Kriminologie und Geschichte: Unterschied zwischen den Versionen

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== Geschichte des Gegenstands ==
== Geschichte des Gegenstands ==


So war denn die Beziehung zwischen Geschichte und Kriminologie während der längsten Zeit immer noch am treffendsten als Nicht-Verhältnis zu charakterisieren. Und so waren es auch weder die Geschichtswissenschaft stricto sensu noch die Kriminologie, die historische Forschungen über Verbrechen und Strafen zu Beginn des 20. Jahrhunderts voranbrachten. Wer sich solcher Themen gelegentlich annahm, war eher die Rechtsgeschichte. Man denke da an den Kölner Professor für Strafrecht, Zivil- und Strafprozessrecht und zeitweiligen Rektor der Albertus-Magnus-Universität, [[Gotthold Bohne]] (1890-1957) und seine 1922 und 1925 veröffentlichte Habilitationsschrift über die ''Freiheitsstrafe in den italienischen Stadtrechten des 12. bis 16. Jahrhunderts'' - oder an [[Gustav Radbruch]] und seine postum 1951 von Heinrich Gwinner publizierte [http://books.google.de/books?id=-9xJKHLJ_7wC&pg=PA19&lpg=PA19&dq=Geschichte+des+Verbrechens.+Versuch+einer&source=bl&ots=PddZL7yhTh&sig=07OeZkhpOT7WG4EX3839bijBmAs&hl=en&sa=X&ei=tF3IUdjzG_PQ4QSq4YGABw&ved=0CGgQ6AEwBzgK#v=onepage&q=Geschichte%20des%20Verbrechens.%20Versuch%20einer&f=false ''Geschichte des Verbrechens''] mit dem Zusatztitel: ''Versuch einer historischen Kriminologie.''
Bei diesem Nicht-Verhältnis zwischen Geschichte und Kriminologie sollte es auch über die Epoche Lombrosos hinaus bleiben. Die einzigen, die sich der Geschichte der Kriminalität gelegentlich annahmen, waren die Rechtsgeschichtler. Man denke an den Kölner Professor für Strafrecht, Zivil- und Strafprozessrecht und zeitweiligen Rektor der Albertus-Magnus-Universität, [[Gotthold Bohne]] (1890-1957) und seine 1922 und 1925 veröffentlichte Habilitationsschrift über die ''Freiheitsstrafe in den italienischen Stadtrechten des 12. bis 16. Jahrhunderts'' - oder an [[Gustav Radbruch]] und seine postum 1951 von Heinrich Gwinner publizierte [http://books.google.de/books?id=-9xJKHLJ_7wC&pg=PA19&lpg=PA19&dq=Geschichte+des+Verbrechens.+Versuch+einer&source=bl&ots=PddZL7yhTh&sig=07OeZkhpOT7WG4EX3839bijBmAs&hl=en&sa=X&ei=tF3IUdjzG_PQ4QSq4YGABw&ved=0CGgQ6AEwBzgK#v=onepage&q=Geschichte%20des%20Verbrechens.%20Versuch%20einer&f=false ''Geschichte des Verbrechens''] mit dem Zusatztitel: ''Versuch einer historischen Kriminologie.''


Diese ''historische Kriminologie'' befand sich damals und dann noch für längere Zeit ''in statu nascendi''. Die Geburtsmetapher liegt auch wegen der Merkwürdigkeit nahe, dass zwei wichtige Werke sie in ihrem Titel bzw. Zusatztitel selbst verwenden. Nämlich im Jahre 1951 das Buch "Geburt der Strafe" des Kölner rechtswissenschaftlichen Privatdozenten und späteren außerordentlichen Professors [http://de.wikipedia.org/wiki/Viktor_Achter_(Jurist) Viktor Achter], in dem es um den Übergang von der Automatik der Sühne zur Bestrafung des Täters (im Hochmittelalter in Südfrankreich) ging - und dann, mit einem ganz anderen Donnerschlag, im Jahre 1975 das Buch "Überwachen und Strafen" des Philosophen und Psychologen Michel Foucault, dessen Zusatztitel bekanntlich "Die Geburt des Gefängnisses" lautete. Es war im Anschluss an den epochalen Erfolg dieses Werkes, dass sich Quantität und Qualität im Diskurs der historischen Kriminologie auf höchst erfreuliche Art zu mausern begannen. Wobei dahingestellt bleiben muss, inwiefern ''post hoc'' hier auch tatsächlich auf ein ''propter hoc'' verweist.
Diese ''historische Kriminologie'' befand sich damals und dann noch für längere Zeit ''in statu nascendi''. Die Geburtsmetapher liegt auch wegen der Merkwürdigkeit nahe, dass zwei wichtige Werke sie in ihrem Titel bzw. Zusatztitel selbst verwenden. Nämlich im Jahre 1951 das Buch "Geburt der Strafe" des Kölner rechtswissenschaftlichen Privatdozenten und späteren außerordentlichen Professors [http://de.wikipedia.org/wiki/Viktor_Achter_(Jurist) Viktor Achter], in dem es um den Übergang von der Automatik der Sühne zur Bestrafung des Täters (im Hochmittelalter in Südfrankreich) ging - und dann, mit einem ganz anderen Donnerschlag, im Jahre 1975 das Buch "Überwachen und Strafen" des Philosophen und Psychologen Michel Foucault, dessen Zusatztitel bekanntlich "Die Geburt des Gefängnisses" lautete. Es war im Anschluss an den epochalen Erfolg dieses Werkes, dass sich Quantität und Qualität im Diskurs der historischen Kriminologie auf höchst erfreuliche Art zu mausern begannen. Wobei dahingestellt bleiben muss, inwiefern ''post hoc'' hier auch tatsächlich auf ein ''propter hoc'' verweist.
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