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Das Wort Resilienz bezieht sich in der Sozialwissenschaft auf die seelische Widerstandsfähigkeit gegenüber potentiell traumatisierenden Belastungen.

Allgemeines

Etymologie

Das Wort Resilienz leitet sich von der lateinischen Sprache ab: resilire bedeutet "zurückspringen“, „abprallen“. Eine Ableitung aus dem Englischen (resilience wird übersetzt als Spannkraft, Widerstandsfähigkeit und Elastizität) macht die ursprüngliche Verwendung des Begriffs deutlich. Ursprünglich wurde der Begriff Resilienz in der Physik genutzt und bezeichnet dort Materialien, die nach einer Belastung wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückkehren.

Definition

In der Literatur ist eine Vielzahl von Definitionen zu finden. Nahezu jede Abhandlung zu dem Thema greift auf eine andere Definition zurück. All diese Definitionen haben aber gemeinsam, dass sie die menschliche Widerstandsfähigkeit gegenüber belastenden Lebensumständen beschreiben. Die Begriffsbestimmung von Corinna Wustmann ist im deutschsprachigen Raum allgemein anerkannt, da sie externale wie internale Kriterien mit einbezieht (Fröhlich-Gildhoff et al. 2011, 9) und Resilienz zusammenfasst als „die psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken“ (Wustmann 2004, 18).

Entwicklung des Begriffs

Der Begriff der Resilienz wurde 1950 von dem amerikanischen Psychologen Jacob Block (1924-2010) von der Berkeley University in die Wissenschaft eingeführt. Bekannt gemacht wurde er von der amerikanischen Entwicklungspsychologin Emmy E. Werner von der University of California, Davis, vor allem durch ihre 1979 veröffentlichte Längsschnittstudie an 698 Kinder der hawaiianischen Insel Kauai (siehe unten).

Zusammenhänge und Abgrenzung zu anderen Begriffen

Resilienz stellt den positiven Gegenbegriff zu Vulnerabilität (Verletzbarkeit) dar (Gabriel 2005, 207). Mit dem Konzept der Resilienz sind Konzepte wie Salutogenese [1], Coping [2] und Autopoiese [3] verwandt (Welter-Enderlin 2006, 13). All diese Konzepte haben gemeinsam, dass sie der Orientierung an Defiziten eine alternative Sichtweise beifügen (Welter-Enderlin 2006, 13). Der engste Zusammenhang besteht mit dem Konzept der Salutogenese. Kernannahme und Fragestellung beider Konzepte sind ähnlich. Anstatt Risiken und krankmachende Einflüsse zu bekämpfen, sollen Ressourcen gestärkt werden, um Menschen gegen Risiken widerstandsfähig zu machen. Der Unterschied besteht darin, dass der Schwerpunkt der Salutogenese die Suche nach den Faktoren zur Aufrechterhaltung der Gesundheit liegt, während sich die Resilienz mehr auf den Prozess der positiven Anpassung und Bewältigung konzentriert [4]. Laut Bengel et al. (2001) liegt bei dem Resilienzansatz eine stärkere Methodenorientiertheit vor. Fröhlich- Gildhoff et al geht soweit, dass nach deren Auffassung sich der Ansatz der Resilienz in das Salutogenesekonzept integrieren lässt und dazu eine sinnvolle Ergänzung darstellt (Fröhlich-Gildhoff 2011, 14). Für Sturzbecher (2007, 5) erscheint das Resilienzkonzept zur Beschreibung der Wirkung von Schutz- und Risikofaktoren erfolgsversprechender als das Konzept der Salutogenese, da es theoretische breiter und weniger vorstrukturiert angelegt ist. Zudem sei nach dessen Meinung die Resilienz geeigneter die Beziehungsmuster zwischen den Faktoren abzubilden.

