Kriminologie und Geschichte: Unterschied zwischen den Versionen

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Idealiter könnte man sich eine Fülle von Informationen vorstellen, die alles Wissen über die heutige Situation durchtränkte mit Hintergrundwissen und Relativierungen ebenso wie Alternativ-Optionen aus geschichtlichem Wissen. Man könnte einen lebhaften und von Ideen nur so sprühenden Austausch sich vorstellen zwischen kriminologisch bewanderten Historikern und historisch bewanderten Kriminologen, eine Art historisch-kriminalpolitischen Think Tank oder eine Task Force mit der Funktion, nicht nur l'art pour l'art zu produzieren - obwohl auch dagegen gar nichts einzuwenden wäre - sondern auchz in einen kritischen, vielleicht sogar weisen Dialog mit der aktuellen Kriminal- und Gesellschaftspolitik einzutreten.
Idealiter könnte man sich eine Fülle von Informationen vorstellen, die alles Wissen über die heutige Situation durchtränkte mit Hintergrundwissen und Relativierungen ebenso wie Alternativ-Optionen aus geschichtlichem Wissen. Man könnte einen lebhaften und von Ideen nur so sprühenden Austausch sich vorstellen zwischen kriminologisch bewanderten Historikern und historisch bewanderten Kriminologen, eine Art historisch-kriminalpolitischen Think Tank oder eine Task Force mit der Funktion, nicht nur l'art pour l'art zu produzieren - obwohl auch dagegen gar nichts einzuwenden wäre - sondern auchz in einen kritischen, vielleicht sogar weisen Dialog mit der aktuellen Kriminal- und Gesellschaftspolitik einzutreten.


== Die Lage ==
== Versuch einer Erklärung ==


Wer mit diesen Erwartungen sich den Einführungen und Lehrbüchern der Kriminologie nähert, wird eine große Enttäuschung erleben. Denn von alldem wird sie (oder er) nichts finden. Geschichte spielt für die Kriminologie im Kern so gut wie keine Rolle. Da, wo es der Kriminologie um Erkenntnisse über die Ursachen, Erscheinungsformen, den Umfang der Kriminalität und um die Reaktionen auf Kriminalität geht, befindet sich an dem Punkt, wo man jeweils "Geschichte" als Perspektive und Erkenntnismittel erwarten könnte, eine Leerstelle. Das befreiende Potential einer historischen Perspektive auf den Gegenstand der Kriminologie, also auf Kriminalität und Kontrolle, wird ebenso wenig genutzt wie dasjenige einer kritischen Fachgeschichte.  
Wer mit diesen Erwartungen sich den Einführungen und Lehrbüchern der Kriminologie nähert, wird eine große Enttäuschung erleben. Denn von alldem wird sie (oder er) nichts finden. Geschichte spielt für die Kriminologie im Kern so gut wie keine Rolle. Da, wo es der Kriminologie um Erkenntnisse über die Ursachen, Erscheinungsformen, den Umfang der Kriminalität und um die Reaktionen auf Kriminalität geht, befindet sich an dem Punkt, wo man jeweils "Geschichte" als Perspektive und Erkenntnismittel erwarten könnte, eine Leerstelle. Das befreiende Potential einer historischen Perspektive auf den Gegenstand der Kriminologie, also auf Kriminalität und Kontrolle, wird ebenso wenig genutzt wie dasjenige einer kritischen Fachgeschichte.  
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