Kriminalprävention im Städtebau: Unterschied zwischen den Versionen

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===Deutschland===
===Deutschland===
Lag bzw. liegt der Schwerpunkt im Zusammenhang mit sicherem Wohnen in Deutschland bislang überwiegend in der technischen Sicherung, so sind zunehmend Entwicklungen festzustellen, die das Wohnumfeld, Quartier, Stadtteil oder die Stadt / Gemeinde  [http://www.polizei.schleswig-holstein.de/internet/DE/VorbeugungBeratung/Staedtebau/__download/sachstandsbericht,templateId=raw,property=publicationFile.pdf] bzw. die Landesebene [http://cdl.niedersachsen.de/blob/images/C14126285_L20.pdf] betreffen. Hierbei sind Tendenzen erkennbar, die nicht ausschließlich auf räumlich-gestalterische Aspekte verharren, sondern auch sozialräumliche Faktoren berücksichtigen [http://www.bpb.de/publikationen/OSCVRX,3,0,Sicherheit_durch_pr%E4ventive_Stadtgestaltung_Deutschland_und_Gro%DFbritannien.html#art3].
Seit den 1990er Jahren werden in Deutschland Zusammenhänge von Städtebau und Sicherheit, die Übertragung des Defensible-Space-Ansatzes sowie die kriminalpräventive Siedlungsgestaltung analog des CPTED-Designs thematisiert, die die [[situationale Kriminalprävention]] betrifft. Es entwickelten sich zunehmend Verlagerungstendenzen von einem täterorientierten Ansatz zur Beeinflussung von Tatgelegenheitsstrukturen. Analog der Trends in den USA ("'''community [[policing]]'''") sowie in Skandinavien wurden kooperative Sicherheitskonzepte auf lokalen Ebenen entwickelt. Es entstanden in Deutschland über 2000 Präventionsräte, der Schwerpunkt im Kontext städtebaulicher Kriminalprävention lag (bzw. liegt) allerdings in der technischen Einbruchsprävention. So entstanden zunächst Netzwerke, die - nach niederländischem Vorbild ("Veilig Wonen") - lediglich auf technische Einbruchssicherheit begrenzt waren bzw. sind.  
Seit den 1990er Jahren werden in Deutschland Zusammenhänge von Städtebau und Sicherheit, die Übertragung des Defensible-Space-Ansatzes sowie die kriminalpräventive Siedlungsgestaltung analog des CPTED-Designs thematisiert, die die [[situationale Kriminalprävention]] betrifft. Es entwickelten sich zunehmend Verlagerungstendenzen von einem täterorientierten Ansatz zur Beeinflussung von Tatgelegenheitsstrukturen. Analog der Trends in den USA ("'''community [[policing]]'''") sowie in Skandinavien wurden kooperative Sicherheitskonzepte auf lokalen Ebenen entwickelt. Es entstanden in Deutschland über 2000 Präventionsräte, der Schwerpunkt im Kontext städtebaulicher Kriminalprävention lag (bzw. liegt) allerdings in der technischen Einbruchsprävention. So entstanden zunächst Netzwerke, die - nach niederländischem Vorbild ("Veilig Wonen") - lediglich auf technische Einbruchssicherheit begrenzt waren bzw. sind.  


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Neben übergeordneten - auf Landesebene - etablierten Steuerungs- und Lenkungsmechanismen gibt es vier kommunale Handlungsebenen städtebaulicher Kriminalprävention:
Neben übergeordneten - auf Landesebene - etablierten Steuerungs- und Lenkungsmechanismen gibt es vier kommunale Handlungsebenen städtebaulicher Kriminalprävention:


[[Bild:Folie2.jpg]]
[[Bild:Folie2.jpg]]




'''1. Ebene: Stadt bzw. Gemeinde'''
===='''1. Ebene: Stadt bzw. Gemeinde (Kooperationen, Methodiken, Dialogsysteme)'''====


