Prävention: Unterschied zwischen den Versionen

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==== Definition ====
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#Als allgemeine Begriff definiert Bröckling: „Prävention bezeichnet in der grundlegenden Bedeutung des Begriffs ein Handlungsprinzip:  ‚Prävenire‘ heißt zuvorkommen.  Etwas wird getan, bevor ein bestimmtes Ereignis oder ein bestimmter Zustand entritt, damit diese nicht eintreten oder zumindest der Zeitpunkt ihres Eintretens hinausgeschoben wird oder ihre Folgen begrenzt werden.  Indem ihren Interventionen notwendig das Wissen, die Werturteile und die Machtkonstellationen der Gegenwart zugrunde liegen, projiziert Prävention die Gegenwart normativ auf die Zukunft.  Sie ist konservativ, selbst wenn sie das Leben von Individuen, Gruppen oder ganzen Populationen nachhaltig verändert.  Der Gegenstandsbereich vorbeugenden Handelns ist offen und nimmt erst im vorbeugenden Zugriff selbst Gestalt an.  Indem Prävention, um überhaupt gezielt intervenieren zu können, einen Ausschnitt aus der Wirklichkeit herauslöst und Zusammenhänge zwischen gegenwärtigen Phänomenen und künftigen Ereignissen oder Zuständen postuliert, konstruiert sie ihr eigenes Aktionsfeld.  Und da es nichts gibt, was nicht als Bedrohung wahrgenommen oder zur Bedrohung deklariert werden könnte, gibt es auch nichts, was nicht zur Zielscheibe präventiver Anstrengungen werden kann.“ (Bröckling, 39/40).
#Als allgemeinen Begriff definiert Bröckling: „Prävention bezeichnet in der grundlegenden Bedeutung des Begriffs ein Handlungsprinzip:  ‚Prävenire‘ heißt zuvorkommen.  Etwas wird getan, bevor ein bestimmtes Ereignis oder ein bestimmter Zustand entritt, damit diese nicht eintreten oder zumindest der Zeitpunkt ihres Eintretens hinausgeschoben wird oder ihre Folgen begrenzt werden.  Indem ihren Interventionen notwendig das Wissen, die Werturteile und die Machtkonstellationen der Gegenwart zugrunde liegen, projiziert Prävention die Gegenwart normativ auf die Zukunft.  Sie ist konservativ, selbst wenn sie das Leben von Individuen, Gruppen oder ganzen Populationen nachhaltig verändert.  Der Gegenstandsbereich vorbeugenden Handelns ist offen und nimmt erst im vorbeugenden Zugriff selbst Gestalt an.  Indem Prävention, um überhaupt gezielt intervenieren zu können, einen Ausschnitt aus der Wirklichkeit herauslöst und Zusammenhänge zwischen gegenwärtigen Phänomenen und künftigen Ereignissen oder Zuständen postuliert, konstruiert sie ihr eigenes Aktionsfeld.  Und da es nichts gibt, was nicht als Bedrohung wahrgenommen oder zur Bedrohung deklariert werden könnte, gibt es auch nichts, was nicht zur Zielscheibe präventiver Anstrengungen werden kann.“ (Bröckling, 39/40).
#Vobruba stellt das Begriff etwas anders dar: „Prävention bedeutet ihrem allgemeinsten Sinn nach, die Entstehung sozialpolitischer Probleme zu verhindern.  Den beiden Anknüpfungspunkten System und Subjekt entsprechend, lassen sich zwei Typen von Prävention –idealtypisch- unterscheiden.  Diese beiden Typen werden in der Regel als primäre und sekundäre bzw. als institutionelle und personelle Prävention bezeichnet.  Primäre Prävention richtet sich auf den systemischen Anteil an der Entstehung sozialpolitischer Probleme.  Ihre Maßnahmen laufen auf institutionelle Änderungen hinaus.  Diese stellen sich aus der Sicht der Subjekte als gewandelte Lebenschancen dar.  Sie eröffnen den Subjekten die Chance, nicht in solche Handlungskontexte zu geraten, in denen sie in Kauf nehmen müssen, zu Trägern sozialpolitischer Probleme zu werden.  Insofern läuft primäre (institutionelle) Prävention auf Entlastungen der Subjekte von Systemzwängen hinaus.  Sekundäre Prävention richtet sich auf den subjektbezogenen Anteil sozialpolitischer Problementstehung.  Sie legt den Subjekten Arrangements mit institutionellen Zwängen nahe, die sich aus systemischen Erfordernissen ergeben.  Sekundäre Prävention läuft somit auf flexible, problemabsorbierende Anpassung hinaus.  Aus der Ambivalenz von Prävention folgt die Mehrdeutigkeit des Präventionsbegriffs.  Dies erklärt den Gleichklang von gesellschaftspolitisch sehr unterschiedlich motivierten Ausführungen zur präventiven Sozialpolitik.“ (Vobruba, 29/30).<br>Der Begriff Prävention wird auch spezifischer in verschiedenen wissenschaftlichen Rahmen benutzt. Die drei bedeutsameren Gebiete sind: Medizin, öffentliches Gesundheitswesen und Strafrecht/Kriminologie.
