Kriminalprävention im Städtebau: Unterschied zwischen den Versionen

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'''3.Täterorientierter Raum-Selektionsansatz''': Nach Paul und Patricia Brantingham (1975) selektieren Täter nach einem Muster innerhalb ihrer persönlichen Aktionsradien  geeignete Tatorte für Einbruchdiebstähle in einer "Raum-Selektionstheorie" : Sie stellen bei der Auswahl ihrer Opfer oder Objekte rationale Überlegungen an, wobei das Motiv des Täters, ein geeignetes Ziel und die Zugänglichkeit eine besondere Rolle spielen. Täter wählen Schritt für Schritt ihr Opfer sehr bewusst nach ökonomischen Kriterien: Entdeckungsrisiko, Nutzen aus der Tat, Überwindung von Hindernissen, pp.
'''3.Täterorientierter Raum-Selektionsansatz''': Nach Paul und Patricia Brantingham (1975) selektieren Täter nach einem Muster innerhalb ihrer persönlichen Aktionsradien  geeignete Tatorte für Einbruchdiebstähle in einer "Raum-Selektionstheorie" : Sie stellen bei der Auswahl ihrer Opfer oder Objekte rationale Überlegungen an, wobei das Motiv des Täters, ein geeignetes Ziel und die Zugänglichkeit eine besondere Rolle spielen. Täter wählen Schritt für Schritt ihr Opfer sehr bewusst nach ökonomischen Kriterien: Entdeckungsrisiko, Nutzen aus der Tat, Überwindung von Hindernissen, pp.
Während Jeffery erkannte, dass nicht die äußeren Umweltbedingungen allein ursächlich für [[Kriminalität]] sein konnte, sondern nach seinem Verständnis auch „psychobiologische“ Effekte und die Wechselwirkungen zwischen beiden, fand diese Erkenntnis in großen Teilen der Literatur sowie auf das urspüngliche CPTED-Konzept aufbauende Ansätze keine Berücksichtigung  (Jeffery 1996: 1).




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Rolinski widerlegte die These von Newman. Er kam innerhalb seiner Studien zu Hochhäusern in München (1980: 47) zu dem Ergebnis, dass trotz Fehlens von `Defensible-space-Merkmalen in Hochhäusern (zehn Geschosse und mehr), sich nicht  wesentlich mehr Delikte als in Mehrfamilienhäusern (fünf Geschosse und weniger) mit vorhandenen Defensible-space-Merkmalen ereignen. Er führte dies auf soziologisch bedingte Umstände zurück, die sich in den USA anders als in Deutschland darstellten (1980: 200 ff.).
Rolinski widerlegte die These von Newman. Er kam innerhalb seiner Studien zu Hochhäusern in München (1980: 47) zu dem Ergebnis, dass trotz Fehlens von `Defensible-space-Merkmalen in Hochhäusern (zehn Geschosse und mehr), sich nicht  wesentlich mehr Delikte als in Mehrfamilienhäusern (fünf Geschosse und weniger) mit vorhandenen Defensible-space-Merkmalen ereignen. Er führte dies auf soziologisch bedingte Umstände zurück, die sich in den USA anders als in Deutschland darstellten (1980: 200 ff.).
Während Jeffery erkannte, dass nicht die äußeren Umweltbedingungen allein ursächlich für [[Kriminalität]] sein konnte, sondern nach seinem Verständnis auch „psychobiologische“ Effekte und die Wechselwirkungen zwischen beiden, fand diese Erkenntnis in großen Teilen der Literatur sowie auf das urspüngliche CPTED-Konzept aufbauende Ansätze keine Berücksichtigung  (Jeffery 1996: 1).




