Stockholm International Prize in Criminology

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Artikel wird bearbeitet von Patrik M. The Stockholm Prize in Criminology


Der Stockholm International Prize in Criminology wird seit 2006 jährlich vom schwedischen Justizministerium für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der kriminologischen Forschung bzw. der praktischen Anwendung von Forschungsergebnissen verliehen. Voraussetzung für die Nominierung von Bewerbern ist, dass deren Beiträge sich mit Themen der Verringerung der Kriminalität und der Förderung der Menschenrechte auseinandersetzen.

Ursprung und Zweck

Die Initiative kam von Forschern der Internationalen Kriminologischen Gesellschaft. Der Hauptsponsor des Stockholm Preises für Kriminologie ist Jerry Lee, Gründer der Jerry Lee Gesellschaft an der Universität von Pennsylvania (USA), welcher sein Leben der Erforschung über die Ursachen sozialer Probleme wie Armut und Kriminalität widmete. Sein Engagement für die Verringerung von menschlichem Elend und Ungerechtigkeit haben letztlich dazu geführt, dass außerordentliche Leistungen innerhalb der Kriminologie, der Sozialwissenschaft und Bildung im Allgemeinen mit einem Preis wie dem Stockholm Preis in Kriminologie gewürdigt werden sollen.Aus diesem Grunde unterstützt die Jerry Lee Stiftung den Preis mit finanziellen Mitteln.


Das Ziel des Preises ist es, eine generelle Aufwertung der kriminologischen Forschungen weltweit zu erreichen,und zwar in dem Maße dass kriminologische Forschungsarbeit die Grundlage kriminalpolitischer Entscheidungen bilden soll. Demnach hat der Stockholm Preis für Kriminologie folgende Ziele:

  • verbessertes Wissen über die Ursachen von Verbrechen auf individueller und struktureller Ebene
  • effektivere und menschenwürdigere öffentliche Ordnung bei der Behandlung von Straftätern
  • bessere Kenntnisse über alternative Strategien zur Verbrechensverhütung innerhalb und außerhalb des Justizwesens
  • Erarbeiten von Richtlinien zur Unterstützung von Verbrechensopfern
  • bessere Möglichkeiten zur Reduzierung des weltweiten Problems illegaler oder missbräuchlicher Praktiken in der Rechtspflege


Preisträger

2006 – Friedrich Lösel (Cambridge University,Großbritannien) und John Braithwaite (National University, Australien)

Die erste Preisverleihung fand am 16. Juni 2006 statt. Mit dem Preis wurden Professor Friedrich Lösel und John Braithwaite, in einer feierlichen Zeremonie im Rathaus von Stockholm, ausgezeichnet. Die Feierlichkeiten fanden im Rahmen einer jährlich stattfindenden Fachkonferenz für Kriminologie statt. Die beiden Wissenschaftler erhielten die Auszeichnung für ihre Forschungen zum Thema:"Wie kann verhindert werden, dass Straftäter rückfällig werden." Die Jury hob die wissenschaftliche Bedeutung der Arbeit der beiden Preisträger hervor, besonders aber den Einfluss ihrer Ergebnisse auf staatliche Maßnahmen zur Verringerung von Kriminalität unter Berücksichtigung der Menschenrechte.


2007 - Alfred Blumstein (Universität Pittsburgh, USA) und Terrie E. Moffitt Universität London, England)

Im Jahr 2007erhielten die beiden Kriminologen Alfred Blumstein und Terrie E. Moffitt den Stockholm Preis. Moffitt erhält den Preis für ihre Forschungen über die Bedeutung von sozialen, psychologischen und biologischen Faktoren bei Kriminellen, Blumstein für seine Erkenntnisse zur persönlichen Entwicklung von Verbrechern. Beide Forschungsbereiche haben einen globalen Einfluss auf die internationale Politik und für die Entwicklung des Rechtsverständnisses.