#Vobruba stellt den Begriff etwas anders dar: „Prävention bedeutet ihrem allgemeinsten Sinn nach, die Entstehung sozialpolitischer Probleme zu verhindern.  Den beiden Anknüpfungspunkten System und Subjekt entsprechend, lassen sich zwei Typen von Prävention –idealtypisch- unterscheiden.  Diese beiden Typen werden in der Regel als primäre und sekundäre bzw. als institutionelle und personelle Prävention bezeichnet.  Primäre Prävention richtet sich auf den systemischen Anteil an der Entstehung sozialpolitischer Probleme.  Ihre Maßnahmen laufen auf institutionelle Änderungen hinaus.  Diese stellen sich aus der Sicht der Subjekte als gewandelte Lebenschancen dar.  Sie eröffnen den Subjekten die Chance, nicht in solche Handlungskontexte zu geraten, in denen sie in Kauf nehmen müssen, zu Trägern sozialpolitischer Probleme zu werden.  Insofern läuft primäre (institutionelle) Prävention auf Entlastungen der Subjekte von Systemzwängen hinaus.  Sekundäre Prävention richtet sich auf den subjektbezogenen Anteil sozialpolitischer Problementstehung.  Sie legt den Subjekten Arrangements mit institutionellen Zwängen nahe, die sich aus systemischen Erfordernissen ergeben.  Sekundäre Prävention läuft somit auf flexible, problemabsorbierende Anpassung hinaus.  Aus der Ambivalenz von Prävention folgt die Mehrdeutigkeit des Präventionsbegriffs.  Dies erklärt den Gleichklang von gesellschaftspolitisch sehr unterschiedlich motivierten Ausführungen zur präventiven Sozialpolitik.“ (Vobruba, 29/30).<br>Der Begriff Prävention wird auch spezifischer in verschiedenen wissenschaftlichen Rahmen benutzt. Die drei bedeutsameren Gebiete sind: Medizin, öffentliches Gesundheitswesen und Strafrecht/Kriminologie.


*In der ''Medizin'' bezeichnet man Maßnahmen als prophylaktisch oder präventiv, die das Auftreten bestimmter Krankheiten verhindern oder unwahrscheinlicher machen sollen.  Man differenziert und definiert diese Maßnahmen gemäss ihrer verschiedenen Zielebenen.  ''Primäre Prävention'' will den allgemeinen Gesundheitszustand verbessern und Unfälle oder die Entstehung von Krankheiten vermeiden.  ''Sekundäre Prävention'' bezieht sich auf Krankheitsfrüherkennung und Behandlung in einem möglichst frühen Stadium (z.B. Krebsvorsorge). Zur ''tertiären Prävention'' zählen Maßnahmen, die Krankheitsrückfällen vorbeugen, die Verschlimmerung von chronischen Erkrankungen verlangsamen oder Folgestörungen bei bestehenden Krankheiten verhindern.
*In der ''Medizin'' bezeichnet man Maßnahmen als prophylaktisch oder präventiv, die das Auftreten bestimmter Krankheiten verhindern oder unwahrscheinlicher machen sollen.  Man differenziert und definiert diese Maßnahmen gemäss ihrer verschiedenen Zielebenen.  ''Primäre Prävention'' will den allgemeinen Gesundheitszustand verbessern und Unfälle oder die Entstehung von Krankheiten vermeiden.  ''Sekundäre Prävention'' bezieht sich auf Krankheitsfrüherkennung und Behandlung in einem möglichst frühen Stadium (z.B. Krebsvorsorge). Zur ''tertiären Prävention'' zählen Maßnahmen, die Krankheitsrückfällen vorbeugen, die Verschlimmerung von chronischen Erkrankungen verlangsamen oder Folgestörungen bei bestehenden Krankheiten verhindern.
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