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Im Gegensatz zu anderen Soziologen (Durkheim, u.a.) welche die tieferen, strukturellen Ursachen für Kriminalität in den sozialen Faktoren wie Arbeitslosigkeit, Armut, Diskriminierung, etc. (sog. root causes) suchten, lag dem „policy measure“ Ansatz von Wilson und Kelling ein differenziertes Menschenbild zu Grunde. Ihr im Jahr 1982 in der amerikanischen Zeitung „Atlantic Monthly“ erschienener Artikel, mit dem Titel „Broken Windows. The Police and Neighborhood Safety“ ,sollte zum einflussreichsten Aufsatz in der Geschichte der Verbrechungsbekämpfung werden und zum geflügelten Wort avancieren.
Im Gegensatz zu anderen Soziologen (Durkheim, u.a.) welche die tieferen, strukturellen Ursachen für Kriminalität in den sozialen Faktoren wie Arbeitslosigkeit, Armut, Diskriminierung, etc. (sog. root causes) suchten, lag dem „policy measure“ Ansatz von Wilson und Kelling ein differenziertes Menschenbild zu Grunde. Ihr im Jahr 1982 in der amerikanischen Zeitung „Atlantic Monthly“ erschienener Artikel, mit dem Titel „Broken Windows. The Police and Neighborhood Safety“ ,sollte zum einflussreichsten Aufsatz in der Geschichte der Verbrechungsbekämpfung werden und zum geflügelten Wort avancieren.


=Delinquency Areas, Soziale Desorganisation & Chicago School=
Auch Teile des delinquency areas Ansatzes finden sich in den Überlegungen von Broken Windows wieder. Diese ökologische Theorie befasst sich mit der räumlichen Verteilung und den örtlichen Entstehungsbedingungen der Kriminalität. Der Ansatz der delinquency areas geht zurück auf die Chicago-Schule und ist mit den Autoren Shaw und McKay verknüpft. Die beiden untersuchten kriminelle Banden und deren Aufenthaltsorte. Dabei zeigte sich, dass sich ein Grossteil der kriminellen Taten in Stadtkernen, Geschäftsvierteln, Industriezonen und andern Gebieten mit reduzierter sozialer Kontrolle ereignete. Daraus abgeleitet entwickelten Shaw und McKay eine Theorie der geografischen Verbreitung von Kriminalität. Weltweit zeigt sich, dass Kriminalität in Städten stärker vertreten ist (Stadt-/Land-Gefälle), und dass unter den Städten Großstädte überproportional betroffen sind. Auch innerhalb der Stadtgebiete gibt es große Unterschiede, indem sich die Kriminalität auf wenig bewohnte Gebiete mit reduzierter sozialer Kontrolle konzentriert. Die ungleiche Verteilung bedeutet nicht, dass Bewohner der entsprechenden Gebiete grundsätzlich krimineller wären, vielmehr gibt es eine doppelte Sogwirkung, indem Personen, die bereit sind, Delikte zu begehen, sich teilweise in der Nähe solcher Gebiete ansiedeln, und andere, die weiter entfernt wohnen, diese delinquency areas gezielt aufsuchen.“ Eine aktuelle Anwendung dieser Erkenntnisse, die in der heutigen Prävention eine erhebliche Be-deutung hat, ist die Theorie der sozialen Desorganisation. Sie befasst sich mit dem Verlust von Gemeinschaftskontrolle und mit der sozialen Entsolidarisierung in ge-fährdeten Stadtgebieten und Wohngegenden. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass eine intakte Struktur sozialer Netze und persönlicher Bezugssysteme Kriminalität verhindert, während umgekehrt der Zerfall sozialer Verbindungen Kriminalität fördert. Die Theorie beruht auf der Unterscheidung zwischen primärer und sekundärer Sozi-alkontrolle. Primäre Kontrolle wird wahrgenommen durch die soziale Umgebung, die Nachbarschaft und allgemeine Netzwerke, sekundäre dagegen durch spezialisierte Instanzen wie Polizei oder Bewachungsdienste. Primäre Kontrolle ist präventiv wirk-samer als sekundäre.




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