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Populäre Bedeutung hat der Broken-Windows-Ansatz insbesondere mit der Politik der Zero-Tolerance (Null Toleranz), New York, Mitte der 1990er Jahre erlangt. Die Strategie des »Wehret den Anfängen« legt den Schwerpunkt auf die formelle [[soziale Kontrolle]] der incivilities und bezieht sich damit nur auf einen Teilaspekt des [[Broken Windows]]-Ansatzes.  Mit dem Konzept des [[Community Policing]] hingegen wird der zentrale Gedanke des Broken-Windows-Ansatzes, die Stärkung der informellen sozialen Kontrolle in einem Viertel, aufgegriffen. (vgl. Häfele /Lüdemann 2006:273 ff. ). Einer Übertragbarkeit auch in Deutschland stehen spezifische Rahmenbedingungen amerikanischer Großstädte sowie die politische Frage der Verhältnismäßigkeit entgegen (vgl. Bässmann / Vogt 1997:24).
Populäre Bedeutung hat der Broken-Windows-Ansatz insbesondere mit der Politik der Zero-Tolerance (Null Toleranz), New York, Mitte der 1990er Jahre erlangt. Die Strategie des »Wehret den Anfängen« legt den Schwerpunkt auf die formelle [[soziale Kontrolle]] der incivilities und bezieht sich damit nur auf einen Teilaspekt des [[Broken Windows]]-Ansatzes.  Mit dem Konzept des [[Community Policing]] hingegen wird der zentrale Gedanke des Broken-Windows-Ansatzes, die Stärkung der informellen sozialen Kontrolle in einem Viertel, aufgegriffen. (vgl. Häfele /Lüdemann 2006:273 ff. ). Einer Übertragbarkeit auch in Deutschland stehen spezifische Rahmenbedingungen amerikanischer Großstädte sowie die politische Frage der Verhältnismäßigkeit entgegen (vgl. Bässmann / Vogt 1997:24).


Die objektive Häufigkeit von Incivilities hat keinen signifikanten Effekt auf [[Kriminalitätsfurcht]]. Eine Mehrebenenanalyse zeigte, dass die perzipierten Incivilities positiv auf die Kriminalitätsfurcht wirken und die beobachteten Incivilities keinen Effekt auf die Kriminalitätsfurcht haben. Angesichts der kontroversen Debatte um Incivility-Ansätze kann die Studie als ein erster Schritt zur Beantwortung der Frage betrachtet werden, wie perzipierte und beobachtete Incivilities zusammenhängen und wie diese auf Kriminalitätsfurcht wirken (Häfele/Lüdemann 2006: 273 ff.).
Einer empirischen Überprüfung der "Broken Windows"-Theorie durch das Institut für Sicherheits- und Präventionsforschung (ISIP) [http://www.isip.uni-hamburg.de/index.php?option=com_content&view=article&id=69:lincivilitiesr-sozialkapital-] zufolge hat die objektive Häufigkeit von Incivilities keinen signifikanten Effekt auf [[Kriminalitätsfurcht]]. Eine Mehrebenenanalyse zeigte, dass die perzipierten Incivilities positiv auf die Kriminalitätsfurcht wirken und die beobachteten Incivilities keinen Effekt auf die Kriminalitätsfurcht haben. Angesichts der kontroversen Debatte um Incivility-Ansätze kann die Studie als ein erster Schritt zur Beantwortung der Frage betrachtet werden, wie perzipierte und beobachtete Incivilities zusammenhängen und wie diese auf Kriminalitätsfurcht wirken (vgl. Häfele/Lüdemann 2006: 273 ff.).




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Den Erkenntnissen über Wirkungen kriminalpräventiver Maßnahmen zufolge wird davon ausgegangen, dass "Sicherheit in einem Stadtquartier nicht über eine einzelne Strategie, sondern über ein integriertes Bündel von Handlungsformen bewerkstelligen lässt". Dies bedeutet insbesondere, dass "die Polizei und die anderen am Planungs- und Bauprozess beteiligten Einrichtungen sich nicht damit begnügen können, lediglich unter Sicherheitsaspekten akzeptable Bau- und Gestaltungsstandards umzusetzen" (vgl. H. Pfeiffer 2006: 10 ff).
Nach den Erkenntnissen über Wirkungen kriminalpräventiver Maßnahmen wird davon ausgegangen, dass "Sicherheit in einem Stadtquartier nicht über eine einzelne Strategie, sondern über ein integriertes Bündel von Handlungsformen bewerkstelligen lässt". Dies bedeutet insbesondere, dass "die Polizei und die anderen am Planungs- und Bauprozess beteiligten Einrichtungen sich nicht damit begnügen können, lediglich unter Sicherheitsaspekten akzeptable Bau- und Gestaltungsstandards umzusetzen" (vgl. H. Pfeiffer 2006: 10 ff).




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