2008 - David Olds (University of Colorado, USA) und Jonathan Shepard (Universität Cardiff, England)

Für ihre Experimente im Bereich der primären Kriminalprävention und der Erfindung von Strategien zur Unterdrückung von Kriminalität in risikobehafteten Situationen wurden die beiden Professoren David Olds und Jonathan Shepard mit dem dritten Stockholm Preis der Kriminologie geehrt. Die Jury würdigte die besondere Forschungsleistung beider Preisträger welche eine entscheidende Rolle bei der Verhinderung von Kindesmissbrauch bzw. schwerer Körperverletzung hat. Die wissenschaftliche Excellenz der Arbeit wirkt sich auf staatliche Maßnahmen zur Verhütung von Kriminalität unter Berücksichtung der Menschenrechte aus.


2009 - John Hagan (Northwestern University of Illinois, USA) und Raul Eugenio Zaffaroni (Oberster Gerichtshof von Argentinien)

Im Jahre 2009 wird der Stockholm Preis für Kriminologie an die beiden Professoren John Hagan und Raul Eugenio Zaffaroni verliehen. Für seine empirische Arbeit zum Thema des Genozid im Balkangebiet und der Darfur-Region wird der Prof. Hagan, Soziologie an der Northwestern Universität Illionois, geehrt. Ebenso wird Raul Zaffaroni, Richter am Obersten Gerichtshofs von Argentinien, für seine Forschungen und kriminologischen Theorien über die Ursachen und die Verhütung von Völkermord, mit dem diesjährigen Stockholmpreis ausgezeichnet.


Der Stockholm Preis für Kriminologie ist mit 1 000 000 SEK (Schwedischen Kronen) dotiert. Dies entspricht einem Betrag von ca. 550.000 €. Da der Preis jährlich an mehrere Personen vergeben wird, wird das Preisgeld unter den Gewinnern gleichermaßen aufgeteilt. Der Preis wird neben zahlreichen kleineren Sponsoren, zum größten Teil vom Hauptsponsor der Jerry Lee Gesellschaft finanziert. Die Feierlichkeiten zur Preisverleihung bzw. das damit verbundene Festbanket wird von der Schwedischen Regierung veranstaltet und auch finanziert.


Eine unabhängige und internationale Jury, bestehend aus namhaften Kriminologen, anerkannten Wissenschaftlern, Experten aus Strafverfolgungsbehörden, sowie ehemaligen Preisträgern, wählt unter den eingesandten Beiträgen den bzw. die Preisträger aus. Zusätzlich zu der Jury gibt es eine Stelle, welche für für die strategische Steuerung der Finanzen zuständige ist.

Derzeit setzt sich die Jury wie folgt zusammen: Lola Aniyar de Castro (Venezuela) Peter Nils Grabosky (Australien) Katalin Gönczöl (Ungarn) Hans-Jürgen Kerner (Deutschland) Friedrich Lösel (Deutschland) Tiyanjana Maluwa (Südafrika) Terrie E. Moffitt (UK) Peter William Neyroud (UK) Jerzy Sarnecki (Schweden) Lawrence W. Sherman (USA) Hiroshi Tsutomi (Japan)


Auf Grund des Ausschlusses einer persönlichen Selbstbewerbung können sich - drei einzelnen Kriminologen * - eine Kriminologiesch Gesellschaft - andere kriminologische Organisationen über die Homepage, www.criminologyprize.com oder postalisch, zu jeder Zeit für die Preisvergabe bewerben. Voraussetzung ist, dass das gewünschte Anforderungsprofil, welches an den Preis gestellt ist, erfüllt wird. Die Nominierungen eines jeden Jahres setzen sich aus den neu hinzugekommenen Bewerbungen und den bis dato abgegebenen bzw. überarbeiteten Bewerbungen der Vorjahre zusammen, es sei denn, die Ernennung wurde vom Bewerber wieder zurückgenommen. Sie müssen in Englischer Sprache verfasst sein, hingegen Arbeiten, auf die Bezug genommen wird nicht. Bewerben können sich nur lebende natürliche Person, die im Falle der Preisverleihung in der Lage sind, diesen persönlich entgegenzunehmen und eine Laudatio zu halten. Mitglieder der Jury sind von der Nominierung ausgeschlossen.