Resilienzforschung

Die Forschung zur Resilienz ist einer der wichtigsten Zweige der in letzter Zeit stark aufblühenden Entwicklungspsychopathologie (Lösl/Bender 1999, 37). Ziel der Entwicklungspsychopathologie ist es, Ursachen einer Entwicklungsabweichung zu erklären und Risiko- und Schutzfaktoren zu identifizieren, wobei das Hauptaugenmerk im Vergleich zwischen normaler und auffälliger Entwicklung liegt [5]. Viele Jahre lang haben die Experten für psychische Gesundheit ihre Aufmerksamkeit fast ausschließlich den negativen Effekten biologischer und psychosozialer Risikofaktoren gewidmet (Werner 2006, 28). Die Forschung konzentrierte sich auf die Untersuchung von Individuen, die Störungen aufwiesen. Resilienz tauchte hierbei als überraschender Nebenbefund zur Frage nach Risikofaktoren auf (Gabriel 2005, 209). Seit Beginn der 80er Jahre hat sich die Perspektive verändert. Einen wesentlichen Anteil daran wird in der Literatur den Untersuchungen des Soziologen Antonovsky und seinem Konzept der Salutogenese eingeräumt. Die Aufmerksamkeit wurde nun vermehrt auf die Ressourcen und Schutzfaktoren von Kindern gerichtet. Es entstand das Konzept der „zwar verletzlichen aber unbezwinglichen Kinder“ (Werner/Smith 1982) und der dahinter stehenden Frage, wie es diesen Kindern gelang, trotz widriger Umstände stark zu bleiben (Werner 2006, 28). In Längsschnittstudien, in denen man Individuen von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter kontinuierlich wissenschaftlich begleitet hat, ist nachgewiesen worden, dass auch von den Kindern, die multiplen Stressoren ausgesetzt waren, nur eine kleine Zahl schwere affektive Störungen oder anhaltende Verhaltensprobleme entwickelt hat (Werner 2006, 28). Die Resilienzforschung begann Ende der 1970er Jahre in den USA und Großbritannien. Seit Ende der 1980 werden auch entsprechende Forschungen in Deutschland durchgeführt. Die bekanntesten Studien sind die Kauai-Studie (Werner/Smith 1982) und in Deutschland die Mannheimer Risikokinderstudio (Laucht et al. 1999a) und die Bielefelder Invulnerabilitässtudie (Lösel/Bender 2008). Bei allen Studien handelt es sich um Längsschnittstudien. Die Kaukai-Längsschnittstudie von Werner ist die bekannteste und auch älteste Studie zur Untersuchung der Resilienz. Werner wird durch diese Studie als Pionierin der Resilienzforschung gesehen. Erstmalig wurden in Abgrenzung zu vorausgegangenen Studien neben Persönlichkeitsmerkmalen oder biologischen Einflüsse auch soziale und familiäre Faktoren berücksichtigt. Über 40 Jahre hinweg wurde dazu der gesamte Geburtsjahrgang 1955 (698 Menschen) der Hawaii-Insel Kauai untersucht.

Alle genannten Studien hatten zum Ergebnis, dass es einen Kernbereich von Merkmalen gibt, die für die seelisch gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen bedeutsam sind (Lösl/Bender 1999, 39). Es zeigte sich weiter, dass die Resilienz eines Menschen an wechselseitig sich bedingende Effekte gebunden ist, d.h. dass sie von der Wechselwirkung zwischen Schutzfaktoren abhängt, die beim Individuum, in seiner Familie und in seinem Umfeld vorhanden sind (Werner 2006, 30).

Merkmale von Resilienz

Nach der Forschungslage zu urteilen, sind resiliente Individuen nicht aus sich selbst heraus widerstandsfähig (Gabriel 2005, 207). Mit Resilienz ist somit keine angeborene Eigenschaft gemeint, sondern ein variabler und kontextabhängiger Prozess (Fröhlich-Gildhoff 2011, 9). Ebenso wenig ist Resilienz keine Persönlichkeitseigenschaft, sondern immer an zwei Bedingungen geknüpft: Zum einen an das Bestehen einer Risikosituation und zum anderen an die positive Bewältigung dieser Situation aufgrund vorhandener Fähigkeiten (Fröhlich-Gildhoff 2011, 10). Resilienz ist kein Charaktermerkmal, sondern das Endprodukt von Pufferungsprozessen, welche Risiken und belastende Ereignisse zwar nicht ausschließen, es aber dem Einzelnen ermöglichen, mit ihnen erfolgreich umzugehen (Werner 2011, 33). Weiterhin ist Resilienz als Fähigkeit nicht automatisch über den gesamten Lebensbereich stabil, sie ist auf alle Lebensbereiche eines Menschen übertragbar (Fröhlich-Gildhoff 2011, 11). Zusammenfassend bedeutet dies, dass Resilienz ein dynamischer Anpassungs- und Entwicklungsprozess ist, sowie eine variable, situationsspezifische und multidimensionale Größe (Wustmann 2004, 28).

