Kriminelle Karriere: Unterschied zwischen den Versionen

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== Achtung Baustelle- betreten auf eigene gefahr == 21.03.2011 ==  
== Achtung Baustelle- Betreten auf eigene Gefahr == 31.03.2011 ==  




== Begriff ==
== Begriff ==
Eine '''kriminelle Karriere''' ist eine durch Positionsveränderungen in der Erwerbstätigkeit gekennzeichnete Sequenz im Leben eines Individuums. Sie ist sozusagen das Spiegelbild einer beruflichen Karriere im legalen Bereich der Gesellschaft. So wie es den Aufstieg vom Lehrling zum Generaldirektor, aber auch Quereinsteiger, Karriereknicks und Aussteiger gibt, so finden sich entsprechende Muster auch im Bereich der Illegalität wieder. Kenneth C. Land und Amy V. D'Unger definieren eine kriminelle Karriere in der elektronischen [http://law.jrank.org/pages/835/Criminal-Careers.html Law Library] als "the longitudinal sequence of delinquent and criminal acts committed by an individual as the individual ages across the lifespan from childhood through adolescence and adulthood" (Land & D'Unger). Das Konzept ist in der (amerikanischen) Kriminologie seit den Arbeiten von Sheldon und Eleanor Glueck fest verankert (Blumstein, Cohen, Roth, Visher). Zur Beschreibung krimineller Karrieren haben sich folgende Elemente als nützlich erwiesen:
Eine '''kriminelle Karriere''' ist eine durch Positionsveränderungen in der illegalen Erwerbstätigkeit gekennzeichnete Sequenz im Leben eines Individuums. Sie ist sozusagen das Spiegelbild einer beruflichen Karriere im legalen Bereich der Gesellschaft. So wie es den Aufstieg vom Lehrling zum Generaldirektor, aber auch Quereinsteiger, Karriereknicks und Aussteiger gibt, so finden sich entsprechende Muster auch im Bereich der Illegalität wieder. Kenneth C. Land und Amy V. D'Unger definieren eine kriminelle Karriere in der elektronischen [http://law.jrank.org/pages/835/Criminal-Careers.html Law Library] als "the longitudinal sequence of delinquent and criminal acts committed by an individual as the individual ages across the lifespan from childhood through adolescence and adulthood" (Land & D'Unger). Das Konzept ist in der (amerikanischen) Kriminologie seit den 1950er Jahren fest verankert (Glueck, Becker, Blumstein, Cohen, Roth, Visher). Zur Beschreibung krimineller Karrieren haben sich folgende Fragen als nützlich erwiesen:
*Auf der Makro-Ebene interessiert der Anteil der Bevölkerung, der sich im Bereich der Delinquenz betätigt (Partizipation)
*Wie hoch ist der kriminell aktive Bevölkerungsanteil? (Partizipation)
*Die Häufigkeit delinquenter Akte bei den aktiven Delinquenten (Frequenz; häufig auch als Lambda bezeichnet)
*Wie häufig sind delinquente Handlungen bei den jeweiligen Tätern? (Frequenz; häufig auch als Lambda bezeichnet)
*Die Schwere der von einer bestimmten Person begangenen Delikte (Schwere/Seriousness)
*Wie schwer sind die von den jeweiligen Tätern begangenen Delikte? (Schwere/Seriousness)
*Dauer der delinquenten Aktivitäten einer Person (Karriere-Dauer/career length)
*Wie lange verweilen die jeweiligen Täter in ihrem Leben im Bereich delinquenter Handlungen? (Karriere-Dauer/career length)
In aggregierter Form ergeben kriminelle Karrieren typischerweise eine unimodale ''age-crime curve''.


