Verbrecher aus Schuldgefühl: Unterschied zwischen den Versionen

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==Kritik des Konzepts==
==Kritik des Konzepts==
Von psychoanalytischer Seite ist vor allem die Begrenztheit des Konzepts kritisiert worden, sowie die Einengung auf den ungelösten Ödipus-Konflikt als Ursache. So sind beispielsweise durch die sog. „Environmentalisten“ unter den Psychoanalytikern,  z. B. Erich Fromm,    Anschlüsse an die Sozialpsychologie gesucht worden, und damit auch  soziale Faktoren in Begründungszusammenhänge aufgenommen worden. Die Erforschung der frühkindlichen Entwicklung, hier sei als Beispiel die  Bindungsforschung erwähnt, die auf den Analytiker  Bowlby zurückgeht,  führte zu  neuen, die Eltern der Kinder einschließenden  Konzeptualisierungen der Entwicklung der  Persönlichkeit und deren Störungen, die auch für Gruppen von Delinquenten Anwendung finden. Kritisch zu diskutieren wäre allerdings, ob und inwieweit man Kriminalität überhaupt analog zur Krankheit  verstehen und behandeln kann und soll.
Von psychoanalytischer Seite ist vor allem die Begrenztheit des Konzepts kritisiert worden, sowie die Einengung auf den ungelösten Ödipus-Konflikt als Ursache. So sind beispielsweise durch die sog. „Environmentalisten“ unter den Psychoanalytikern,  z. B. Erich Fromm,    Anschlüsse an die Sozialpsychologie gesucht worden, und damit auch  soziale Faktoren in Begründungszusammenhänge aufgenommen worden. Die Erforschung der frühkindlichen Entwicklung, hier sei als Beispiel die  Bindungsforschung erwähnt, die auf den Analytiker  Bowlby zurückgeht,  führte zu  neuen, die Eltern der Kinder einschließenden  Konzeptualisierungen der Entwicklung der  Persönlichkeit und deren Störungen, die auch für Gruppen von Delinquenten Anwendung finden.  
Nicht zuletzt wurde daher gegen die Psychoanalyse seitens der Soziologie eingewandt, sie vernachlässige die sozialen Faktoren der Kriminalitätsentstehung. Ein Blick auf die unterschiedlichen Kriminalitätstheorien macht  deutlich, dass sich Ursachen von Kriminalität nicht auf innerpsychische und auch nicht auf familiäre Begründungszusammenhänge reduzieren lassen.  
 
Kritisch zu diskutieren ist  allerdings, ob und inwieweit Kriminalität überhaupt analog zur Krankheit  komzeptualisiert werden kann und soll.
Eine aus der Psychoanalyse abgeleitete Kriminalitätstheorie bleibt  notwendiger Weise eine Form von Psychologie. Sie kann somit nur Ausschnitte aus den komplexen Zusammenhängen erfassen, innerhalb derer Phänomene wie "Kriminalität" erscheinen. Insofern können sich psychologische und soziologische Ansätze ergänzen, als sie logisch kompatibel jeweils unterschiedeliche Wirklichkeitsausschnitte betrachten. So lassen sich biologische, psychische und soziale Bedingungen, kindlilche Sozialisation, Einflüsse der Bezugsgruppe und sozialer Halt im Erwachsenenalter als ineinandergreifende und zusammenspielende Faktorenbündel begreifen (Kunz 2008).


==Literatur==
==Literatur==
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