Ein Nudge - auf Deutsch ein Schubs, ein absichtlicher sanfter Stoß; port. cutucada, span. codazo suave - ist eine vergleichsweise unaufdringliche Art der Verhaltenslenkung.

In die Wissenschaftssprache fand der Begriff durch Richard Thaler und Cass Sunstein Eingang. Für sie handelt es sich um eine Option für die Politik, das Verhalten von Bevölkerungen diesseits von Verboten oder Befehlen auf eine "libertär paternalistische" Art zu beeinflussen - "libertär", weil dem Menschen die volle Entscheidungsfreiheit belassen wird.Es werden lediglich Kontextbedingungen beeinflusst, die ihrerseits bewusst oder unbewusst in das Entscheidungsverhalten der Individuen aufgenommen werden.

Kernidee ist die Annahme, dass Menschen oft falsche, weil für sie langfristig ungünstige Entscheidungen treffen. Sie essen zu viel, sie rauchen, treiben zu wenig Sport oder sparen wenig für ihre Altersvorsorge, was sie später bereuen. Mit Hilfe einfacher psychologischer Methoden könnte man das Verhalten beeinflussen und die Entscheidungsfindung verbessern – so die von der Politik begierig aufgegriffene These von Thaler und Sunstein.

Beispiele:

  1. Die Urinalfliege verbessert das Zielverhalten der Nutzer und vermindert um 80% das Urin auf dem Toilettenboden. Ohne jedes Verbot und ohne jede Strafe - es bedarf nicht einmal eines Hinweisschildes, das die Nutzer zur Vermeidung des unerwünschten Verhaltens auffordert.
  2. Die Zahl der Organspender lässt sich ohne die Einführung rechtlicher Verpflichtungen auch dadurch erhöhen, dass man von Opt-In-Regelungen zu Opt-Out-Regelungen übergeht. Die Entscheidungsfreiheit des Individuums ist dadurch nicht eingeschränkt. - Solche Opt-Out-Designs können auch die Vorsorge für die Rente verbessern. Man ändert also nur die default option und schon kommt es zu den erwünschten Ergebnissen.
  3. Durch Änderung der default option lässt sich auch die Ersparnisbildung von Arbeitnehmern stark steigern - je nachdem, ob sie vor die Entscheidung gestellt werden, explizit Ja oder Nein zu einer private Zusatzrente zu sagen.
  4. Die sog. Steuermoral der Bürger lässt sich verbessern, indem man säumigen Steuerzahlern mitteilt, wie viele Nachbarn schon ihre Steuern gezahlt haben.

Westliche Regierungen sehen im libertären Paternalismus eine willkommene Ergänzung ihres Instrumentenvorrats:

  • US-Präsident Obama ernannte Cass R. Sunstein zum Leiter des Office of Information and Regulatory Affairs
  • GB-Premier Cameron machte Dr. David Halpern zum Leiter des British Behavioural Insights Teams, oft auch als Nudge Unit bezeichnet.
  • In Australien richtete die Regierung von New South Wales eine Behavioural Insights community of practice ein.
  • Die deutsche Kanzlerin Merkel richtete im Bundeskanzleramt eine Arbeitsgruppe zur „Entwicklung alternativer Designs von politischen Vorhaben“ ein. Auf Grundlage der Nudge-Theorie von Richard Thaler und Cass Sunstein will die Regierung den Bürgern einen Schubser in die richtige Richtung geben.
Nudge theory (or Nudge) is a concept in behavioral science, political theory and economics which argues that positive reinforcement and indirect suggestions to try to achieve non-forced compliance can influence the motives, incentives and decision making of groups and individuals, at least as effectively – if not more effectively - than direct instruction, legislation, or enforcement.

Kritik

Kritiker dieser Politik, die oft auch als „liberaler“ oder „sanfter“ Paternalismus bezeichnet wird, sehen darin eine Anmaßung des Staates, der über die Wünsche seiner Bürger entscheidet und diese dann mit psychologischen Tricks manipuliert. Dr. Tammy Boyce von The King's Fund sagte:

We need to move away from short-term, politically motivated initiatives such as the 'nudging people' idea, which are not based on any good evidence and don't help people make long-term behaviour changes.


“Nudge,” as it is often referred, is usually credited to Richard Thaler a prominent professor of Behavioural Science and Economics at the University of Chicago Booth School of Business. Thaler's role in developing the “Nudge Theory” is usually discussed in parallel with Daniel Kahneman, an American psychologist.

Nudge Theory rose to global prominence in 2008 with the release of the book Nudge: Improving Decisions About Health, Wealth, and Happiness, by Thaler and legal scholar Cass R. Sunstein. Nudge theory and similar policy frameworks have been criticized by some psychologists for failing to take into account the psychological determinants of the behaviors that they are trying to change, despite the ethical implications.

Weblinks und Literatur


Lo Stato ha diritto, e se sì in quale misura, a intervenire su questioni che riguardano la vita privata e le scelte personali dei cittadini, come l'obesità, il fumo, la guida, le cure, la sicurezza degli alimenti? Spesso infatti le scelte che facciamo ledono i nostri stessi interessi. Ecco perché Sunstein, coniugando teoria giuridica ed economia comportamentale, propone nuove argomentazioni a sostegno di un "paternalismo libertario", che riesca a proteggerci da errori molto gravi. È la ricerca di un difficile equilibrio tra uno Stato che interviene troppo e la salvaguardia della libertà di scelta dei cittadini; ma, contro la tesi di chi rifiuta per principio qualsiasi forma di paternalismo, l'autore dimostra come nella realtà esso sia inevitabile.

englische Bestandteile dieses Beitrags aus: Nudge theory, in: en.wikipedia