Rehabilitationsprogramm für Dschihadisten

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Als Rehabilitationsprogramm für Dschihadisten werden zum Beispiel das sog. Dialogprogramm im Jemen oder das Umerziehungsprogramm in Hayar in Saudi-Arabien bezeichnet. Dabei spielen die religöse Unterweisung, aber auch die Stärkung familiärer Kontrolle und politischer Loyalitäten eine große Rolle.

Hayar ist ein ehemals geschlossenes Gefängnis, das 2003 in eine offene Anstalt umgebaut wurde. Dort gibt es religiöse Unterweisungen, aber auch Familienkontakte und zumindest eine private Audienz bei dem saudischen Prinzen, der als Innenminister für diese Umerziehung zuständig ist. Seit 2003 wurden dort mehr als 3000 islamistische Extremisten umerzogen. Darunter Guantánamo-Rückkehrer und Saudis, die sich El Kaida im Irak angeschlossen hatten. Wer entlassen wird, erhält u.a. einen dicken Briefumschlag mit mehreren zehntausend Euro: "Er soll sich neu einrichten, ein Auto kaufen und eventuell heiraten können. Der politische Gehorsam wird erkauft" (Hermann 2010).

Im Jemen scheiterte ein im Herbst 2002 vom angesehenen Religionslehrer und Richter am Obersten Gerichtshof Hamud al Hitar begonnenes Dialogprogramm, das fast ausschließlich auf religiöser Unterweisung beruhte: "Islamistische Gefangene wurden freigelassen, wenn sie am Programm teilgenommen hatten. Die Sicherheitskräfte hatten mehrere tausend Kämpfer und Sympathisanten von Al Qaida festgenommen, die Gefängnisse waren überfüllt. (...) Der 'Dialog' (...) schlief 2005 ein, als sich herausgestellt hatte, dass sich viele der Extremisten dem 'Dschihad' im Irak angeschlossen hatten" (Hermann 2010).


Im Januar 2010 forderte Außenminister Westerwelle vor der so genannten "Afghanistan Konferenz" ein "Aussteigerprogramm" für Taliban Kämpfer. Diese sollten durch die Bundesregierung finanziell unterstützt werden, wenn sie sich von den Taliban lossagen. Nach Westerwelles Meinung seien viele Taliban keine Fanatiker, sondern würden vielmehr aus finanzellen Gründen extremistisch. Er forderte daher: einen völlig neuen Ansatz zur Wiedereingliederung von Aufständischen in die Gesellschaft [1]

Quellen

  • Hermann, Rainer (2010) Wenn der Patriarch dem verlorenen Sohn vergibt. Die Anstalt, in der in Saudi-Arabien reuige Dschihadisten ihre Umerziehung genießen, ist alles andere als ein Gefängnis. Nach der Entlassung ist die Familie in der Pflicht. FAZ 8.1.10: 3.