31.738
Bearbeitungen
Tiao (Diskussion | Beiträge) (→Leben) |
Tiao (Diskussion | Beiträge) (→Leben) |
||
Zeile 6: | Zeile 6: | ||
1943 - er hatte gerade seine Schule auf dem Internat [[Rolduc/Kerkrade]] und dem Gymnasium St. Bernardis abgeschlossen - schloss Hulsman sich einer Widerstandsgruppe gegen die deutsche Besatzung an. Mitte 1944 wegen falscher Papiere festgenommen und im KZ Amersfoort (amtlich: Polizeiliches Durchgangslager Amersfoort) interniert, gelang ihm die Flucht aus einem Gefangenentransport in Richtung Osten. Er konnte in der Veluwe untertauchen und mit einem Freund zusammen sogar von eingeschlossenen deutschen Truppen ein Gewehr, ein Fahrrad und sogar Verpflegung erbeuten (letztere liess er der hungernden Dorfbevölkerung zukommen). Als er wieder zu seiner inzwischen in reguläre Soldaten transformierte Widerstandsgruppe stieß, zog er sich für einige Monate eine Uniform an und gehörte zu einem Stoßtrupp, der beiderseits der Grenze mehrere Dörfer befreite. | 1943 - er hatte gerade seine Schule auf dem Internat [[Rolduc/Kerkrade]] und dem Gymnasium St. Bernardis abgeschlossen - schloss Hulsman sich einer Widerstandsgruppe gegen die deutsche Besatzung an. Mitte 1944 wegen falscher Papiere festgenommen und im KZ Amersfoort (amtlich: Polizeiliches Durchgangslager Amersfoort) interniert, gelang ihm die Flucht aus einem Gefangenentransport in Richtung Osten. Er konnte in der Veluwe untertauchen und mit einem Freund zusammen sogar von eingeschlossenen deutschen Truppen ein Gewehr, ein Fahrrad und sogar Verpflegung erbeuten (letztere liess er der hungernden Dorfbevölkerung zukommen). Als er wieder zu seiner inzwischen in reguläre Soldaten transformierte Widerstandsgruppe stieß, zog er sich für einige Monate eine Uniform an und gehörte zu einem Stoßtrupp, der beiderseits der Grenze mehrere Dörfer befreite. | ||
Von 1945 bis 1948 studierte Hulsman Jura in [[Leiden]], einer Universität, die er nicht zuletzt deshalb wählte, weil die Besatzer die Universität zuvor wegen der Unbotmäßigkeit einiger Professoren geschlossen hatten und weil hier nach dem Krieg eine ansprechende Aufbruchsstimmung und Offenheit gegenüber neuen Ideen herrschte. Er interessierte sich für Römisches Recht - nicht zuletzt wegen der Qualitäten des Lehrstuhlinhabers, der frühzeitig neue gruppenorientierte Lehr- und Lernformen eingeführt hatte. Er sah sich aber auch | Von 1945 bis 1948 studierte Hulsman Jura in [[Leiden]], einer Universität, die er nicht zuletzt deshalb wählte, weil die Besatzer die Universität zuvor wegen der Unbotmäßigkeit einiger Professoren geschlossen hatten und weil hier nach dem Krieg eine ansprechende Aufbruchsstimmung und Offenheit gegenüber neuen Ideen herrschte. Er interessierte sich für Römisches Recht - nicht zuletzt wegen der Qualitäten des Lehrstuhlinhabers, der frühzeitig neue gruppenorientierte Lehr- und Lernformen eingeführt hatte. Er sah sich aber auch u.a. in der Astronomie und den Verhaltenswissenschaften um. | ||
Strafrecht und Kriminologie hörte Hulsman bei Jacob Maarten van Bemmelen (1898-1982), in dessen kleinem kriminologischen Institut er einige Zeit für 250 Gulden im Monat arbeitete. Auf Empfehlung Van Bemmelens erhielt Hulsman dann eine Anstellung im Kriegsministerium (1949-1955), das ihn für einige Jahre (1951-1954) zum Projekt einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft [[EVG]] nach Paris entsandte. Als Ministerialbeamter im Justizministerium (1955-1964) engagierte sich Hulsman in der Reform der Staatsanwaltschaft und im Europarat - und blieb dem Ministerium auch nach seinem Wechsel auf die Professur für Strafrecht und Kriminologie in der neugegründeten juristischen Fakultät an der Reformuniversität Rotterdam bis etwa 1978 als Berater erhalten. | |||
Leitgedanke der Schaffung des Lehrstuhls war die Reform der Juristenausbildung im Sinne einer Zusammenarbeit mit den Wirtschaftswissenschaften, der Soziologie und Sozialpsychologie sowie einer erhöhten Wahlfreiheit der Studierenden in bezug auf die Gestaltung ihres Studiums. | |||
1978 initiierte Hulsman zusammen mit Frederick McClintock [[Edinburgh]] und Stephan Quensel [[Bremen]] das erste europäische Common Study Programme über die europäische Alkoho- und Drogenpolitik, das in der Folge noch um Lode van Outrive [[Leuven]] erweitert wurde und einen direkter Vorläufer der Erasmus- bzw. Sokrates-Programme der EU darstellte. Auf Initiative von Alessandro Baratta [[Saarbrücken]] etablierte Hulsman ein zweijähriges Common Study Programme über Kritische Kriminologie, in das die Erfahrungen mit dem drogenpolitischen Programmen inkorporiert wurden. Dieses Programm besteht bis heute und verfügt inzwischen auch über viele Verbindungen mit außereuropäischen Ländern, vor allem in Südamerika. | |||
Hulsman war in der Redaktion von Delikt en Delinquent und war lange Zeit aktiv in der Défense sociale nouvelle, wo er mit Marc Ancel zusammenarbeitete. Er war in der International Society of Criminology und ist Mitglied im Beirat von Déviance et Société. | Hulsman war in der Redaktion von Delikt en Delinquent und war lange Zeit aktiv in der Défense sociale nouvelle, wo er mit Marc Ancel zusammenarbeitete. Er war in der International Society of Criminology und ist Mitglied im Beirat von Déviance et Société. | ||