Normgenese: Unterschied zwischen den Versionen

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'''-genese''' (von griechisch ''γένεσις'', genesis ‚Geburt‘, ‚Ursprung‘ ‚ ‚Entstehung‘)
'''-genese''' (von griechisch ''γένεσις'', genesis ‚Geburt‘, ‚Ursprung‘ ‚ ‚Entstehung‘)


[[bild:Normgenese_grey_pp.jpg|miniatur|150px|right|Visualisierter Prozeß der Normgenese.]]
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== 1. Definition ==
== 1. Definition ==
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Gemäß der Nutzentheorie bestimmen Präferenzen und Restriktionen das Handeln von Individuen dergestalt, dass jeweils die Handlungsalternative gewählt wird, von der der größte Nutzen erwartet wird und zugleich die geringsten negativen Handlungskonsequenzen (z.B. Haft bei geplantem Diebstahl) ausgehen. Der sogenannte „Nettonutzen“ einer Handlung lässt sich folgendermaßen darstellen:
Gemäß der Nutzentheorie bestimmen Präferenzen und Restriktionen das Handeln von Individuen dergestalt, dass jeweils die Handlungsalternative gewählt wird, von der der größte Nutzen erwartet wird und zugleich die geringsten negativen Handlungskonsequenzen (z.B. Haft bei geplantem Diebstahl) ausgehen. Der sogenannte „Nettonutzen“ einer Handlung lässt sich folgendermaßen darstellen:


[[bild:Formel_Nutzentheorie.jpg|miniatur|150px|rechts|Formel der Nutzentheorie.]]
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=== 2.2.1 Prominentes Beispiel: die „Labrador Indianer“ ===
=== 2.2.1 Prominentes Beispiel: die „Labrador Indianer“ ===
[[bild:Labrador_indianer.jpg|miniatur|150px|gerahmt|rechts|Zeichnung eines Labrador Indianers. Aus Brockhaus' Konversations-Lexikon, 14. Auflage.]]
[[bild:Labrador_indianer.jpg|miniatur|150px|framed|right|Zeichnung eines Labrador Indianers. Aus Brockhaus' Konversations-Lexikon, 14. Auflage.]]
Harold Demsetz (1967, S. 34-37) beschreibt in seinem Aufsatz die Entwicklung von privaten Eigentumsrechten auf der von den Labrador Indianern bewohnten/verwalteten Insel. Das verhältnismäßig frühe Entstehen dieser Eigentumsrechte, bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts, begründet Demsetz mit dem Aufkommen des zeitgleich einsetzenden Pelzhandels. Zuvor war das Jagen von Wild jedem uneingeschränkt erlaubt. Besitz an Wild konnte sich ausschließlich auf die schließlich erlegte Jagdbeute beziehen, nicht jedoch auf das freilebende Tier. Mithin fühlte sich kein Jäger für den Erhalt des Wildbestandes verantwortlich, niemand investierte in konservierende Maßnahmen. Mit jedem erlegten Tier wuchs der Jagdaufwand für die Jäger. Das Jagdverhalten eines Jägers A zog also negative externe Effekte für die anderen Jäger nach sich. Diese für die anderen entstehenden Kosten nennt man daher externe Kosten. Da es zu keinem Kostenausgleich in dem Sinne kommt, dass Jäger A den Jäger B für dessen künftigen Mehraufwand entschädigt, mehr noch Jäger A dies in seinem Jagdverhalten keineswegs berücksichtigt / kalkuliert, werden die externen Kosten von Jäger A nicht internalisiert. Bei einem ausreichend großen Wildbestand und einem Jagdverhalten, welches nur der individuellen Bedürfnisbefriedigung dient, sind die externen Kosten derart gering, dass die Einführung eines Verteilungsschlüssels, bzw. Vorkehrungen zur Internalisierung dieser Kosten (letztlich einer Norm), vermutlich mit einem Mehr an Kosten verbunden wären. Im Ergebnis entstand also zunächst keine Norm, die die Güterverteilung reglementierte.
Harold Demsetz (1967, S. 34-37) beschreibt in seinem Aufsatz die Entwicklung von privaten Eigentumsrechten auf der von den Labrador Indianern bewohnten/verwalteten Insel. Das verhältnismäßig frühe Entstehen dieser Eigentumsrechte, bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts, begründet Demsetz mit dem Aufkommen des zeitgleich einsetzenden Pelzhandels. Zuvor war das Jagen von Wild jedem uneingeschränkt erlaubt. Besitz an Wild konnte sich ausschließlich auf die schließlich erlegte Jagdbeute beziehen, nicht jedoch auf das freilebende Tier. Mithin fühlte sich kein Jäger für den Erhalt des Wildbestandes verantwortlich, niemand investierte in konservierende Maßnahmen. Mit jedem erlegten Tier wuchs der Jagdaufwand für die Jäger. Das Jagdverhalten eines Jägers A zog also negative externe Effekte für die anderen Jäger nach sich. Diese für die anderen entstehenden Kosten nennt man daher externe Kosten. Da es zu keinem Kostenausgleich in dem Sinne kommt, dass Jäger A den Jäger B für dessen künftigen Mehraufwand entschädigt, mehr noch Jäger A dies in seinem Jagdverhalten keineswegs berücksichtigt / kalkuliert, werden die externen Kosten von Jäger A nicht internalisiert. Bei einem ausreichend großen Wildbestand und einem Jagdverhalten, welches nur der individuellen Bedürfnisbefriedigung dient, sind die externen Kosten derart gering, dass die Einführung eines Verteilungsschlüssels, bzw. Vorkehrungen zur Internalisierung dieser Kosten (letztlich einer Norm), vermutlich mit einem Mehr an Kosten verbunden wären. Im Ergebnis entstand also zunächst keine Norm, die die Güterverteilung reglementierte.
Durch den aufkommenden Pelzhandel stieg die Jagdaktivität der Indianer über deren individuelles Maß hinaus. Pelze waren gegen andere Güter einzutauschen und gewannen an Wert. Das übermäßige Jagdverhalten dezimierte den Wildbestand und es entstanden hohe externe Kosten, die aus a) den erschwerten Jagdbedingungen und b) dem gestiegenen Wert des Pelzes resultierten.
Durch den aufkommenden Pelzhandel stieg die Jagdaktivität der Indianer über deren individuelles Maß hinaus. Pelze waren gegen andere Güter einzutauschen und gewannen an Wert. Das übermäßige Jagdverhalten dezimierte den Wildbestand und es entstanden hohe externe Kosten, die aus a) den erschwerten Jagdbedingungen und b) dem gestiegenen Wert des Pelzes resultierten.
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