Read more: Criminal Careers - Historical Background, Contemporary Issues And Controversies, The Life Course And Offending Categories, Criminal Career Patterns http://law.jrank.org/pages/835/Criminal-Careers.html#ixzz1I48Lc3FX
In aggregierter Form ergeben kriminelle Karrieren typischerweise eine unimodale ''age-crime curve''. Die meisten Delinquenten stellen ihre entsprechenden Aktivitäten nach der ersten Festnahme ein. Ein kleiner Prozentsatz macht aber weiter - und ein Teil dieses Prozentsatzes zeigt im Laufe der Zeit das chronische "Karriere"-Muster der Delinquenz.
Eine '''kriminelle Karriere''' ist eine Laufbahn im Bereich der strafbaren Handlungen. Der üblicherweise positiv konnotierte Karrierebegriff im Sinne des erfolgreichen beruflichen Aufstiegs wird hier (eventuell in leicht ironischer Absicht) auf den Werdegang eines Straftäters bezogen.
 
== Geschichte ==
In ihrer großen Longitudinalstudie, in der Sheldon und Eleanor Glueck (1950) über zehn Jahre (1939-48) die Lebenswege von 500 gerichtlich verurteilten jungen Leuten (10-17 Jahre) und einer gleich großen Kontrollgruppe verfolgten, fanden sie bestimmte, mit dem Lebensalter der jungen Leute korrespondierende Einstiegsmuster in kriminelle Aktivitäten, aber auch Ausstiegsmuster und solche einer besonderen Kontinuität. Wie aber genau die Aspekte der Dynamik und der Statik, der Veränderung und der Stabilität in der theoretischen Konzeptualisierung miteinander vereinbart werden könnten - und wie es sich in der Wirklichkeit damit nun genau verhielt - das waren Fragen, die noch Jahrzehnte später für Diskussionen in der Kriminologie sorgen sollten (vgl. Gottfredson & Hirschi, 1990; Sampson & Laub 1993).
 
Aufbauend auf den Arbeiten der Gluecks wurden verschiedene große Kohortenstudien durchgeführt (Shannon, 1988, 1991; Tracy, Wolfgang, Figlio; West & Farrington, 1973, 1977; Wolfgang, Figlio & Sellin: 1% der weiblichen und 5-10% der männlichen Bevölkerung als "chronisch rückfällige Straftäter" sind verantwortlich für mehr als 50% der aller von einer Kohorte begangenen Taten). West & Farrington (1973, 1977) setzten die Tradition in Cambridge, England, fort (1973, 1977). Die Cambridge Study in Delinquent Development folgte der Entwicklung von 411 Jungen von 8 Jahren bis 32 und kam zu ähnlichen Ergebnissen wie die Philadelphia Studie von Wolfgang. Darüber hinaus fanden Farrington u.a. heraus, dass
*sich schon im Alter von acht Jahren Frühindikatoren für künftige dauerhafte Delinquenz finden lassen
*delinquentes Verhalten zu unterschiedlichen Erscheinungsformen (im Gegensatz zur Spezialisierung) tendiert
*gesellschaftliche Faktoren wie Familienstruktur, ökonomische Bedingungen und Personenstand die Delinquenz im Laufe der Zeit beeinflussen.
 
Lyle Shannon (1988, 1991) verknüpfte Polizeiinformationen über die Angehörigen der Geburtsjahrgänge 1942, 1949 und 1955 mit vertiefenden Interviews derjenigen, die bis zu ihrem 18. Geburtstag in Racine, Wisconsin, geblieben waren. Sie fand heraus, dass rund 80% aller schwereren Straftaten (felonies) auf einen Anteil von ca. 5% jeder Kohorte zurückging - also einen Anteil von chronischen oder Karriere-Delinquenten.
 
== Streit ==
In neuerer Zeit trat der Streit zwischen Blumstein und seinen Mitarbeitern (Barnett, Blumstein, and Farrington; Blumstein, Cohen, and Farrington, 1988a, 1988b) und Gottfredson und Hirschi (1988, 1990) über die Stabilität krimineller Karrieren in den Vordergrund. Sampson and Laubs sogenannte "age-graded theory of informal social control" räumt sowohl Stabilität als auch Veränderung genügend Platz ein. Die beiden Autoren postulieren, dass Veränderungen in den sozialen Bindungen zu Individuen und Institutionen (z.B. Familie, Bildungssystem, Arbeit) dazu beitragen, ein Individuum zu mehr oder weniger Deliquenz oder zum Ausstieg aus der Delinquenz zu bewegen. Während zum Beispiel die Eheschließung einen Wendepunkt hin zu stärkeren Bindungen an die konventionelle Gesellschaft (Laub, Nagin & Sampson) und weg von gleichaltrigen delinquenten Bezugspersonen darstellen kann, könnte das Ausbleiben solcher Ereignisse im Leben eines Menschen dazu führen, dass diese Person weiterhin delinquent agiert.
 
