William S. Burroughs: Unterschied zwischen den Versionen

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Der von seinen Anhängern (wie Patti Smith) gelegentlich wie ein Heiliger verehrte us-amerikanische Schriftsteller der sog. Beat Generation '''William Seward Burroughs''' (* 5.2.1914 St. Louis, Missouri; † 2.8.1997 Lawrence, Kansas) erkundete zusammen mit seinem Freund Richard Stern die schwule Subkultur von New York und entwickelte eine Faszination für psychoaktive Substanzen, Feuerwaffen und Selbstverteidigung.
[[File:Burroughs by origa bw.jpg|thumb|William S. Burroughs]]Der von seinen Anhängern (wie Patti Smith) gelegentlich wie ein Heiliger verehrte us-amerikanische Schriftsteller der sog. Beat Generation '''William Seward Burroughs''' (* 5.2.1914 St. Louis, Missouri; † 2.8.1997 Lawrence, Kansas) erkundete zusammen mit seinem Freund Richard Stern die schwule Subkultur von New York und entwickelte eine Faszination für psychoaktive Substanzen, Feuerwaffen und Selbstverteidigung.


== Feuerwaffen ==
== Feuerwaffen ==
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Am 6. September 1951 erschoss Burroughs in Mexiko-Stadt aus Versehen seine Frau, als er im Zustand der Trunkenheit die Apfelszene aus Schillers Drama Wilhelm Tell nachstellte. In der daraufhin eingeleiteten Untersuchung wurde die Tat als Unfall beurteilt, Burroughs musste nur 14 Tage im Gefängnis verbringen und Mexiko 1952 verlassen. Vollmers Tochter kam zu ihrer Großmutter und Burroughs’ Sohn zu seinen Großeltern nach St. Louis. William S. Burroughs Jr. war bei dem Unfall Augenzeuge gewesen, und nachdem er später ebenfalls Schriftsteller geworden war, verarbeitete er dieses Erlebnis in seinen Werken.
Am 6. September 1951 erschoss Burroughs in Mexiko-Stadt aus Versehen seine Frau, als er im Zustand der Trunkenheit die Apfelszene aus Schillers Drama Wilhelm Tell nachstellte. In der daraufhin eingeleiteten Untersuchung wurde die Tat als Unfall beurteilt, Burroughs musste nur 14 Tage im Gefängnis verbringen und Mexiko 1952 verlassen. Vollmers Tochter kam zu ihrer Großmutter und Burroughs’ Sohn zu seinen Großeltern nach St. Louis. William S. Burroughs Jr. war bei dem Unfall Augenzeuge gewesen, und nachdem er später ebenfalls Schriftsteller geworden war, verarbeitete er dieses Erlebnis in seinen Werken.


Nach Vollmers Tod reiste Burroughs durch Südamerika auf der Suche nach einer Droge namens „Yage“, die später als Ayahuasca identifiziert wurde. Er erhoffte sich davon eine Verminderung seiner Abhängigkeit von Opiaten, aber auch neue spirituelle Erfahrungen. Er schrieb während dieser Zeit zwei Romane : In Junkie behandelte er seine Heroin-Abhängigkeit und in Queer seine Homosexualität. Junkie galt zur damaligen Zeit zunächst als unveröffentlichbar, wurde auf Bemühen von Allen Ginsberg jedoch 1953 im Format eines Groschenromans beim Verlag Ace Books veröffentlicht. Aufgrund des höchst anstößig erscheinenden Inhalts veröffentlichte Burroughs sein Erstlingswerk unter dem Pseudonym William Lee. Seine Korrespondenz mit Ginsberg während seiner Suche nach Yage fasste er in den 1963 veröffentlichten Yage Letters zusammen. Queer wurde erst 1985 veröffentlicht.
Nach Vollmers Tod reiste Burroughs durch Südamerika auf der Suche nach einer Droge namens „Yage“, die später als Ayahuasca identifiziert wurde.
 
Von Südamerika aus reiste Burroughs nach Europa, u. a. nach London, wo er mit Hilfe des Arztes John Dent seine Sucht bekämpfte, sowie nach Paris, wo er im Beat Hotel seine Zettelsammlung für Naked Lunch begann, außerdem nach Tanger in Marokko.
 
Seine Materialsammlung bezeichnete er erst als The Word Hoard, und zusammen mit Ginsberg und Kerouac editierte er die einzelnen Episoden zum Roman Naked Lunch. Der Rest der Schriften wurde später zur Nova-Trilogie: The Soft Machine, The Ticket That Exploded und Nova Express.
 
