Studentenrevolte

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Studentenrevolte

Studentenrevolte in Deutschland

Die Studentenrevolte, ist maßgeblich durch das Godesberger Programm von 1959 initiiert, durch dass sich die `Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)´ von den marxistischen Grundtheoremen abgewendet hat und sich fest in das kapitalistische System integrierte. Im Jahr 1960 kommt es zu einer Trennung zwischen der SPD und ihrer Studentenorganisation `Sozialistischer Deutscher Studentenbund (SDS)´, welche den existierenden Sozialismus der DDR favorisierten. Der Nachfolger ist der `Sozialdemokratische Hochschulbund (SHB)´, der sich im gleichen Jahr der Trennung gründet. Diese stehen in Verbindung zum amerikanischen SDS `Students for a Democratic Society´. Im Weiteren spielen der `Liberale Studentenbund Deutschland (LSD)´ der Freien Demokratischen Partei Deutschland (FDP), der `Ring Christliche- Demokratischer Studenten (RCDS)´ der `Christlich-Demokratischen Union (CDU)´ sowie eine Reihe von Burschenschaften und organisationslose Studenten eine wichtige Rolle, nicht nur bei der ersten relevanten Protestversammlung, einem Sit-in [1] am 22. Juni 1966 im Bereich des Akademischen Senats des Henry-Ford- Baus der Freien Universität Berlin, wodurch die Student(-inn)en öffentlich erstmalig eine Drittelparität fordern. Durch diese Hochschulreform hoffen die Student(-inn)en, dass sie eine Grundlage für weiter Reformen schaffen können, wie beispielsweise die damals diskutierte Begrenzung der Studienzeit auf eine Regelzahl an Semestern, gegen die sich die Studentenschaft wehren will.


Entstehungszusammenhang der Außerparlamentarischen Opposition (APO)

In folgenden Monaten ist viel über die Notstandsgesetze diskutiert worden und wenige Tage nach dem die „Große Koalition“ (Oktober 1966), ohne eine nennenswerte parlamentarische Opposition gebildet wird, rufen die studentischen Vereinigungen unter der Schirmherrschaft von Rudi Dutschke die `Außerparlamentarische Opposition (APO)´ ins Leben. (vgl. Wesel 2002)

Die schweren Kriegsjahre und die Zeit danach bis zum Mauerbau schaffen eine antikommunistische Solidarität in Deutschland. Unter diesem Aspekt sehen sich junge Aktivisten umso gezwungener etwas gegen die „Große Koalition“ zu unternehmen, da an der Parteispitze Kurt Kiesinger, ein ehemaliger Mitarbeiter der `Nationalsozialistischen Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)´, steht, der in der Zeit des NS-Regimes unter Joseph Goebbels arbeitet. Die APO befürchtet gerade im Angesicht der neuen Verhandlungen um das Notstandsgesetz, schlimmes, denn die Verdrängung der NS- Zeit in der Gesellschaft ist präsenter denn je.(vgl. Wesel 2002)

Darüber hinaus richtet sich die studentische Revolte gegen die vorherrschenden traditionellen Familienstrukturen, gegen den Vietnamkrieg, in dem tausende von unschuldigen Bürgern, unter ihnen viele Frauen und Kinder gequält und getötet werden. Sie interessiert und sie fordern eine neue `wahre´ Demokratie, in der das Lexem `sozialistisch´ nicht nur bloße Etikette ist. Im Weiteren stehen Themen der sexuellen Befreiung und Emanzipation auf ihrer zu diskutierenden Agenda. (vgl. Kruse 2008)


Die Revolte breitet sich weiter aus und im Februar 1967 gründen sich zunächst in Berlin dann ziemlich schnell im gesamten Westdeutschland sozialistische `Unabhängige Schülergemeinschaften (USG)´. Die Situation an den Universitäten verschärft sich. In Berlin spricht der Akademische Senat immer wieder ein zeitweiliges Versammlungsverbot für politische Veranstaltungen von Student(-inn)en aus, der Zeitschrift des AStA´s wird ein Kommentierungsverbot für Seminare auferlegt. Dennoch treffen sie sich zu ihren Demonstrationen und Vollversammlungen, welche mit Disziplinarverfahren und fristlosen Kündigungen der Beschäftigungsverhältnisse der studentischen Hilfskräfte seitens des Senates geahndet wird. Diese Überreaktionen haben die Revolte weiter angeheizt, zumal diese in den Sachen Hochschulreform noch nicht weiter gekommen sind.

Mit dem Tod des Studenten Benno Ohnesorg, der am 02. Juni 1967 den grundlosen Schüsse des Polizeiobermeisters Karl-Heinz Kurras erlag, steht die Revolte auf ihrem Höhepunkt. Zahlreiche Student(-inn)en, die sich bisher skeptisch zurück gehalten haben solidarisieren sich mit den Revoluzzern. Durch den SDS sind drei Initiativen entwickelt worden: Kritische Universität, Anti-Springer- Kampagne, Justizkampagne. (vgl. Wesel 2002)

Die Lage spitzt sich weiter zu und fängt an zu eskalieren. Die Gewalt gegen junge Menschen nimmt weiter zu, ebenso das selektive Vorgehen der strafrechtlichen Maßnahmen gegen diese. Während vergleichsweise die Verhandlungen gegen Karl-Heinz Kurras im Fall Ohnesorg immer noch nicht begonnen haben, ist Beate Klarsfeld, die den damaligen Kanzler Kiesinger als „Nazi“ beschimpft und ohrfeigt, per Schnellantrag am gleichen Abend zu einem Jahr Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt worden.

In Deutschland haben sich die Versuche die Hochschulen zu demokratisieren bis in die Mitte der 70er Jahre hineingezogen. Die Revolte, samt der APO zerfaserte schleichend in viele kleine Gruppen und Organisationen zu denen auch die Rote Armee Fraktion (RAF) gehört. Aus der studentischen Bewegung entstehen u.a. auch die Frauenbewegung sowie Umweltschutzorganisationen. (vgl. Wesel 2002)


Studentenrevolte international

Außerhalb Deutschlands geht die studentische Protestbewegung ebenso mit gewalttätigen Aktionen der Regierungen gegen diese einher. Am schlimmsten ist das Ausmaß im so genannten „Pariser Mai“ (Mai 1968). Gegen die friedlichen Studentenbewegungen wird mit einer enormen Brutalität vorgegangen, Reizgas eingesetzt und die Polizei wirft sogar Handgranaten in die Wohnungen. Zwei Jahre darauf werden an der Kent State Universität/ USA vier Student(-inn)en von der Nationalgarde bei friedlichen Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg erschossen.


Literatur

  • Kruse, Volker(2008) Geschichte der Soziologie, Bd. 3063. Konstanz: UVK-Verl.-Ges.
  • Wesel, Uwe (2002) Die verspielte Revolution. 1968 und die Folgen. 1. Aufl. München: Blessing.
  1. Die neuen Protestformen der Sit-in und Teach-in kopierten die deutschen Student(-inn)en von ihren kalifornischen Kommilitonen aus Berkeley, welche sich diese Art der Kampfform als `Protest am Ort des Unrechtes´ aus der Civil-Right-Bewegung übernommen haben. Die Tech-ins haben sie eigens entwickelt, als Form der Beratung und Verständigung. (vgl. Wesel 2002)