Die Bildung von interdisziplinären Kooperationen (z. B. "Sicherheitspartnerschaften") auf kommunalen Ebenen zwischen Polizei und Städten bzw. Gemeinden wird als Erfolgsfaktor zur Umsetzung der „Kriminalprävention durch Stadtplanung und Design“ betrachtet. Sie bieten darüber hinaus die Möglichkeit der Benennung gemeinsamer Ziele, Handlungsfelder und Vereinbarungen von Verfahrensabläufen sowie Methodiken. Dadurch können standardisiert kriminalpräventive Aspekte in unterschiedlichen Planungsphasen in einem formellen bzw. informellen Dialog Berücksichtigung finden.
Die Bildung von interdisziplinären Kooperationen (z. B. "Sicherheitspartnerschaften") auf kommunalen Ebenen zwischen Polizei und Städten bzw. Gemeinden wird als Erfolgsfaktor zur Umsetzung der „Kriminalprävention durch Stadtplanung und Design“ betrachtet. Sie bieten darüber hinaus die Möglichkeit der Benennung gemeinsamer Ziele, Handlungsfelder und Vereinbarungen von Verfahrensabläufen bzw Dialogsysteme sowie Methodiken. Dadurch können standardisiert kriminalpräventive Aspekte in unterschiedlichen Planungsphasen in einem formellen bzw. informellen Dialog Berücksichtigung finden.


Die '''Erfolgsfaktoren''' für die Umsetzung der historisch gewachsene „Kriminalprävention durch Stadtplanung und Design“ kennzeichnen folgende vier kombinierte Faktoren:
Die '''Erfolgsfaktoren''' für die Umsetzung der historisch gewachsene „Kriminalprävention durch Stadtplanung und Design“ kennzeichnen folgende vier kombinierte Faktoren:
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4.  '''Verbindlichkeit'''
4.  '''Verbindlichkeit'''
=====Sicherheitsverträglichkeitsprüfung - Scoping=====






'''2. Ebene: Ortsteil, Quartier, Bezugsraum'''
===='''2. Ebene: Ortsteil, Quartier, Bezugsraum (Quartiersmanagement, Analysen, Audits, Lagebilder zur städtebaulichen Kriminalprävention'''====


Eine hohe Bedeutung hat der Raum, der in einem engen räumlichen Bezug zueinander steht und z. B. ein Quartier bildet. Wahrnehmung, Orientierung, Zustand, Mobilität, Frequentierung, Mischung, Image, soziale Netzwerke und Infrastruktur wirken auf Bewohner, Nutzer sowie tatgeneigte Personen, erzeugen Rückkoppelungseffekte und können benachteiligende Prozesse sowie Devianz beeinflussen.
Eine hohe Bedeutung hat der Raum, der in einem engen räumlichen Bezug zueinander steht und z. B. ein Quartier bildet. Wahrnehmung, Orientierung, Zustand, Mobilität, Frequentierung, Mischung, Image, soziale Netzwerke und Infrastruktur wirken auf Bewohner, Nutzer sowie tatgeneigte Personen, erzeugen Rückkoppelungseffekte und können benachteiligende Prozesse sowie Devianz beeinflussen.
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=====Kriminalpräventives Lagebild=====


'''3.Ebene: Baugebiet, unmittelbare Nachbarschaft'''


Prinzipien eines sozialen (nachbarschaftlichen) Miteinanders, Identifizierung mit dem unmittelbaren Wohnumfeld, Verantwortung für das Wohnumfeld, Aufenthaltsqualität, Frequentierung, Orientierungsmöglichkeiten, Instandhaltung, Konfliktregulierungsmöglichkeiten, Mobilität und soziale Kontrolle sind zentrale Faktoren, die bestehende Problemlagen und Konfliktsituationen beeinflussen aber auch situative Bedingungen für Devianz unmittelbar beeinflussen können.
'''4. Ebene: Gebäude, Haus, Wohnung'''
Auf dieser (Mikro-)Ebene kommt die Einbruchsprävention zur Anwendung. Relevante Faktoren sind Verhaltensprävention, eine Gestaltung des Gebäudes bzw- Grundstückes unter Wahrung von Sichtbeziehungen auf das Wohnumfeld, gesicherte Abstellmöglichkeiten für Fahrzeuge, Beleuchtungsaspekte, Überschaubarkeit und "Verteidigungsfähigkeit" des Wohnumfeldes (vgl. defensible space) sowie technische Einbruchhemmungsmechanismen für Gebäudeöffnungen (Fenster, Türen, pp.) sowie Brandschutz (Rauchmelder). Siehe dazu Informationsangebot der Polizei: [http://einbruchschutz.polizei-beratung.de/].