Anders als die vorherigen Romane war die Nova-Trilogie in einer neuen Technik geschrieben, die „cut-up“-Technik genannt wurde („cut-up“, amerikanisches Englisch für „Schnipsel“, „Notizzettel“). Manuskriptseiten wurden in kleine Zettel zerschnitten und ohne genauen Plan neu angeordnet. Daraus entstand eine assoziative Erzählstruktur, die Burroughs in späteren Romanen weiter entwickelte. Der Leser kann in einen beliebigen Teil des Buchs einsteigen und sich von dort den Text entwickeln lassen. Durch die cut-up-Technik und den beliebigen Einstieg in das Werk interpretiert jeder Leser den Roman anders und hat eine andere Perspektive auf den erzählerischen Fortgang. Deutschsprachigen Autoren wie Carl Weissner und Jürgen Ploog war er mit seinem Cut-up-Stil ein Vorbild, was sie in der deutschsprachigen Literaturzeitschrift Gasolin 23 z.T. veröffentlichten.
 
Naked Lunch erschien 1959. Ab der Veröffentlichung wurde der Roman ein Teil der aufkeimenden Gegenkultur in den 1960ern.[2] In mehreren US-Bundesstaaten wurde die Veröffentlichung untersagt. Massachusetts verbot das Werk als erster Staat wegen Obszönitäten wie des im Roman beschriebenen Stahldildos (der namensgebend für die 1970er-Rockband Steely Dan war). Jedoch urteilte der Oberste Gerichtshof von Massachusetts 1966, Naked Lunch sei nicht obszön.
 
 
In den frühen 1960ern siedelte Burroughs nach London über, wo er für kleine Untergrundmagazine schrieb. Daneben arbeitete er an einem Manuskript, das später in zwei Teilen als The Wild Boys und Port of Saints erschien. Er stand in Kontakt mit den gleichgesinnten Schriftstellern (Alexander Trocchi und Jeff Nuttall).
 
Mit der Hilfe von Ginsberg fand Burroughs am New York City College eine Anstellung als Lehrer für kreatives Schreiben. Er kam in Kontakt mit Andy Warhol, Patti Smith, Susan Sontag, Dennis Hopper, Terry Southern und Mick Jagger.
 
1971 veröffentlichte Burroughs Electronic Revolution, eine Mischung aus Fakten, Fiktion und Voraussagen über die künftigen Auswirkungen der Entwicklung der Elektronik auf die Gesellschaft. Auch wenn der Text nicht auf Digitaltechnik eingeht, gilt er vielen Literaturkritikern als ein früher, prophetischer, aber auch warnender Hinweis auf die ein Jahrzehnt später beginnende digitale Revolution.
 
In Electronic Revolution erwähnte Burroughs Scientology und wurde später kurzzeitig auch Mitglied der Organisation. Seine fortwährende Kritik an Scientology und eine Rezension des Buchs „Inside Scientology“ von Robert Kaufman führten zu einer brieflichen Auseinandersetzung von Burroughs mit Scientologen, die im amerikanischen Rolling Stone-Magazin veröffentlicht wurde.


Im hohen Alter lebte William S. Burroughs in Lawrence, Kansas. Er nahm dort auch an einem Methadon-Programm teil. Am 2. August 1997 starb er im Alter von 83 Jahren in seinem Haus an den Folgen eines Herzinfarkts.
Im hohen Alter lebte William S. Burroughs in Lawrence, Kansas. Er nahm dort auch an einem Methadon-Programm teil. Am 2. August 1997 starb er im Alter von 83 Jahren in seinem Haus an den Folgen eines Herzinfarkts.


== Veröffentlichungen von William S. Burroughs ==
== Veröffentlichungen von William S. Burroughs ==
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*Exterminator (1973) (ISBN 0-14-005003-5)
*Exterminator (1973) (ISBN 0-14-005003-5)
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Aktuelle Version vom 1. Mai 2022, 23:23 Uhr

William S. Burroughs

Der von seinen Anhängern (wie Patti Smith) gelegentlich wie ein Heiliger verehrte us-amerikanische Schriftsteller der sog. Beat Generation William Seward Burroughs (* 5.2.1914 St. Louis, Missouri; † 2.8.1997 Lawrence, Kansas) erkundete zusammen mit seinem Freund Richard Stern die schwule Subkultur von New York und entwickelte eine Faszination für psychoaktive Substanzen, Feuerwaffen und Selbstverteidigung.

Feuerwaffen

Die Leidenschaft für Feuerwaffen kostete seinen Freund Stern einmal fast - und seine zweite Frau Joan Vollmer tatsächlich - das Leben. Beide Male aus Versehen. Was Frau Vollmer angeht, so traf Burroughs im Jahre 1951 in Mexiko City daneben, als er versuchte, ihr ein Glas vom Kopf zu schießen.

