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Der sozialwissenschaftlichen Annahme von sozialen Normen als soziale Tatsachen liegt die Vorstellung zugrunde, dass durch  ein bestimmtes Verhalten einer Personenmehrheit eine Regel für alle Gruppenmitglieder geschaffen werden kann. [http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Jellinek Georg Jellinek] bezeichnet diesen Zusammenhang als „normative Kraft des Faktischen“ (Georg Jellinek, 1976, S. 338). Dieser Logik entspricht z.B. die Auffassung von David Émile [[Emile Durkheim|Durkheim]]. Er wertete die Selbstmordrate verschiedener Bevölkerungsgruppen aus und leitete daraus eine „Selbstmord-Norm“ ab. „Was die Ziffern ausdrücken, ist ein bestimmter Zustand des gesellschaftlichen Geistes“ (Durkheim, 1965, S. 33). Nach Durkheim ist also z.B. das durchschnittliche Verhalten das Maß für den gesellschaftlichen Geist bzw. die soziale Norm (Klaus Eichner, 1981, S. 39).
Der sozialwissenschaftlichen Annahme von sozialen Normen als soziale Tatsachen liegt die Vorstellung zugrunde, dass durch  ein bestimmtes Verhalten einer Personenmehrheit eine Regel für alle Gruppenmitglieder geschaffen werden kann. [http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Jellinek Georg Jellinek] bezeichnet diesen Zusammenhang als „normative Kraft des Faktischen“ (Georg Jellinek, 1976, S. 338). Dieser Logik entspricht z.B. die Auffassung von David Émile [[Emile Durkheim|Durkheim]]. Er wertete die Selbstmordrate verschiedener Bevölkerungsgruppen aus und leitete daraus eine „Selbstmord-Norm“ ab. „Was die Ziffern ausdrücken, ist ein bestimmter Zustand des gesellschaftlichen Geistes“ (Durkheim, 1965, S. 33). Nach Durkheim ist also z.B. das durchschnittliche Verhalten das Maß für den gesellschaftlichen Geist bzw. die soziale Norm (Klaus Eichner, 1981, S. 39).
Peter Berger/Thomas Luckmann folgend finde Institutionalisierung statt, sobald habitualisierte Handlungen reziprok typisiert werden. Jede Typisierung, die auf diese Weise vorgenommen werde, sei eine Institution. Für das Zustandekommen einer Institution seien nicht nur die Reziprozität der Typisierung entscheidend, sondern ebenso die Typik der Akte, wie auch der Akteure. (Berger/Luckmann, 1972, S. 59)
Peter Berger/Thomas Luckmann folgend finde Institutionalisierung statt, sobald habitualisierte Handlungen [http://de.wikipedia.org/wiki/Reziprozit%C3%A4t_%28Soziologie%29 reziprok] typisiert werden. Jede Typisierung, die auf diese Weise vorgenommen werde, sei eine [http://de.wikipedia.org/wiki/Institution Institution]. Für das Zustandekommen einer Institution seien nicht nur die Reziprozität der Typisierung entscheidend, sondern ebenso die Typik der Akte, wie auch der Akteure. (Berger/Luckmann, 1972, S. 59)


=== 1.1.2 Normen als gesollte Verhaltensgleichförmigkeiten ===
=== 1.1.2 Normen als gesollte Verhaltensgleichförmigkeiten ===
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