la liberté seule, pour des périodes de temps varia
bles selon la gravité des crimes, tendent de plus en plus à détenir le type normal de la répression.'''
bles selon la gravité des crimes, tendent de plus en plus à détenir le type normal de la répression.''


Das erste Gesetz soll laut Durkheim helfen, das zweite Gesetz zu erklären.  
Das erste Gesetz soll laut Durkheim helfen, das zweite Gesetz zu erklären.  
   
   
Wolfgang Schluchter nennt das Gesetz der quantitativen Veränderungen das "Gesetz von der Rückbildung", das von den qualitativen Veränderungen das "Gesetz von der Umbildung".  
Wolfgang Schluchter (2000: 16) nennt das Gesetz der quantitativen Veränderungen das "Gesetz von der Rückbildung", das von den qualitativen Veränderungen das "Gesetz von der Umbildung". Das Gesetz der Rückbildung postuliert ein Schrumpfen des repressiven Kerns und ein Vordringen des restitutiven Rechts auf Kosten des repressiven Rechts. Die der Ähnlichkeit entstammenden Bande verlieren im Vergleich zu den aus ergänzender Unähnlichkeit an Bindungskraft. Dies alles als Folge der Individualisierung, bzw. der Entwicklkung von mechanischer zu organischer Solidarität.
 
Das Gesetz der Umbildung besagt, dass sich Intensität und Festigkeit des repressiven Kerns ändern, dass die Bindungen, die aus ergänzender Unähnlichkeit stammen, gegenüber denen aus Gleichheit an Bedeutung gewinnen. Die Strafe verändert durch Individualisierung und Psychologisierung ihren Charakter - vor allem treten subjektive Elemente des Vorsatzes, des Irrtums usw. ebenso wie spezialpräventive, auf den Täter gerichtete Sanktionselemente hinzu.
 


* '''quantitatives Gesetz'''
* '''quantitatives Gesetz'''
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* '''qualitatives Gesetz'''
* '''qualitatives Gesetz'''
: ''Der Freiheitsentzug, und die Freiheit an sich, haben im Laufe der Zeit in Bezug auf die jeweilige Entwicklung der Kriminalität variiert, mit der Tendenz dazu dass es zunehmend die normale Reaktion der sozialen Kontrolle wurde.''
: ''Die Strafen, die die Freiheit entziehen - und nur die Freiheit - und die die Freiheit der Schwere der Taten entsprechend für veränderbare Zeiträume entziehen, tendieren immer mehr dazu, die normale Art der Bestrafung zu werden.''
 


== quantitatives Gesetz ==
== quantitatives Gesetz ==
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* D. Garland (1983); ''Durkheim's theory of punishment: a critique''; ''Penality and Social Analysis''; London, S.37-61
* D. Garland (1983); ''Durkheim's theory of punishment: a critique''; ''Penality and Social Analysis''; London, S.37-61
* D. Garland (1990); ''Punishment and Modern Society: A Study in Social Theory''; Oxford
* D. Garland (1990); ''Punishment and Modern Society: A Study in Social Theory''; Oxford
*Schluchter, Wolfgang (2000) Rechtssoziologie als empirische Geltungstheorie. In: Horst Dreier, Hg., Rechtssoziologie am Ende des 20. Jahrhunderts. Tübingen: Siebeck; S. 8-30. 
* L. Sheleff (1975); ''From restitutive law to repressive law: Durkheim's The Division of Labour in Society revisited''; European Journal of Sociology; Cambridge; S.16-45
* L. Sheleff (1975); ''From restitutive law to repressive law: Durkheim's The Division of Labour in Society revisited''; European Journal of Sociology; Cambridge; S.16-45
* S. Spitzer (1975); ''Punishment and social organisation: a study of Durkheim's theory of penal evolution''; Law and Society Review; Oxford;  S.613-637
* S. Spitzer (1975); ''Punishment and social organisation: a study of Durkheim's theory of penal evolution''; Law and Society Review; Oxford;  S.613-637
*Durkheim, E. (1895). Le crime est normal. Dans Les règles de la méthode sociologique, pp.64-75. Paris: Presses Universitaires de France.
*Lombart, J. (1985). La toute puissance du crime et le préjugé Durkheimien. Cahiers Lillois d’Economie et de Sociologie, 6:33-39.
1.480

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