Kriminalprävention im Städtebau: Unterschied zwischen den Versionen

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==Entwicklungen==
==Entwicklungen==
Die Wurzeln städtebaulicher Kriminalprävention im Hinblick auf Wechselwirkungen zwischen menschlichen Gemeinschaften und ihrer physisch-räumlichen Umwelt sind innerhalb der [[Chicago School]] in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu finden. Erhöhte Kriminalitätsraten in den Übergangszonen wurden damit erklärt, dass durch die stadträumlichen Wandlungsprozesse das soziale Gefüge desorganisiert werde und der Norm- und Wertekonsens, auf dem das alltägliche Miteinander aufbaut, fehle.
Die Wurzeln städtebaulicher Kriminalprävention im Hinblick auf Wechselwirkungen zwischen menschlichen Gemeinschaften und ihrer physisch-räumlichen Umwelt sind innerhalb der [[Chicago School]] in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu finden. Die Ursprünge über Zusammenhänge von Raumgestaltung und [[Kriminalität]], die auch Gegenstand der [[Environmental Criminology]] sind, führten nach Kritik von Jane Jacobs an die Städteplaner in ihrem Buch `The Death an Life of Great American Cities` (1961) zu einer neuen Perspektive des Raumes im Kontext von Nutzung, Wahrnehmung und Verhaltensbeeinflussung durch Funktionsmischung und menschlichen Aktivitäten im Stadtgefüge.  
 
 
Die Ursprünge über Zusammenhänge von Raumgestaltung und [[Kriminalität]], die auch Gegenstand der [[Environmental Criminology]] sind, führten nach Kritik von Jane Jacobs an die Städteplaner in ihrem Buch `The Death an Life of Great American Cities` (1961) zu einer neuen Perspektive des Raumes im Kontext von Nutzung, Wahrnehmung und Verhaltensbeeinflussung durch Funktionsmischung und menschlichen Aktivitäten im Stadtgefüge.  




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===Deutschland===
===Deutschland===
Seit den 1990er Jahren werden in Deutschland Zusammenhänge von Städtebau und Sicherheit, die Übertragung des Defensible-Space-Ansatzes sowie die kriminalpräventive Siedlungsgestaltung analog des CPTED-Designs thematisiert. Lag bzw. liegt der Schwerpunkt im Zusammenhang mit sicherem Wohnen in Deutschland bislang überwiegend in der technischen Sicherung von Häusern und Gebäuden, so sind zunehmend Entwicklungen festzustellen, die das Wohnumfeld, Quartier, Stadtteil oder die Stadt/Gemeinde betreffen. Vorrangig durch die Polizeien der Länder wurden Konzepte entwickelt, Kriminalprävention und Stadtplanung zu verbinden. Innerhalb der Polizei wurden Ansprechpartner genannt, Checklisten entwickelt und Leitlinien zur Kriminalprävention angepasst.[http://www.polizei.schleswig-holstein.de/internet/DE/VorbeugungBeratung/Staedtebau/__download/sachstandsbericht,templateId=raw,property=publicationFile.pdf] Hierbei sind Tendenzen erkennbar, die nicht ausschließlich auf räumlich-gestalterische Aspekte verharren, sondern auch sozialräumliche Faktoren berücksichtigen [http://www.bpb.de/publikationen/OSCVRX,3,0,Sicherheit_durch_pr%E4ventive_Stadtgestaltung_Deutschland_und_Gro%DFbritannien.html#art3].
Seit den 1990er Jahren werden in Deutschland Zusammenhänge von Städtebau und Sicherheit, die Übertragung des Defensible-Space-Ansatzes sowie die kriminalpräventive Siedlungsgestaltung analog des CPTED-Designs thematisiert.  Nach den Erkenntnissen über Wirkungen kriminalpräventiver Maßnahmen wird davon ausgegangen, dass "Sicherheit in einem Stadtquartier nicht über eine einzelne Strategie, sondern über ein integriertes Bündel von Handlungsformen bewerkstelligen lässt". Dies bedeutet insbesondere, dass "die Polizei und die anderen am Planungs- und Bauprozess beteiligten Einrichtungen sich nicht damit begnügen können, lediglich unter Sicherheitsaspekten akzeptable Bau- und Gestaltungsstandards umzusetzen" (vgl. H. Pfeiffer 2006: 10 ff). Allerdings wird auch festgestellt, dass Konzepte '''städtebaulicher Kriminalprävention''', die aus dem angloamerikanischen Raum übernommen wurden, ohne sie dem deutschen Kontext anzupassen, einerseits geringe Aktzeptanz der Maßnahmen finden und sie  andererseits ihre Potentiale in der deutschen Präventionskultur aufgrund der mangelnden Passgenauigkeit nicht entfalten können. In der Hoffnung, dass damit an den Wurzeln des Problems angesetzt wird, würde in Deutschland die Kriminalprävention meist auf soziale Maßnahmen enggeführt (vgl. Schubert et al. 2009: 1 ff).
 
 
Nach den Erkenntnissen über Wirkungen kriminalpräventiver Maßnahmen wird davon ausgegangen, dass "Sicherheit in einem Stadtquartier nicht über eine einzelne Strategie, sondern über ein integriertes Bündel von Handlungsformen bewerkstelligen lässt". Dies bedeutet insbesondere, dass "die Polizei und die anderen am Planungs- und Bauprozess beteiligten Einrichtungen sich nicht damit begnügen können, lediglich unter Sicherheitsaspekten akzeptable Bau- und Gestaltungsstandards umzusetzen" (vgl. H. Pfeiffer 2006: 10 ff).
 
 
Konzepte '''städtebaulicher Kriminalprävention''', die aus dem angloamerikanischen Raum übernommen wurden, ohne sie dem deutschen Kontext anzupassen, finden einerseits geringe Aktzeptanz der Maßnahmen, andererseits können sie ihre Potentiale in der deutschen Präventionskultur aufgrund der mangelnden Passgenauigkeit nicht entfalten. In der Hoffnung, dass damit an den Wurzeln des Problems angesetzt wird, wird in Deutschland die Kriminalprävention meist auf soziale Maßnahmen enggeführt (vgl. Schubert et al. 2009: 1 ff).




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