Resilienzkonzept

Im Resilienzkonzept liegt ein wesentlicher Fokus auch auf der Bewältigung von Risken- so müssen neben der Betrachtung der Risikofaktoren auch die Schutzfaktoren Beachtung finden (Fröhlich- Gildhoff et al. 2011, 19).

Risikofaktorenkonzept

Im Mittelpunkt stehen Faktoren und Lebensbedingungen, die die kindliche Entwicklung gefährden, beeinträchtigen und zu seelischen Störungen und Erkrankungen führen können (Fröhlich- Gildhoff et al. 2011, 20). Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit des Auftretens psychischer und physischer Störungen (Sturzbecher 2007, 9). Man unterscheidet heute zwei große Gruppen von Risikofaktoren: Bedingungen, die sich auf biologische oder psychologische Merkmale des Individuums beziehen (auch als Vulnerabilitätsfaktoren bezeichnet, wie z.B. genetische Belastungen, chronische Erkrankungen, schwierige Temperamentsmerkmale) und Bedingungen, die psychosoziale Merkmale der Umwelt des Individuums betreffen (sog. Stressoren, wie z.B. materielle Notlage, Kriminalität, psychische Erkrankungen, Drogenmissbrauch der Eltern) (vgl. Laucht 1999b, 303, Wustmann 2004) Die Forschung der letzten beiden Jahrzehnte hat zahlreiche Belege für die entwicklungs-hemmenden Einflüsse der o.g. Risikofaktoren in nahezu allen Bereichen der kindlichen Entwicklung geliefert (Laucht 1999b, 303). In der Mannheimer Risikokinderstudie (1999) wurde deutlich, dass Vulnerabilitätsfaktoren sich vergleichsweise wenig gravierend auf die Entwicklung auswirken, während psychosoziale Stressoren häufig zu ungünstigen Entwicklungsverläufen führen (Fröhlich- Gildhoff et al.2011, 20). Es zeigte sich jedoch auch, dass der Zusammenhang zwischen Risikofaktor und negativen Entwicklungsergebnis weitaus weniger eindrucksvoll ausfiel und für eine gesicherte Störungsprognose weder hinreichend spezifisch noch hinreichend sensitiv waren (Laucht 1999b, 303). Folglich muss nicht jeder Risikofaktor per se eine Entwicklungsgefährdung nach sich ziehen, sondern es wurde deutlich, dass „nur“ eine erhöhte Möglichkeit dafür besteht (vgl. Wustmann 2004, 40ff). Das Risikopotential ergibt sich erst aus der Kumulation von Risikofaktoren und ihrer spezifischen Beziehung zueinander (Sturzbecher 2007, 11). Daneben sind aber auch noch andere Aspekte entscheidend, wie die Dauer und Kontinuität der Belastung, die Abfolge der Ereignisse, das Alter und der Entwicklungsstand des Kindes, geschlechtsspezifische Merkmale und die supjektive Bewertung (vgl. Fröhlich-Gildhoff et al. 2011, 24-26)