Drogen

In der Korrespondenz mit Allen Ginsberg geht es immer wieder um Drogen, Dope, Opiate, LSD, Yagé etc. ("Tausend Dank für das Meskalin", 30.10.1959).

Auf Timothy Leary's Party 1961 anlässlich eines Symposions über Hallzinogene verschmäht er allerdings, abgetörnt von der ganzen Situation einschließlich der "fetten und undisziplinierten Kinder" des Harvard-Professors, die angebotenen Pilze:

"Die Szene hier ist völlig verrückt. Leary ist durchgedreht und verteilt Pilze an Garderobenfrauen, Taxifahrer, Kellner, praktisch an jeden, der nicht schnell genug die Beine in die Hand nimmt."

Universität

Im Prolog von Junkie fasste Burroughs seine Universitätserfahrungen zusammen: „I hated the University and I hated the town it was in. Everything about the place was dead. The University was a fake English setup taken over by the graduates of fake English public schools.“

Joan Vollmer

Burroughs lebte seit 1944 mit Joan Vollmer Adams in einem New Yorker Apartment, das sie mit Kerouac und dessen erster Frau Edie Parker teilten. Vollmer Adams war mit einem GI verheiratet und hatte auch eine kleine Tochter von ihm, Julie Adams. Weil sie einen Mord nicht angezeigt hatten, kamen Kerouac und Burroughs mit dem Gesetz in Konflikt. Burroughs wurde süchtig nach Morphin und begann in Greenwich mit Heroin zu dealen, um seine Sucht zu finanzieren. Diese Erfahrungen verarbeitete er in dem autobiographischen Roman „Junkie“.

Auch Vollmer wurde drogenabhängig. 1945 ließ sie sich scheiden und heiratete ein Jahr später Burroughs. Nachdem er einige Zeit bei seinen Eltern verbracht hatte, kehrte er nach New York zurück, holte Vollmer aus der psychiatrischen Abteilung des Bellevue Hospital und zog mit ihr und ihrer Tochter auf eine Farm in Texas. Dort wurde 1947 ihr gemeinsamer Sohn, William S. Burroughs Jr., geboren (der 33 Jahre später an seiner Alkoholsucht verstarb). Danach lebte die Familie kurze Zeit in New Orleans.

Auf seiner Farm in Texas baute Burroughs Marihuana an. Die Polizei erfuhr davon, als sie einen Brief an Ginsberg abfing, in dem Burroughs eine Lieferung erwähnte. Um einer Gefängnisstrafe zu entgehen, floh die Familie nach Mexiko in der Absicht, dort fünf Jahre zu bleiben, bis die Straftaten verjährt wären.

Am 6. September 1951 erschoss Burroughs in Mexiko-Stadt aus Versehen seine Frau, als er im Zustand der Trunkenheit die Apfelszene aus Schillers Drama Wilhelm Tell nachstellte. In der daraufhin eingeleiteten Untersuchung wurde die Tat als Unfall beurteilt, Burroughs musste nur 14 Tage im Gefängnis verbringen und Mexiko 1952 verlassen. Vollmers Tochter kam zu ihrer Großmutter und Burroughs’ Sohn zu seinen Großeltern nach St. Louis. William S. Burroughs Jr. war bei dem Unfall Augenzeuge gewesen, und nachdem er später ebenfalls Schriftsteller geworden war, verarbeitete er dieses Erlebnis in seinen Werken.

Nach Vollmers Tod reiste Burroughs durch Südamerika auf der Suche nach einer Droge namens „Yage“, die später als Ayahuasca identifiziert wurde.

Im hohen Alter lebte William S. Burroughs in Lawrence, Kansas. Er nahm dort auch an einem Methadon-Programm teil. Am 2. August 1997 starb er im Alter von 83 Jahren in seinem Haus an den Folgen eines Herzinfarkts.

Veröffentlichungen von William S. Burroughs

  • Junky (1953) (dt. Titel: Junkie) (ISBN 0-14-200316-6), unter dem Pseudonym William Lee
  • Queer (1951 bis 53, veröffentlicht 1985) (ISBN 0-14-008389-8)
  • Naked Lunch (1959) (ISBN 0-8021-3295-2)


  • Die Zukunft des Romans. Rede auf der Writers’ Conference Edinburgh 1964. Aus dem Amerik. von Carl Weissner. In: März Texte 1 und Trivialmythen. Area, Erftstadt 2004 ISBN 3899960297 S. 147–149
  • Exterminator (1973) (ISBN 0-14-005003-5)