Moritz Liepmann

Aus Krimpedia – das Kriminologie-Wiki
Version vom 14. Februar 2008, 23:10 Uhr von Kruwi (Diskussion | Beiträge) (Tippfehler verbessert+ Liepmanns Beschäftigung mit Krieg und Kriminalität)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Moritz Liepmann (08.09.1896 in Danzig - 26.08.1928 in Hamburg) war ein Schüler von Franz von Liszt und der erste Kriminologieprofessor an der Universität Hamburg (1919-1928). Er war Ordinarius für Kriminologie, Gerichtsverfassung, Prozess- und Strafrecht.

Liepmann stammte aus einer Bankiersfamilie. Seine Frau Helene war die Tochter des Philologen und Archäologen Carl Robert Neumeister und seiner Frau Clara.


Zeitleiste

  • 1891 Erste Promotion (Dr.iur.) nach Jurastudium in Kiel, Leipzig und Göttingen an der Universität Jena mit seiner Arbeit über "Die Entstehung des Schuldbegriffs" erstmals promoviert (Dr. iur.). Als Schüler von [[1]]Franz von Liszt absolvierte Liepmann das Referendariat an der Universität Halle, im kriminalistischen Seminar.
  • 1896 zweite Promotion (diesmal Dr. phil.) mit der Dissertation "Die Staatstheorie des Contract social"
  • 1897 Habilitation an der Universität Halle für Rechtsphilosophie, Strafrecht und Strafprozess
  • 1902 Berufung zum außerordentlichen Professor an der Universität Kiel für Strafrecht, Rechtsphilosophie und Völkerrecht
  • von 1903 - 1909 Dozent an der Marineakademie Kiel
  • 1910 Beförderung zum ordentlichen Professor für Strafrecht/Strafprozess/internationales Recht
  • 1919 Ruf an die neugegründete Universität Hamburg auf das Ordinariat für Kriminologie, Gerichtsverfassung, Prozess- und Strafrecht
  • 1920 nebenamtliche Tätigkeit als Hilfsrichter bzw. Landgerichtsrat am Landgericht Hamburg
  • 1928 im Todesjahr Buchveröffentlichung "Kommunistenprozesse", Liepmann übte im Werk Kritik an der Justiz in der Weimarer Republik


Thesen/Theorien eines Kriminalsoziologen in der Weimarer Republik neben [[2]]Franz Exner

Durch intensive Beschäftigung mit den ethischen Grundlagen der Justiz entstand Liepmanns Kritik am herrschenden Strafrechtssystem. Strafurteile sah er als Ausdruck sozialer Mißbilligung. In einer Folgerung erkannte Liepmann keine Gegensätze zwischen Vergeltungs- und Zweckstrafen. Aus moralischen Gründen lehnte er die Todesstrafe strikt ab. Durch seine Betrachtungen erregte er 1912 auf dem 12. Deutschen Juristentag erhebliches Aufsehen, ferner auch mit seiner gegen die herrschende Lehrmeinung in der Rechtswissenschaft aufgezeigte Betrachtung zur Einschränkung der Strafbarkeit bei Abtreibungen. Nach Ende des ersten Weltkrieges setzte sich Liepmann weiter für eine Reform des Strafvollzugs ein. Dazu gründete er eine interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft. Der Strafvollzug sollte der psychischen Situation des Bestraften gerecht werden. Liepmann setzte sich ferner für eine Revision des politischen Strafrechts ein. Ebenso wie Franz Exner beschäftigte sich auch Moritz Liepmann mit den kriminalsoziologischen Fragen des Ersten Weltkriegs. Hiervon zeugt vor allem auch sein im Jahre 1930 veröffentlichtes Werk "Krieg und Kriminalität in Deutschland".

Wirken in Hamburg

An der Universität Hamburg gründete Liepmann das "Seminar für Strafrecht und Kriminalpolitik". Er gab die "Hamburgischen Schriften zur gesamten Strafrechtswissenschaft" heraus (die mit seinem Tod endeten). Er war Mitglied der Gefängnisdeputation und wirkte nebenamtlich als Landgerichtsrat in einer Strafkammer und im Schwurgericht. "Er war Vorstandsmitglied der 'Deutschen Landesgruppe der Internationalen Kriminalistischen Vereinigung'. Er kandidierte einmal (auf von vornherein aussichtslosem Platz) auf der Landesliste der Demokratischen Partei für den Reichstag. Er war Mitbegründer der 'Arbeitsgemeinschaft für Reform des Strafvollzuges', einem interdisziplinären Kreis von auf diesem Gebiet führenden Persönlichkeiten" (Sieverts 1969: 45).


Politische Betätigungen/Organisationen

Moritz Liepmann war Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei.

Glaube

Moritz Liepmann war evangelischer Konfession und wirkte aktiv im Rahmen der Evangelischen Kirche.

Moritz-Liepmann-Haus

Von 1972 bis Februar 2005 gab es das Moritz-Liepmann-Haus (erbaut 1910 und im Hamburger Stadtteil Altona-Nord gelegen) im Hamburger Strafvollzug. [[3]]Lieselotte Pongratz war an der Gründung des Moritz-Liepmann-Hauses beteiligt. Das Haus war eine Anstalt des sogeannten Überleitungsvollzuges mit 45 (38 Männer/7 Frauen) Plätzen für Strafgefangene. Die Insassen waren dort für ca. 6 - 12 Monaten untergebracht, nachdem sie schon den überwiegenden Teil der Haftstrafe im geschlossenen Vollzug verbüßt hatten. Es erfolgte mit enger sozial-pädagogischer Begleitung die Vorbereitung auf die Entlassung. In diesem Konzept wurden die Häftlinge nach kurzer Zeit der Beobachtung innerhalb des Hauses dann auch außerhalb der Anstalt zur Arbeit eingesetzt. Durch diese "Außenkontakte" konnten sie nach der Haftentlassung im Arbeitsmarkt Fuß fassen. Durch politische Veränderungen in Hamburg wurde ein neues Konzept wirksam. Die Betonung lag nun auf dem geschlossenen Vollzug und der Schwerpunkt in der Standortkonzentation.

