Subkulturtheorie: Unterschied zwischen den Versionen

1.252 Bytes hinzugefügt ,  14:10, 16. Jun. 2010
 
(4 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 18: Zeile 18:
Der Ansatz von Trasher bezüglich der Subkultur geht zurück auf seine Beobachtungen und Feststellungen zu Gangs. Diese bezeichnet er als sogenannte "Zwischengruppen", die zurückgehen auf gewisse soziale Umstände, die sich als unbefriedigend bezeichnen lassen und den einzelnen Mitgliedern Möglichkeiten vorenthalten. Das veranlasst sie wiederum, sich Gangs anzuschließen, um im Rahmen dieser Gemeinschaftsbedürfnisse zu befriedigen. Darüber hinaus bieten Gangs häufig die einzige Chance auf den Statuserwerb. Selbst wenn dieser innerhalb der Gang als gering ausfällt, so ziehen die meisten Mitglieder den niedrigen Status innerhalb der Gang einem Leben ohne jeglichen Status außerhalb der Gang vor.
Der Ansatz von Trasher bezüglich der Subkultur geht zurück auf seine Beobachtungen und Feststellungen zu Gangs. Diese bezeichnet er als sogenannte "Zwischengruppen", die zurückgehen auf gewisse soziale Umstände, die sich als unbefriedigend bezeichnen lassen und den einzelnen Mitgliedern Möglichkeiten vorenthalten. Das veranlasst sie wiederum, sich Gangs anzuschließen, um im Rahmen dieser Gemeinschaftsbedürfnisse zu befriedigen. Darüber hinaus bieten Gangs häufig die einzige Chance auf den Statuserwerb. Selbst wenn dieser innerhalb der Gang als gering ausfällt, so ziehen die meisten Mitglieder den niedrigen Status innerhalb der Gang einem Leben ohne jeglichen Status außerhalb der Gang vor.


Zu den Zukunftsaussichten eines Gangmitglieds lassen sich Gegensätze feststellen. Die von Trasher benutzte Bezeichnung einer Gang als "Zwischengruppe" ist zurückgehend auf die Tatsache gewählt, dass die meisten Mitglieder es schaffen, sich von der Gang loszulösen und den Anschluss an die gesamtgesellschaftlichen Normen und Erwartungen finden. Trotz dieser Feststellung darf alerdings die Problematik nicht übersehen werden, dass die Sozialisation in der Gang, die verbunden ist mit der außerhalb nicht stattfindenden Bedürfnisbefriedigung, auch dazu führen kann, eine Laufbahn des "Berufs- Kriminellen" zu begünstigen.
Zu den Zukunftsaussichten eines Gangmitglieds lassen sich Gegensätze feststellen. Die von Trasher benutzte Bezeichnung einer Gang als "Zwischengruppe" ist zurückgehend auf die Tatsache gewählt, dass die meisten Mitglieder es schaffen, sich von der Gang loszulösen und den Anschluss an die gesamtgesellschaftlichen Normen und Erwartungen finden. Trotz dieser Feststellung darf allerdings die Problematik nicht übersehen werden, dass die Sozialisation in der Gang, die verbunden ist mit der außerhalb nicht stattfindenden Bedürfnisbefriedigung, auch dazu führen kann, eine Laufbahn des "Berufs- Kriminellen" zu begünstigen.


==Subkulturtheorie nach Cohen (1955)==
==Subkulturtheorie nach Cohen (1955)==
Die Idee der Subkultur nach Cohen geht auf seine Beobachtungen jugendlicher Subkulturen (Gangs) zurück und definiert diese als eine Reaktion auf ungleich verteilte Situationen, aufgrund derer Anpassungsprobleme entstehen. Cohen beschreibt eine "Basis- Subkultur", in deren Rahmen abweichendes Verhalten nicht als zielgerichtet und geplant auftritt, sondern sich zurückführen lässt auf eine Widersprüchlichkeit innerhalb der gesellschaftlich herrschenden Ideologien, aufgrund derer Anpassungs- und Statusprobleme entstehen, auf die wiederum mit Devianz reagiert werden kann.
Die Idee der Subkultur nach [[Albert K. Cohen|Cohen]] geht auf seine Beobachtungen jugendlicher Subkulturen (Gangs) zurück und definiert diese als eine Reaktion auf ungleich verteilte Situationen, aufgrund derer Anpassungsprobleme entstehen. Cohen beschreibt eine "Basis- Subkultur", in deren Rahmen abweichendes Verhalten nicht als zielgerichtet und geplant auftritt, sondern sich zurückführen lässt auf eine Widersprüchlichkeit innerhalb der gesellschaftlich herrschenden Ideologien, aufgrund derer Anpassungs- und Statusprobleme entstehen, auf die wiederum mit Devianz reagiert werden kann.