Da es keine öffentliche Nominierung gibt und die Preisträger schon vor der Preisverleihung bekanntgegeben werden, ist in der öffentlichen Wahrnehmung nicht der Tag der Übergabe des Preises ausschlaggebend, sondern der Tag der Bekanntgabe. Die Bekanntgabe der Preise ist für die Öffentlichkeit zugänglich und findet traditionell Anfang bis Mitte Oktober statt.


Auf Grund der hohen Spendengelter der Jerry Lee Stiftung von insgesamt 5 Mill. US-Dollar, ist die Verleihung des Stockholm Preises für Kriminologie bis zum Jahre 2015 gesichert. Ob die Finanzierung des Preises darüber hinaus bestehen bleibt, kann heute noch nicht gesagt werden.

Kritik

Der Preis an sich bzw. die Entscheidungen der Jury werden häufig kontrovers diskutiert bzw. sind zum Teil heftiger Kritik ausgesetzt.

Bereits im Jahr 2005, ein Jahr vor der ersten Preisverleihung zum „Stockholm Preis der Kriminologie“, haben namhafte Kriminologen, darunter Balvig Flemming (Universität Kopenhagen), Nils Christie (Universität Oslo) und Henrik Tham (Universität Stockholm), in einem Brief an Mitglieder des wissenschaftlichen Ausschusses der internationalen Vereinigung der Kriminologen, einen Brief geschrieben, worin sie ihre Bedenken hinsichtlich der Einführung eines weiteren Kriminologiepreises, schilderten. Ihren Ausführungen zu Folge wird der kriminologischen Forschung, deren Aufgabe es ist, sich unter anderem kritisch mit Fragen staatlicher Eingriffe auseinander zu setzen, eingeschränkt.

Durch die aktive Einflussnahme des Staates, hier am Beispiel der schwedischen Regierung als (Teil-) Ausrichter des Stockholm Preises für Kriminologie, ist die unabhängige und kritische Ausrichtung der internationalen kriminologischen Forschung mehr als gefährdet. Nach Meinung von Nils Christie könnte der Preis, der einhergeht mit einem hohen Preisgeld, eine Versuchung für eine moderate Anpassung nach dem jeweils gewünschten Willen bzw. der spezifischen Ausrichtung der Juroren bedeuten. Demnach wird das Verfahren, rund um die Nominierung der Preisträger als solches bezeichnet, welches geeignet sei, um Kriminologie zu zähmen bzw. zu bändigen – im Sinne des Staates. Hierdurch kommt es zu einer Einflussnahme auf die Entwicklung der Kriminologie. Um dies auszuschließen und um die kritische Forschung zu erhalten, distanzieren sich die o.g. Wissenschaftler vom Stockholm Preis der Kriminologie.

Literatur

Friedrich Lösel: [1]

Alfred Blumstein: [2]

David Olds: [3]

Terry E. Moffitt: [4]

John Braithwaite: [5]

Jonathan Shepard: [6]

Hagan John: [7]

Raul Zaffaroni: [8] [9] [10]

Links

www.criminologyprize.com [11] prizeoffice@bra.se [12]

www.sas.upenn.edu/jerrylee/research.htm [13]

Homepage Friedrich Lösel [14][15]

Homepage Alfred Blumstein [16]

Homepage David Olds [17]

Homepage Terry E. Moffitt [18]

Homepage John Braithwaite [19]

Homepage Jonathan Shepard [20]

Homepage John Hagan [21] [22]

Homepage Raul Zaffaroni [23] [24]