Schutzfaktorenkonzept

Schutzfaktoren werden als Merkmal beschrieben, die das Auftreten einer psychischen Störung oder einer unangepassten Entwicklung verhindern oder abmildern sowie die Wahrscheinlichkeit einer positiven Entwicklung erhöhen (Rutter 1990). Schutzfaktoren werden in eigentliche Schutzfaktoren und förderliche Bedingungen unterschieden (Fröhlich-Gildhoff et al. 2011, 27). Die Erstgenannten werden in einer engen Definition nur dann als solche betitelt, wenn damit eine Risikosituation abgepuffert werden kann. Förderliche Bedingungen sind dann gegeben, wenn ein Faktor seine protektive Wirkung entfaltet, auch wenn kein erhöhtes Risiko besteht (vgl. Scheithauer 2000). Luthar et al. (2000 zit. nach Fröhlich-Gildhoff et al. 2011, 27) unterteilt Schutzfaktoren in 4 Kategorien. Die Erste ist jene der „generell protektiven Faktoren“, die Zweite die der „stabilisierenden- protektiven Faktoren“, die Dritte die der „ermutigenden-protektiven Faktoren“ und die Vierte die der „protektiven, aber reaktiven Faktoren“. Die erste Kategorie von Faktoren hat direkte förderliche Auswirkungen auf ein Kind; die zweite Kategorie wirkt auf die erreichte Kompetenz des Kindes stabilisierend bei sich erhöhendem Risiko; die dritte Kategorie ermutigt ein Kind dazu, sich mit der Situationen auseinanderzusetzen, sodass die eigene Stressbewältigungskompetenz wächst und die Faktoren der vierten Kategorie wirken sich vorteilhaft aus, allerdings im geringem Ausmaß wenn das Risiko hoch ist. Der Begriff Schutzfaktor wird von den Autoren unterschiedlich verstanden. In empirischen Studien zeigte sich aber genau so wie bei den Risikofaktoren, dass es eine Reihe empirisch belegbarer Faktoren gibt, die eine protektive Wirkung entfalten. Über die Kategorisierung herrscht ebenfalls Uneinigkeit. Die meiste Übereinstimmung herrscht in einer Aufteilung in „personale Ressourcen“ und „soziale Ressourcen“. Die personalen Ressourcen sind grob zusammengefasst die Eigenschaften eines Kindes, wie z.B. Selbstwahrnehmung, soziale Kompetenz und Umgang mit Stress. Die sozialen Ressourcen beziehen sich inhaltlich gesehen, auf die Umwelt eines Kindes, also die Interaktion mit der Familie, den Bildungseinrichtungen und dem weiteren sozialen Umfeld. Einigkeit herrscht darüber, dass Schutzfaktoren zeitlich vor dem Auftreten von Risikofaktoren vorhanden sein müssen.

Fazit

Letztendlich kann die Verwendung multipler Risikoindizes nicht die grundsätzlichen Mängel des traditionellen Risikokonzepts überwinden (Laucht 1999b, 304). Das Risikofaktorenmodell stellt daher lediglich ein Wahrscheinlichkeitsmodell dar, das zwar einen Beitrag zur Identifikation gefährdeter Personen leistet aber keine verlässlichen Vorhersagen von Entwicklungsstörungen ermöglicht (Sturzbecher 2007, 10). Laucht (1999b, 307) macht auf das zentrale Problem aufmerksam, dass Schutzfaktoren nicht nur das Fehlen oder der Gegenpol der o.g. Risiken seien. Bei der Erforschung von Schutzfaktoren wird nicht nur Risikoforschung unter umgekehrtem Vorzeichen betrieben. Nicht jedes Kind kann alle Schutzfaktoren aufweisen. Auch bei den Schutzfaktoren handelt es sich um ein Wahrscheinlichkeitskonzept. Die einzelnen Schutzfaktoren können nicht isoliert voneinander betrachtet werden (kumulative Wirkweise). Schutzfaktoren und Risikofaktoren können nicht gegeneinander aufgewogen werden, sodass sie sich am Ende aufheben (Zander 2008, 44). Beide Faktoren beeinflussen sich gegenseitig in einem komplexen Wirkmechanismus (Fröhlich-Gildhoff et al. 2011, 32). Die risikoerhöhenden Bedingungen führen zu einer Verwundbarkeit des Kindes, die daneben stehenden risikomildernden Bedingungen unterstützen die Kompetenz des Kindes. Je nachdem wie das Zusammenspiel von den Faktoren aussieht, verläuft die Entwicklung angepasst oder fehlangepasst.

Resilienzmodelle

Verschiedene Wirkmechanismen kommen im Zusammenspiel von Risiko- und Schutzfaktoren zum Tragen. Es gibt verschiedene Resilienzmodelle, die dieses Zusammenspiel erklären und beschreiben (Kompensations-, Herausforderungs-, Interaktions-, Kumulationsmodell). Zugrunde liegen 3 verschiedene Forschungsansätze: 1. der vaiablenbezogene Ansatz (= Zusammenspiel von Risiko- und Schutzfaktoren), 2. der personenzentrierte Ansatz (=Betrachtung der individuellen Entwicklung in Hinsicht auf diese Faktoren), 3. der entwicklungspfadbezogene Ansatz (=resiliente Entwicklungsverläufe mit Blick auf zeitl. Komponente)(vgl . Fröhlich-Gildhoff et al. 2011, 36; Sturzbecher 2007, 9)

