Nils Christie: Unterschied zwischen den Versionen

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Der norwegische Kriminologe '''Nils Christie''' (*24.02.1928 in Oslo - 27.05.2015 in Oslo) war einer der führenden Strafrechtskritiker und wird zusammen mit Thomas Mathiesen und [[Louk Hulsman]] zu den führenden Vertretern des [[Abolitionismus]] gezählt.
Der norwegische Kriminologe '''Nils Christie''' (*24.02.1928 in Oslo - 27.05.2015 in Oslo) war einer der führenden Strafrechtskritiker und gehörte mit Thomas Mathiesen und [[Louk Hulsman]] zu den Theoretikern des [[Abolitionismus]].
 
Soziologischer M.A.-Abschluss über norwegische KZ-Wärter in Nord-Norwegen (1942 und 1943).
 
Soziologische Dissertation 1959 (dr.philos.; Junge norwegische Straftäter; Kohortenstudie des Geburtsjahrgangs 1933).
 
Professor für Kriminologie, Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität in Oslo (1959: a.o.; 1966: o.).
 
Von Christies (mindestens) 12 Büchern wurde "Limits to Pain" wohl das bekannteste; es w urde in 11 Sprachen übersetzt, darunter Deutsch, Spanisch, Portugiesisch, Russisch und Japanisch.
 
Christie schrieb besonders gerne über Kriminalität und Kriminalitätskontrolle, aber auch über Fragen der Schule und der Dezentralisierung sowie über den Umgang mit geistig Behinderten (Vidaråsen Vestfold; Jenseits Institution und Einsamkeit).
 
Christie vertrat die Ansicht, dass Täter wie die meisten anderen Menschen auch sind, dass es meisten möglich ist, den Problemen über bürgerliche Formen zu begegnen, und dass es Umstände gibt, die sie zu Kriminellen machen - Umstände, die nicht zuletzt in der Organisation der Gesellschaft liegen, so dass es Aufgabe der Kriminologen ist, die Gesellschaft durch Diskussionen zu beeinflussen.
 


== Leben ==
== Leben ==
[[Bild:Nils Christie 3.jpg|thumb|right|Nils Christie]]
[[Bild:Nils Christie 3.jpg|thumb|right|Nils Christie]]


Im Kontext der Aufarbeitung der Kriegsgeschehnisse und der Verurteilung von Kollaborateuren, wurde der junge Student Christie von dem damals regierungsnah denkenden Johs Andenaes, Professor für Strafrecht, und Andreas Aulie, Generalstaatsanwalt, um eine fachliche Stellungnahme gebeten. Gespräche mit ehemaligen Aufsehern der nord- norwegischen Konzentrationslager führten ihn zu der Feststellung ihrer Gewöhnlichkeit, und nicht ihrer Abnormalität. Er begann aus einer gesellschaftsanalytischen Perspektive die Mechanismen zu untersuchen, in denen die Misshandlungen und Tötungen der KZ- Häftlinge, begründet waren (vgl. Christie: [[Guards in concentration camps]], 1952). – eine Untersuchung, die seine Perspektive auf das Kriminalitätskonzept auch noch später beeinflusste.  
Im Kontext der Aufarbeitung der norwegischen Kollaboration mit der deutschen Besatzungsmacht während des Zweiten Weltkriegs führte der Soziologiestudent Nils Christie im Auftrag von Johs Andenaes und dem Generalstaatsanwalt Andreas Aulie Gespräche mit ehemaligen Aufsehern eines nord-norwegischen Konzentrationslagers für jugoslawische Gefangene. Er fand heraus, dass die Täter, anders als damals dargestellt, keine Monster gewesen seien, sondern gewöhnliche Menschen "wie wir". [[Guards in concentration camps]], 1952). Die Untersuchung beeinflusste auch seine Perspektive auf Konzept und das Phänomen Kriminalität.  


:The Germans had created concentration-camps up in Northern Norway. They were for Yugoslavian partisans. 2717 arrived during the summer 1942. The first winter in Norway, 1747 were killed by the guards or died due to sickness, starvation or the extreme winter. 363 Norwegians served as guards, 47 were after the war sentenced for killing or maltreatment of the prisoners. I had long talks with nearly all of these 47 Norwegian guards and with a sample of guards who had been in the same external situation without later being sentenced for having killed or maltreated prisoners. But I did not find any monsters, just ordinary people. I think I was able to explain some of the mechanisms that made killing possible, but concluded with a statement that I felt far from certain which group I would have ended up in myself, if I, at the age of 17, had been up there as a guard with gun in hand and surrounded with humans whom I did not see as such.  
:The Germans had created concentration-camps up in Northern Norway. They were for Yugoslavian partisans. 2717 arrived during the summer 1942. The first winter in Norway, 1747 were killed by the guards or died due to sickness, starvation or the extreme winter. 363 Norwegians served as guards, 47 were after the war sentenced for killing or maltreatment of the prisoners. I had long talks with nearly all of these 47 Norwegian guards and with a sample of guards who had been in the same external situation without later being sentenced for having killed or maltreated prisoners. But I did not find any monsters, just ordinary people. I think I was able to explain some of the mechanisms that made killing possible, but concluded with a statement that I felt far from certain which group I would have ended up in myself, if I, at the age of 17, had been up there as a guard with gun in hand and surrounded with humans whom I did not see as such.  
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