Liepmann-Haus.jpg gelegen in der Alsenstraße 8, 22769 Hamburg

Liepmann-Haus2.jpg Eingangsbereich

Veröffentlichungen von Moritz Liepmann (Auswahl)

  • Die Todesstrafe : ein Gutachten/ Moritz Liepmann. - Nachdr. [d. Ausg.] Berlin 1912. - [Frankfurt am Main : Keip], 1978
  • Krieg und Kriminalität in Deutschland/ Moritz Liepmann. - Stuttgart [u.a.] : Dt. Verl.-Anst. [u.a.], 1930
  • Kommunistenprozesse : ein Rechtsgutachten/ Moritz Liepmann. - München : Drei Masken Verl., 1928
  • Kommunistenprozesse : ein Rechtsgutachten/ Moritz Liepmann. - [Mikrofiche-Ausg.]. - München : Drei Masken Verl., 1928
  • Amerikanische Gefängnisse und Erziehungsanstalten : ein Reisebericht/ Moritz Liepmann. - Mannheim [u.a.] : Bensheimer, 1927
  • Gefängnisstudienreise nach den Vereinigten Staaten/ Moritz Liepmann. - [1926]
  • Das Strafverfahren und die Organisation der Strafgerichte/ Moritz Liepmann. - Berlin : Herbig, 1926
  • Die neuen "Grundsätze über den Vollzug von Freiheitsstrafen" in Deutschland : [Referat]/ Moritz Liepmann. - Berlin [u.a.] : de Gruyter, 1924
  • Die Reform des deutschen Strafrechts : kritische Bemerkungen zu dem "Strafgesetzentwurf"/ Moritz Liepmann. - Hamburg : Gente, 1921
  • Der Friedensvertrag und der Völkerbund/ Moritz Liepmann. - Hamburg: Gente, 1920
  • Die Bedeutung der Reichsverfassung für die geistige Kultur Deutschlands/ Moritz Liepmann. - Hambg: Gente, 1920
  • Die Pflege des Völkerrechts an den deutschen Universitäten : eine Denkschrift/ Moritz Liepmann. - Berlin : Engelmann, 1919
  • Von Kieler Professoren : Briefe aus 3 Jahrhunderten zur Geschichte der Universität Kiel/ Moritz Liepmann. - Stuttgart [u.a.] : Dt. Verl.-Anst., 1916
  • Die Todesstrafe : ein Gutachten/ Moritz Liepmann. - Berlin : Guttentag, 1912
  • Die Kriminalität der Jugendlichen und ihre Bekämpfung : Vortrag gehalten auf der "Versammlung norddeutscher Frauenvereine" am 11. September 1908 in Kiel/ Moritz Liepmann. - Tübingen : Mohr, 1909
  • Die Beleidigung/ Moritz Liepmann. - Berlin : Puttkammer & Mühlbrecht, 1909
  • Der fahrlässige Falscheid des Zeugen/ Moritz Liepmann. - Kiel [u.a.] : Lipsius & Tischer, 1907
  • Nach welchen Gesichtspunkten ist für Zwecke des Seebeuterrechts die feindliche oder neutrale Eigenschaft der Ware zu bestimmen? : ein Reformvorschlag/ Moritz Liepmann. - Sonderdr. - Leipzig : Duncker & Humblot, 1907
  • Einleitung in das Strafrecht : eine Kritik der kriminalistischen Grundbegriffe/ Moritz Liepmann. - Berlin : Häring, 1900
  • Die Rechtsphilosophie des Jean Jacques Rousseau : ein Beitrag zur Geschichte der Staatstheorieen/ Moritz Liepmann. - Berlin : J. Guttentag, 1898
  • Die Staatstheorie des "contrat social"/ Moritz Liepmann. - Halle a.S. : Kämmerer, 1896


Veröffentlichungen über Moritz Liepmann

Sieverts, Rudolf (1969) Moritz Liepmann (1878-1928), In: Lebensbilder Hamburgischer Rechtslehrer. Veröffentlicht von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät aus Anlaß des fünfzigjährigen Bestehens der Universität Hamburg. Hamburg: Selbstverlag, S. 45-51.


Internetquellen

http://www.nutzmuell.de/content/mitmache/backpack.htm http://www.hinzundkunzt.de/hk/strassenmagazin/ausgabe/stadtgespraech/~article~53 http://www.sub.uni-hamburg.de/ http://www.catalogus-professorum-halensis.de/liepmannmoritz.html http://www.hinzundkunzt.de/hk/strassenmagazin/ausgabe/stadtgespraech/~article~477 http://mdz1.bib-bvb.de/~ndb/ndbmaske.html http://web2.cylex.de/firma-home/moritz-liepmann-haus-262105.html http://www.abendblatt.de/daten/2005/01/19/388562.html http://www.spdfraktionaltona.de/resozialisierung.htm http://www.hamburgische-buergerschaft.de/cms_de.php?templ=akt_protokoll.tpl&sub1=62&sub2=67&sub3=256&cont=1292 http://www.forumjustizgeschichte.de/Kai-Naumann.186.0.html