Kritik

An dieser Stelle sei auf den Umstand hingewiesen, dass sich die Resilienzforschung noch am Anfang befindet. Dies stellt zwar keinen eigentlichen Kritikpunkt dar, da es in der Natur der Sache liegt, aber dieser Umstand ist mitunter der Grund für die nachfolgend aufgeführten Schwächen des Konzeptes. So ist sich die Wissenschaft über die tatsächlichen präventiven Auswirkungen von Resilienz uneins, da eine empirische Belegung noch nicht abschließend vorliegt. Damit im Zusammenhang steht auch die bisher nicht einheitlich vorliegende Definition. (Fingerle 2011, 210). Fingerle (ebd., 212) weist weiterhin auf den Umstand hin, dass die Suche nach Schutzfaktoren im Sinne der oben angeführten strengen Definition bisher wenig überzeugend ist, da die Stichproben der bisher geführten Längstschnittstudien i.d.R. nicht groß genug seien, um Schutzeffekte auf statistisch belastbare Weise analysieren zu können. Ein weiterer Kritikpunkt ist bei der Resilienz die Problematik der Definitionsmacht. Hier konkret in Bezug auf die Frage, wer den Erfolg von Resilienz als solchen beurteilt, da Resilienz eben nicht nur die Einpassung in stromlinienförmiges gesellschaftliches Verhalten trotz widriger Ausgangsbedingungen bedeuten soll. Resilienz impliziert somit Reibungspunkte und -verluste mit der Gesellschaft (vgl. Roemer 2011, 663). Weiterhin birgt Resilienz und die daraus resultierende Resilienzförderung die Gefahr der Schaffung „doppelter Verliererkinder“, eben solcher, die aufgrund der schlechten Ausgangsbedingungen eine Resilienzförderung genießen und die angestrebte Entwicklung nicht erreichen (Zander 2011, 513-531). Und schließlich sei darauf hingewiesen, dass die Relation von Resilienz zur Durchsetzungsfähigkeit sich noch in einem Stadium des „sich- Findens“ befindet. Auch hierbei ist wieder die Frage der Definitionssetzung im Zusammenhang mit dem Sinn und Zweck von Resilienzförderung im Einklang mit dem zugrunde gelegten Menschen- und Gesellschaftsbild der Punkt, um den es sich in der weiterführenden Betrachtung des Phänomens drehen wird (Roemer 2011, 675).

Perspektiven und Bedeutung für die Kriminologie

Resilienz holt randständiges in die Mitte und zielt auf primäre Prävention. Resilienzforschung und -förderung knüpft an die Stärken und Entwicklungsperspektiven junger Menschen an. Neben der Aufwertung von Familie, Erziehung, Bildung, und sozialen Einflüsse lassen sich durch sie Indikatoren zur Institutionskritik und -reform ableiten (Gabriel 2005, 210). Durch einen Einschluss der Schutzfaktoren in politische und sozialpädagogische Handlungskonzepte kann gerade auf der präventiven Ebene eine Wirkung erzielt werden (ebd., 215). Wobei hierbei Roemer (2011, 667) sehr deutlich darstellt, dass mit Resilienz nicht das robust Machen für die Ellenbogengesellschaft gemeint ist und niemals für sozialdarwinistische Auslese stehen darf. Ebenso wenig ist Resilienz als umfassendes und alleiniges Allheilmittel zu betrachten, sondern als eine von mehreren Komponenten in komplexe Programme zu integrieren (ebd., 663). Perron [6] stellt in seiner Ausarbeitung einen Zusammenhang zwischen Resilienz, Gesellschaft und Sicherheitsgefühl her. Er erläutert, dass aktuell versucht wird, der steigenden Kriminalitätsfurcht durch verstärkte Überwachung entgegenzuwirken. Hierbei sieht er die Problematik, dass diese Überwachung nicht immer und überall sein kann. Durch die Resilienzförderung kann erreicht werden, dass Individuen selbstbewusster und damit widerstandsfähiger werden und weniger verwundbar. Dieses wirkt sich positiv auf die Gesellschaft aus, die dadurch zunehmend angstfreier wird. Eine angstfreie Gesellschaft bedürfe weniger Kontrolle. Des Weiteren sei hier die psychische Entlastung erwähnt, die Resilienz für Eltern und Personen die in der Bildung und der Sozialarbeit tätig sind, mit sich bringt, da mit Resilienz die Hoffnung und der erzieherische Optimismus verbunden ist, dass sich Kinder selbst unter ungünstigen Lebensbedingungen und nach Misserfolgen zu gesunden und kompetenten Erwachsenen entwickeln können (Sturzbecher 2007, 23).