===='''3.Ebene: Baugebiet, unmittelbare Nachbarschaft''' (Partizipation, soziale Netzwerke, Informationssteuerung) ====


Prinzipien eines sozialen (nachbarschaftlichen) Miteinanders, Identifizierung mit dem unmittelbaren Wohnumfeld, Verantwortung für das Wohnumfeld, Aufenthaltsqualität, Frequentierung, Orientierungsmöglichkeiten, Instandhaltung, Konfliktregulierungsmöglichkeiten, Mobilität und soziale Kontrolle sind zentrale Faktoren, die bestehende Problemlagen und Konfliktsituationen beeinflussen aber auch situative Bedingungen für Devianz unmittelbar beeinflussen können.




===Instrumente städtebaulicher Kriminalprävention===


'''4. Ebene: Gebäude, Haus, Wohnung (Einbruchsprävention)'''


 
Auf dieser (Mikro-)Ebene kommt die Einbruchsprävention, also die Vermeidung von Einbruchdiebstählen [http://wikipedia.org/wiki/Einbruch] in Wohnungen, Häusern oder Gebäuden [http://www.polizei-beratung.de/vorbeugung/diebstahl_einbruch/einbruchsdiebstahl/] zur Anwendung. Relevante Faktoren sind Verhaltensprävention, eine Gestaltung des Gebäudes bzw- Grundstückes unter Wahrung von Sichtbeziehungen auf das Wohnumfeld, gesicherte Abstellmöglichkeiten für Fahrzeuge, Beleuchtungsaspekte, Überschaubarkeit und "Verteidigungsfähigkeit" des Wohnumfeldes (vgl. defensible space) sowie technische Einbruchhemmungsmechanismen für Gebäudeöffnungen (Fenster, Türen, pp.) sowie Brandschutz (Rauchmelder). Siehe dazu Informationsangebot der Polizei: [http://einbruchschutz.polizei-beratung.de/].
 
====Stadtplanung====
Stadtplanung[http://www.de.wikipedia.org/wiki/Stadtplanung]
 
 
 
====Kriminalpräventives Lagebild====




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'''"Beccaria: In 7 Schritten zum erfolgreichen Präventionsprojekt"'''
'''"Beccaria: In 7 Schritten zum erfolgreichen Präventionsprojekt"'''
====Einbruchsprävention====
Lag bzw. liegt der Schwerpunkt im Zusammenhang mit sicherem Wohnen in Deutschland bislang überwiegend im Bereich der den Mikrobereich städtebaulicher Kriminalprävention betreffenden Vermeidung von Einbruchdiebstählen [http://wikipedia.org/wiki/Einbruch] in Wohnungen, Häusern oder Gebäuden [http://www.polizei-beratung.de/vorbeugung/diebstahl_einbruch/einbruchsdiebstahl/], so sind zunehmend Entwicklungen festzustellen, die das Wohnumfeld, Quartier, Stadtteil oder Stadt (Mesoebene) [http://www.polizei.schleswig-holstein.de/internet/DE/VorbeugungBeratung/Staedtebau/__download/sachstandsbericht,templateId=raw,property=publicationFile.pdf] bzw. die Landesebene [http://cdl.niedersachsen.de/blob/images/C14126285_L20.pdf] betreffen. Hierbei sind Tendenzen erkennbar, die nicht ausschließlich auf räumlich-gestalterische Aspekte verharren, sondern auch sozialräumliche Faktoren berücksichtigen [http://www.bpb.de/publikationen/OSCVRX,3,0,Sicherheit_durch_pr%E4ventive_Stadtgestaltung_Deutschland_und_Gro%DFbritannien.html#art3].
===Sicherheitsverträglichkeitsprüfung - Scoping===




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