Normgenese: Unterschied zwischen den Versionen

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Als die vielleicht allgemeinste Funktion gesellschaftlicher Gemeinschaft, bezeichnete Parsons das Hervorbringen eines einheitlichen und kohärenten Normensystems. Zwar schafft dieses Abhängigkeiten und Hierarchien, doch bietet es andererseits auch Schutz und liefert dem "Mängelwesen Mensch" (vgl. Arnold Gehlen) eine Lebenssicherung und (transparente) Perspektive. Normgenese findet auf unterschiedlichen Ebenen statt. Hans Haferkamp spricht in diesem Zusammenhang von der Institutionalisierung von Handlungserwartungen und unterscheidet die a) Zweier-Gesellschaft (z.B. Partnerschaft), die b) Kleingruppengesellschaft (bis zu einer Größe, die keine Face-to-face-Beziehungen mehr zulässt), sowie die c) Mehrgruppengesellschaft (z.B. Bevölkerung). Allen gemein seien die zur Aushandlung institutionalisierter Handlungserwartungen notwendigen Unterkategorien: 1) Produktion 2) Definition 3) Integration 4) Identifikation. Während bei Zweier-Gesellschaften idealerweise alle Beteiligten gleichermaßen am kommunikativen Prozess der Normformulierung (1-4) partizipieren, reduziert sich deren Einfluss bei Gruppen der Kategorien b) und c) (vgl. Lamnek, 2008, S. 73).
Als die vielleicht allgemeinste Funktion gesellschaftlicher Gemeinschaft, bezeichnete Parsons das Hervorbringen eines einheitlichen und kohärenten Normensystems. Zwar schafft dieses Abhängigkeiten und Hierarchien, doch bietet es andererseits auch Schutz und liefert dem "Mängelwesen Mensch" (vgl. Arnold Gehlen) eine Lebenssicherung und (transparente) Perspektive. Normgenese findet auf unterschiedlichen Ebenen statt. Hans Haferkamp spricht in diesem Zusammenhang von der Institutionalisierung von Handlungserwartungen und unterscheidet die a) Zweier-Gesellschaft (z.B. Partnerschaft), die b) Kleingruppengesellschaft (bis zu einer Größe, die keine Face-to-face-Beziehungen mehr zulässt), sowie die c) Mehrgruppengesellschaft (z.B. Bevölkerung). Allen gemein seien die zur Aushandlung institutionalisierter Handlungserwartungen notwendigen Unterkategorien: 1) Produktion 2) Definition 3) Integration 4) Identifikation. Während bei Zweier-Gesellschaften idealerweise alle Beteiligten gleichermaßen am kommunikativen Prozess der Normformulierung (1-4) partizipieren, reduziert sich deren Einfluss bei Gruppen der Kategorien b) und c) (vgl. Lamnek, 2008, S. 73).
Eine andere Annäherung stellt der spieltheoretische Ansatz dar. Dieser sieht in jeder Form von kooperativem Verhalten zur Lösung einer Mängellage, ein Äquivalent zu Normen. Der zum Zweck des Überholens anderer zur Seite tretende Passant, auf einer überfüllten Rolltreppe, würde so zum Normsender einer schlichten Norm á la: „Links geh‘, rechts steh!“.
Eine andere Annäherung stellt der [http://de.wikipedia.org/wiki/Spieltheorie spieltheoretische Ansatz] dar. Dieser sieht in jeder Form von kooperativem Verhalten zur Lösung einer Mängellage, ein Äquivalent zu Normen. Der zum Zweck des Überholens anderer zur Seite tretende Passant, auf einer überfüllten Rolltreppe, würde so zum Normsender einer schlichten Norm á la: „Links geh‘, rechts steh!“.
Normgenese ist stets auch ein Begleiter von Machtbildung. Popitz spricht von der dauerhaften Besetzung von Verfügungsgewalten. In diesem Prozess dient die Normgenese der normativen Absicherung von Positionsvorteilen.
Normgenese ist stets auch ein Begleiter von Machtbildung. Popitz spricht von der dauerhaften Besetzung von Verfügungsgewalten. In diesem Prozess dient die Normgenese der normativen Absicherung von Positionsvorteilen.
Wenngleich unter Soziologen, wie Sozialpsychologen, oftmals deutliche Kritik an der Eignung des "[[Utilitarismus|utilitaristischen Ansatzes]]" geäußert wird, geht doch eine Vielzahl dieser Sozialwissenschaftler von einer Abhängigkeit zwischen der Entstehung von Normen einerseits und den damit verbundenen Kosten und Nutzen andererseits aus.  
Wenngleich unter Soziologen, wie Sozialpsychologen, oftmals deutliche Kritik an der Eignung des "[[Utilitarismus|utilitaristischen Ansatzes]]" geäußert wird, geht doch eine Vielzahl dieser Sozialwissenschaftler von einer Abhängigkeit zwischen der Entstehung von Normen einerseits und den damit verbundenen Kosten und Nutzen andererseits aus.  
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