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* etikettierende mediale Aufbereitungen durch Sendungen wie beispielsweise "Tatort Internet" sowie  
* etikettierende mediale Aufbereitungen durch Sendungen wie beispielsweise "Tatort Internet" sowie  
* stigmatisierende Aussagen von Politikern zum Umgang mit Missbrauchstätern, wie z. B. die des Altkanzlers Gerhard Schröder im Jahre 2001 "Wegschließen - und zwar für immer!".  
* stigmatisierende Aussagen von Politikern zum Umgang mit Missbrauchstätern, wie z. B. die des Altkanzlers Gerhard Schröder im Jahre 2001 "Wegschließen - und zwar für immer!".  
Sowohl am Beispiel der statischen Risikofaktoren, welche die Herkunftsfamilie betreffen, als auch anhand der variablen Risikofaktoren 'soziale Isolation' und 'Einsamkeit' wird die Notwendigkeit deutlich, die Diskussion um kriminologische Sichtweisen zu erweitern, und zwar hinsichtlich der Zurechnung auf die Familie, Politik, Ökonomie und Medien sowie den Aspekt der Etikettierung.   
Sowohl die Bedeutung der familiären Situation im Kontext statischer Risikofaktoren als auch die variablen Risikofaktoren 'soziale Isolation' und 'Einsamkeit' verdeutlichen die Notwendigkeit, die kriminalpolitische Diskussion um kriminologische Sichtweisen zu erweitern, und zwar hinsichtlich der Zurechnung auf die Familie, Politik, Ökonomie und Medien sowie den Aspekt der Etikettierung.   
Auf Grundlage der verschiedenen kriminologischen Theorien, so z. B. der [[Kontrolltheorie]] und der [[Anomietheorie]], können soziale Phänomene u. a. mittels der von Safranski aufgeworfenen Fragen ebenso wie das Zitat von Dostojewski kritisch diskutiert werden.
Auf Grundlage der verschiedenen kriminologischen Theorien, so z. B. der [[Kontrolltheorie]] und der [[Anomietheorie]], können soziale Phänomene u. a. mittels der von Safranski aufgeworfenen Fragen ebenso wie das Zitat von Dostojewski kritisch diskutiert werden.
===Schuld, Scham und Strafe===
===Schuld, Scham und Strafe===
Die Klärung einer Schuldfrage zieht im Falle einer Bejahung stets auch die Frage nach dem Umgang mit der Schuld mit sich. So soll beispielsweise im Strafverfahren Recht und im Falle einer Verurteilung eine oder mehrere Personen schuldig gesprochen werden. Böhm und Kaplan (2009) weisen nun daraufhin, dass der Wortstamm von 'Recht', Gerechtigkeit' und 'richten' eng verwandt ist mit dem Stamm des deutschen Wortes 'Rache'. So spricht Bongardt (2010)  von einem Teufelskreis von Schuld und Strafe. Er wirft die Frage auf, womit ein Mensch, der Schuld auf sich geladen hat, außer mit Strafe zu rechnen hat - insbesondere im Falle schwerer Schuld. Hierdurch sieht Bongardt post-behavioral Rationalisierungen von Taten, z. B. in Form von Verleugnungen und Bagatellisierungen, begünstigt, was wiederum einen rückfallpräventiven Zugang zu den Tätern erschwert, mitunter gänzlich verhindert. Stigmatisierungen, soziale Isolation, Widerstände in der Tatbearbeitung usw. werden als beispielhafte Folgen genannt (vgl. hierzu auch [[Labeling Approach]]). Im Umgang mit delinquent gewordenen Menschen werden Schuld und Scham einerseits als zentrale Mechanismen zur Herausbildung einer Opferempathie, zugleich aber auch als widerstandsfördernde Aspekte gewertet, weshalb ein reflektierter Umgang mit Schuld und Scham - insbesondere im Hinblick auf die Angst vor (sozialer) Strafe -  als von Nöten erachtet wird (vgl. Machlitt 2010; Bongardt 2010).
Die Klärung einer Schuldfrage zieht - wie bereits an anderer Stelle erwähnt - im Falle einer Bejahung stets auch die Frage nach dem Umgang mit der Schuld mit sich. So soll beispielsweise im Strafverfahren Recht und im Falle einer Verurteilung eine oder mehrere Personen schuldig gesprochen werden. Böhm und Kaplan (2009) weisen nun daraufhin, dass der Wortstamm von 'Recht', Gerechtigkeit' und 'richten' eng verwandt ist mit dem Stamm des deutschen Wortes 'Rache'. So spricht Bongardt (2010)  von einem Teufelskreis von Schuld und Strafe. Er wirft die Frage auf, womit ein Mensch, der Schuld auf sich geladen hat, außer mit Strafe zu rechnen hat - insbesondere im Falle schwerer Schuld. Hierdurch sieht Bongardt post-behavioral Rationalisierungen von Taten, z. B. in Form von Verleugnungen und Bagatellisierungen, begünstigt, was wiederum einen rückfallpräventiven Zugang zu den Tätern erschwert, mitunter gänzlich verhindert. Stigmatisierungen, soziale Isolation, Widerstände in der Tatbearbeitung usw. werden als beispielhafte Folgen genannt (vgl. hierzu auch [[Labeling Approach]]). Im Umgang mit delinquent gewordenen Menschen werden Schuld und Scham einerseits als zentrale Mechanismen zur Herausbildung einer Opferempathie, zugleich aber auch als widerstandsfördernde Aspekte gewertet, weshalb ein reflektierter Umgang mit Schuld und Scham - insbesondere im Hinblick auf die Angst vor (sozialer) Strafe -  als von Nöten erachtet wird (vgl. Machlitt 2010; Bongardt 2010).
==Literatur==
==Literatur==
* Bischöfe Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich (1999): Die Bibel: Altes und Neues Testament. Einheitsübersetzung. 13. Auflage. Freiburg: Herder  
* Bischöfe Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen und Lüttich (1999): Die Bibel: Altes und Neues Testament. Einheitsübersetzung. 13. Auflage. Freiburg: Herder  
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