Der von Cohen beschriebene Spannungszustand, der sich auf die Probleme der Anpassung zurückführen lässt, kann verschieden bewältigt werden. Zunächst gibt es die Möglichkeit diesen Zustand mit Hilfe einer legalen Vorgehensweise zu überwinden. Des Weiteren besteht die Möglichkeit einen Wechsel der Bezugsgruppe vorzunehmen. Als letzten Weg beschreibt Cohen die Zusammenschlüsse, im Rahmen derer gemeinsame Normen und Verhaltensweisen entwickelt werden, die sich im Ergebnis als Subkultur beschreiben lassen. Diese gemeinsam entwickelten Normen und Werte können im Gegensatz zur herrschenden Norm stehen und deviante Handlungen rechtfertigen.
Der von Cohen beschriebene Spannungszustand, der sich auf die Probleme der Anpassung zurückführen lässt, kann verschieden bewältigt werden. Zunächst gibt es die Möglichkeit diesen Zustand mit Hilfe einer legalen Vorgehensweise zu überwinden. Des Weiteren besteht die Möglichkeit einen Wechsel der Bezugsgruppe vorzunehmen. Als letzten Weg beschreibt Cohen die Zusammenschlüsse, im Rahmen derer gemeinsame Normen und Verhaltensweisen entwickelt werden, die sich im Ergebnis als Subkultur beschreiben lassen. Diese gemeinsam entwickelten Normen und Werte können im Gegensatz zur herrschenden Norm stehen und deviante Handlungen rechtfertigen.
Zeile 33: Zeile 33:
Somit lässt sich eine Abgrenzung der Kontrakultur zur Subkultur feststellen. Diese Abgrenzung lässt sich einerseits auf die Entstehung der Normen zurückführen. Im Falle der Kontrakultur wird deutlich, dass Normen aus Erfahrungen entstehen, die sich auf Frustration und Konflikt zurückführen lassen. Andererseits spielt die sozialpsychologische Komponente eine entscheidende Rolle bei der Normfestsetzung.
Somit lässt sich eine Abgrenzung der Kontrakultur zur Subkultur feststellen. Diese Abgrenzung lässt sich einerseits auf die Entstehung der Normen zurückführen. Im Falle der Kontrakultur wird deutlich, dass Normen aus Erfahrungen entstehen, die sich auf Frustration und Konflikt zurückführen lassen. Andererseits spielt die sozialpsychologische Komponente eine entscheidende Rolle bei der Normfestsetzung.


==Das Konzept der "Near-Group"==
==Das Konzept der "Near-Group" (1963)==
==Social Disability==
Yablonskis Konzept der "Near- Group" bietet eine Ergänzung zu den bisherigen Ansätzen der Subkultur. Die Idee der Near- Group stellt einen Mittelweg dar zwischen einer nicht definierten und unstrukturierten Grupppe einerseits sowie einer hoch strukturierten, von Zusammenhalt geprägten Gruppe andererseits.Das Konzept einer Near- Group definiert sich durch lose Strukturierung in einer spezifischen Organisationsform. In dieser findet eine spontane Interaktion statt.
 
Diese Form der Gruppenorganisation beschreibt Yablonski in ihrer Funktion als flexibel gegenüber den jeweiligen Bedürfnissen der Gruppe und kann eine vorübergehende Befreiung von den herrschenden Normen der Gesamtgesellschaft darstellen, insbesondere für Jugendliche, die aufgrund von Defiziten in ihrer Sozialisation zur Unfähigkeit an der Teilnahme von strukturierten Gruppen neigen.
 
==Social Disability (1965)==
Die These der Social Disability äußert die Annahme, dass im Rahmen ihrer Sozialisation Jugendliche einer Unterschicht ein defizitäres Rollenverhalten erlernen. Dieses führt zu der Unfähigkeit, sich an komplexe und ständig wechselnde Situationen anzupassen. Die daraus entstehende Unsicherheit wird durch den Anschluss an eine Gang bzw. Bande kompensiert.
 
==Literatur==
==Literatur==
Lamnek, Siegfried: Theorien abweichenden Verhaltens. Eine Einführung für Soziologen, Psychologen, Pädagogen, Juristen, Politologen, Kommunikationswissenschaftler und Sozialarbeiter, Wilhelm Fink Verlag, München, 3.Aufl., 1988.
*Lamnek, Siegfried: Theorien abweichenden Verhaltens. Eine Einführung für Soziologen, Psychologen, Pädagogen, Juristen, Politologen, Kommunikationswissenschaftler und Sozialarbeiter, Wilhelm Fink Verlag, München, 3.Aufl., 1988.


Sack, Fritz: Die Idee der Subkultur: eine Berührung zwischen Anthropologie und Soziologie, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Westdeutscher Verlag, Opladen,           23. Jahrgang 1971.
*Sack, Fritz: Die Idee der Subkultur: eine Berührung zwischen Anthropologie und Soziologie, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Westdeutscher Verlag, Opladen, 23. Jahrgang 1971.


[[Kategorie:Grundbegriffe der Kriminologie]]
[[Kategorie:Grundbegriffe der Kriminologie]]
32

Bearbeitungen