Nils Christie: Unterschied zwischen den Versionen

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Nils Christie ist ein norwegischer Kriminologe, der als Professor an der juristischen Fakultät der Universität Oslo lehrte. In seinen Veröffentlichungen kritisiert er die Strafe, das Strafrecht und den Strafvollzug und plädiert für alternative Formen der Konfliktregelung. Christies Position in seinem Buch "Wieviel Kriminalität braucht die Gesellschaft?" ist nicht die einer vollständigen Abschaffung des Strafrechts (Abolitionismus), sondern ein Minimalismus, der "horizontale Gerechtigkeit" im Sinne der Streitschlichtung unter Gleichberechtigten vorzieht und die "vertikale Gerechtigkeit" der Strafe nur im Notfall vorsieht. Vorrang vor der Strafe sollen auf jeden Fall auch folgende fünf Maximen haben: Sei freundlich; Tötungsverbot; Folterverbot; Schadenzufügungsverbot; Vergebungsgebot. Wie allen radikalen Strafrechtskritiken wird auch Nils Christies Positionen der Vorwurf der Realitätsferne gemacht.
Nils Christie (*1928) ist ein norwegischer Kriminologe, der als Professor an der juristischen Fakultät der Universität Oslo lehrte und zusammen mit Thomas Mathiesen und Louk Hulsman zu den bedeutendsten Vertretern des Abolitionismus gezählt wird. In seinen Veröffentlichungen kritisiert er die Institutionen der Strafrechtspflege (Strafe, Strafrecht, Strafprozess, Strafvollzug) und plädiert für alternative Formen der Konfliktregelung.
 
Christies Position in seinem Buch "Wieviel Kriminalität braucht die Gesellschaft?" ist nicht die einer vollständigen Abschaffung des Strafrechts (Abolitionismus), sondern ein Minimalismus, der "horizontale Gerechtigkeit" im Sinne der Streitschlichtung unter Gleichberechtigten vorzieht und die "vertikale Gerechtigkeit" der Strafe nur im Notfall vorsieht. Vorrang vor der Strafe sollen auf jeden Fall auch folgende fünf Maximen haben:
 
*Freundlichkeit
*Tötungsverbot
*Folterverbot
*Schadenzufügungsverbot
*Vergebungsgebot.
 
Wie allen radikalen Strafrechtskritiken wird auch Nils Christie der Vorwurf der Realitätsferne gemacht.


Christie betont eine unbedingte Abkehr von herkömmlichen Bestrafungsritualen und Bestrafungsinstitutionen, wie sie auch in Industrienationen üblich sind, und stellt dieser –fast klingt´s wie eine Parallele zur vormals lebhaft diskutierten gemeindenahen Psychiatrie-  Beobachtungen gegenüber, die er aus seiner Kenntnis des sozialen Lebens in nordeuropäischen Ländern schöpft. Christie selbst ist Norweger und wenn man Skandinavien etwas kennt, hat man einen Eindruck von der Sicht der Skandinavier auf die Welt: Wäre sie nur so gut in intakt wie in Skandinavien, wäre vieles besser.
Christie betont eine unbedingte Abkehr von herkömmlichen Bestrafungsritualen und Bestrafungsinstitutionen, wie sie auch in Industrienationen üblich sind, und stellt dieser –fast klingt´s wie eine Parallele zur vormals lebhaft diskutierten gemeindenahen Psychiatrie-  Beobachtungen gegenüber, die er aus seiner Kenntnis des sozialen Lebens in nordeuropäischen Ländern schöpft. Christie selbst ist Norweger und wenn man Skandinavien etwas kennt, hat man einen Eindruck von der Sicht der Skandinavier auf die Welt: Wäre sie nur so gut in intakt wie in Skandinavien, wäre vieles besser.
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== Literatur ==  
== Literatur ==  


*Christie, Nils (2005) Wieviel Kriminalität braucht die Gesellschaft? München: C.H.Beck.
*Christie, Nils (2005) Wieviel Kriminalität braucht die Gesellschaft? München: C.H.Beck.
*Kiesow, Rainer Maria (2005) Verbrechen gibt es nicht. Nils Christie heilt die Welt mit Freundlichkeit. Süddeutsche Zeitung v. 29. Juli
*Kiesow, Rainer Maria (2005) Verbrechen gibt es nicht. Nils Christie heilt die Welt mit Freundlichkeit. Süddeutsche Zeitung v. 29. Juli* {{PND|122133420}}
*[http://folk.uio.no/christie/ Persönliche Homepage an der Universität Oslo]
*[http://www.kriminologie.uni-hamburg.de/wiki/index.php/Nils_Christie Krimpedia-Artikel zu Nils Christie]
 
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[[Kategorie:Kriminologe]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Oslo)]]
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