Sampson und Laub stellen drei wichtige theoretische Behauptungen auf:
*(1) der strukturelle Kontext von sozialer Kontrolle in Familie und Schule erklärt Delinquenz in Kindheit und Jugend
*(2) das führt zur Kontinuität antisozialen Verhaltens von der Kindheit durch das Erwachsenenalter quer durch viele gesellschaftliche Bereiche
*(3) soziale Bindungen an Institutionen wie z.B. Familie und Beschäftigung erklären Veränderungen im delinquenten Verhalten im Erwachsenenalter, die trotz früher deliquenter Neigungen vorkommen.
 
Dieses "developmental model" integriert das Potential für Stabilität und Veränderung im Zeitablauf und widerspricht damit anderen psychologisch orientierten Modellen, die größeres Gewicht auf die Kontinuität legen (z.B. Gottfredson & Hirschi 1990): abweichendes Verhalten fluktuiert mit veränderten Niveaus sozialer Bindungen. Die "chain of adversity" im Leben der Delinquenten kann im Laufe der Zeit durchbrochen werden (S. 11, 15).
 
The most prominent of the "static" or "continuity" theories of crime is Gottfredson and Hirschi's (1990) self-control theory of crime. Gottfredson and Hirschi (1988, 1990) assert that both crime and criminality are stable across the life-course and that a singular underlying individual characteristic, self-control, is predictive of offending behavior. Self-control is established early in life (before the age of eight) and is related to parental child-rearing techniques. Those parents who are able to consistently and fairly discipline children and teach them to resist impulsive behavior will instill in their children a high level of self-control. Across the lifespan, an individual's level of self-control will remain stable but can manifest itself in many different ways. Childhood antisocial behavior, adolescent and adult criminality, problem drinking, excessive speeding, or any other impulsive or deviant activity could be traced back to low levels of self-control. Gottfredson and Hirschi (1990) attribute decreasing levels of offending at later ages in the age-crime curve to a gradual "aging-out" of all offenders, reflective of relative stability over time, as opposed to the termination of offending by some. Support for the existence of an underlying latent trait predictive of continuity in offending has been found by those such as Greenberg and Rowe, Osgood, and Nicewander.
 
Debates between those advocating a more dynamic versus a static view of offending behavior have spawned a related question on the relationship of past to future offending: Does prior offending have a subsequent causal impact on future offending or do time-stable individual differences cause persistence in offending over time? This question, framed in terms of the existence of either state dependence or persistent heterogeneity, has been advanced by Nagin and his colleagues (Nagin and Farrington, 1992a, 1992b; Nagin and Paternoster, 1991). State dependence implies that the commission of a crime may raise the probability that an individual will commit a subsequent crime. According to state dependence, prior participation in offending has an "actual behavioral effect" (Nagin and Paternoster, p. 163) on subsequent offending (a dynamic approach). On the other hand, population heterogeneity implies that past and future offending are related only inasmuch as they are both related to an unmeasured criminal propensity that is stable over time within the individual (a static approach). Mixed conclusions have been drawn from this vein of research—support has been found for both the hypotheses of state-dependence (Nagin and Farrington, 1992a; Nagin and Paternoster) and population heterogeneity (Loeber and Snyder; Nagin and Farrington, 1992a, 1992b).
 
Read more: Criminal Careers - Contemporary Issues And Controversies - Offending, Individual, Time, Nagin, Control, and Farrington http://law.jrank.org/pages/830/Criminal-Careers-Contemporary-issues-controversies.html#ixzz1I9y0KUsy


== Karrieremodelle ==
== Karrieremodelle ==
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