Literatur

  • Bengel, Jürgen, Strittmatter, Regine, Willmann, Hildegard (2001): Was hält Menschen gesund? Antonovskys Modell der Salutogenese. Diskussionsstand und Stellenwert, Erweitere Neuauflage. Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung, 6. BZgA, Köln
  • Fingerle, Michael (2011): Resilienz deuten- Schlussfolgerungen für die Prävention, In: Zander, Margherita (Hrsg.): Handbuch Resilienzförderung. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 208-218.
  • Fröhlich-Gildhoff, Klaus, Rönnau-Böse, Maike (2011): Resilienz, Reinhardt, München.
  • Gabriel, Thomas (2005): Resilienz- Kritik und Perspektiven, In: Zeitschrift für Pädagogik, Jg. 51, 207-217
  • Laucht, Manfred, Esser, Günther, Schmidt, Martin (1999a): Was wird aus Risikokindern? Ergebnisse der Mannheimer Längsschnittstudie im Überblick, In: Opp, Günther, Fingerle, Michael et al (Hrsg.) Was Kinder stärkt. Erziehung zwischen Risiko und Resilienz. Reinhardt, München, 71-93
  • Laucht, Manfred (1999b): Risiko vs Schutzfaktor? Kritische Anmerkung zu einer problematischen Dichotomie, In: Opp, Günther, Fingerle, Michael et al (Hrsg.) Was Kinder stärkt. Erziehung zwischen Risiko und Resilienz. Reinhardt, München, 303-314
  • Lösl, Friedrich, Bender, Doris (1999): Von generellen Schutzfaktoren zu differentiellen protektiven Prozessen: Ergebnisse und Probleme der Resilienzforschung, In: Opp, Günther, Fingerle, Michael et al (Hrsg.) Was Kinder stärkt. Erziehung zwischen Risiko und Resilienz. Reinhardt, München, 37-58
  • Roemer, Martin (2011): Vom Zauber statt vom Zauberwort, In: Zander, Margherita (Hrsg.): Handbuch Resilienzförderung. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 663-676
  • Sturzbecher, Dietmar, Dietrich, Peter (2007): Risiko- und Schutzfaktoren in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, In: Deutsche Gesellschaft gegen Kindesmisshandlung und Vernachlässigung (Hrsg.): Themenheft Resilienz, Ressourcen, Schutzfaktoren- Kinder, Eltern und Familien stärken, Jg.10, Heft 1, 3-30
  • Welter-Enderlin, Rosmarie (2006): Resilienz aus der Sicht von Beratung und Therapie, In: Welter-Enderlin, Rosmarie, Hildenbrand, Bruno (Hrsg.):Resilienz- Gedeihen trotz widriger Umstände. Carl-Auer, Heidelberg, 7-19
  • Werner, Emmy, Smith, Ruth (1982): Vulnerable but invincible. A longitudinal study of resilient children and youth, New York
  • Werner, Emmy (1999): Entwicklung zwischen Risiko und Resilienz, In: Opp, Günther, Fingerle, Michael et al (Hrsg.) Was Kinder stärkt. Erziehung zwischen Risiko und Resilienz. Reinhardt, München, 25-36
  • Werner, Emmy (2006): Wenn Menschen trotz widriger Umstände gedeihen- und was man daraus lernen kann, In: Welter-Enderlin, Rosmarie, Hildenbrand, Bruno (Hrsg.):Resilienz- Gedeihen trotz widriger Umstände. Carl-Auer, Heidelberg, 28-42
  • Werner, Emmy (2011): Risiko und Resilienz im Leben von Kindern aus multiethnischen Familien, In: Zander, Margherita (Hrsg.): Handbuch Resilienzförderung. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 32-46
  • Wustmann, Corina (2004): Resilienz. Widerstandsfähigkeit von Kindern in Tageseinrichtungen fördern, Beltz, Weinheim
  • Zander, Margherita (2008): Armes Kind- starkes Kind? Die Chance der Resilienz, Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
  • Zander, Margherita, Alfert, Nicole, Kruth, Bettina (2011): "Lichtpunkte"- für benachteiligte Kinder und Jugendliche, In: Zander, Margherita (Hrsg.): Handbuch Resilienzförderung. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 513-531

Weblinks