Ultra: Unterschied zwischen den Versionen

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In der Klub-Politik werden die Ultras einerseits von den Eignern instrumentalisiert, um missliebige Trainer oder Spieler zu vertreiben. Andererseits können sie auch eine eigenständige Macht darstellen. So zwang das "Collettivo Autonomo Viola" des AC Florenz zwei Präsidenten durch massiven Protest zum Rücktritt; in Verona verhinderten Ultras die Verpflichtung eines (schwarzen) Spielers, indem sie in Ku-Klux-Klan-Verkleidung ins Stadion kamen und eine überlebensgroße Stoffpuppe mit dem Schild "Negro go away" aufhingen. Die Ultras des Vereins Lazio Rom ("Irriducibili") errangen in den Jahren um und nach 2000 wichtige Positionen, gerieten aber auch in den Dunstkreis des organisierten Verbrechens. Vier Führungspersonen kamen in Untersuchungshaft, darunter der sagenumwobene Fabrizio Toffolo. - Der italienische Rekordmeister Juventus Turin wurde vom Sportgericht im November 2007 zu 20 000 Euro Strafe verurteilt, weil Juve-Ultras beim Spiel gegen Meister Inter Mailand am 4. November 2007 den schwedischen Stürmer serbischer Abstammung, Zlatan Ibrahimovic, als "schmutzigen Zigeuner" beschimpft hatten. -  
In der Klub-Politik werden die Ultras einerseits von den Eignern instrumentalisiert, um missliebige Trainer oder Spieler zu vertreiben. Andererseits können sie auch eine eigenständige Macht darstellen. So zwang das "Collettivo Autonomo Viola" des AC Florenz zwei Präsidenten durch massiven Protest zum Rücktritt; in Verona verhinderten Ultras die Verpflichtung eines (schwarzen) Spielers, indem sie in Ku-Klux-Klan-Verkleidung ins Stadion kamen und eine überlebensgroße Stoffpuppe mit dem Schild "Negro go away" aufhingen. Die Ultras des Vereins Lazio Rom ("Irriducibili") errangen in den Jahren um und nach 2000 wichtige Positionen, gerieten aber auch in den Dunstkreis des organisierten Verbrechens. Vier Führungspersonen kamen in Untersuchungshaft, darunter der sagenumwobene Fabrizio Toffolo. - Der italienische Rekordmeister Juventus Turin wurde vom Sportgericht im November 2007 zu 20 000 Euro Strafe verurteilt, weil Juve-Ultras beim Spiel gegen Meister Inter Mailand am 4. November 2007 den schwedischen Stürmer serbischer Abstammung, Zlatan Ibrahimovic, als "schmutzigen Zigeuner" beschimpft hatten. -  


Gegen Ultras selbst ist die häufigste Sanktion das Stadionverbot, la diffida. Ronny Blaschke vermisst in Italien die Maßnahmen à la Großbritannien und Deutschland: sozialpräventive Fanprojekte, polizeiliche Dateien und anderes: "Bisher wurden kräfte der Antiterroreinheit Digos in die Fankurven geschickt. Die zivilen Kontaktbeamten hingegen, die Squadre Tifoserie, vergleichbar mit den szenekundigen Beamten in Deutschland, werden von den Ultras kaum akzeptiert. Sie verdienen im Schnitt 1300 Euro im Monat. Niemand möchte sich dafür verprügeln lassen. 'Wir sind ihre größten Feinde. Uns jagen sie', sagt ein Polizist, der nicht genannt werden möchte. ... Sicherheitskosten und Schäden verschlingen in jeder Saison fast eine halbe Milliarde Euro. ... Vielleicht würden die Vereine den Ultras mehr Beachtung schenken, wenn die Stadien in ihrem Besitz wären. Die meisten Klubs mieten die Arenen bei den Kommunen zu einem Spottpreis ... die Kommerzialisierung nach amerikanischem Modell, die ein spendables Publikum aus der Mittelschicht anlockt, konnte sich in Italien nie durchsetzen. Frauen und Kinder sieht man auf den Tribünen nur vereinzelt" (Blaschke 2007b).
Gegen Ultras selbst ist die häufigste Sanktion das Stadionverbot, la diffida. Ronny Blaschke vermisst in Italien die Maßnahmen à la Großbritannien und Deutschland: sozialpräventive Fanprojekte, polizeiliche Dateien und anderes: "Bisher wurden Kräfte der Antiterroreinheit Digos in die Fankurven geschickt. Die zivilen Kontaktbeamten hingegen, die Squadre Tifoserie, vergleichbar mit den szenekundigen Beamten in Deutschland, werden von den Ultras kaum akzeptiert. Sie verdienen im Schnitt 1300 Euro im Monat. Niemand möchte sich dafür verprügeln lassen. 'Wir sind ihre größten Feinde. Uns jagen sie', sagt ein Polizist, der nicht genannt werden möchte. ... Sicherheitskosten und Schäden verschlingen in jeder Saison fast eine halbe Milliarde Euro. ... Vielleicht würden die Vereine den Ultras mehr Beachtung schenken, wenn die Stadien in ihrem Besitz wären. Die meisten Klubs mieten die Arenen bei den Kommunen zu einem Spottpreis ... die Kommerzialisierung nach amerikanischem Modell, die ein spendables Publikum aus der Mittelschicht anlockt, konnte sich in Italien nie durchsetzen. Frauen und Kinder sieht man auf den Tribünen nur vereinzelt" (Blaschke 2007b).


== Ultras in Deutschland ==  
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Anonymer Benutzer